Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-12-03 / 97. szám

770 DER SPIEGEL 164». Valladolid, wo sich damals Philipp's III. Hoflager befand. Ihr Glüksstern bringt sie als Page in das Haus des Don Juan de Jdeaquez, des Geheimschreibers seiner aller­­katholischsten Majestät. Don Juan ist aus San-Sebastian gebürtig und so geschieht es denn an einem schönen Morgen, daß ihr eigener Vater bei ihrem Herrn und Gebieter erscheint. Sie hört das Gespräch der Männer mit an und erfährt, daß allenthalben nach ihr gefahndet wird. In der Angst ihres Herzens, daß sie erkannt und zurükgeführt wer­den möge, schnürt sie ihr Bündel und nimmt noch in derselben Nacht Reißaus. Sie kommt als fahrender Scholar nach Bilbao, wo sie mit einigen Söhnen von Hidalgos in Händel geräth und Schläge bekommt. Sie wehrt sich so tapfer, daß sie eingestekt wird und vier Wochen lang in Haft bleibt. Endlich wieder auf freien Fuß gelangt, ver­läßt fie Biscaya, geht nach Navarra, findet als Page bei einem Edelmanne mit Namen Arellane ein Unterkommen in Estella. Hier bleibt sie zwei Jahre und es geht ihr so gut, daß fie »drei Thcile deS Tages nichts zu thun hat, als zu essen, zu trinken und zu faul­lenzen, und den vierten Theil der vierundzwanzig Stunden schlafen oder wachen kann, wie's ihr gerade gefällt." Aber dies Staatsleben wird ihr endlich doch so lästig, der un­gestüme Drang nach Abenteuern erwacht so heftig, daß sie eines Tages mit dem Vor­­saze zu Pferde steigt, einmal zu sehen, wie's daheim gehe. Sie reitet schnurstraks nach San-Sebastian, versteht stch, immer als Mann. »Ich war so fein gekleidet und hatte ein so ritterliches Aussehn, daß mich kein Mensch erkannteerzählt fie. Von ihrem Geburtsorte zieht sie nach dem Hafen Passages. Hier stolzirt sie am Kai auf und ab, als vollendeter spanischer Renommist, den Hut schief auf dem Kopse, die Hände in die Seite gestemmt, klirrende Sporen an den Füßen und einen langen Stoßdegen an der Seite. Gerade null ein Schiff unter Segel gehen. »Wohin, Kapi­tän ?" — »Nach Sevilla, edler Don !" — »Vortrefflich ; ich bin Euer Mann, wir fahren mit einander!" — Drei Wochen darauf finden wir sie im Guadalquivir, in den sie hinein­fiel , weil sie vom Boote zu voreilig ans Land springen wollte. Sie wird herausgefischt und kommt mit einem kühlenden Bade davon. — Aber was nun? Ein Geschwader liegt segelfertig, um den Mynheers, die im Golf von Meriko eine Teufelswirthschaft treiben, das Handwerk zu legen. Die Holländer rauben und plündern, wohin sie kommen; am Meisten haben sie's aber auf die Galionen abgesehen, die mit Lereswein in die neue Welt fahren und mit Goldbarren zur alten zurükkehren: kein Wein ist ihnen zu gut, kein edles Metall zu kostbar, sie nehmen es, wenn sie es haben können. ■— Es war die gesegnete Zeit, wo Ströme Goldes aus der andern Hemisphäre nach Spanien stoffen; wo fort und fort die rühm- und beutegierigen Hidalgos von der Peninsula gen Meriko und Peru strömten, um dort den Tod oder einen schnellen Reichthum zu finden. Die Berichte und Sagen brachten die an sich schon abenteuerische und durch Beendigung der Maurenkriege unthätig gewordene spanische Ritterschaft völlig aus dem Häuschen. Was die Ritterromane, Romanzen und orientalischen Mährchen fabelten, in der neuen Welt schien eS stch verwirklicht zu haben. Jeder Tag brachte neue Entdekungen und neue Phan­­tastegemälde: das ganze Don Quirotesche Vaterland schwindelte. Heute war der Quell der ewigen Jugend oder, wie andere sagten, der VerjüngungSquell aufgesunden worden; morgen wollte Jemand endlich ganz bestimmt wissen, wo das Elvorado liege, jene lang gesuchte Wunderstadt, wo die Dachsteine von Gold, die Mauersteine von Silber und die Stra­ßen mit Diamanten gepflastert sein sollten! Bei solchen Aussichten ließ sich Alles wagen; rüstige Arme und verwegene Köpfe waren nöthig und es fehlte nicht daran. Was Wun­der, wenn auch unser unruhiger Springinsfeld von Mädchen Lust bekam, sein Glük in der neuen Welt zu versuchen? Catalina besann sich nicht lange, denn die Gelegenheit kam ihr gerade recht. Sie bot sich als Freiwilliger an und wurde mit Freuden angenommen, weil ihr lehhaftes, feuriges Wesen einen tapferen Krieger verhieß. Der Zufall brachte fie an Bord des Schif­fes, auf welchem Don Estevan Equino, ihr Oheim von mütterlicher Seite, das Kom­mando führte. Am Montag in der heiligen Woche des Jahres 1603 begab sich unsere Heroine zur See; sie war damals achtzehn Jahre alt. — Die Fahrt zur neuen Welt ging ohne besonders merkwürdige Vorfälle von Statten. Die Holländer ließen sich nicht lange suchen, sondern fuhren den Eastilianern auf halbem Wege entgegen. Wir überge­hen die Beschreibung der fünf oder sechs Seetreffen, welche die Feinde sich in den west­indischen Gewässern lieferten; genug, Catalina war immer unter den ersten, die beim

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