Neuer Weg, 1968. szeptember (20. évfolyam, 6012-6037. szám)

1968-09-27 / 6035. szám

20. Jahrgang / Nr. 6035 \ Die Zeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements : einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei. — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen In dieser Woche : Intensivierung der Aussaat Reiche Bodenfeuchtigkeit vorhanden / Verkürzung der Anbaufrist erstes Gebot Bukarest (NW). — In dieser Woche wird man in den meisten Wirtschaften mit allen Kräften an die Herbstbestellung schreiten. Etwa 3 300 000 Hektar sind in einer relativ knapp bemessenen Zeitspanne mit verschiedenen Halmfruchtkulturen anzubauen. Allerdings unterscheidet sich die heurige Aussaat von der anderer Jahre. In diesem Zusammenhang macht der Oberste Landwirtschaftsrat darauf aufmerk­sam, dass bei sämtlichen Arbeiten einige Besonderheiten,'hervorgerufen durch das Wetter, zu berücksichtigen sind. Wie man weiss, war die Witterung in diesem Jahr höchst unbeständig. Nach sechs regenarmen Monaten, die in man­chen Gebieten zu ausgeprägten Dürreer­scheinungen führten, folgte ein Über­schuss an Wasser. In der zweiten Som­merhälfte wurden Niederschläge verzeich­net, wie sie in diesem Jahrhundert bei ups noch nie registriert wurden. Einige Werte : Hochland Birlad : 400 mm ; Ost­banat : über 400 mm. In fast allen land­wirtschaftlichen Gebieten beträgt die durchschnittliche Niederschlagsmenge 250 mm, das ist doppelt so viel wie in Jahren mit normaler Witterung. Die ausgiebigen Regenfälle haben vor allem zu einer ungewöhnlich reichen Wasserspeicherung im Boden geführt, was ausserordentlich wertvoll für die Ernte des nächsten Jahres ist. Bis zu einem Meter Tiefe sind je Hektar im Durch­schnitt zwischen 1000—1800 Kubikmeter Wasser vorhanden. Noch grösser sind diese Werte in der Südmoldau und in ei­nem Teil der westlichen Gebiete. Kleiner sind sie im Bărăgan und in der Dobru­­dscha. Was nun die Aussaat anbelangt, sei ge­sagt, dass unter den Bedingungen dieses Herbstes die Feldbestellung restlos in der ersten Hälfte der günstigen Zeitepoche und in möglichst kurzer Frist zu erfol­gen hat. Die Verkürzung der Anbauzeit wird auch durch die Verwendung von Hochzuchtsaatgut bedingt, das bekanntlich in einer kürzeren Zeitspanne als die alten Sorten unter die Scholle kommen muss. Die hohe Bodenfeuchtigkeit sorgt für ein gleichmässiges Spriessen und für die Bil­dung eines kräftigen Wurzelwerks. Der Oberste Landwirtschaftsrat warnt davor, die für dieses Jahr festgesetzten Anbautermine zu überschreiten oder die Aussaat in die Länge zu ziehen. Jede Verzögerung kann, vor allem in den kühlen lind wasserreichen Gebieten, zu grossen Emteverlusten führen. Ausserdem erfordern die Arbeiten gegen Herbstende einen grösseren Kräfteaufwand. In den .kälteren Landstrichen muss die Aussaat auch darum frühzeitig abgeschlossen werden, weil hier mit einem rascheren Wintereintritt zu rechnen ist. Es sind alle Voraussetzungen vorhan­den, damit der heurige Anbau unter be­sten Bedingungen und in einer Rekord­zeit erfolgt. Die Landwirtschaft verfügt im Vergleich zum Vorjahr über einen sub­stantiell vergrösserten Maschinenpark, und Hochzuchtsaatgut ist in hinreichenden Mengen vorhanden. Es geht jetzt darum, jeden Arbeitstag maximal zu nutzen, damit für eine reiche Ernte eine solide Grundlage geschaffen wird. Temesvár erwartet 13000 Studenten Neue Heime und Laboratorien in Craiova Temesvár. — In der Banater Universi­tätsstadt Temesvár wurden die Vorberei­tungen für das am 1. Oktober beginnende neue Hochschuljahr abgeschlossen. Insge­samt werden in diesem Hochschuljahr 13 000 Studenten die Fakultäten und In­stitute in Temesvár besuchen. Dabei wer­den die neueröffneten Abteilungen für Unteringenieure (Fakultäten für Mecha­nik und Bauwesen des Polytechnikums), die neue Fakultät für Zootechnik am Landwirtschaftlichen Institut sowie die Abteilung Französisch-Rumänisch der philologischen Fakultät auch ihre ersten Hörer auf nehmen. In Temesvár stehen im Höchschuljahr 1968/1969 mehr als 100 Laboratorien zur Verfügung, von denen viele erst in den letzten Jahren eingerich­tet wurden. In der Studentenstadt wur­den ausserdem zwei neue Heime mit ei­nem Fassungsvermögen von 800 Plätzen fertiggestellt. Während der Ferienmonate ausgebaut wurde auch die jüngste Universität des Landes in Craiova. Hier wurden mehrere Laboratorien für E-Maschinen, für ma­gnetische und elektrische Messungen sowie für Elektronik und ein Studentenheim mit 400 Plätzen fertiggestellt und über­geben. In diesem Hochschuljahr sollen die Craiovaer Heime mehr als 2100 Studenten aufnehmen können. Jubiläum des rumänischen Technikums Bukarest. — Im Oktober wird in der Hauptstadt der 150. Jahrestag der Eröff­nung des ersten in rumänischer Sprache abgehaltenen Lehrgangs für die Ausbil­dung von Ingenieuren gefeiert. Aus die­sem Anlass soll im Bukarester Polytech­nischen Institut anschliessend an die feierliche Eröffnung des kommenden Hochschuljahrs auch eine Feierstunde ver­anstaltet werden, an der Vertreter tech­nischer Hochschulen aus allen Universi­tätszentren des Landes teilnehmen und zu der auch Vertreter der Studenten­schaft aus mehreren Hochschulen einge­laden wurden. Zur gleichen Zeit sollen in den technischen Hochschulen von Bu­karest wissenschaftliche Tagungen der Lehrkader veranstaltet werden. Vorbereitungen zum „Tag der Ernte" Kronstadt (NW). — Grosse Vorbereitun­gen zum „Tag der Ernte“ sind bereits in sämtlichen Landwirtschaftseinheiten des Kreises Kronstadt im Gange. In allen Ortschaften werden Wiesenfeste veranstal­tet, auf denen die erfolgreichsten Briga­den und Arbeitsgruppen ausgezeichnet, die, Laienformationen auf treten und Sportler wetteifern werden. In Kronstadt selbst werden darüber hinaus zahlreiche Verkaufsausstellungen eingerichtet. | BIBLIOTECA,,A5TRA"f S J ß J u Neuer Wen Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest, Freitag, 27. September 1968 Proletarier aller Länder, vereinigt euch t Redaktion und Verwaltung i Bukarest, Piaţa Scînteii. Telefoni 17 60 10, 17 60 20 (Zentrale), 18 12 17 (Redaktion), 18 16 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt. Hermannstadt, Arad, Reschitza. Mediasch. Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz Einzelpreis 30 Bani LKW Nr. 150 000 aus Kronstadt Kronstadt (NW). — Im Kronstädter Lastkraftwagenwerk ist dieser Tage der 150 000. LKW vom Montageband gerollt. In den 14 Jahren LKW-Produktion ge­lang es den Werken, sowohl ihre Baumu­ster ständig zu verbessern und somit den Grossteil des Innenbedarfs zu decken als auch den Durchbruch zum Weltmarkt zu erreichen. Das Werk wurde mit neuen Abteilungen und Werkstätten erweitert, die mit modernen und leistungsstarken Taktstrassen ausgerüstet sind. Heute wird jede 8. Minute ein Lastkraftwagen fer­tiggestellt. Der Ausbau der LKW-Werke wird auch in diesem Jahr fortgesetzt. Die 208 Mil­lionen Lei, die in die Errichtung einer modernen Härterei, einer neuen Giesse­­rei, einer Werkhalle für den Bau von Fahrgestellen und für andere Einrichtun­gen aufgewendet wurden, sollen ab 1969 eine Jahresleistung von 28 500 Lastkraft­wagen ermöglichen. Die Entwurfsdienste der Werke arbeiten gleichzeitig an der Entwicklung von neuen konkurrenzfähi­gen Baumustern. Ab heute desen Sie auf Seite 6 unsere Fortsetzungsgeschichte : Die größte aller Heiseaa Jan Cameron, ein erfolgreicher Schrift­steller, dessen Bücher in mehrere Spra­chen übersetzt wurden, erfahrener See­mann und befähigter Historiker, zeigt auf Grund einer sorgfältigen Über­prüfung der frühesten überlieferten Do­kumente aus ganz neuer Sicht und mit Hilfe seiner genauen Kenntnis der Na­vigation und Strömungen, dass vieles, was jahrhundertelang als Legende galt, durchaus der Wirklichkeit entspricht und eine genaue, wenn auch oft verschleier­te Darstellung der frühesten Entdeckungs­reisen ist. Lassen Sie sich diese Folge nicht ent­gehen : Sie ist so lehrreich wie interes­sant ! Kurznachrichten Ihr erstes Konzert in Tg.-Mureş gaben vor zahlreichem Publikum die Philharmoni­ker aus Gottwaidov (CSSR) im Grossen Saal des Kulturpalais der Stadt. Die tschechi­schen Musiker unternehmen zur Zeit eine längere Gastspielreise durch Rumänien. Mehr als 4700 Lautmeter Kanalleitungen wurden seit Jahresbeginn in Konstanza ge­legt. Die Leitungen sollen vor allem die Wasserversorgung der Stadtviertel Paiazu Mare, Anadalchioi, Coiciu und Medeea verbessern. Bis Jahresende werden ferner Arbeiten durchgeführt, die eine Erweiterung des Kanalisierungsnetzes von Konstanza um insgesamt 2660 Laufmeter vorsehen. Das erste Diesellok-Depot der Moldau wird in Adjud gebaut. Es wird mit einer modernen Montagehalle, einem Heizwerk, Wasserenthärtungs- und Reinigungsstellen und anderen Zweckbauten ausgestattet sein und sämtliche Diesellokreparaturen in der Moldau übernehmen. Um 1100 Tonnen gekardete Baumwolle ist die Jahresproduktion der Ärader Textil­werke „30 Decembrie“ angestiegen. Der Produktionszuwachs ist auf zwei neue Fer­tigungsstrecken und über 200 neue Kard­­webstühle, wie auch auf die Vervollkomm­nung der alten Einrichtungen zurückzu­führen. Begegnung des Genossen Nicolae Ceausescu Delegation der KP Genosse Nicolae Ceauşescu, Generalse­kretär des Zentralkomitees der Rumäni­schen Kommunistischen Partei, hatte Mitt­woch gemeinsam mit den .Genossen Gheorghe Stoica, Stellvertretendem Mit­glied des Exekutivkomitees, und Mihai Dalea, Sekretär des ZK der RKP, eine Begegnung mit der Delegation der Kom­munistischen Partei Norwegens, beste­hend aus den Genossen Reidar Larsen, Vorsitzendem der Partei, Just Lippe, Se­kretär des Zentralkomitees, und Kurt Mortensen, Mitglied des ZK der KP Nor­wegens. Es nahm Genossin Ghizela Vass, Abtei­lungsleiter beim ZK der RKP, teil. Im Verlauf der Besprechungen, die in einer herzlichen, kameradschaftlichen Atmosphäre stattfanden, wurden verschie­ mit der Norwegens dene Fragen über die weitere Entwick­lung der zwischen der Rumänischen Kom­munistischen Partei und der KP Norwe­gens angebahnten Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit sowie einige Fragen von gemeinsamem Inter­esse erörtert. Bei dieser Gelegenheit wur­de die Notwendigkeit hervorgehoben, in den Beziehungen zwischen den Parteien auch weiterhin nach den Prinzipien der Gleichberechtigung, Unabhängigkeit und Nichteinmischung in die inneren Angele­genheiten zu handeln, sich für die Einheit der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung, sämtlicher fortschritt­licher, antiimperialistischer Kräfte im Kampf für die Sache des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus einzu­setzen. Genosse Nicolae Ceauşescu empfing Herrn Fodebo Keita, Staatssekretär für ßorfwirtschaft und Kunstgewerbe der Republik Guinea Mittwoch nachmittag empfing Genosse Nicolae Ceauşescu, Generalsekretär des Zentralkomitees der Rumänischen Kom­munistischen Partei, Vorsitzender des Staatsrates, Herrn Fodebo Keita, Staats­sekretär für Dorfwirtschaft und Kunstge­werbe der Republik Guinea, der zu Be­such in unserem Land weilt. Beim Empfang war der Stellvertreten­de Aussenhandelsminister Alexandru A1- bescu zugegen. Bei dieser Gelegenheit kamen die zwi­schen den beiden Ländern und Völkern bestehenden dauerhaften Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit zur Sprache, und es wurde dem gemeinsa­men Wunsch Ausdruck verliehen, diese Beziehungen auch weiterhin in beidersei­tigem Interesse, im Interesse des Frie­dens und des sozialen Fortschritts in der Welt zu entfalten. Die Besprechung verlief in einer herz­lichen, kameradschaftlichen Atmosphäre. Telegramm GENOSSEN L. I. BRESHNEW Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion GENOSSEN N. W. PODGORNYI Vorsitzendem des Präsidiums des Obersten Sowjets der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken GENOSSEN A. N. KOSSYGIN Vorsitzendem des Ministerrates der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Moskau Werte Genossen ! Die Öffentlichkeit unseres Landes, das ganze rumänische Volk hat mit beson­derer Genugtuung von der neuen und hervorragenden Leistung der sowjetischen Wissenschaft und Technik bei der Erschliessung des Weltraums Kenntnis genommen — vom erfolggekrönten Flug der Raumsta tion „Sond 5“ auf dem Weg Erde—Mond— Erde und der Rückkehr auf die Erde mit der zweiten kosmischen Geschwindig­keit auf ein vorher bestimmtes Zielgebiet. Im Namen des Zentralkomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei, des Staatsrates, des Ministerrates der Sozialistischen Republik Rumänien, des rumä­nischen Volkes und in unserem eigenen Namen gratulieren wir aus diesem Anlass Ihnen und durch Sie den Wissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern und Arbeitern, die zu dieser Leistung beigetragen haben, sowie sämtlichen Sowjetmenschen aufs herzlichste und wünschen ihnen neue Erfolge bei der Erforschung des kosmischen Raumes, der Entwicklung von Wissenschaft und Technik, beim Aufbau des Kom­munismus zum Wohle der Sowjetvölker, zum Wohle der Zivilisation und des Fort­schritts der Menschheit. NICOLAE CEAUŞESCU ION GHEORGHE MAURER Generalsekretär des Zentralkomitees Vorsitzender des Ministerrates der Rumänischen Kommunistischen (1er Sozialistischen Republik Rumänien Partei Vorsitzender des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien Von der Spiritusfabrik zum Chemiebetrieb Temesvarer „Solventul" wurde 100 Jahre alt Von Walter J a s s Von der Rosengasse aus überquert man den Bega-Kanal. Vorher ist man — nach Belieben oder Transportmöglichkeiten — die Preyergasse oder die Begazeile hinauf­gegangen. Einige hundert Meter kanalab­­wärts verbindet die Modoscher Brücke die beiden Ufer der Bega. In diesem Stück Alt-Temesvar nun, im Viertel Josefstadt, liegt neben alten Gassen und Brücken auch ein ebenso alter wie stadtbekannter Wirtschaftsteetrieb, einer der ältesten über­haupt in Temesvár : die Fabrik „Solven­tul“, bekannt bei den Temesvarern noch immer unter ihrem alten Namen „Spiri­tusfabrik“. Sie ist im August hundert Jahre alt geworden. „Erste Spiritus-Brennerei und Raffinerie Actien-Gesellschaft...” „Grosse Chemiebetriebe Europas feier­ten Ende der fünfziger Jahre auch erst ihr hundertjähriges Jubiläum“, meint Ing. Hjalmar Sauer, ebenfalls stadtbekannt, je­doch weniger als Chemieingenieur (ob­wohl sehr tüchtig, heisst es im Betrieb), sondern vielmehr als langjähriger Hand­ballspieler der Studentenmannschaft Po­litehnica. „Temesvár schneidet so auch in Sachen Chemieindustrie nicht schlecht ab, wenn man die Spiritusfabrik der Gründer- und der späteren Jahre dazu­rechnet.“ „Erste Spiritus-Brennerei und Raffine­rie Actien-Gesellschaft in Temesvár' — das war die anfängliche Bezeichnung der heutigen „Solventul“. Mehrere Unterneh­mer und Bürger der Stadt hatten ein Startkapital zusammengelegt und am rech­ten Ufer der Bega eine Fläche von 15 Joch erworben, auf der. dann mit der Errich­tung der Fabrikbauten begpnnen wurde. Der Bauvertrag, zusammen mit anderen Dokumenten aus der Geschichte des Be­triebs von Direktor Ştefan Ferenczi mit Liebe aufbewahrt, sieht „allgemeine und besondere Bestimmungen beim Bau des Fabrics-Gebäudes" vor. Ob sie eingehal­ten wurden, ist heute schwer festzustel­len. Jedenfalls standen die Gebäude im August 1868 fertig da, und die Fabrik konnte „zum Wohle der Stadt und zum B'ortschritt ihrer Bürger“, wie es in einer anderen Akte heisst (das eigene Wohl und der eigene Nutzen wurden dabei völlig verschwiegen), den ersten Spiritus bren­nen. Doch scheint es, dass die Termine für die Inbetriebnahme von neuen Wer­ken schon damals nicht immer eingehal­ten wurden. Der erste Spiritus floss näm­lich erst nach einem Jahr aus den An­lagen — am 5. Dezember 1869. Die Verzögerung beeinflusste keineswegs die zügige Produktion der ersten Jahre, in denen täglich ungefähr 14 000 Liter Spiritus aus Getreide destilliert, wurden. Die Kapazität des Betriebes wurde, so würden wir es heute sagen, auch gleich maximal, hundertprozentig genutzt. Aus den Abfallprodukten zog man ausserdem noch eine einträgliche Rindermast auf, die noch 1930 betrieben wurde und die der Fabrik sogar Medaillen auf internationa­len Ausstellungen einbrachte. Die Rinder der Spiritusfabrik, scheint es, waren also besser, als deren Spiritus. Und für die Aktionäre war es sowieso alles eins, wor­aus sie Profit schlagen konnten. 1932 wird beiden — Rindern und zeit­weilig auch dem Spiritus — Ade gesagt. Man besinnt sich auf die Chemie, die überall gross im Kommen ist. Die Fabrik beginnt, wenn auch auf fermentativem Wege, Buthanol und Azeton zu erzeugen. Dabei bleibt es auch trotz manchen Schwierigkeiten in der Rohmaterialbe­schaffung bis in den fünfziger Jahren. Eigenes „Know how“ Soweit die Geschichte. Die Gegenwart der Fabrik hat ihr den Namen „Solven­tul“ eingebracht, was übersetzt etwa „Lösungsmittel“ heissen würde (siehe Aze­ton). Doch auch diese Bezeichnung dürfte heute nicht mehr stimmen, denn der Hauptteil der Erzeugnisse, die „Solventul" gegenwärtig herstellt, wird von Weichma­chern belegt. Und das ist der grosse Weg, den der Betrieb seit 1950, in den Jahren des Sozialismus also, zurücklegte: 1950 Start mit insgesamt 6 Tonnen Weichma­chern im Jahr : 1968 werden es bis Jah­resende bereits 11650 Tonnen sein, und im nächsten Jahr strebt man die 16 000-Ton­­nen-Grenze an. Wie wurde dieser Umschwung, der zu­gleich ein Neubeginnen bedeutete, vollzo­gen ? Direktor Ştefan Ferenczi und Chefbuchhalter Gheorghe Chevereşan, meinen dazu: „In erster Reihe aus eigener Kraft. Durch eigenes ,Know how’.“ Die Umstellung auf die Produktion von Weichmachern und anschliessend deren Erweiterung wurde nämlich im Betrieb selbst geplant, die Anlagen im Lande selbst in Auftrag gegeben, und so musste die Technik für ein lm Lande gerade erst hergestelltes Erzeugnis nicht importiert werden. Man braucht heute für die Plast­tFortsetzung auf Seite 2) Wieder Gast im Konzertsaai Von Georg Hromadka Heute eröffnen die Bukarester Phil­harmoniker, im hundertundersten Jahr ihres Bestehens, die neue Konzertsai­son. Die andern Sinfonieorchester der Hauptstadt, die Uundfunksinfoniker und die Filmsinfoniker, nehmen gleich­falls ihre Tätigkeit schon in nächster Zeit auf. Die Kammerensembles wer­den gewiss auch nicht lang auf sich warten lassen. In ein, zwei Wochen wird somit das Bukarester Konzertle­ben wieder im Geleise sein. Was erwarten die hauptstädtischen Konzertfreunde von der neuen Spiel­zeit ? Was erwarten sie von den ver­schiedenen Musikkörperschaften, be­sonders aber von unsern führenden Orchestern ? Es dürfte schwerfallen, etwa durch eine Umfrage herauszubekommen, was sich die Bukarester Konzertgemeinde im Augenblick wünscht : wie sie sich das Repertoire unserer führenden For­mationen vorstellt, was und wen sie hören möchte. Auf keinen Fall könnten wir mit Hilfe von Fragebogen, wie sie am Anfang dieses Jahres von der Bu­karester Philharmonie an ihre Abon­nenten verteilt wurden, zu einem gülti­gen Schluss gelangen. Man kann sich nur ausmalen, was da herausgekommen sein muss, als man die Anrechtsbesit­zer ganz allgemein befragte, welches ihre Lieblingskomponisten sind und was für Werke sie am liebsten hören möchten. Dass sich die Umfrage und ihr Ergebnis in der Folge auf die Programmgestaltung irgendwie fühlbar ausgewirkt hätten, ist nicht bemerkt worden, und es dürfte auch niemand gegeben haben, der es erwartet hätte. Von vornherein kann man Umfragen, die bloss einen Teil des konzertinter­essierten Publikums erfassen (im vor­liegenden Fall die Abonnenten), nur relativen Wert beimessen. Selbst um­fassendere Teste dürften kaum mehr als dokumentarischen Wert haben. Un­möglich ist es, die verschiedenen, nicht selten grundverschiedenen Vorstellun­gen und Wünsche der Konzertfreunde unter einen Hut zu bringen. Ginge es nach den einen, würde man (leicht übertrieben formuliert) das ganze Jahr hindurch aus Beethoven nicht heraus­kommen. Hielte man sich nach den an­dern : Wir dürften uns (wieder grob gesagt) an keinem Klassiker, an kei­nem Romantiker mehr freuen — nur Zeitgenossen dürften wir hören, und von diesen auch nur ganz bestimmte. Von beiden „Rezepten" ist selbstver­ständlich keines besser als das andere (obwohl eingestandenermassen das erste das einträglichere wäre). Keiner der beiden Wege ist natürlich gangbar (ob­wohl wiederum eingeräumt werden muss, dass der erste der bequemere wäre). Jede gesunde Konzertpolitik wird sich bei uns darauf orientieren, das Repertoire einer Spielzeit mit Wer­ken der Meister aller bedeutenden Schulen und Epochen (der rumänischen wie der Weltmusik) zu . versehen -jy­­nicht etwa, um jedem etwas zu briri­­gen, und weniger, um dazu beizutra­gen, den Bildungs- und Erfahrungsho­rizont des einzelnen zu erweitern (denn das tun heute Rundfunk und Schall­platte mit weit mehr Erfolg), sondern um den Menschen ein glaubwürdig­lebendiges Bild von der Vielfalt und zugleich Einheit unserer humanen Kul­tur zu vermitteln, nicht zuletzt auch, um die Menschen sich an der Glut des unmittelbaren Erlebens erwärmen zu lassen. In dieser Hinsicht haben unsere Programmplaner und Programmgestal­ter noch ein weites Feld zu durch­schreiten, viele Gipfel anzugreifen, viele Tiefen auszuloten. Das gilt von der sinfonischen Musik genauso wie von der vokal-sinfonischen, der Chor- und der Kammermusik. In einer Frage jedoch werden sich die Konzertgänger wohl hundertprozen­tig einig sein : in der Frage der Inter­pretationsqualität. Wir alle wollen, dass unsere Künstler (Dirigenten, Solisten, Choristen, Instrumentalsten) für die Darstellung der Musikwerke ihr bestes Können aufbieten, ihr Letztes herge­ben. Und weil wir eine Musik wollen, die uns nahegeht, uns begeistert, wün­schen wir von unsern Künstlern, dass sie begeistert agieren, ihre Zuhörer be­geistern. Wir haben es, offen gesagt, satt, gute Künstlerkräfte (einzeln und als Ensemble genommen) bloss „alle heilige Zeit“ glänzen zu sehen. Wir haben den grauen Alltag satt, der sich, nochmals offen gesagt, besonders bei der Bukarester Philharmonie breitzu­machen versucht. Es tut uns well, wenn wir sehen, dass ein so begabtes Or­chester wie die Bukarester Philharmo­niker fast nur noch von tüchtigen Gastdirigenten zu ihrer höchsten Lei­stungspotenz emporgerissen wird. Wir sehnen den Tag herbei, an dem sich der Traum der Bukarester erfüllt, ihre Philharmoniker wieder in der Hand eines Mannes zu sehen, der in vollem Mass der grossen rumänischen Orchestertradition entspricht und eben­so würdig die glorreiche Dirigenten­überlieferung unserer Hauptstadt ver­körpert. Das ist es, was wir zu Beginn der neuen Konzertspielzeit sowohl der Bu­karester Philharmonie als uns selbst, den Konzertgängern, wünschen.

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