Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-11-25 / 95. szám

fielen alle ihre Sünden bei! Irrte er nicht und hörte er recht, so schlich es in dem Zimmer auf und ab; eS k«m ihm vor, als würden Schlüssel in Schlösser gestekt, als knarrten Thüren, als sprängen Schränke und Tische auf und alS hörte er Gold und Silber, das eingefakt werde, klappern vnd klingen. — Ja, es war keinem Zweifel unterworfen: Gauner und Diebe plünderten des Advo­katen Wohnung aus! „0 Gauner und Diebe, wie seid ihr jezt entartet! Mit schwärzestem Undank vergelten sie dem Herren von Varreau die geleisteten großen Dienste; ohne Scham und Scheu plündern sie ihre Vertheidigec und Erretter, deren Ve­­redtsamkeit sie so oft schon vor dem Vagno bewahrte, aus; o Zeiten, o Sit­ten!" — So dachte der FamuluS und stand vor dem Eingänge der Wohnung rathlos da. Cr schlich wie ein geschlagener Pudel hin und her. seufzte und ver­glich den jüngst erst verübten frechen Diebstahl, zum Nachtheile des vormaligen Vatonnier, Herrn von Chancel, mit demjenigen, welcher unter ganz ähnlichen Verhältnissen in diesem Augenblike in seines Hrn. Wohnung ausgeführt werde. Alle Spizbübereien, welche er kannte, sielen ihm ein und er seufzte schwer. — Zufällig kam Jemand vorüber und fragte, über des Wächters Klagen verwun­dert, nach der Ursache seiner Verlegenheit und Noth. Der Hinzugekommene gab dem Unglüklichen den guten Rath, er solle auf der Stelle zur Polizei laufen; mit diesem Vorschläge ging er weiter. Unser Famulus legte das Ohr noch ein­mal an's Schloß: es war richtig! AthemloS stürzte er zur Polizei, aber die Sicherheitebehörde derangirt sich nicht gern; der Famulus wird gefragt, der Eine weist ihn zum Andern, er wird von Pontius nach Pilatus geschikt. So vergeht eine volle Stunde. — Endlich, endlich macht sich die Polizei auf den Weg; der Famulus marfchirt mit vier Mann und einem Unteroffizier auf; die Gesichter der diensteifrigen Männer klären sich immer mehr auf, je naher sie dem Hause kommen, wo sie die Diebe auf der That ertappen sollen und je mehr sie sich den Schlaf aus den Augen wischen. Die werthen Herren scheinen eben kei­nen hohen Begriff von der Gewandtheit und Schnelligkeit der Diebe, oder eine sehr hohe Idee von ihrer eigenen Geschiklichkeit gehabt zu haben. Wie viel Ki­sten und Kasten konnten die Gauner in einer Stunde ausplündern, und das Ge­raubte einsaken und fortfchleppen! Wie dem aber auch sei, genug» das Haus wurde mit vier Mann und einem Unteroffizier besezt. Nachdem manniglich nun seinen Posten eingenommen und seine Verhaltungsmaßregeln bekommen hat, pocht der Kommissär an die Thür: keine Antwort; Alles still... Er pocht noch einmal an, er klopft heftiger, un­geduldiger: noch keine Antwort; noch Alles still, wie auf dem Kirchhofe. „Im Namen des Königs! im Namen des Gesezes; aufgemacht! — Wollen doch sehen, oh uns die Schurken entwischen können!"--------Die Schläge an die Thür ver­doppeln sich; die Stimmen der vier Mann und des Unteroffiziers stimmen ein Tutti mit dem Kommissär an; mit Händen und Füßen wird ein Wirbel gegen die Thür geschlagen; unser Famulus steht wie auf Kohlen; jezt werden die Gewehrkolben zu Hilfe genommen. Alles bleibt im Innern still wie zuvor; nur hin und wieder hört man, wie aus weiter Ferne einen Ton, der wie Röcheln oder Schnarchen klingt: der Advokat, der nach des Tages Last und Hize im er­sten Schlafe liegt, bleibt troz allem Lärm taub; er schläft fester als jemals.

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