Neue Zeitung, 2016 (60. évfolyam, 1-53. szám)

2016-07-15 / 29. szám

Neue Zeitung, Nr. 29/2016, Seite 3 Gemeinschaften der Ungarndeutschen Ödenburger Familien im Porträt Die Tabergers Vor nicht allzu langer Zeit weckte in einem Lokalblatt der Name Robert Taberger mein Interesse, denn ich hatte eine liebe Tante mit demselben Namen. Ich rief den Herrn an und es stellte sich heraus, dass wir tatsächlich verwandt sind. Ich stattete ihm einen Besuch ab, währenddessen sich anhand alter Dokumente und Fotos die Familienge­schichte herauskristallisierte. er Urgroßvater von Robert betrieb Ahnenforschung. Dabei stieß er auf einen gewissen Johann Taberger, der im 17. Jahrhundert im Dreißigjährigen Krieg als Söldner gekämpft hatte. Wie er in die Ödenburger Gegend kam, ist unge­wiss, doch eine Urkunde bezeugt, dass sich Johann Tabergers Nachkommen 1651 in Ödenburg angesiedelt haben. Der Urgroßvater von Robert, Georg Ta­berger, heiratete Katharina Ändert, die aus Pamhagen (Pomogy) stammte. Der Ehegatte war Wirtschaftsbürger, der seiner Familie durch den Erlös des Weines ein schönes Leben sichern konnte. Ü ber die nächste Ge­neration wusste Robert, mein Gesprächspartner, viel mehr, seine Groß­eltern kannte er ja schon. Großvater Franz Taberger heiratete Anna Jauk und zog mit ihr vier Kinder auf. Er diente im Ersten Welt­krieg als k.u.k Infante­rist und zog mit seiner Einheit nach der Schlacht an der Piave nach Szegedin. Wenn das Regiment länger an einem Ort stationiert war, folgten die Fami­lien den Ehemännern. So war es auch im Falle von Franz Taberger: uf der einen Seite der Theiß befand sich das Militärlager, am anderen Ufer waren die Angehörigen der Offiziere untergebracht. Den Erzählungen nach schwamm Franz jeden Abend zu seiner Frau durch den Fluss, was schließlich der Familie ein freudiges Ergebnis einbrachte: Tochter Teresia wurde nach neun Monaten geboren. 1921 kehrten die Tabergers nach Ödenburg zurück, wo 1923 der Sohn Robert das Licht der Welt erblickte. Vater Franz bekam eine Stelle in der Kadettenschule der Stadt, er war für die Verpflegung der Schüler verantwortlich. R oberts Großvater mütterlicherseits, Franz Engel, war Metzgermeister in Donnerskirchen (Fehéregyháza). Sein zweites Standbein war ein Wirtshaus, er galt als ziemlich wohlhabender Mann, der sich erlauben konnte zu heiraten. Er holte seine Ehefrau aus Sopronhorpács. Das Ehepaar konnte von der Metz­gerei und dem Ertrag etlicher Weingärten ein gediegenes Leben führen. Es wäre auch alles bestens gewesen, hätte die Ehefrau nicht immer größer wer­dendes Heimweh. So beschlossen die beiden, nach Sopronhorpács zu übersie­deln, denn man dachte, einen Metzger kann ein jedes Dorf brauchen. Es ging auch eine Zeit richtig gut, die Metzgerei und das eigene Wirtshaus sicherten den inzwischen geborenen acht Kindern das tägliche Brot. Mit einem Problem (Fortsetzung auf Seite 4) Robert Taberger mit seinen Gitarren, nur sein Lieblingshund kann ihn von der Musik abhalten. Den Hof machen In einem online-Nachrichtenportal eines ungamdeutschen Städtchens las ich ei­nen Artikel darüber, wie die Jungs frü­her den Mädchen den Hof gemacht ha­ben. Den Untertitel - leider war der Text ausschließlich ungarisch - hat der Ver­fasser geschickt gestaltet: Beziehungen, die ein Leben lang gehalten haben. E igentlich werden Werbemöglich­keiten wie Spaziergänge, der sonntäg­liche Kirchgang, Bälle beschrieben, und die Wichtigkeit der Einverständ­niseinholung seitens der betroffenen Eltern hervorgehoben. Dazu tolle Fo­tos präsentiert mit Gruppen von Ju­gendlichen in Tracht bei der Arbeit und Ähnliches. A ber der Punkt ist: Wieso hielten diese Ehen ein Leben lang? Könnte die konkrete Frage der nachkommenden Generationen lauten. Die gemeinschaft­lich-gesellschaftlichen Konventionen spielten eine herausragende Rolle, und es war wichtig, dass im Auge der Ge­meinschaft eine solche Bindung abge­segnet bleibt. Aber bedeutete dies ein­fach aus Zwang zusammengebliebene Eheleute, die es nicht gewagt haben, den Bund der Ehe zu brechen? W enn man daran denkt, dass es in­nerhalb einer geschlossenen Dorfge­meinschaft Zeiten gab, wo ein Ehe­partner aus dem Nachbardorf schon vollkommen fehl am Platz erschien, also eingeheiratete Personen eher nicht erwünscht waren, blieb die zah­lenmäßige Auswahlmöglichkeit für ei­nen potentiellen Ehepartner eigentlich begrenzt. Ich kenne es aus meinem Heimatdorf, dass heutzutage traditionelle Dorfhoch­zeiten - als Höhepunkt der Eheschlie­ßung und als Beginn eines neuen Le­bensabschnitts - eher aus der Mode gingen und höchstens mit Abständen von mehreren Jahren noch stattfinden. Früher waren es Feiern, die über Wo­chen anhielten, wenn man die Vorbe­reitungen und die anschließenden Ver­pflichtungen noch mitrechnet. Auch die Welt hat sich gewandelt, aber auch die Traditionen des Hofmachens haben sich massiv geändert. Und auf jeden Fall ist es nun immer seltener, dass eine Bezie­hung ein Lxben lang hält. ng Ihre Bemerkungen zu unseren Themen erwarten wir an neuezeitung@t-online.hu

Next