Kaschauer Zeitung, Januar-März 1890 (Jahrgang 52, nr. 1-37)

1890-01-14 / nr. 5

Zweiundfünfzigster Jahrgang 1890. Kaschaue Kalkan, Dienstag 14. Januar r Zeitung. t Postversendung 1 ganzi. fl. 666: „ Bei Inseraten 5 wird die sechsmal kr. berechnet gespaltene Pe­titzeile oder deren Raum mit <hnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Redaktion und Expeditions-Bureau Kasehau, Hauptgasse Nr. 60. Unterhattungs­bon: 4 Mit Rafter landing! Dil­es. REGE­SIEREN 3­5.90 Bei Inseraten, welche größeren Raum­es wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KASSA-EPERJESI­ERTESITO. Brämumerationspreis ohne „Illusir. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig A. 5.—. halbjähr. F­aW, vierteljähr. s­ eh­­r Raschau : Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. ART Mit dem seat rx Na e. 8. albjähr. mei an 4 Reueste Nachrichten. In Wien finden letzterer Zeit bedeutungsvolle Confe­­renzen des Monarchen mit den verschiedenen Ressortministern Oesterreichs und Ungarns statt. Justizminister Audienz beim Könige. Zuletzt hatte der ungarische u. blieb noch zwei Tage in Wien um mit den dortigen Ministern zu conferiren. Es soll sich um die Proclamirung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand handeln, vielleicht auch um Wichtigeres. Ungarn. In der ersten Reichstagsfigung am 11. wurden nur die Vorlagen des Ministers Bar­o 8­3 über in Betrieb gelegte und zu entstehende Bahnen, so wie sein Bericht über die Finanzoperation betreffs des Ansehens für die Kaschau- Oderberger, Nordost- und 1. galizischen Bahn verhandelt. Österreich. Die Ernennung Dr. Zs<okke's, welcher, wie seinerzeit Dr. Kutscher, als Sektionschef im Kultusministerium funktionirt, zum Erzbischofe von Wien ist bevorstehend. Rußland. Die Nachricht über die Niederrießelung politischer Gefangener in Sibirien bestätigt sich. Der bezügliche Bericht der „Times“ wurde dem Czar unterbreitet, welcher die strengste Bestrafung der S­chuldigen anordnete In Warschau wurden 32 Offiziere wegen nihilistischen Konspirationen verhaftet und in die Zitadelle eingeliefert. Spanien. Das Befinden des jungen Königs ist ab u­nd besser ; Aussicht­ auf vollkommene Genesung des Fäh­lings ist nicht vorhanden. Portugal. Die Regierung willigt ein, den Forderungen­­ Englands entsprechend, jede weitere Aktion am S< ür­e Flüsse und Nyassalande einzustellen und die be­­waffneten Streitkräfte aus dem strittigen Gebiete zurückzuziehen. Brasilien. Die provisorisce Regie­rung will die Unzufriedenheit weiter Kreise durch Reformen und Pensionen bannen. Ein Dekret der provi­soristen Regie­­rung vom 7. Januar verfügt die Trennung der Kir­­he vom Staate und garantirt die religiöse Gleichberechtigung. Die vom Kaiserreich bewillig­­ten Pensionen sollen weiterbezahlt werden. ; s­o Prälat Viktor Lokal-Nachrichten. — Hochherzige Spenden. Se. Hochw­ürden Herr v. Kaczvinsky spendete zum neuen Jahr für den Unter-Megenseisner Frauen-Verein 20 fl, außerdem spendete in ihrer leutwilligen Verfügung für denselben unsere geehrte Mitbürgerin, die sonstverstorbene Frau Sofie Ludvig 10 fl. — Für die Hochherzigen Gaben spricht der Frauen­­verein seinen innigsten Dank aus. U.­Megenfeifen, den 12. Jänner 1890. — Seltene Munifizenz. Die Kaschauer Regalien­­pachtung hat zu Händen des Herrn Kammersekretärs Eugen D­e­il dem Kaschauer wohlth. Frauenverein einhundert Gulden und dem Kaschauer Arbeiterverein die gleiche Summe von einhundert Gulden . V. gespendet. — Sitzung des Komitats. Die des Verwaltungs-Ausschusses Verwaltungs-Kommission des Abauj- Tornaer Komitatsmunicipiums wird deutliche Sigung nächsten Donnerstag, ihre diesmonatliche or­­d. i. am 16. b. nach 10 Uhr Vormittags im kleineren Rathsaale des Komitats­­hauses abhalten. Ernennung. Se.­k. und k. ung. Apostolische Majestät geruhte den ausübenden Advokaten zu Sztropko, Daniel Vásárhelyi zum Unterrichter des Szuibnifer kön. ung. Bezirksrichteramtes allergnädigst zu ernennen. Todesfälle . Am 10. verstarb hier Fräulein Amalia Hagen im 75. Lebensjahre und wurde am „12­.d““unter großer Theilnahme­­ am Centralfriedhofe begraben. — Am 11. b. verstarb im hiesigen allg. Krankenhause, wohin er nach einem vor Kurzem erlittenen Schlaganfalle gebracht wurde — der erste Commis des Großhandlungs­­hauses Zah­ u. Szakmáry, Herr Karl Päßtor im 42. Lebensjahre und fand dessen Bestatung am Montag unter großer Vereins, Theilnahme, hauptsächlich der Kaufmannskreise, u. des junger Kaufleute, dessen Sekretär der Berblichene war, und vieler Freunde und Bekannten statt. 3 Am Sarge des allgemein hochgeachteten und belieb­­ten Todten hielt der rer Geistliche, sohann Prof. Lekly eine Trauerrede und­ sang ein Männerchor zwei ergreifende Todtenlieder. — Sämmtlich 477 Schulen mit Ausnahme der Rechtsacademie sind über Gutachten­ des Stadtphysikus wegen der herrschenden Influenza auf 12 Tage zu sperren beschlos­­sen worden. = Verlobung. Der Pächter des Poprader Huß­­parkes Josef­­ S­o­u­ffl­a­y Hat sich mit Fräulein Gisella von Dessewffy in Eperjes verlobt. — Enquete für“ Kinderbewahr-Anstalten. Der Gesetzentwurf betreffend die Regelung des Kinderbewahr­­wesens ist vollständig fertig und bereits unter der Presse. Der Druck wird demnächst beendet und dann gelangt der Entwurf vor eine Fach-Enquete. Die Namensliste der Mitglieder der­­selben ist vom Unterrichtsminister bereits festgestellt ; die En­­quete wird noch in diesem Monate einberufen werden. — Sprachkurs in der Tabakfabrik. Am 10.49­ d. wurde wieder ein ungarischer Sprachkurs in der von der hies. k. u. Tabakfabrik cultivirten Arbeiterschule eröffnet. Der Herr Vicepräses von Bécsen des oberungar. Kulturvereins hielt an die Arbeiterinnen eine schöne An­­sprache, welche dann von einem Fabriksbeamten ins slavische­­verdolmetscht wurde. Die Schule ist heuer besonders“ dahír„ interessant, daß, während­ voriges Jahr nur Kafchauerinnen­­ waren, welche schon mehr oder weniger ungarisch konnten, heuer meist Dörfler von Bela Hämor welche noch kein Wort ungarisch verstehen. Schülerinnen sind: METER Die Lehrerin Zemanyi wird wohl viele Mühe­­mit ihnen haben, aber umso lohnender wird der Erfolg sein! Gegenwärtig ist die Schule im Schwarz'schen Hause auf dem Franz Josef­-Platz ; vom 1. März wird der auch in dieser Hinsicht sehr verdienstvolle Direktor Herr Strache sie jedoch in die Fabrik verlegen, wo er die Schülerinen mehr zum Lernen anhalten kann. In­d Militäreasing-Kränzchen. Wegen des auf den 30. d. fallenden Gedenktages des Todes des Kronprinzen findet das zweite Offiziersträngchen am 28. statt. Das erste wird bekanntlich am 16. abgehalten.­­ — Der Juristen-Ball am 11. d. fiel glänzend aus, obwohl nur 42 Paare die erste Duadrille tanzten ;­ es war eben sein Zuviel an Gästen da, was aber da war, war höchst elegant, so daß der Abend ganz gewiß zu den schönsten der Saison gehören wird. Mehrere Schönheiten vom Lande zogen die all­emeine Aufmerksamkeit auf sich, denen wir wohl am Gazdap-Ball wieder begegnen werden. — Das Közvacsora des kath. Gesellenvereines am 11. b. kann in jeder Beziehung als ‚gelungen bezeichnet werden. Nachdem durch die Bereind-Dalärda das Vereins- Motto abgesungen wurde, eröffnete der Vereinspräses Hw. Domherr Alexander Dessewffy die Közvacsora, an welche­r sehr viele Honoratioren und ein schöner Damenkranz t­eiln­amen. Beim dritten Gange erhob sich der Herr Präses und sprach in sehr schönen Worten einen Toast ‚auf­ den Protektor des Vereins Sr. bischöflichen Gnaden Dr. Sigis­­mund Bubics3, dessen bekannte. . Munificenz­­ gegenüber ist und dem es Haupt“ sächlich zu verdanken ist, daß der Verein seine ersprießliche Wirksamkeit immer mehr und mehr­­ zu entfalten, vermag. Hierauf hob der II. geistl. Präsident sein Glas auf die Gesundheit des Präses des Vereins,. Hw. Domherrn Alex. v. Desse­wffy, welcher trog seiner vielseitigen Beschäfti­­gung seine kostbare Zeit dem Wohl und dessen wohlwollender und thätiger des Vereines widmet Intiative das Ins­­iebentreten des Vereines zu verdanken ist. Nach mehreren . ési diesem Vereine schien unerschöpflich mieren ne "7 | | Die Kraut des Polen. Roman don Cicada. Fortsetzung. „Oh ich verstehe Dich,“ sagte er plößlich in wildem erbitterten Schmerze auffahrend und richtete sich Hoch auf: „Du widersprichst Dir selbst Mama. Die Gräfin Wilna äußerte nicht immer so weltbürgerliche Gedanken, wie jezt. Dazu bist Du zu sehr Aristokratin. Ja ich verstehe Dich. Das Ziel Deiner Rede ist, daß ich mit meinen Ideen, mit meiner begeisterten Liebe zu dem tapfern, polnischen Mädchen Be soll. Ich soll sie fest, jeßt soll ich sie verlassen !­­te !" „Du wirst !“ sagte die Gtäsin hart. Doch ermannte sie sich und jeßte in milderem Tone fort. „Mein Sohn,­­ Eure Liebe hat eine kindische Begeisterung genährt, nicht aber das wahre Gefühl. Uebrigen3,“ sagte sie in ihrem strengen durch­­­dringenden Tone, „der Mann lebt nicht für die Liebe allein, er hat auch andere Pflichten. Die Liebe ist bloß eine Episode in dem Leben des Mannes, sagt Madame de Staël und sie hat Recht !“ . „Quäle mich nicht, Mutter,“ bat der Graf heftig. „Nun denn, wenn ich der Liebe, wenn ich meines Glückes auch ver­­gessen könnte, bliebe ichh body­ immer ein Ehrenmann ! Ber denke dieß !“ . 1 " „Du bist ein Schwächling !" stieß die Gräfin in höchster Erregung hervor. „Sage nicht noch einmal dieses Wort Mutter!" mur­­melte der junge Mann mit flammendem Blicke. „Da, Du bist ein Schwächling !“ rief die Gräfin noch einmal mit durchdringendem Blicke. „Du bist nicht würdig der Pläne, die ich für Dich geträumt habe und verwirklichen wollte. Du bist nicht würdig eines jener Mädchen heimzu­­führen, die ich für Dich im Stillen oft gewünscht. Wahrlich eine Marfa Iwanowna Morlow würdest Du zur Lebensge­­fährtin nicht verdienen.“ ‚ Während die Gräfin diese Worte sprach, wandte sie ihr Antlig von ihrem Sohne nicht ab. Valesko trat einen Schritt v. Eine tiefe Blässe überzog sein Antlig, mit erstorbenem Eide­ starrte er die Mutter an. Marfa ! klang es in seinen Ohren. Dieser Name hatte ihn so eigentümlich erschüttert wie die dröhnende Posaune, die plößlich mit ihrem mächtigen, Jchristien Tone in die stille langsame Trauermusik hineinfährt. Marfa ! dieser Name klang seit gestern wie ein Bo in seinen Ohren. Er hörte ihn im Traume, verzaubertes er wollte ihn nicht hören und hörte ihn immer wieder. Der junge Mann griff mit der zitternden Hand gegen die bleiche Stirne. „In diesem Momente sprichst Du zu mir solche Worte !* murmelte er düster. „Mutter, Du weißt nicht was Du t­ust.“ Gräfin Wilna verbiß ein triumphirendes Lächeln. „Ich sehe Du bist aufgeregt mein Sohn,“ sagte­ sie milde. „Gehe nach Hause ! gönne Dir Erholung nach all diesem Ungemach. Bleibe ruhig, überlasse Dein Schicksal Gottes Händen. Er wird für Dich das Beste bestimmen.“ Graf Valesko erwiderte davon: „Rur Geduld es wird sich langsam Alles geben,“ murmelte die Gräfin ihm befriedigt nachsehend. Indessen ließ der junge Mann seine Equipage leer nach Hause fahren und durcheilte ziellos die Straßen. Seine Hände erstarrten in der frostigen Winterluft, seine Stirne aber glühte und nur die eisigen Floken, welche der Wind in dieselbe jagte, verschafften ihm Kühlung. Eine geraume Zeit verging, bis er in seine Wohnung zurückkehrte. Im Rauchzimmer nichts, sondern stürmte eingeschlossen, hing er düsteren Gedanken nach. Er fühlte sich­­ unglücklich, namenlos unglücklich. Er glaubte Trost und Rat bei der Mutter zu holen und fand statt derselben kalte Herz­­­igkeit. Es tauchten Erinnerungen in seiner Seele auf, üc­liche süße Erinnerungen, die sich sehr in schmerzliche Bitterkeit verwandelten. Seine Gedanken flogen nach Warschau, in den altertümlichen Palast der Boroschinsky's, zu seiner unglücklichen Braut, dann dachte er wieder auf das glänzende Fest ; er sah in Mitten des Ballsaales von dem blendenden Licht der Luster umstrahlt Fürstin Maria in ihrer reizenden Toilette und unwillkürlich verglich er im Geiste diese verschiedenen Mädchen. Das schöne blonde Polenkind mit zwei der Majestät ihrer Erscheinung, den stolzen, kühnen Augen, der furchtlosen Energie von Begeisterung für das Vaterland erfüllt, hob sich fremd ab von Marfa, dem russischen Mädchen, die mit ihren süßen tändelnden Worten, dem tiefdringenden Blide belebende Wärme athmete, wie die Frühlingssonne, vom wärmender Strahl die Bäume und Sträuche zur Blüthe weht. Fe Marfa stand vor seiner Seele da, wie eine bezaubernde schöne Fee. „Weg ! weg !“ murmelte er, sich über die Augen fahrend, als ob er das verführerische Bild zerreißen wollte. Sie ist keine Fee, kein Engel ! Sie ist mein Dämon, der mich in diesen verhängnißvollen Stunden quälend verfolgt !“ Der junge Mann erhob sich. Ein Entschluß stand in ihm fest. Er durfte in diesem Augenblie an Niemanden denken, nur an sie, die verlassene Braut, die rebt seines Beistan­­des bedurfte. Dies war seine Pflicht, von welcher ihn alle Vorstellungen der Mutter nicht abbringen durften. Ein eigen­­tümliches Gefühl stieg, ohne sich jedoch zu seiner vollkommenen Bewußtheit emporzuschwingen, an Maria Jagellona dachte­ Er in Valenko's Seele auf, als er fühlte Schmerz, Kränkung und Stolz zu gleicher Zeit. Er wußte selbst nicht warum ; die dämmernden Gefühle blieben ihm unerklärlich. Graf Wilna klingelte seinem Kammerdiener und befahl demselben zu packen. Bald fuhr der Schlitten mit dem jungen Manne vor das Haus des Kommandanten, wo er ausstieg und im Thore verschwand. Ein öder Wolkenhimmel hing über Petersburg ; die vor kurzer Zeit gekehrten Straßen­dete jegt wieder erstarrter Schnee und verbreitete ein blendendes Licht. Am östlichen Horizont, wo langsam die grauen Wolken sich theilten und einen Streif bläulichen Himmels sehen ließen, lächelte traurig die kalte Sonne des Nordens im Un­­tergange und wob ihren Purpur in den glatten Eisspiegel der Newa. Ein Schwarm Raben kam schreiend durch die Luft gezogen, als Graf Wilna aus dem Hause trat. Er sah noch blasser aus als zuvor. „Ades hat sich gegen mich verschworen !“ murmelte er. „Man gibt mir keinen­ Urlaub , ich aber fahre dennoch ! Zur Eisenbahn !“ befahl er dem Kutscher barsch und bald verlor sich der Schlitten auf den krachenden Schnee in der Ferne. Als Gräfin Wilna des Abends in die Garconwohnung ihres Sohnes kam, um durch ihre ermunternden Trostworte den jungen Mann zu zerfireuen, war sie fast­­ außer sie bei der Nachricht, daß er vor zwei Stunden nach Warschau ab­­gereist war. III Die Schatten der Nacht senkten sich bereits in die menschenleeren Straßen der Vorstadt Praga von Ein heulender Sturmwind wirbelte die sie mit dem Fortsezung folgt empor, vermengen schienen. Die eisigen Winde der weiten sarmatischen Ebene hielten die Natur in Banden geschlagen und alle Bewohner dieser nörd­­lichen Regionen suchten in dieser frostigen Fbruarnacht ein schoßendes Dach. Die Glücklichen vom Schiksal Begünstigten um bei Festen und Lustbarkeiten den Kelch des Genußes und der Freude zu leeren, die Unglückichen und Bedrängten, um in einsamen Gemache ihrem Schmerze nachzuhängen. — EZREN | Warschau, die Schneefloden bleigrauen Himmel zu a

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