Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-09-11 / 73. szám

Siebzehnter Jahrgang. K.84M. Pesth und Ofen, Mittwoch, 11 September. ¥3* DER SPIEGEL für Kunst, E!eguuz und MVdt< ------«88»-----­ Redakteur: Sam. Rosenthal. Verleger: Fr. Wiesens Wittwe und S. Rosenthal. Das En-e eines großen Schauspielers. (Beschluß.) och denselben Morgen reichte Küstner seine Dimiffion ein; ein halbvoll­endeter Brief von dem Datum desjenigen, den Küstner an den Grafen schrieb, diesen wegen seines übereilten Schrittes um Vergebung bittend, fand sich in seinem Schreibpulte, aber erst nach seinem Tode. Hätte Küstner seinem guten Genius gefolgt und diesen Brief statt der Dimiffion einge­reicht, wäre Alles vergessen und vergeben worden, und der wakere Künst­ler würde vielleicht heute noch ein Stern erster Größe, ein beneidenS- werther glüklicher Mime sein, aber so stand eS anders in dem Buche der Zukunft geschrieben. Es sollte nicht so sein! — Der Graf, f - ein sanfter, edler Mensch, war außer sich, als man ihm die Kündigung brachte; er ließ gleich eine außerordentliche Sizung halten und die drei Kontrakte von Dem­mer, Heurteur und Küstner, welche buchstäblich gleich lauteten, untersuchen. Hier stand nir­gends eine Sylbe von einer sechswöchentlichen Kündigung. — Friedrich Demmer war der Erste, welcher den Grafen beschwor, die Sache vor der Hand noch ruhen zu lassen. »Ich schaffe Euer Erzellenz daS verirrte Lämmlein wieder, lassen Sie mich gewähren, Küstner scheint aus unbegreifliche Art, durch irgend ein Phantom geblendet zu sein; eS ist ein toller Streich, ich gestehe eS, aber so etwas läßt sich noch verbessern; so wie ich Küstner und seine Anhäng­lichkeit an Euer Erzellenz kenne, so wird er zerknirscht zu Ihren Füßen finken und sprechen: pater peccavi, und der gütige Vater öffnet die Arme." — »Gott gebe, daß Sie wahr spre­chen , mein lieber Friz. Nun meine Herren, vor der Hand spreche Niemand ein Wort davon; ich hoffe, Demmer wird uns Alle auS dieser peinlichen Lage befreien, darum eilen Sie, Friz, ich verlasse mich ganz aus Sie." — »Ich eile." — Somit war vorläufig kein weiterer Schritt geschehen, und Alles schien den ruhigen Gang zu gehen. Doch mit deS GeschikeS Mächten, ist kein ewiger Bund zu siechten, und das Unglük schreitet schnell. Man sieht aus dem ganzen Gang der Handlung, daß auch kein einziger Mensch, würde er so wie der Graf überrascht worden sein, nur einenAugenblik daran gezweifelt haben könnte, daß der Kontrakt, welchen Küstner produzirte, nicht falsch sei; der Betrug war so in die Augen fallend, daß eS Allen unbegreiflich blieb, wie der aufgeklärte, vernünftige Mann, wie Küstner nicht gleich einsehen konnte, hier sei Nichts zu gewinnen, nur Alles zu verlie­ren. — Die Bemühungen seines besten Freundes Demmer waren ganz fruchtlos, waS Dem­mer für ein Leichtes hielt, war schon in den Augen Küstners zur Unmöglichkeit herangereist. Mit beispielloser Ruhe verharrte Küstner bei seiner Behauptung, sein Kontrakt sei echt, und würde Küstner mit gleicher Konsequenz den einmal betretenen Pfad verfolgt haben, so konnte Niemand für den AuSgang deS Prozesses bürgen, aber zu solch einem Grad der moralischen Verworfenheit sinkt kein Mensch beim ersten Verbrechen. — Schon den andern Tag lispelte man fich ins Ohr, waS vorgefallen sei; in ein Paar Stunden murmelte man schon laut an allen öffentlichen Orten von der Fälschung KüstnerS, und am Abend wußte ganz Wien, wie eS um Küstner stehe. — Bei solchen Gelegenheiten ist eS merkwürdig, die Menschen zu fiudiren; alle ohne Unterschied mieden den beklagenSwerthen Mann, wie einen Paria; der

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