Der Spiegel, 1829. július-december (1. évfolyam, 52-104. szám)

1829-07-15 / 56. szám

zu mir und bringe mit dir, wen du willst von unseren Bekannten. Ich sehne mich auch herzlich darnach, wieder einmal traulich mit Euch zu plaudern." Roland wollte sich entfernen, da faßte ihn Reimbold ungedul­dig bei dem Rokzipfel und rief: „Da geht er hin, hat die Leute ein­­geladen und sagt ihnen nicht einmal, wo er wohnt." „Ich bin so glüklich gewesen," erwiedcrte Roland, „mein altes Logis auf dem Jungfernsteige wieder zu bekommen, und das wird Euch, wie ich hoffe, noch erinnerlich sein; denn wir haben doch dort manchen lieben Abend zusammen verlebt." „Dein altes Logis?" sagte Werner und lächelte seltsam. „Nun spielt er wieder den Geheimnißvollen," rief Reim­­bold, „und ich will dir nur gleich sagen, was er mit seinem Lächeln meint. damit du nicht erst nöthig hast viel zu fragen. Denn das viele Fragen ist mir, wie du weißt, unausstehlich." „Das ist wahr," sagte Werner, „darum erkläre es ihm, denn ich muß auf das Komptoir, mich drängt der Posttag." Werner ging. Reimbold sah ihm nach und sagte: „Da geht er hin, und wenn ich nicht dabei wäre, so hätte er dich noch recht neu­gierig gemacht, und dich recht lange zappeln lassen nach seiner gewöhn­lichen Art. Ich will mich aber kurz fassen und dir ohne langes Fra­gen die Frage vorlegen, ob du wohl weißt, wer in demselben Hause mit dir Stube an Stube wohnt?" „O ja," erwiederte Reimbold, „eine Madame Walter aus Bremen mit ihrer Tochter; bas hat mir die alte, treue, freundliche Lisbeth, die gar nicht weiß, was sie mir zu Liebe thun soll, weil ich wieder da bin, schon heute Morgen er­zählt , als sie mir den Kaffe brachte. Die Tochter soll sehr hübsch die Harfe spielen, aber sehr schwermüthig sein, und Lisbeth meinte, sie hätte jezt, seitdem ich wieder da sei, lauter ernsthafte Leute im Hause." „Wenn du nicht mehr weißt," antwortete Reimbold, „weißt tu nicht viel. Da§ Mädchen ist sehr schön, hat aber eine unglükliche Liebschaft gehabt, mit wem? mag Gott wissen, lag lange am Ncr­­vensieber darnieder, weil ihr Charmanter sie verlassen hat und in die weite Welt gereist ist; von dem Nervcnfieber ist ihr ein unbezwing­­llcher Tiefsinn übrig geblieben, und unser 'Allerweltsmagnetiseur, der Doktor. M., hat erklärt, sie könne nur psychisch, d. i. durch eine neue Liebschaft geheilt werden. Die Mutter, die das wohl einsieht, ist reich und möchte die Tochter, die ihr einziges Kind ist, gern an einen respektablen Gatten, ein solides Haus verheirathen. Das ist so ziemlich stadtkundig geworden, und unsere jungen Dan dies lau­fen sich die Beine ab, um das Töchterlein und mit ihm das goldene Vließ zn erobern. Die Mamsell scheint aber von Nichts wissen zu

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