Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-11-21 / 94. szám

lüftete die Zimmer, machte vor Schlafengehen noch einmal die Runde durch alle Gemächer und flog darauf im Schlafzimmer des RechtSgelebrten der Ruhe in Gesellschaft der hockgelehrten Rechtsgelehrten Cajus und UkpianuS, Pepinianus und wie die Herren groß und klein mit der Endsylbe us, welche im römischen Rechte thätig waren, alle heißen mögen. Als die schönen Wochen der Ge­richtsferien wie im Fluge boliin gegangen waren, von wo sie niemals wiederkeh­ren, mußte unser Advokat dein Touristenleben im Hebirge Lebewohl sagen; denn die Amtspflicht ist eine strenge Gebieterin, welche der Menschen Liebhabereien und Freuden Spielzeug bei Seite schiebt, wenn sie erscheint, llnfer Reisender hatte am Ufer der Vergströme Valladen gedichtet #ub sich an den Felsklippen und schönen Aussichten, welche der herrliche bearmfle Dichter DespourrinS so trefflich besang das Herz erlabt; seine archäologischen Untersuchungen waren zu einem erfreulichen Ziele gediehen, er trank aus allsn berühmten Ouellen. be­stieg und durchkroch alle Ruinenzelebritäten; doch jezt schlug die Stunde, welche ihn zu den Penaten zurükberief; er sollte wieder unter den Lehnsesseln, welche zum Glük der Klienten in seiner Schreibstube standen, heimisch werten, er sollte wieder auf dem Atvokatenstuhle im Assisensaale schwizen und wieder wie ein Pen­del an Justitias Uhr hin und her gehen, vom Bureau in den Justizpallast und zurük. Die Aussicht war ihm gar nicht erfreulich; indeß Noth lehrt beten und der Beruf arbeiten. Der Advokat ruht zwar nicht auf Rosen; aber auch an den Dornen seiner Pflicht blüht ihm mitunter doch eine Rose, an der er seine Freude haben kann. Und unser Advokat war ein tüchtiger Anwalt: die Ferien der Muße und den Musen; die Arbeitszeit dem Amte, hieß sein Wahl­spruch und er fühlte sich glüklich dabei. — Tags vor seiner Heimreise schrieb un­ser wandernder Advokat also an seinen Famulus und Haushofmeister in Bor­deaux einen Brief, in welchem der dienstbare Geist beauftragt wurde, seinen Herrn und Meister zu der und der Stunde an der Post zu erwarten. Die Bot­schaft wurde in den Briefkasten geworfen, indeß, ich weiß nicht, welcher Gnom oder tükische Dämon dem Briefe einen Possen spielte; genug, er langte nicht zur erwarteten Frist am Orte seiner Bestimmung an. Herr S * * zog nun in kleinen Tagereisen von Vagnöres der Heimath zu; er sah sich in Toulouse um und weilte in Agen und stieg endlich doch wie im Fluge aus' dem Dampfboote zu Bordeaux am vorlezten Sonntag Abends mit dem Schlage acht Uhr ans Land. Die Sehnsucht trieb ihn mit raschen Schrit­ten der Wohnung zu; jezt war er da, doch nicht darin. Denn der Famulus war nicht zu Hause und alle Zimmer fand er sorgfältig verschlossen. Was war zu thun? Unser Advokat behielt seine frohe Laune vor wie nach; er ging in ein Hotel, speiste dort behaglich zu Nacht und fragte endlich, oh er ein Nacht­lager bekommen könne? Aber die Antwort lautete gar unerbaulich: sämmtliche Zimmer, hieß es, seien von Reisenden, welche zum Oktobermarkte angekommen, besezt. — „Finde ich in einem Gasthause kein Unterkommen, so finde ich's im andern; die Stadt ist groß!" dachte er und hatte ganz recht, d. h. was die Stadt betrifft; doch hinsichtlich des Unterkommens nicht. Er zog von einem Ho­tel ins andere: die nämliche Anfrage ... die nämliche Antwort! Die Markt­gäste hatten alle Zimmer und Betten besezt. „Der Teufel hole das Krämer­­• volk!" brummte unser Advokat; doch das brachte ihn auch nicht unter Dach und Fach.

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