Der Spiegel, 1831. január-június (3. évfolyam, 1-52. szám)

1831-02-26 / 17. szám

Pulcinella seine Possen auf bas Unbefangenste und das Publikum, größtentheils aus den untern Volksklassen zusammengesezt, ist see­lenfroh , möchte sich immer vor Lachen ausschütten und spielt, ohne es zu wissen, eine viel mehr charakteristische Komödie unterhalb der Breter, als die Schauspieler droben.'' Die wizigsten Anmerkungen, die derbsten Späße , die originellsten Dialoge zwischen den Nachbarn, sei es, um ihre Empfindungen auszutauschen oder sich herumzustrei­ten , etwa, weil Einer dem Andern den Plaz beengt, oder dessen Kopf diesen am Sehen hindert, Alles das geht mit und neben dem Stuke vorwärts, ohne daß dadurch je eine Unterbrechung oder we­sentliche Störung entstehe. Selten kommt es bei dergleichen Zänke­reien zu weitern Extremen, als daß man heftig gegeneinander los­­bclfcrt, da denn ein Wiz- oder Schimpfwort , womit man sich beru­higt, denselben ein Ende macht. Bei dem Mangel an Empfindlich­keit, diesem, den nordischen Völkern durch ihr enges Zusammen - und In-sich-hinein-leben, anerzogenen Fehler, dessen Gift oft so traurige Spuren zurüklaßt und der geringsten Zwistigkeit gleich den Charak­ter heftiger Entzweiung mittheilt, bei dem Mangel an Empfindlich­keit also, schweben die Zwiste der Italiener fast nur auf der Zunge, ohne das Innere zu berühren, es müßte denn ein bedeutenderes In­teresse, ein Gegenstand des Werthes oder des Zornes zum Grunde liegen. Darum mordet der Italiener, aber er mault nicht, und die krankhafte Gereiztheit nordischer Naturen hei Anlässen^ wo wir unser Gefühl verlezt glauben,, ist ihm ein Räthsel, weil er die zu große Berstimmbarkeit unsrer Seelen-Jnstrnmente weder ahnet, noch begreift. Er nimmt Alles mehr von der praktischen Seite und fühlt nur was nüzt und schadet, ohne sich auf weitere Zergliederung ein­zulassen. D'rum ist mit Italienern, wenn man sie kennt und ver­steht, so leicht leben, weil in der Regel zwischen gesitteten Men­schen sehr wenig geschieht, was zu Zorn und Rache fordert, jedoch sehr viel, was die Seiten der Empfindlichkeit in Bewegung fejt. So streiten auch italienische Eheleute selten über andre Dinge, als die eine wirkliche Kränkung ihres Rechts einschließen, wie etwa Un­treue, zu großer Aufwand und dessen Gefolge, die Entbehrung, während hei uns die meisten Ehen durch blose Mißverständnisse, Mangel an Duldung und Zartgefül l, kleine Reibungen und über­triebene Berlezlichkeit getrennt oder doch verkümmert werden. Aus demselben Grunde — glauben wir — sei den italienischen Weibern» wenn sie einmal durch Erziehung, Religion und Gewohnheit ehrbar sind, schwerer als andern beizukommen, da man sie fruchtlos in jene Gefühls-Schwelgerei und übersinnliche Gemeinschaft mit dem Ge­

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