Kaschauer Zeitung, April-Juni 1893 (Jahrgang 55, nr. 38-74)

1893-04-08 / nr. 40

EE SE NEAT ei REZET IZÉT NET 4 7 21 ök > 4 y u xii HEHREN AME LEE Et s : Bi; ] M. RIE Fünfundfünfzigster Jahrgang 1893. 7 Xr. 40. Kaschau, Samstag 18. April. Kaschauer Zeitung. Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ Für Ka*Yanu : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. A. 23.50, vierteljähr. A. 1.25 Mit Postversendung : ganzj. fl. 6.60, nm |K. 3.30, § A. 1.65 Sei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Anseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. | Redaction und Expeditions-Bureau Kaschan, Hauptgasse Nr. 64. 5.—, Bei Zusexaten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden re­q­ui­niert an weben Nachlaß gewährt. übe. — KASSA-EPERJESI­ERTESITO. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag­­und Samstag. . Me Vostorrsendung gang. Al. 6.08, a BESTEN SEHNEN Zeitung“ un : nzjährt 56, E. 330 vi e ff. 1. o! CL 188 n­ zl Neueste Nachrichten. Ungarn. In Bodajker Wahlbezirke wurde am 6. b. Baron Béla A­tz­ó­l (bereits zum Drittenmale seit 14 Monaten) ohne Gegenkandidaten zum Deputirten acclamirt. Oesterreich. Zur böhmischen Landtagseröffnung reden die „N wodni“ den Deutschen zu, die Wiener Aus­gleich 8spunkte fallen zu lassen und sich Lieber auf Basis der vollkom­­­­­­­menen Gleichheit mit den Jungczechen zu verständigen. (Es sei an der Theile gegenseitig zugestehen, was sich jeder für sich ohnedies längst nehmen als wenn sie ihre sich immer wieder zu endlosen und aussichts­­losen Kämpfen hinreißen lassen, unter welchen die wirthschaft­­liche und die kulturelle Entwiclung leiden u. wobei nur einem dritten Faktor in die Hände gearbeitet werde.­­­ngt, daß sie im gemeinsamen Einder- Interessen besser wahren (Endlich einmal ein vernünftiges Wort !) Frankreich. Vor Ende dieses Monats dürfte wahrscheinlich über­­keine Debatte über die Politik des (nach der letze- Haupt­brachten Liste zusammengelegten) Kabinets stattfinden. Die Kammer wird sich nur mit der Berathung des Budgers ber­schäftigen. Spanien. Der Minister für Handel, Aderbau und öffentliche­­ Arbeiten, Mo­r­et, wurde zum Minister des Aeußern er­­nannt. Derselbe behält bis zur Votk­ung des Budgets sein bisheriges Portefeuille interimistii bei. Nordamerika. Barlett Tripp wurde zum Gesandten der Unionsstaaten in Wien ernannt. Honduras. General Bonilla, unterstüßt duch ehemalige An­­hänger des Generals Leiva, hat sich der Regierungsgewalt bemächtigt. Montenegro. Dr. Bogichevich wurde zum Justizminister ernannt. zu­, daß sr endlich beide Ze Aus dem Reichstage. Am 5. d. wurde das Abgeordnetenhaus wieder eröff­net und vergingen 2 Stunden mit Debatten über die noch nicht beantworteten Interpellationen, deren Beantwortung in Aussicht gestellt wurde. Mittlerweile hatten sich so viele Ab­­geordnete versammelt, als zur Beschlußfähigkeit nöt­ig sind, denn bis dahin fehlte die nöthige Anzahl. 31 Verhandlung des Honvedbudgets erläuterte Referent Georg Ernst erb die markantesten Seiten dieses Ressorts. T­ó­th legte die Beschwerden der Unabhängigkeitspartei über die Zustände in der Honvedarmee dar, wobei er dem Mi­­nister Baron Fejérváry den Vorwurf machte, der Germanisirung Vorschub zu leisten. Das Budget votirte er wohl, brachte aber gleichzeitig einen Beschlußantrag Mißbilligung des V vedministers ein, weil derselbe einige Lehrgegenstände in der Ludovica-Akademie h­e­ut­i­g vortragen lasse. Jo­­hann Wittmann plaidirte im Interesse der landwirth­­schaftlichen A Arbeiten für die Verlegung der Waffenübungen und der Oktober-Einberufungen auf eine geeignetere Zeit. Im Namen der Nationalpartei unterbreitete Franz Bol­g­ar einen Beschlußantrag, jährlich einen Bericht über die Offiziers-Transferirungen zu unter­­breiten. Bolgár zählte auch seinerseit38 eine Reihe von Ein­­wendungen gegen das System des Barons Yejervary auf. Nachdem non Helfy die Vorgänge in der 2­­dovica-Aka­­demie als ungeweglich hingestellt und Graf Karl Pongracz das Vorgehen des Ministers vertheidigt hatte, wurde die Fort­­setung der Berathung auf Donnerstag verschoben. — Das Abgeordnetenhaus erledigte am 6 d. die von Árpád Mik­ó vertretene Immunitäts-Affaire Pol­ónyi's (Gajary) im Sinne des Ausschußberichtes ohne jegliche Debatte und regte sodann die Verhandlung gets fort. Stefan N­ag­y begründete zwei Beschlußanträge, von denen der eine den nationalen Farben bei der Honved­­truppe die Ausschließlichkeit gewahrt wissen wollte, während der andere die Errichtung eines Offizierstöchter-Instituts in Ungarn in Vorschlag brachte. Nachdem noch m­it 38 Klage wegen der um sich greifenden Entnationalisirung des Offiziers­­korps der Honvedtruppe geführt, sprac Graf Apponyi, der in längerer Rede die Forderung nach ungarischer Offiers­­bildung begründete und berührte auch die in der Presse in den lezten Tagen besprochenen Mißverständnisse zwischen König und Nation, deren alleinige Ursache in dr Unaufrichtigkeit liegt, welche die Regierenden in den legten Jahren der Krone gegenüber bekundet, und welche nur dann aufhören werde, wenn den nationalen Aspirationen ihr Recht werden wird. BZuleit versicherte der Graf, daß die von ihm vertretenen Prinzipien ihrer Verwirklichung nahe seien. Nach ihm sprach August Pulpky, welcher meint, auch eine Militär-Akademie in Ungarn könnte auch nur mit deutsger Unterrichtssprage errichtet werden und der Vortheil bestände darin, daß alle Zöglinge das Ungarische als zweite Sprache lernen müßten. Hierauf antworteten W­­erle und Feiscváry auf 2 Interpellationen u. a. jene Uzron­ 3 wegen dem Diersten des 62. Inf.-Rgts 8., und jene Horvaths wegen der nicht zu Offizieren ernannten Temesvä cer Freiwilligen. Beide Antwor­­­­ten, Leßtere unter großer Opposition, wurden zur Kenntniß genommen, auf orgehens des Hon . Honvedbud- Solal-Kahrieten. — Se­­bishöfl. Gnader Dr. Sigismund Bubies ist in den Besitz eines Hochinteressanten alten Drudwerkes, eines ungarischen Incunabulum’s, gelangt. Der Titel desselben lautet: „Constitutiones incliti regni Un­­gariae" und enthält das Geseßbuc­h des Königs Mathias aus dem Jahre 1486. Man glaubte lange, daß dieses Werk ebenfalls aus der Ofner Druckerei des Andreas Heß her­­vorgegangen sei, da die Angabe des Ortes und des Druckers fehlt. Neuere Forschungen haben jedoch konstatirt, daß es das Werk jenes Wandertypographen ist, von dem auch die ersten fünf Wiener Incanabeln herstammen und der nach 1482 in Folge der unruhigen Zeit Wien verließ, nach Ungarn ging und die Gesetbücher des Mathias herausgab. Personalien. — Unser verehrte Abgeordnete Herr Atos Beöthy ist am 5. Tag gläckig überstandener langer s<werer Krankheit wieder im Abgeordnetenhause er­schienen und wurde von Ministern und zahlreichen Abgeord­­neten aller Barteischattirungen zu seiner Genesung herzlich beglückwünscht. Herr von Beöthy ergriff in dieser Sinnung auch schon das Wort und bewies, daß seine Schneidigkeit und Redegewandth­eit durch die Krankheit nicht beeinträch­­tigt wurden. “Plenk ein. Brettner,­­sehr gern hier.“ Senilleten. Dämon Liebe. Roman von Hermann Thom. (Fortjegung.) „So knapp vor feinem Avancement,/“ warf Baron „Vielleicht hat er darum nachgesucht," meinte Baronin „Das bezweifle ich," erwiderte Baron Bülow, „er war Angelique sprach kein Wort, sie hatte gleich beim Anfang des Gespräches ihren Schleier H­radgezogen, aber dennoch schimmerte das weiße Gesicht doch und ihre Stimme klang etwas unsicher, als sie eine nebensächliche Frage beantwortete. In ihrem Kopfe und in ihrem Herzen tobte es. Wäre es möglich, daß sie nun getrennt würde, vielleicht auf ewig von dem Mann, den sie mit unbezähmbarer Lei­­denschaft liebte ? Versunken in ihren Schmerz, vergaß sie ihre Umgebung, als ob sie nicht anwesend wäre. Die Bäume, die Gegenstände, an denen sie vorüber­­fuhren, sie erkannte sie nicht; das helle Lachen, der heraus­­­fordernde Frohsinn der Andern ärgerte sie und nur mühsam drängte sie die Thränen zurück. Mit aller Gewalt kämpfte sie, um den Ausbruch des Schmerzes hinanzuhalten. Die Krisis für sie war gekommen. Ohne ihn zu leben, schien ihr unmöglich, sie wußte noH nicht, was sie than würde, aber sie fühlte, daß von einer Zarü>haltung keine Rede mehr sein könnte, ein Mittel, um der Zwangslage zu entrinnen — mit ihm „zu entfliehen. Wenn er sie so liebte, wie sie ihn, dann gab es nur jeder Puls und jeder Nerv vibrirte unter dem Drucke der Leidenschaft, die sie beherrschte. Wenn er Temesvar verließ, ohne ihr Lebewohl zu sagen. Wenn er Wort hielt und sie sich zum lezten Male gesehen “Hätten — dann blieb ihr nur der Tod. — Nein, warum­­ sterben ? — Er liebte sie und, wie sie nur zu gut wußte, mit gleich intensiver Leidenschaft. Es handelte ss nur darum, ihn zu sehen, einmal noch zu sehen, um nie mehr von ihm­­ zu lassen. Aber wie wäre dieser heiße Wunsch zu erreichen ? „Ihr Gatte ließ sie fast nie allein. Sie lehnte sich zurüc im Schlitten ; ihre zerstreuten Antworten, ihre Einsilbigkeit veranlaßten die Baronin Brettner, zu fragen, ob sie unwohl sei. Das Roth ihrer Wangen erhöhte sich. „Meine gewöhnliche Migräne,“ stammelte sie. „So fahren wir nicht weiter,“ sagte Baronin Brettner mit ihrer gewohnten Entschlossenheit. „Bist Du wirklich so unwohl, um die Fahrt nicht fort­­fegen zu können ?" fragte Baron Plenk mit einem dur<boh­­renden Bliz auf ihr entfärbtes Gesicht. Eine Pause entstand. Das Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. „D,­es ist nichts von Belang, fahren wir nur weiter,“ antwortete sie in aufgeregtem Tone , indeß Baron Plenk kehrte denno< um und in kürzester Zeit hatten sie das Haus erreicht. Baronin Brettner blieb eine Weile zu ihrer Unterstü­­tung. Angelique hatte daher Zeit, sich zu sammeln, ehe ihr Gatte hereinkam. Sie warf ihren Pelz ab und legte sich auf die Chaise­­longue. Es war ihr nicht entgangen, daß in dem Ton seiner Frage, in seinem Blic eine mühsam bezwungene Aufregung durchschimmerte ; fast schien es ihr, er habe den Grund ihrer Verstimmung errab­en. Sie preßte die Hand auf das Herz. „Nur Muth — Muth zum Heuceln,“ flüsterte sie vor sich hin, „es gilt ja mein ganzes Lebensglüc.“ Baron Plenk trat mit einem Briefe ein. — Angelique? hielt die Hand vor die Augen,­ als ob der Sonnenstrahl sie schmerze. Er fegte sie zu ihr, nahm sachte die Hand von den ist nun er. Augen, indem er sagte : Elle konnte sich so weit beherrschen, daß ihre Hand regungslos in der seinen liegen blieb, aber siz konnte dem Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. Ents<lossen, Gewißheit zu erlangen, inwiefern sein Verdacht, der schon seit einiger Zeit rege geworden, gerecht­­fertigt sei, will er sie prüfen. Sanft ihre Hand streichelnd, bl­te er ihr fest in die „Graf Turzo hat mir geschrieben. Er entschuldigt sich, heute nicht gekommen zu sein. Wie es sch­ont, hielten ihn wichtige Geschäfte ab. Er fürchtet, daß es ihm nicht möglich sein wird, einen Abschiedsbesuch zu machen, da er schon über­­morgen nach Pest abreist.“ „Wie Du glühst , vielleicht hast Du Dich erkältet.“ Sie stammelte ein „N­in.“ In­ dem einen Worte verrieth sich ihre Gemütsstimmung . Sie hatte den Brief in der Hand ihres Gatten erkannt. Er war vom Grafen Turzo. Sie haben eben die Rollen gew­eselt, der Heuler Blute nicht gebieten. Es strömte zum Herzen und ihr Gesicht entfärbte sich. Lippen. Baron Plenk zog seine Hand zurück ; er biß sich in die „Du bist sehr bleich geworden,“ sagte er langsam. „So bin wirklich leidend,“ stieß sie hervor, „reiche mir das Riehfläsch<den Carlo.“ Er mußte am Spiegel vorüber und warf einen Blic hinein, um eine Geberde der Verzweiflung zu erhaschen, die ihm vollständig den Gleichmuth raubte. „Sie liebt ihn,“ rang es sich aus seiner Brust. Einen Augenblic stand er bleicher noch als sie, den Blic auf ihre Gestalt gehoftet, die zu erbeben schien unter der Gewalt, mit welcher sie ihre Gefühle bekämpfte, aber er wollte sich nicht verrathen. Er empfahl ihr Ruhe und verließ sie, den Tod im Herzen, mit dem Entschluß, zu entdecen, inwiefern Graf Turzo der Schuldtragende war. Als Baron Plenk das Zimmer verlassen hatte, sprang Angelique auf, schloß sich ein und fegte sich zum Schreibtisch. Sie wußte nun gewiß, daß, sollte ihre Hoffnung in Erfüllung gehen, keine Zeit zu verlieren war. Sie schrieb daher folgende Zeilen : „Wenn Sie einen Funken E­barmen für die Frau haben, die Sie mit der ganzen Macht und Gluth der Lei­­denschaft liebt, so bejagen Sie mich morgen zwischen sechs und a1 Uhr Abends Mein Leben hängt von der Erfüllung dieser Bitte ab. Angelique.“ Der Brief war vollendet , wie ihn aber befördern ? Sie traute weder dem Bedienten noch ihrer Kammer­­jungfer ; aber unter der Dienerschaft befand sich ein Mädchen von ungefähr zwölf Jahren, eine Waise, die aufgenommen ; es war dies ein armes Kind, sie aus Mitleid dessen Eltern bei dem Brande ihrer Bauernwirthschaft umkamen. Graf Turzo war es gewesen, der ihre Aufmerksamkeit auf das Kind lenkte und ihm zu Liebe hatte sie fi seiner angenommen. Es war die einzige und erste edle That ihres Lebens. Sie ließ sie rufen. „Martha,“ sagte sie, als das Kind zaghaft und­­ füg­tern vor ihr stand: „Martha, bist Du vernünftig genug, einen Auftrag zu übernehmen ?“ „Bu Befehl, gnädigste Frau Baronin.“ Angelique reichte ihr den Brief: „Du hast nichts weiter zu thun, als ihn in den Brief­­kasten an der Ehe zu werfen. Mache schnell und steh: ihn gut in die Tasche, damit Da ihn nicht verlierst“, und eigen­­händig schob sie ihn hinein. Augen und sagte : ú |

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