Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-09 / 81. szám

schönsten Tagen der Eintracht hatte er bei SavidgeS Wiedersehn die Freude nicht empfunden, die ihn jezt erfüllte, als er den Freund auf dem Divan liegen und gemächlich eine lange Friedenspfeife rauchen sah. Savidge war wortkarg, wie gewöhnlich, schien aber von dem Vor­fälle an der Furth noch nichts zu ahnen oder that wenigstens, als fei Alles in der Ordnung. Wer war also der Meuchelmörder? Diese Frage ließ Rivers die ganze Nacht nicht ru­hen. Die ganze Vergangenheit trat ihm von Neuem in ihren friedlichen Bildern vor die Seele; traurig blikte er auf die unglükfelige Gegenwart, wehmüthig in die Zukunft. JfabellaS Liebe war ihm gewiß und dennoch konnte er sich derselben kaum freuen. Er nahm sich vor, gegen Savidge zwar auf der Hut zu sein, aber Alles aufzubieten, um ihn wo möglich zu versöh­nen oder mindestens durch Ruhe und Gleichmuth dahin zu bringen, daß er eS zu keinem neuen Exzesse kommen lasse. Mit diesem Vorsaze stand er am nächsten Morgen auf, um den gewohn­ten TageSgeschäften nachzugehen; doch diese milde Stimmung schwand bald vor einer Entde­­kung, die ihn mit Schauder erfüllte: ein Sklav fehlte und Niemand wußte, wo er geblieben sei. AlS derselbe auch am Mittage noch immer nicht zurükgekehrt war, fragte RiverS, der keine direkte Nachforschung anzustellen wagte, beiläufig, wo der Schwarze sei? — »Ich habe ihn," antworte Savidge troken, »gestern zum Fischen an den Fluß geschikt und vermuthe, daß der Nachen umgeschlagen und der Tölpel ersoffen ist." — »Er war der Sache vielleicht nicht gewachsen und scheint deinem Vertrauen nicht entsprochen zu haben?" erwiederte RiverS und sah den Freund scharf an. »Es scheint so!" brummte Savidge in den Bart und schlug die Augen nieder. 3. Drei Wochen nach jenem unseligen Abende war JfabellaS Wunde so weit geheilt, daß der Tag festgesezt werden konnte, wo die Liebenden in der nächsten Stadt ehelich verbunden werden sollten. Denn die Frauen, welche fortwährend für RiverS Leben zitterten, wollten, da fie ihn vor der Trauung nicht bewegen konnten, SavidgeS Pflanzung zu verlassen, den Schritt so viel wie möglich beschleunigen, um der peinlichen und gefährlichen Verwiklung ein Ende zu machen. Es war beschlossen worden, daß daS junge Ehepaar sogleich nach der Hoch­zeit die Pflanzung an der Furth übernehme, da die Wittwe fühlte, daß sie den vielen Ge­schäften nicht gewachsen war, und stch sehnte, ihr Leben im Kreise der Ihrigen in Ruhe zu beschließen. Rivers hatte sein früheres Vorhaben, Texas zu verlassen, aufgegeben und sogar tausend Acres neues Land unweit der Lamarschen Niederlassung gekauft. Obgleich Rivers un­ter diesen Verhältnissen fast den ganzen Tag an der Furth war und in der Regel erst AbendS zurükkam, so benuzte Savidge doch jede Gelegenheit, um den ehemaligen Freund und jezigen Todfeind zu verlezen und herauszufordern. RiverS fühlte, daß der Erbitterte die Absicht habe, einen Auftritt zu veranlassen, der zu einem offenen Kampfe und vielleicht zu einem Kampfe auf Tod und Leben führe, und nahm fich daher um so mehr zusammen. So schwierig es ihm wurde, durch Vorsicht, Festigkeit und Kaltblütigkeit einer Katastrophe vorzubeugen, eS gelang ihm dennoch bis zu dem Morgen, wo RiverS sich zur Hochzeitsreise anschikte. Zum lezten Male saßen die beiden Männer an demselben Tische beim Frühstük. Savidge machte mehrere beißende Bemerkungen über Freundschaft und Liebe, über die schwachköpfige alte Spanierin, die ihre Tochter einem Bettler an den Hals werfe, über Weibereitelkeit u. f. w.; an RiverS ruhiger Haltung prallten alle Pfeile ab. Er stand auf, um den ehemaligen Freunde zum Ab­schiede die Hand zu reichen und ihm zu sagen, daß er der vielen glüklichen Jahre wegen Al­les vergeben und vergessen wolle, waS später zwischen ihnen vorgefallen sei; da rief Savidge, er wolle verdammt sein, wenn tue schöne Kreolin, che er sterbe, nicht doch noch sein werde! Die Flüche und Drohungen, mit denen der Wüthende diese Lästerung begleitete, wurden Ri­verS zu stark und als derselbe nun gar JfabellaS Tugend angriff und fie mit den gemeinsten Namen bezeichnete, da riß dem Bräutigam die Geduld: er griff nach dem langen Jagdmesser. In demselben Momente hatte der Gegner das seinige gleichfalls gezogen und stürzte auf ihn ein. In demselben Zimmer, wo die Pflanzer Jahre lang wie Brüder mit einander gelebt, wo ste in traulichem Gespräche so oft beisammen gesessen und Erinnerungen, Hoffnungen und Pläne für die Zukunft ausgetauscht hatten, entstand jezt ein Kampf auf Tod und Leben. Bald floß daS Blut auS den klaffenden Wunden; daS Klirren der langen Kentuckymeffer, daS Knirschen der Ringenden, der dumpfe Schrei der Mordlust, das Alles ließ befürchten, daß einer, ja vielleicht beide todt auf dem Plaze bleiben würden. Auf dm Lärm deS furchtbaren Kampfes eilten die Sklaven heulend und schreiend herbei; aber die beiden Gegner waren Weiße und so wagte Niemand von den Schwarzen, einzuschreiten und dem Gemezel ein Ende zu machen. Endlich brach RiverS zusammen und blieb regungslos am blvtbedekten Boden liegen; schon

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