Kaschauer Zeitung, Juli-September 1886 (Jahrgang 48, nr. 75-113)

1886-09-16 / nr. 107

; KASSA-EPERJESS­E Bram­merationspreis ohne „Zü­nfte. Unterhaltungsblatt" ganzjährig fl. 5.—, Halbjähr. fl. er. vierteljähr. 51 fl. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige.­ür Kaschau ; Bellasanversendung: ganzi. 1.6.60, „ 1.33 „ Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Bet­tzeile oder k­ück deren Raum XLVIILT. Jahrgang 1 3 Kas­­hauer 3 mit 2 RTELITO. Erscheint jeden Dienstag, | Donnerstag 65 und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. I­n Kaschau, Samstag, 18. Septemer.­eilung. Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. X. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 . 4.30, 2 fl. 2.15 " Für Kasch an ; Mit Postversendung : ganzj. fl. 8.60. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. * - . - : | Neueste Nachrichten. Ungarn. Budapest. Minister-Präsident Kolo­­man Tipa und der Minister für Kroatien Koloman B­e­­dekovich sind am 16. b. Morgens hierher zurückgekehrt. Rußland. Petersburg. General Kaulbars wurde zum diplomatischen Agenten (nicht zum Kommissär) in Sophia ernannt und begab sich bereits auf seinen Posten. Die Entsendung desselben wird in Berlin abfäl­­lig beurtheilt. wozirende Natur Kaulbars wird als eine pro­­bezeichnet.­­ Die Erregung der russischen Presse hat sich in Folge der Wahrnehmung gelegt, daß die Haltung der meisten Kabi­­nete Rußland gegenüber keine feindselige sei- Nur auf England blieb­ man mit fortgelegtem Mißtrauen. Die „Moskowskija Wjedomosti“ weist die Annahme zurück, daß Rußland die von ihm befreiten Orientlän­­der anmertiren wollte; im Gegentheil, die In­­teressen Rußlands erheischen, daß keine fremde Einmischung dortselbst stattfände. Deutschland. Berlin. Der Reichstag wurde am 16. d. vom Staatssekretär Bötticher eröffnet; verhandelt wurde nur der deutsch-spanische Handelsvertrag.­­ Dänemark. Kopenhagen. Die Kandid­a­­tur des Prinzen Waldemar von Däne­­mark für den bulgarischen Fürstenthron ist definitiv a­u­f­­gegeben, da die öffentliche Meinung in Kopenhagen Hereinziehung Dänemarks in die Welthändel nicht wünscht. die Großbritannien. London. binet legt besonders auf drei Punkte Werth! Das englische Ka- Das Unter­­lassen russischer Separatschritte in Bulgarien, die dort Sorge für die Unabhängigkeit und Freiheit weden könnten; die W­a­h­l einer nicht blos Ruß­­land, sondern auch Europa beruhigenden Per­­sönlichkeit zum Fürsten; die Aufrechter­­haltung der internationalen Verträge. Frankreich. Paris. Grevy unterzeichnete das Dekret, durch welches die Anstifter des Strikes in Decazeville Ducquercy und Roche b­egna­digt werden. Aus dem Vatican. Angesichts der vielfachen Fra­­gen praktischer Natur, welche die sofortige Ausführung des päpstlichen Planes bezüglich Chinas hervorrufen würde und „ebensowohl den gewissen Besorgnissen und Wünschen der französischen Katholiken als auch den jüngsten Mittheilungen aus China Rechnung tragen“, hat der Papst beschlossen, die Entsendung eines außerordentlichen Legaten nach China zu vertagen. Türkei. Constantinopel. Alle Mächte ha­­ben das Rundschreiben der Pforte über Bul­­garien in günstigem Sinne beantwortet und versichert, daß seine Macht Bulgarien­ militärisch offupi­­eiren werde. Serbien. Belgrad. In Serbien herrscht keinerlei Aufregung und Alles bewegt sich im normalen Geleise, welche Thatsache in der vom König Milan unternommenen Badereise zu Tage tritt. — Am 10. d. hat der erste serbische­­ Juristentag stattgefunden und wurde das erste serbische Schüppenfest gefeiert. — Eine Gesellschaft des hei­ligen Sava hat sich konstituirt, deren Hauptbestimmung 3 ist, Bildung und Kultur in Alt-Serbien zu ver­­breiten und dort das serbische Nationalgefühl zu stärken. Bulgarien. Sophia. Die Demission Nikifo­­xow'8 und Panow's, denen ihre Offiziere die Theilnahme am­­ P­utsche vorhielten, wurde angenommen. Zankow hat noch nicht demissionirt. In der Besprechung der Sobranje-Mitglieder verlangte die Regierung, der bisherige Usus der Absendung eines B­e­­grüßungs­-Telegramms an den Czar möge beibehalten werden. Nach einer heftigen, sechs Stunden wäh­­rend Debatte wurde beschlossen, dem Wunsche der Regierung zu entsprechen, doch wird das Telegramm von politisch be­­deutungslosem Inhalt sein. — Die bulgarische Regierung ist in authentischer Weise davon verständigt worden,­­daßODesterreich-Ungarn unter keinen Um­­fänden eine russi­jdge Okkupation Bul­­gariens gestatten werde. Aber das Intimat des Ministers für Cultur- und Un­­terricht in Sache der Führung von isr. Matrikeln wurde be­­stimmt dem betreff, Stuhlrichter aufzutragen, Verfügungen zu treffen, auf daß die Confessiong-Gemeinden S­z­in­a und Nagy - Ida als eigene Matrikel-Sprengel constituirt würden. Das Circular des Justizministeriums, das Vorgehen der Justizbehörden erster Instanz und der kön. Staatsan­­waltschaften in Criminal-Sachen der Beamten, Gemeinde- Vorstände 2c. betreffend, wurde mit dem Ausspruche erledigt, dasselbe in Ab­schrift jedem­­ Mitgliede des Verwaltung3-Aus­­schusses und auch den Comitat3-Notaren auszufolgen. Ueber die Wahl in Z3ad­any, wornach die dortige isr. Confession8-Gemeinde sich zum Matrikel-Führer den Isak Kohn nahm, was seitens des Verwaltung3-Ausschusses seiner Zeit nicht genehmigt, sondern in Folge Recurses der Ge­­meinde zur Entscheidung der Regierung unterstellt wurde, hat nun der Ausschuß bestimmt, von dem die Genehmigung der Wahl enthaltenden Ministerial-Intimat sowohl Isak Kohn, der aber von der Regierung einstweilen nur als prov. Matrikelführer anerkannt ist, als auch den Stuhlrichter des Bezirkes F­ü­r­6­r, vor dem Kohn zu Ende des Jah­­res die vorgeschriebene Prüfung zu bestehen haben wird und den Gemeinde-vorstand Adolf Böhm zu verständigen. Der Bericht des C38 erehrter Stuhlrichters über seine Verfügungen zur Hebung der Viehzucht und auch der über das Dynamit-Attentat in Reka und Unter-Me­­benseifen dienten zur Kenntniß.­­­Der Stuhlrichter wurde nämlich in Folge Interpellation seitens des Mitgliedes Joseph­ A­l­t­h­aus der früheren Sitzung zu dieser Berichter­­stattung eigens aufgefordert.) Dem Expeditor Stephan Pultzner wurde behufs Herstellung seiner Gesundheit ein 3--4 wöchentlicher Urlaub zugewährt. Ueber die Appellation des Nikolaus Bo­d war gegen­ die Entscheidung des Forstjubeomu­ss wurde beschlossen, dieselbe der Regierung vorzulegen, gegen Bodnar aber zugleich eine Buße von 25 fl. festzusezen wegen der in der Appellation enthaltenen ungebührlichen und die Behörde beleidigenden Ausdrücke. In Abwesenheit des kön. Staatsanwaltes Jos. Paksy wurde auch dessen Referat vom Ober-Notar Lad. H­a­m­­mers­berg vorgetragen. Laut demselben betrug die Anzahl der im Gefängniß des Gerichtshofes befindlichen bereits ver­­urtheilten Sträflinge 103 männl. und 20 weibl. Geschlechts. In Untersuchungshaft befanden sich im Aug. 32 Männer. Solche, die gegen das Urtheil erster Instanz Appellationen eingelegt hatten, sind 18 männl. und 2 weibl. Geschlechts. (Im Ganzen waren im Gefängnisse während des Monats August 153 Männer und 22 Frauenzimmer.) Gestorben ist ein einziger Sträfling, Johann V­a­r­ga. Die Arbeitstage der Sträflinge machten bei den verschied. Behörden 372 und zu Gunsten der Fabrik des Josias Eisler 1117*?­, aus. Die Erwerbssumme hiebei beträgt 156 fl. 86 kr., von welcher 115 fl. 75 fl. dem Aerar und 41 fl. 11 kr. den Sträflingen zukommen. Gegen die Verköstigung der Sträflinge wurde keine Klage erhoben. Auch kam kein einziger Fall einer Disciplinar-Bestrafung vor. Dieses Referat diente zur Kenntniß. Auf Grund der Proposition des Referenten in Militär- Sachen, Thomas K­a­r­sa, wurde bestimmt, bei der General- Versammlung des Municipiums die­­ Bestimmung zu bean­­tragen, daß als Grundlage der Zugewährung der Entlassung vom Militärverbande ein Guts-Complex dienen möge, mit nicht mehr als 250 fl. jährlichen Einkommens. Das Gesuch des Belogder Lehrers Johann Kelemen um Concedirung einer Eheschließung wurde abgewiesen. Folgenden Militaristen wurde die Entlassung zuge­­sprochen : Johann Var­kö aus Him, Andreas Hutkai aus Paßtafalu, Stephan Egerváry aus Szántó, Stephan Peter aus Sap, Johann Magyary aus Nagy-Bölva, „Johann Blattny aus Sz.­András “(aus dem Honved-Verbande) und Michael Richl aus Felsö- Olc­vár (gleichfalls aus dem Honve­d-Verbande). Zu Gunsten des Emerich Batko aus St.­Andräs wurde ausgesprochen, die Gestattung der vom selben ange­­suchten exceptionellen Ehelicenz bei der Regierung zu be­­antragen. (Schluß folgt.) Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten:­­­­ Wahl in Sepfi. Bei der am 15. September im Sepfier Wahlbezirke stattgehabten Wahl wurde der Kandidat der Unabhängigkeits-Partei, der Grundbesitzer Herr Eduard Szislay ohne Gegenkandidaten einstimmig zum Abgeordneten gewählt. — Herr Julius Benczur, unser berühmter Lands­­mann, hat vom Deutschen Kaiser anläßig um die Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin seiner Verdienste die große Medaille für Kunst erhalten. — Herr Major Alexander Müller, derzeit in Wien beim Tf. f. obersten Rechnungshofe angestellt und als Redakteur der „Armee und Marinezeitung“ auch öffentlich verdienstvoll thätig, ist vor einigen Tagen hier angekommen, um von hier nach Nadassa zum Besuch der gräflich Hadik'= schen Familie zu fahren, von wo derselbe vor vorgestern wie­ der hierher in den Kreis seiner vielen hiesigen Freunde zu­­rückfehrte, die ihn alle herzlichst gerne wiedersahen. Vorgestern reiste Herr Major Müller wieder nach Wien ab. — Herr Alexander Mihot, Hilfsimter-Direktor im k. u. Handelsministerium, der fleißige Verfasser des „Com­­paß“, ist vorgestern zum Besuche seiner hiesigen­­ Verwandten und Bekannten angekommen und hat sich über den sichtbaren Fortschritt Kaschaus, besonders was Bauten anbelangt, sehr lobend ausgesprochen. 5 . Graf Johann Hadik, k. k. Hußarenlieutenant, derzeit in Palanka (Slavonien), hatte ein Säbel-Duell mit dem Reservelieutenant Nikolaus K­o­s­a, das bis zur Kampf­­unfähigkeit währen sollte ; er zerhielt dabei seinem Gegner den ‚rechten Arm, daß sogar die Knochen zerschmettert wurden. — Todesfall. Am 17. verstarb hier die Gattin des Comitat38-Oberrechnungsrevidenten Herr Gustav 3­0­6­b.de F­a­n­­cial Frau Louise geb. Fancsali, im 48. Lebensjahre, dem 29. ihrer Ehe und wird morgen den 19. um 4 Uhr Nachm. vom Trauerhause Nr. 23 Fleischergasse am evangel. Friedhofe begraben. — Die hies. Handels- und Gewerbekammer hält Montag den 20. um 3*­. Uhr Nachm. die ordentliche Generalversammlung ab, in welcher die eingelaufenen Mini­­sterial-Erlässe, die Mildereiausstellungs- An­­gelegenheit und das 1887­er Budget verhandelt werden. — Verlobung. Herr Josef Grünewald, In­genieur, verlobte sich mit Fräulein Rosa R­ic­k­y, Tochter der Frau Witwe Ricky hier. — Trauung. Am 25. d. findet die Trauung des städt. Beamten Herrn Michael Po­nev ät­s mit Fräulein Irene Hennel in Göllniz statt. — Anerkennung. Erwünscht ist es jedenfalls, daß­ Militär und Landvolk in möglichst bester Eintracht und Brüs­­derlichkeit lebe. Befördert wird dieser Zustand zumeist durch das regelrechte friedliche Verhalten des Militärs. Mit Freu­­den registriren wir die schöne Thatsache, wornach die in Szeplar einquartirte 6. Es­cadron der 7 Uhlanen-Divi­­sion während der Herbstmanöver ein über alle Einwendung stehendes, tadelloses Verhalten beobachtet hatte. Die Ehre hiefür gebührt in ersten Reihe dem die Escadron comman=­direnden ritterlichen Offizier, dann den Unteroffizieren, aber auch der Mannschaft. Herzlich gerne gewähren wir Raum dem Ausdrude dieser Anerkennung und des uns zur Ver­­­öffentlichung mitgetheilten Dankes. ; ő = Der Ausflug nach Paris, welchen das­­ Fahr­­karten-Bureau der ungarischen Staatsbahnen arrangirt, wurde wegen der Cholera auf Die bisherigen Subskriptionen Ende Oktober verschoben. behalten ihre Giftigkeit, auch werden weitere Vormerkungen entgegen genommen.­­ — Theater. Nach einem eingesehenen Telegramme hat Herr Jakob mit Fräulein Marietta v. Erdélyi, sowie auch mit deren Schwester Frl. Gisella Kontrakt abgeschlossen. Frau Emilie Bajor ist bei Herrn­ Mo­sony für Temesvár engagirt. . In derselben Gesellschaft finden wir auch die alten Bes­kannten Frau Ebergönyi und Herrn Aurel Follinus.­­ Kontrollversammlung. Am 21. Oktober 8 Uhr Früh findet in der Honved-Infanteriekaserne die Kon­­trollversammlung und am 18. November die Nachtragskon­­trolle statt.­­ Hiezu haben alle sich hier aufhaltenden Urlauber und Reservisten (ob gemeinsam oder Honved) zu erscheinen, welche 1886 nicht aktiv dienten und auch­ an den Mandöver­ dieses Jahres nicht Theil nahmen. — Die Chansonettensängerin Charlotte Schiff, welche kürzlich auf ihrer Provinztournee mit der Mis­­fold­er Orpheumgesellschaft Hier auftrat, hat ihr Verdienst, das ihr durch ihre Vorstellungen zuging, dazu verwendet, um ihren Geliebten, den Raubhmörder Ernst Ples­­singer aus dem Pester Komitatsgefängnisse zu befreien; derselbe ist auch am 14. glücklich durchgebrannt und war am 15. b. Morgens bei Frl. Schiff auf Besuch.­­ Er muß ein erhabenes Gefühl für die hiesigen Kauf­­macher dieser Dame der Gedanke bilden, von einer so aus­­gezeichneten Person in den Bereich ihrer Zuneigung einbezogen gewesen zu sein.­­ ER — Hotel Schalthäz wird derzeit großartigen Renov pirungen unterworfen ; die Malerei im Conzert- und Ballsaale geht ihrer Vollendung entgegen und Herr Szab hat uns hier den schönsten Beweis seiner Künstlerschaft geliefert. Jedermann wird überrascht sein, wenn er den neugemalten : 5 wet TER Verwaltungs-Aussc­huß-Sitzung des Abauj - Tornacr Komitats - Munizipiums. Präses der Obergespan Emerich von Darvas. Nach Eröffnung der Situng wurde der Bericht des Vicegespans über den Gang der Gesammtadministration im Monat Aug. vorgelegt, verlesen und zur Kenntniß genommen. In der­ Regale-Verkürzungs-Angelegenheit des in der Gemeinde B­u 3­i­t­a wohnenden Regale-Pächters Moriz Fuchs gegen die Spirituosen-Händlerin Frau Adolf Fuchs, geb. Aufricht, wurde deren Appellation gegen die Entscheidung zweiter Instanz abgewiesen und somit diese Entscheidung auch in dritter Instanz genehmiget und ihre Spirituosen konfizirt. Zu Gunsten des Cancellisten Korponay wurde ein Urlaub bewilligt.­ ­­­ Abgehalten am 16. 1. M. Lokal-Nachrichten. — Ernennung. Der kön. ung. Minister für Land­­wirthschaft, Gewerbe und Handel hat den Wanderlehrer für Flachsproduction, Julius Haz3lin3zky, zum ordentl. Lehrer an der Kaschauer kön. ung. landwirthschaftlichen Lehr- Anstalt ernannt. — Abts-Einweihung. Am 16. b. wurde in der hiesigen Franziskanerkirche der hochw. Domherr Dr. Franz Pagach zum Abte geweiht. — Pfarr-Uebergabe. Am 16. b. fand zu Felsö- Töfss die feierliche Uebergabe des Pfarramtes an Se. Hochw. Herrn Alexander Makowvics statt, welcher im Namen der Stadt Kaschau als Patronin Herr Magistratsrath Josef T­im­to, sowie auch mehrere Bürger der Stadt, deren Ein­­geborener der neue Herr Pfarrer ist, anwohnten.­­ | ; .

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