Neuer Weg, 1968. november (20. évfolyam, 6065-6090. szám)

1968-11-08 / 6071. szám

Di« Eeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements i einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei. — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen HO, Jahrgang / Nr. 8071f oit í/'aíiIP smu I E Stauer Weg Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest, Freitag, 8. November 1968 Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Redaktion und Verwaltung i Bukarest, Piaţa Scînteii. Telefon i 17 60 10, 17 60 20 (Zentrale), 18 12 17 (Redaktion), 18 16 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár. Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz Einzelpreis 30 Bani ♦ Telegramm GENOSSEN LEONID ILJITSCH BRESHNEW Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion GENOSSEN NIKOLAI WIKTOROWITSCH PODGORNYI Vorsitzendem des Präsidiums des Obersten Sowjets der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken GENOSSEN ALEXEJ NIKOLAJEWITSCH KOSSYGIN Vorsitzendem des Ministerrates der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Moskau Liebe Genossen ! Im Namen des Zentralkomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei, des Staatsrates und des Ministerrates der Sozialistischen Republik Rumänien, im Namen des ganzen rumänischen Volkes sowie in unserem eigenen Namen über­mitteln wir Ihnen, dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjet­union, dem Präsidium des Obersten Sowjets, dem Ministerrat der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und dem sowjetischen Brudervolk einen kame­radschaftlichen Gruss und herzliche Glückwünsche zum 51. Jahrestag der Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution. Die Oktoberrevolution — ein Ereignis von hervorragender Bedeutung — lei­tete eine neue Ära in der Geschichte der Menschheit ein, die Ära der proletari­schen Revolutionen, des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus, sie begei­sterte das Proletariat, die Massen der Werktätigen der ganzen Welt im Kampfe zur Verwirklichung der Ideale der nationalen und sozialen Befreiung, für Frieden und Völkerfreundschaft. Das rumänische Volk freut sich von ganzem Herzen über die bedeutenden Leistungen, die das sowjetische Volk unter Führung seiner kommunistischen Par­tei beim Aufbau der kommunistischen Gesellschaft, bei der unablässigen Entfal­tung von Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kultur sowie bei der Hebung des Lebensniveaus erzielt hat, und betrachtet diese als einen der wichtigsten Beiträge zur Festigung des sozialistischen Weltsystems, der Kräfte des Fortschritts und des Friedens. Das ZK der RKP, der Staatsrat, die Regierung der Sozialistischen Republik Rumänien und das ganze rumänische Volk hegen hohe Wertschätzung für die tra­ditionelle Freundschaft und das brüderliche rumänisch-sowjetische Bündnis, auf­gebaut auf den gleichen Zielen und Gesellschaftsordnungen, den Prinzipien des Marxismus-Leninismus und des sozialistischen Internationalismus. Wir verleihen unserer Überzeugung Ausdruck, dass sich die Beziehungen vielseitiger Zusammenarbeit zwischen der Rumänischen Kommunistischen Partei und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, zwischen der Sozialistischen Republik Rumänien und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken weiterhin im Interesse unserer Völker, im Interesse der Einheit der sozialistischen Länder, der internationalen kommunistischen Bewegung, im Interesse sämtlicher antiim­perialistischer Kräfte entfalten werden. Zum Jahrestag des Grossen Oktober wünschen wir Ihnen, liebe Genossen, dem ganzen sowjetischen Volk neue und grosse Erfolge beim Aufbauwerk der kom­munistischen Gesellschaft. NICOLAB CEAUŞESCU ION GHEORGHE MAURER Generalsekretär des Zentralkomitees Vorsitzender des Ministerrates der der Rumänischen Kommunistischen Sozialistischen Republik Rumänien Partei Vorsitzende» des Staatsrates 4«» Sozialistischen Republik Rumänien Festversammlung zum 51. Jahrestag der Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution Im Bukarester Haus für Rumänisch- Sowjetische Freundschaft fand Mittwoch nachmittag eine Festversammlung statt, die das Munizipalparteikomitee Bukarest, der Zentralrat des Allgemeinen Gewerk­schaftsverbandes, das Staatskomitee für Kultur und Kunst, der ARLUS-General­­rat und das Zentralkomitee des Verban­des der Kommunistischen Jugend anläss­lich des 51. Jahrestags der Grossen So­zialistischen Oktoberrevolution veran­staltet hatten. Der Hintergrund der Bühne war von einem Bildnis Wladimir Iljitsch Lenins und von den Staatsflaggen der Sozialisti­schen Republik Rumänien und der UdSSR beherrscht. Daneben war die Lo­sung zu lesen : „Es lebe der 51. Jahrestag der Grossen Sozialistischen Oktoberrevo­lution !* Im Präsidium der Versammlung nah­men Platz die Genossen : Emil Bodna­­raş, Vasile Vilou, Iosif Banc, Dumitru Popa, Mihail Roşianu, Vorsitzender des ARLUS-Generalrates, Ion Gosma, Erster Stellvertretender Vorsitzender des Muni­­zipalvolksrates Bukarest, Generalleutnant Ion Coman, Stellvertretender Minister der Streitkräfte, Mihai Marin, Stellver­tretender Aussenminister, Larisa Muntean nu, Sekretär des Zentralrates des Allge­meinen Gewerkschaftsverbandes Rumä­niens, Ecaterina Stancu, Direktor der Textilwerke „7 Noiembrie“, Ion Radu, Meister der Elektromaschinenwerke, und Coralia Pirvulesou, Studentin im IV. Jahrgang der Fakultät für Philosophie der Bukarester Universität. Im Präsidium nahmen ferner Platz : A. W. Bassow, Botschafter der Sowjet­union in Bukarest, S. N. Butussow, Mi­nister für Kommunalwirtschaft der RSFSR und Leiter der Delegation der Gesellschaft für Sowjetisch-Rumänische Freundschaft, die sich aus diesem Anlass in unserem Lande aufhält. Im Saal befanden sich Mitglieder des ZK der RKP, Leiter einiger gesellschaft­licher und Zentralinstitutionen, Persön­lichkeiten des wissenschaftlichen und des Kulturlebens, Werktätige aus Bukarester Betrieben und Institutionen, rumänische Journalisten und Ausländskorresponden­ten. An der Versammlung nahmen auch io Bukarest beglaubigte Chefs einiger di­plomatischer Missionen und andere Mit­glieder des Diplomatischen Korps teil. Ferner waren die Mitglieder der unser Land besuchenden Delegation der Gesell­schaft für Sowjetisch-Rumänische Freund­schaft zugegen. Die Versammlung wurde von Genossen Ion Cosma eröffnet. Uber den 51. Jahrestag der Grossen So­zialistischen Oktoberrevolution sprach Genosse Vasile Vîlcu, Mitglied des Exe­kutivkomitees des ZK der RKP, Vorsit­zender des Landesverbandes der Land­­w irtschaf tlichen Prod uktionsgenossen­schaften. Danach ergriff A. W. Bassow, Botschaf­ter der Sowjetunion in Bukarest, das Wort. Die Reden lösten wiederholt begeister­ten Beifall aus. Den Abschluss der Versammlung bil­dete ein reichhaltiges Programm künstle­rischer Darbietungen, bei denen Solisten der Rumänischen Oper, der Staatsphil­harmonie „George Enescu' und Schau­spieler einiger Bukarester Theater mit­wirkten. Zusammenkunft des Genossen Nicolae Ceauşescu mit der Leitung des Schriftstellerverbandes Mittwoch, den 6. November 1. J., traf Genosse Nicolae Ceauşescu gemeinsam mit den Genossen Paul Niculescu-Mizil und Dumitru Popescu beim Zentralkomi­tee der Rumänischen Kommunistischen Partei mit der Leitung des Schriftsteller­verbandes zusammen. An der Begegnung nahmen die Mitglie­der des Büros des Schriftstellerverban­des, des Büros der Parteiorganisation und der Bukarester Schriftsteller, die Se­kretäre der Landeszweigstellen des Schriftstellerverbandes, die Sekretäre der Parteigrundorganisationen dieser Zweig­stellen und Redakteure der Publikationen des Schriftstellerverbandes teil. Bei dieser Gelegenheit wurden Fragen bezüglich der Generalversammlung der Schriftsteller geprüft, die vom 14. bis 16. November 1968 stattfinden wird. Ministerpräsident Ion Gheorghe Maurer aus dem Iran zurückgekehrt Mittwoch nachmittag ist Genosse Ion Gheorghe Maurer, Ministerpräsident der Sozialistischen Republik Rumänien, der auf Einladung von Amir Abbas Hoveida, Ministerpräsident des Iran, diesem Lande einen nichtoffiziellen Besuch abgestattet hatte, aus Teheran kommend, in die Hauptstadt zurückgekehrt. Bei der Ankunft auf dem Flughafen Bäneasa waren die Genossen Ilie Verdeţ, Ianoş Fazekas, Iosif Banc, Emil Drăgă­­nescu, Manea Mănescu, Gheorghe Gaston ' : He-Persönlichkeiten zugegen. ( Der interimistische Geschäftsträger des Iran in Bukarest, Yahya Motamed-Vaziri, war anwesend. ★ Auf dem Flughafen Mehrabad gaben dem rumänischen Gast das Geleit: der iranische Premierminister A. A. Hoveida, Wirtschaftsminister A. Alikhani, Land­wirtschaftsminister H. Zahedi, der Mi­nister für Agrarprodukte A. Madjid u. a. offizielle Persönlichkeiten. ★ Auf Einladung Seiner Exzellenz Herrn Amir Abbas Hoveida, Premierminister des Iran, stattete Seine Exzellenz Herr Ion Gheorghe Maurer, Ministerpräsident der Sozialistischen Republik Rumänien, dem Iran vom 2. bis 6. November 1968 einen Freundschaftsbesuch ab. Während seines Aufenthalts in Tehe­ran wurde der Ministerpräsident Rumä­niens, Ion Gheorghe Maurer, von Seiner Kaiserlichen Majestät dem Schah-in­­schah des Iran, Mohammad Reza Pah­­lavi Aryamehr, empfangen und nahm an einem Diner teil, das der Kaiser aus die­sem Anlass gab. Ministerpräsident Ion Gheorghe Maurer hatte Besprechungen mit dem iranischen- Premierminister Amir Abbas Hoveida über die Weiterentwicklung der bilatera­len Beziehungen sowie über Probleme von beiderseitigem Interesse. Die Bespre­chungen verliefen in einer Atmosphäre herzlicher Freundschaft und gegenseiti­gem Einvernehmen. Ministerpräsident Ion Gheorghe Maurer besuchte die Universität von Teheran und nahm an einer Jagd in der Gegend von Mazandaran im Norden des Iran teil. Der rumänische Ministerpräsident rich­tete an Seine Exzellenz Herrn A. A. Ho­veida die Einladung, Rumänien zusam­men mit seiner Gattin zu besuchen. Die Einladung wurde gern angenommen. Der Zeitpunkt des Besuches soll später fest­gelegt werden. Kreisräte der Werktätigen deutscher und ungarischer Nationalität gegründet Bukarest. — In mehreren Kreisen des Landes fanden gestern die Grün­dungsversammlungen der Kreisräte der Werktätigen deutscher und ungarischer Nationalität statt. Bekanntlich wurde die Gründung die­ser Räte auf dem Oktober-Plenum des ZK der RKP beschlossen. Als Bestandteil der Front der Sozialistischen Einheit werden diese Körperschaften mit breitem reprä­sentativem Charakter sich unmittelbar an dem gesamten politischen Leben des Lan­des, in den verschiedensten Bereichen be­teiligen und die immer breitere organisier­te Teilnahme der Werktätigen aus den Reihen dieser Nationalitäten an der Ver­wirklichung des grossen Programms zum Aufbau des Sozialismus, zum materiellen und geistigen Aufblühen des Vaterlandes gewährleisten. Über die Gründungssitzung der Kreis­räte werden wir ln der Ausgabe von mor- * Inhaltsreiche Cibinlumstage Telefonisch von Ilse Schumann Der kulturelle Mlttwooh-Ausflug be­gann mit Gedanken und Vorstellungen zur Wohnkultur. Unser „Cibinium“­­Bus und die diversen anderen Fahr­zeuge machten erste Station in Heltau : Besuch der im In- und Ausland be­kannten Teppichfabrik, wo vor uns in der Halle die Menge der Teppiche zum Anschauen aufgerollt wurden — wie gesagt, man beschäftigte sich in­tensiv mit Wohnkultur. Andererseits wurden wir auch zu Ende dieses Aus­flugs mit anderen Dingen beschäftigt, mit Hanklioh und einem ganz speziel­len Miehelsberger Produkt: Weichsel­wein. Und zwar dies als Gäste im Hause, genauer im Hofe der Familie Tuth. Selbst ein bauchiger dunkelgrü­ner Krug aus dem Jahre 1873 fehlte nicht, auf dem zu lesen war: „Wer mein Freund oder guter Nachbar will sein, der schenke die Kanne voll ein. Gehörig der Bach-Nachbarschaft.“ Wir leerten den Krug, aber wir schieden trotzdem in bester Freundschaft. Die eigentliche Entdeckung, die wäh­rend des „Cibinium“-Ausflugs in Mi­chelsberg zu machen war, ist, dass die Gemeinde, mit der man gemeinhin die Vorstellung weisser Blütenpracht verbindet — Michelsberger Kirschblü­ten, das Motiv zieht sich durch unsere gesamte siebenbürgisch-sächsische Ma­lerei, Lyrik und wenn ich nicht irre auch Prosa —, dass die Michelsber­ger Landschaft also, im Spätherbst zu­mindest, genauso bezaubernd ist, dass man oben auf dem Burgberg aus dem Schauen nicht mehr herauskommt, denn der dichtbewaldete Mehlseifen­berg davor erstrahlt in unwahrschein­lichem, sattem Rotbraun, rings um ihn wellt sich das Milohiggrün der neuen Saat. Die Burg — sie gehört zu den wenigen ursprünglich als römische Ba­silika angelegten Burgen Siebenbür­gens und stammt aus dem 12. Jahrhun­dert — wurde in den letzten Jahren restauriert. Nachmittag fand eine wohldurch­dachte Veranstaltung im Barocksaal des Brukenthalpalais statt: Eine Le­sung aus den Werken Hermannstädter Dichter, eine Feierstunde deutscher einheimischer Lyrik. Es galt, die zeit­lich, geistlich und auch in ihrer künst­lerischen Vollendung sehr unterschied­lichen Dichterpersönlichkeiten der al­ten Stadt in einen verbindlichen und erläuternden Rahmen zu stellen, einen kurzen Exkurs in die\ geistige Land­schaft vergangener Jahrhunderte zu unternehmen, der, Geschichtliches und knappe Werkdeutung beinhaltend, die Verbindung von Ghristian Schesäus zu Friedrich Krasser und Josef Marlin, den Mundartdichtern Viktor Kästner, Karl Römer und Ernst Thullner, zu der 1954 verstorbenen und der literarischen Öffentlichkeit wenig bekannten Gerda Miess, sowie andererseits zu George Coşbuc und Lucian Blaga zu leiten. Es sei festgehalten, dass dieser kluge Ver­bindungstext (Verfasser : Joachim und Manfred Wittstock) ein wichtiges Mo­ment für das Gelingen des Abends war ; Sigrid Zacharias, Kurt Conradt und Karl-Heinz Maurer, Schauspieler der deutschen Abteilung des Hermann­städter Staatstheaters, trugen die Ver­se vor. Im zweiten Teil der Veranstal­tung hatte die Gegenwart das Wort. Aus eigenen Arbeiten lasen Astrid Connerth, Christian Maurer, Willy Schuster, Klaus Peter Barth, Gerhard Ejke, Franz Hodjak und Günther Schulz vor. Dem überaus zahlreich er­schienenen Publikum gab im Anschluss das Kammerorchester der Musikschule unter Leitung von Prof. Heinz Acker eine musikalische Darbietung : Johann Sebastian Bachs zweite Suite in h-Moll für Flöte und Orchester mit Kurt Müller als Solisten. Es ist manches Mal wirklich schwer, der Vielfalt der „Cibiniums“-Veran­­ataltungen, selbst wenn man seine Be­mühungen nur auf zeitliche Korrekt­heit beschränkt, gerecht zu werden. Dieser Stossseufzer begann schon Diens­tag zu wachsen, als in feierlichem Rahmen gleich drei Ausstellungen er­öffnet wurden : Malerei in den Bru­­kenthal-Sälen, dekorative Kunst in der Galerie in der Heltauergasse sowie eine Ausstellung in der Volkskunst­schule. Bildende Künstler hatten dann mit Kritikern eine lange Aussprache, und am Abend fand das regelmässige Dienstag-Konzert der Philharmonie statt: Glucks Sinfonie in G-Dur und Tschaikowskis bekanntes Klavierkon­zert (Solist: Dan Grigore) unter Henry Selbings erprobter Stabführung. Der zweite Teil war „Cibinium“-festlich : Es trat der neugegründete „Gheorghe Dima“-Chor auf. Mittwoch war man zum Abschluss des Tages zu einer Pre­miere der rumänischen Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters geladen worden. George Farquhars 1706 ge­schriebene handfeste Sittenkomödie „Der Werbeoffizier“ erlebte unter der Regie von Călin Florian eine Auffüh­rung, die die grellen Töne noch zu ver­schärfen versuchte, die aber zu früh auf die Bühne kam ; es ist noch man­ches der Ausarbeitung bedürftig. Aller­dings, das Publikum fand auch so sein Vergnügen an den eindeutigen Zwei­deutigkeiten. Und mehr, das heisst, der brutale Missbrauch des Menschen durch den Menschen, der unter der saftig-deftigen Oberfläche den bitteren Hintergrund dieser Komödie abgibt, kommt vorläufig noch nicht über die Rampe. Das Bühnenbild, das Erwin Kuttler schuf, ist ein glücklicher Ein­fall zu nennen. Es ist so schön wie einfach, lässt in Minutenfrist Dekor­wechsel zu, indem zwei Häuserfronten wie Türen einfach auf oder zuzuma­chen sind, und mal eine Strasse, mal zwei Wände für ein Interieur abgeben. Was hätten Sie getan? Von Franz Storch M an testet heutzutage so vieles ; bald die Flugtüchtigkeit einer neuen Düsenmaschine oder die Reissfestigkeit eines Garns, bald die Wetterbeständigkeit einer neuen Farbe oder die Schockwirkung beim Zusam­­menstoss zweier Vehikel. Man testet auch kompliziertere Dinge, wie etwa die Lesefreudigkeit der Einwohner­schaft eines Landstrichs oder die Häu­figkeit eines bestimmten Wortes in ei­nem Roman. Elektronische Schnell­rechner haben herausgefunden, dass sogar die Liebe und die ideale Gatten­wahl (Vorsicht, in puncto Fehlent­scheid keinerlei Garantie !) ertestet werden können. In einer unserer Redaktionssitzungen wurde ebenfalls über Teste gespro­chen : Es solle sich mal jemand an den Rand einer stark befahrenen Land­strasse legen und die Autos zählen, die an ihm vorbeirasen, ohne anzuhal­ten. Kein schlechter Vorschlag, bloss ist die Jahreszeit schon zu kühl, um stundenlang auf dem Boden zu liegen, bis zufällig die Verkehrsmiliz, ein Ret­tungswagen oder sonst ein nicht-pri­vates Vehikel vorbeikommt und einen aus dieser unbequemen Test-Lage be­freit. Etwas zynisch, diese Feststellung, und vielleicht auch etwas zu allgemein gehalten, aber das oft bemühte Körn­­chen Wahrheit steckt zweifellos darin — sogar ein recht grosses Körnchen. Wenngleich nur in unserer Vorstel­lung, wollen wir zur Bestätigung des erwähnten Körnchens Wahrheit einen kleinen Test durchführen, und zwar mit Hilfe von Fragen, die jeder für sich (also möglichst ehrlich) beantwor­ten kann. Was würden Sie tun, wenn Sie am späten Nachmittag, einige Ki­lometer von Ihrem Reiseziel entfernt, einen Menschen am Rande des Fahr­bands liegen sähen ? Würden Sie so­fort anhalten, aussteigen und nachse­­hen, worum es geht? Würden Sie wei­terrasen und sich einreden, dass Sie den Mann ja nicht unbedingt gesehen haben müssen ? Würden Sie reflexar­tig folgern, dass nur ein Trunkenbold sich da auf ein Ernüchterungsschläf­­.chen niedergelegt hat? Bevor,sie aus freien Stücken Ihre Antwort fertig­denken, wollen wir etwas Wichtiges präzisieren : Sie sitzen allein im Wa­gen (müssen also nicht den Schein wahren), und weder durch die Wind­schutzscheibe noch im Rückspiegel ist ein anderes Fahrzeug zu sehen. Soweit, um den Gedanken der Re­daktionssitzung nicht zu ignorieren. Wenn wir aber schon bei Testfragen sind, wollen wir — mit Ihrer Erlaub­nis — den Rahmen etwas weiter span­nen ! Ein nebeliger Herbstabend, we­nig Menschen auf der Strasse, Sie ge­hen von irgendeinem Kino nach Hause — und merken, dass zwei Männer sich am Schloss eines Konfektionsladens zu schaffen machen. Würden Sie sich die Sache einmal näher ansehen und vielleicht fragen, was die Leute dort Vorhaben ? Würden sie Ihren Weg fort­setzen und sich sagen, dass wahr­scheinlich erst jetzt gesperrt wird ? Würden Sie das Problem mit dem selbstberuhigenden Hinweis abtun, dass Miliz und Nachtwächter schon nach dem Rechten sehen werden ? Oder würden Sie aus einiger Entfer­nung alles beobachten, bis sich ein va­ger Verdacht bestätigt oder widerlegt, um daraufhin prompt zu handeln ? In Bukarest wurde dieser Test, tatsäch­lich durchgeführt. Von 63 Vorbeige­henden schöpften nur vier Verdacht. Sie verständigten die Miliz. Was hät­ten Sie getan ? Und dies ist auch nicht aus der Luft gegriffen : Hinter dem Platz der Ver­einigung (Achse Nord—Süd) wirft ein eiliger „Trabant“ einen alten Mann um. Einige Passanten springen herbei und helfen ihm wieder auf die Beine. Er ist aber am Hinterkopf verletzt. Der „Trabant“ ist verschwunden. Ein Milizmann nähert sich — inzwischen aber machen sich auch die Passanten aus dem Staub. „Wichtigeres zu tun, als Augenzeugenberichte von mir zu geben ...“ Was hätten Sie getan ? Und eine junge Frau (auch noch hübsch dazu) stellt sich als TV-Jour­­nalistin vor. lässt sich in Temesvár „auf Dienstreise“ Unterkunft sichern, geniesst Gastfreundschaft und blindes Vertrauen bei einer Familie — und lässt einige Wertgegenstände mitgehen. Kein Mensch batte nach, einem Aus­weis gefragt. Was hätten Sie getan ? Ein Inspektor lässt sich in einer Bu­karester Gaststätte ein üppiges Mittag­essen servieren und auch gleich einen guten Tropfen dazu. Ist aber erstens kein Inspektor und vergisst zweitens beim Weggehen zu bezahlen. Man liess ihn laufen (wohl um selber ungescho­ren zu bleiben, falls es doch ein In­spektor sein sollte), und er praktizier­te den einfältigen Trick, bis sich end­lich ein Beherzter fand, der ihn zur Rede stellte. Was hätten Sie getan ? Es man seit weder an Fragen noch an Situationen, die solche Fragen auf­werfen. Die schläfrige Aufmerksam­keit, die manchmal Einfalt, manchmal Nachlässigkeit, >n der Regel aber In­teresselosigkeit heissen müsste, macht sich um uns, neben uns, in .uns breit. Wir lachen zwar über andere, wenn sie als Folge , ihrer Einfalt in komische Situationen geraten, wir verurteilen andere, wenn durch ihr Verhalten Schäden entstehen, aber wir testen uns selbst zuwenig auf solche Situa­tionen ab. Was nicht streng meine eigene Sache ist, geht mich nichts an! bekommt man hin und wieder zu hö­­■ ren — als ob der Mann, der auf dem (Portsetzung auf Sette 1, Spelte it

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