Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-01-13 / 4. szám

Wer Spiegel 1844, 27 Beerdigung ließ er den Schloßvogt vor sich rufen und hielt folgende Rede an ihn: „Kastel­lan ! Der Wajwode Akus ist ein Verräther, er sinnt auf Empörung, und, das reine, blutlose Opfer dem wahren, heiligen Gotte verweigernd, gedenkt noch zu Anfänge dieses Jahres, auf dem Gipfel des Aranyer Berges, hundert schneeweiße Stiere, nebst einem käserbraunen Hengst, dem falschen Gotte Mars als Opfer einäschern zu lassen, wie es einst die Heerführer Tuhut und Ju­lius thaten. Diesem schönen Lande, welchem seit Gottes Wort darin verbreitet wird, ein Hel­ler Morgen tagte, drohet also wieder gänzliches Verderben, und was das Schmerzlichste dabei, zu einer Zeit, wo der König, den Gott zumBehcrrschcr seines Volkes bestimmt, ein Heiliger ist. Mit fünfzig Mann ziehe ich daher aus, um den Verräther dem Könige vorstellen zu können. Hundert Gewaffnete aber begleiten meine Geschenke, welche ich von dem niedrig gesammelten Vermögen meines Stiefvaters seiner Majestät bestimmt, damit das, was höllisch erworben, durch Erbauung von Kirchen und Klöstern, gottesfürchtig angebracht werde." Am folgenden Morgen wurden die Pakkörbe mit schweren Gold - und Silberpokalen, Kelchen, Waffen und Schmuk beladen. Dies waren zu damaliger Zeit solche Kleinode, welche selbst die königliche Schazkammer nicht besaß. — Als Alles bereit war, diktirte Vid dem Schloß- Kaplan beiläufig folgendes unter das Rohr: „Friede und Segen Eurer königlichen Majestät! Mirkot Vida, sonst Merkur Vid genannt, Stiefsohn des Zajk Opos, schwört, nach Ableben des Leztern, wahre Treue und Anhänglichkeit seinem Herrn und Könige, dem er, zum Be­weise seiner Hochachtung und Unterthänigkeit, hiemit freiwillige Geschenke zusendet." — Dann machte er das Zeichen des Kreuzes darunter, und drükte in siedendes Pech den Griff seines Degens als Siegel, auf welchem in blauem Felde ein Kranich, einen Stein in den Krallen, und in rothem Felde, ein mit drei Pfeilen durchschossener Drache sichtbar war. —■ Somit fer­tigte Vid seine Gesandtschaft nach Großwardein ab, nach des Königs Residenz; er selbst ging aber mit fünfzig Bogenschüzen anderwärts, und als er nach Verlauf einiger Tage zurükkehrte, war das Schloß wie umgewandelt, in allen Eken und Zimmern ausgepuzt und die Gefan­genen beschenkt entlassen. — Allenthalben wurden vom jungen Vid, Herolve mit Friedens­anträgen und reichen Geschenken abgesendet, welche sämmtlich mit freundlichen Erwiderungen und Gegengeschenken zurükkehrten. In Kurzem war Schloß Tuhut ein Schauplaz des geselligsten Lebens, wo Gastfreund­schaft und Fröhlichkeit herrschten; kein Wunder also, daß die benachbarten Mütter heiraths­­mäßiger Töchter schon im Voraus diejenige glüklich priesen, welche der reiche, junge Ritter als Braut heimführen werde; aber seine Gedanken waren nicht in der Gegend, sondern zu des reichen Zalanfi edlem Kinde, Lissa, gerichtet. — Diese saß eines Abends in ihrer engen Zelle, die Lampe war im Erlöschen und schoß nur noch matt ihre zukenden Strählen durch das zweifelhafte Dunkel. Draußen tobte gräßliches Gewitter und ein Sturm, welcher die Bäu­me entwurzeln drohte. Abgeseztes Klopfen an ihrem Fenster erregte Lissa's Aufmerksamkeit und als sie hineilte, starrten sie rauhe, geisterhaft beleuchtetete Gesichter an. Das Mädchen schwankte, was es zu beginnen habe, aber Sombor Arßlan ließ ihr wenig Zeit zum Entschluß, er war zu dem, seiner Gitter beraubten Fenster, hereingestiegen, umfaßte sie mit kräftigen Armen und kletterte mit seiner Beute über eine Leiter hinab, ohne Verzug in die Fähre, welche nach ziemlich langem Kämpfen mit dem empörten tobenden Elemente, endlich das jenseitige User erreichte. — „Sombor!" rief Lissa, indem sie einigermassen zu sich kommend, des Geliebten Stimme erkannte, „was hast du gethan?" ■— „Halt, Mädchenräubcr!" brüllte eine Stimme durch die Nacht, und Sombor war sammt seinen Begleitern so umringt, daß an Widerstand nicht zu denken war, um so weniger, da die Gefahr so plözlich kam. —• „Wer da?" schrie der entwaffnete und zu einem Karren geschleppte Sombor. — „Merkur Vid," war die Ant­wort. —• „Seid ohne Furcht," sagte Vid höflich zu Lissa, „in einer halben Stunde seid Ihr außer Gefahr in Euerm Zimmer." — „Wo ist Sombor?" jammerte Lissa. — „In meiner Ge­walt !" — „Unmensch, wer bist denn du?" — „Euer Bräutigam, Merkur Vid." — In ei­ner Stunde war Lissa wieder in ihrem Zimmer, fleißige Hände sezten die Gitter wieder an ihren Ort ein, die zerbrochenen Fensterscheiben waren durch neue ersezt und von der nächt­lichen Wanderung war keine Spur. — Vid folgte der Richtung gegen Bentzentz, wo er den Kar­ren mit seinem Gast wieder Willen, einholte. —■ Arßlan Sombor," rief er diesem zu, „so dankt der Räuber für sein Leben. (Fortsezung folgt.) Pie goldene Zeit. Wie die goldne Zeit gewesen. Ist in Büchern wohl zu lesen; Wie sie wieder möchte sein, Singen Dichter groß und klein. Aber wie sie ist und immer Bleiben wird, erfährst du nimmer, Wenn nicht recht im heil'gen Ernst Lieben du und küssen lernst.. C. Rernhold.

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