Neuer Weg, 1970. szeptember (22. évfolyam, 6631-6656. szám)

1970-09-27 / 6654. szám

Seite 2 Ein Kleinstaat mit Problemen Das Fürstentum Liechtenstein (ISS qkm) hat mit 21000 Einwohnern und einer Ausfuhr im Wert von 230 Millionen Schweizer Franken eine der höchsten Pro-Kopf-Exportquoten der Welt. Die Erklärung dafür: Über 60 Prozent der berufstätigen Liechtensteiner arbeiten in Industrie oder Handwerk, und da das Fürstentum' einen • kleinen BirinehirtätkF hat, ist es fast vollständig auf den Ex­port angewiesen. Rund 40 Prozent der Ausfuhren gehen in die Schweiz, der Rest in andere EFTA-Länder und in den EWG­­Raum. Und aus diesen engen wirtschaftlichen Bindungen an EFTA und EWG ergeben sich viele Probleme, um so mehr, als der Kleinstaat aussen vom Nachbarland ver­treten wird. Doch nach 250 Jahren politischer Mün­delstellung (1719 als Reichsfürstentum ge­gründet, bis 1866 Teil des Deutschen Bun­des, seit 1924 durch eine Zoll- und Wäh­rungsunion mit der Schweiz verbunden) regt sich im Fürstentum der Wunsch nach weitgehender Selbständigkeit. Vor kurzem plädierte Erbprinz Hans Adam für eine eigene Aussenpolitik, wobei er darauf verwies, dass die Mehrheit der Liechtensteiner eine völlige Eingliederung in die Schweiz abgelehnt hat. Er beton­te, die Verträge mit der SchvJeiz bedürf­ten heute in vielen Punkten einer Revi­sion. Probleme, ergäben sich auch aus der wirtschaftlichen Integration Westeuropas, wobei die Interessen Liechtensteins nur dann gewahrt bleiben, wenn das Für­stentum „völkerrechtlich die gleiche Po­sition wie Luxemburg erreicht“. Nach Ansicht des Erbprinzen seien auch strengere Bestimmungen für die in dem alpinen ,,Steuerparadies“ registrier­ten sogenannten , Sitzgesellschaften not­­ivendig. Diese Gesellschaften, auch „Brief­kastenfirmen" genannt (nach vorsichtigen Schätzungen etwa 10 000), bezahlen ledig­lich eine Kapitalsteuer von 0,1 Prozent, auch wenn sie Büros in Liechtenstein un­terhalten und von hier aus ihre lukrati­ven Geschäfte betreiben;■ für die nach in­ternationaler Gepflogenheit eine Umsatz­steuer zu entrichten ist. Eine andere Missstimmigkeit ergibt sich auch aus der Tatsache, dass Liechtenstein ■über keine eigenen Rundfunk- und Fern­seheinrichtungen verfügt. Die entspre­chenden Aufgaben hat die schweizerische PTT übernommen, die auch in Liechten­stein Gebühren erhebt. Jetzt fordern vie­le Liechtensteiner die Gründung einer eigenen Radiostation. denn das Land könnte eines Tages in die Lage versetzt werden, seine „Existenz mehr als bisher zu manifestieren". F. K. Nach Pilzvergiftung durch Blutaustausch gerettet München. — Mit einem 72stündigen Blutaustausch retteten Kinderärzte des Schwabinger Krankenhauses in München das Leben eines vierjährigen Mädchens. Das Kind war mit einer — meist tödlich verlaufenden — Knollenblätterpilzvergif­tung bewusstlos in die Klinik eingeliefert worden. Blutuntersuchungen ergaben,' dass die Leber des Mädchens durch das Gift des Pjlzes schon geschädigt war- Die Kin­derärzte versuchten eine bisher haupt­sächlich beim sogenannten Leberkoma an­gewendete Blutaustausch-Methode. Wie Dr. Jürgen Bausch aus dem Ärzteteam be­stätigte, konnte das Gift mit dieser neu­artigen Methode teilweise aus dem Körper des Kindes entfernt, werden. Von Dreijährigem erschossen New York. — Mit einer Pistole, die er im Wagen,seines Vaters gefunden hatte, erschoss ein dreijähriger Junge in New York einen 21 Jahre alten Mann. Das Kind hatte mit eiriem zwölfjährigen Freund auf der Strasse gespielt, dabei die Pistole auf ihn gerichtet und abge­drückt.. Der Ältere „brach mit einer Bauchverletzung zusammen. Der junge Mahn, der. die Szene beobachtet hatte, bat das Kind, ihm die Pistole zu geben. Statt dessen zielte der Dreijährige auf ihn und tötete ihn mit vier Schüssen. Der Spielkamerad des Kindes ist ausser Le­bensgefahr. *smm Kam In einer von Kriegen und Bürgerkrie­gen erschütterten Welt, zu einer Zeit, da Rüstungsfieber, Waffenhandel, Gewalt­akte und. Missachtung des Völkerrechts zu Bestandteilen gewisser politischer Theorien erhoben werden, tut es wohl zu wissen und immer von neuem bestä­tigt zu sehen, dass sich auf unserem al­ten. schicksalsgeprüften Kontinent eine Atmosphäre der Entspannung, der Annä­herung. der gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit ausbreitet, dass Miss­trauen und Vorurteile allmählich abge­baut und durch realistisches Denken er­setzt werden. Europa, einst Startplatz verheerender Weltkriege, besinnt sich eines Besseren, lernt den Wert des Frie­dens und der Sicherheit kennen undk er­wirkt für sich das Recht, als Beispiel vernünftigen, zivilisierten Zusammenle­bens von Völkern und Staaten mit un­­t'rschiedlic'nen Systemen vorgeführt zu werden. Zukunftsmusik ? Möglich. Doch klingt sie schon heute ermutigend in den Ohren. Erfreuliche Reiseergebnisse Der Besuch des Vorsitzenden des Staats­rates, Nicolae Ceauşescu, und seiner Begleitung in Österreich wird als ein wertvoller Beitrag zur Festigung der europäischen Verständigung und Koope­ration eingeschätzt. Die vielseitigen Be­ziehungen zwischen unseren Ländern kennen schon seit geraumer Zeit eine er­freuliche Entwicklung, und der im vori­gen Jahr unserem Land abgestattete Be­such des Bundespräsidenten Franz Jonas stellte einen Höhepunkt dieser sich auf immer neue Bereiche erstreckenden Zu­sammenarbeit. Aus den Reden beider Präsidenten, aus den Kommentaren der österreichischen Préssé und freilich nicht zuletzt aus den konkreten Ergebnissen der rumänisch­österreichischen Gespräche auf höchster Ebene kann man den Schluss ziehen, dass der Freitag beendete offizielle Be­such eine neue Etappe in den Beziehun­gen zwischen unseren Ländern eingelei­tet hat. „Die immer häufigeren Begeg­nungen von Staatsmännern unserer bei­den Länder in den letzten Jahren und die aufgeschlossene Atmosphäre, in der sie verliefen“, sagte Bundespräsident Franz Jonas, „sind symptomatisch für die Wertschätzung, welche die Völker beider Länder einander entgegenbringen.“ Der Vorsitzende des Staatsrates. Nicolae Ceauşescu, bekräftigte diese Feststellung und meinte seinerseits, dass „die Ent­wicklung günstiger Beziehungen im Do­nauraum. in dem unsere Länder liegen, sowie in jedem anderen Teil Europas dazu angetan ist, die Perspektiven des Friedens auf dem ganzen Kontinent gün­stig zu. beeinflussen. Derselben Richtung folgen auch die Bemühungen Rumäniens um die Schaffung einer Zone guter Nach­barschaft und Zusammenarbeit auf dem Balkan.“ Präsident Nicolae Ceauşescu teilte die Meinung des hohen Gastgebers, „dass der Einberufung einer gesamteuro­päischen Konferenz bei den Bemühungen um Entspannung und Frieden eine be­deutende Rolle zukommt“. Während der Wiener Gespräche wur­den ausser dem Gedankenaustausch über internationale Gegenwartsfragen selbstre­dend auch verschiedene wichtige Fragen der bilateralen Zusammenarbeit erörtert. Die im gemeinsamen Kommunique ent­haltenen Fakten, die Bestimmungen des neuen langfristigen Handelsabkommens (1971—1975) zeugen davon, dass sich Ru­mänien und Österreich in diesen Tagen ein gutes Stück weiter entgegengekom­men sind und für die Gestaltung eines besseren Europas Nützliches geleistet ha­ben. Erbitterter Machtkampf Es gibt heute kein Gespräch, keinen Kommentar über internationale Fragen, die nicht von den tragischen Ereignissen in Nahost beeinflusst wären. Die Kriseh­­kurve hat wiederholte Male den roten Alarmstrich erreicht, starke Kampfver­bände wurden da und dort in Bereit­schaft gesetzt, der Schatten weltpoliti­scher Krisen verdunkelte den östlichen Mittelmeerraum und erstreckte sich weit über ihn hinaus. Vor dem Hintergrund des arabisch­israelischen Konflikts, der gegenwärtig nach dem sehr kurzen optimistischen Rogers-Plan-Intermezzo wieder als un­entwirrbarer Knäuel . von Gegensätzen dasteht, zieht das Drama eines erbitter­ten Machtkampfes zwischen der jordani­schen Monarchie und den militanten Or­ganisationen der Palästinenser über die von Blut überschwemmte Bühne des Na­hen Ostens. Trotz der Appelle vieler ara­bischer Staatsoberhäupter, trotz der Auf­forderungen internationaler Organisatio­nen, ja sogar trotz des bald von der einen, bald von der anderen Seite ver­kündeten Waffenstillstands tobte die gan­ze Woche hindurch ein gnadenloser Kampf in Amman, in Irbid und in vie­len anderen Städten Nordjordaniens. Der Mangel an genauen Lageberichten, die widersprüchlichen Verlautbarungen. Er­klärungen und Darstellungen gestatten keinen klaren Überblick auf die tatsäch­lichen Geschehnisse, auf das Ausmass der Verheerungen. Die Sturmwolken zogen sich über Jor­danien in den Tagen zusammen, als Kö­nig Hussein nach dem Beispiel Kairos den amerikanischen Plan zur nolit'schien Beilegun« der Nahostkrise akzeptiert., (Jas oberste Gremium der palästinensischen Guerillaverbände ihn aber abgelehnt hat­te. Zwei Machtpole in einem Land, zwei entgegengesetzte Ausrichtungen der füh­renden Kräfte — die Frage lautete nun : Welchen Kurs wird König Hussein ein­­schlagen ? Die Würfel fielen, als er dem Land ein Militärregime unter dem kö­nigstreuen einflussreichen Beduinenober­haupt, Marschall Majali, gab und somit imvermeidlich auf eine Kollision zusteu­erte, denn Majali hatte sich einen Namen als Gegner der palästinensischen Organi­sationen gemacht. Niemand glaubte aber, dass die Machtprobe solche Ausmasse an­nehmen könnte. Die Nachrichten über ein Eindringen syrischer Panzer im Norden des Landes, über angebliche Bewegungen der in Jordanien stationierten irakischen Truppen, vor allem aber die laut ange­kündigten militärischen Massnahmen der Vereinigten Staaten haben zweifellos Öl aufs Feuer gegossen und die Verbitte­rung gesteigert. In dieser Situation richtete der tunesi­sche . Staatspräsident Habib Bourgiba einen Appell an sämtliche arabischen Staatschefs, sich zu einer Gipfelkonfe­renz in Kairo einzufinden. Algerien, Irak und Marokko lehnten diesen Vorschlag ab, Libyen, Tunesien, die VAR, Libanon, Jordanien, Sudan. Saudiarabien, Kuweit, die Arabische Republik Jemen und die Volksrepublik Jemen sagten zu. Es kam jedoch keilte Gipfelkonferenz zustande. Die in Kairo anwesenden Staatschefs entsandten daraufhin eine Vermittlermis­sion nach Amman unter Leitung des Prä­sidenten Sudans. Gaafar El Numeiry, der als Mitglieder der tunesische Minister­präsident Bahi Ladgham. der Verteidi­gungsministers Kuweits, Scheik Saad Al Abdalan, und der ägyptische General­stabschef. General Sadek, angehören; Ihr Ziel ist: Einstellung des Feuers ; Un­terbindung der Krise, um jegliche fremde Einmischung zu verhindern ; Erforschung der Möglichkeiten eines neuen Abkommens zwischen den bei­den Seiten. Ti-otz der Kontakte der Mission mit König Hussein und mit eini­gen Vertretern der Palästinenser konnte bis Samstag keine Feuereinstellung er­wirkt werden. Die Lage in Jordanien, in Nahost über­haupt, beunruhigt die ganze Welt. In Moskau, Paris, Peking, London und Wa­shington wurden Stellungnahmen zur Krise verlautbart. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs wiesen auf den Ernst der Situation hin. Sämtliche realistisch den­kende Faktoren vertreten den Stand­punkt, dass der Konflikt in Jordanien, eine Angelegenheit der arabischen Völ­ker ist und daher von ihnen geregelt wer­den muss, eine Einmischung von aussen die Krise nur verschärfen und eine sehr bedrohliche internationale Lage schaffen würde. Nützliche Vorarbeit Obwohl die Vorbereitungen für den festlichen Teil der XXV. UNO-Tagung (14. bis 24. Oktober) weiter laufen und man sich viel von der Gegenwart zahl­reicher Staats- und Regierungschefs ver­spricht, herrscht in diesen Tagen keine gute Stimmung im blau-goldenen Kuppel­saal des UNO-Hauptquartiers. Wie in einem seismographischen Zentrum wer­den die Erschütterungen in Nahost regi­striert und mit ernster Aufmerksamkeit verfolgt. Höchstwahrscheinlich wird man die ganze Nahost-Problematik als Dring­lichkeitsfall an die Spitze der Tagesord­nung rücken. Vorläufig arbeiten sowohl die Vollver­sammlung als auch einige der Aus­schüsse. Die Grundsatzerklärungen der Delegationsleiter — wegen der Ereignis­se in Nahost mussten gewisse Verän­derungen in der Reihenfolge der Redner vorgenommen werden — beziehen sich unvermeidlich auf die beiden brennend­sten Gegenwartsfragen, Nahost und Süd­ostasien, doch auch auf Fragen der grund­sätzlichen Orientierung und Funktionie­rung der UNO. So zum Beispiel wies der Vorsitzende Gambias, Dawid Jawara, darauf hin, dass sich die UNO zwar als Forum zur friedlichen Beilegung inter­nationaler Konflikte bestätigt hat, den­noch an gewissen Schwächen und Män­geln leidet, die eine wirksamere Rolle der Organisation verhindern. Auch der kanadische Aussenminister Mitchell Sharp betonte die Notwendigkeit, der UNO mehr Vitalität einzuflössen, sie zu stär­ken und vor allem ihre Tätigkeit wirk­samer zu gestalten. In den Ausschüssen werden verschiedene Aspekte der völker­rechtlichen Grundsätze geprüft, im Be­streben, die internationalen Beziehungen durch eine allgemein anerkannte Gesetz­lichkeit zu untermauern. Im ganzen aber kommt der gegenwär­tigen UNO-Tätigkeit ein nur deklarativer und einigermassen orientierender Wert zu, denn der wahre diplomatische Ein­satz steht noch bevor. Die grossen, man­che sagen historischen. Stunden der XXV. Tagung der UNO-Vollversammlung wer­den erst dann schlagen, wenn die höchst­verantwortlichen politischen Persönlich­keiten anlässlich der Jubiläumsdekade in New York weilen werden. Die aussenpolitische Woche Neue Etappe der rumänisch-österreichischen Beziehungen / Pulverfass Nahost UNO VOr Bewährungsprobe f Von Herbert Mohr Lage in Jordanien verworren Widersprüchliche Meldungen über Einhaltung des Waffenstilistandsabkommens Libyen bricht Beziehungen zu Amman ab Amman (Agerpres). — König Hussein erklärte über den Sender Amman, die jordanischen Behörden hätten das von einigen Führern der Organisation für die Befreiung Palästinas vorgeschlagene Waffenstillstandsabkommen „als endgültige Form für die Beilegung der Krise“ angenommen. Kairo. Der--Agentur MEN zufolge kam es seit Abschluss des Waffenstill­stands in Jordanien zu keiner Verletzung des Abkommens oder Wiederaufnahme der Kämpfe.'Diese Meldung steht jedoch im Widerspruch zu einem Kommuniqué, das der in Damaskus befindliche Sender „Stimme des Zentralkomitees des palä­stinensischen Widerstandes“ übermittelte. Danach sei es nach Verkündigung der Waffenruhe zu heftigen Kämpfen zwi­schen palästinensischen Einheiten und jordanischen Truppen bei Hekma und Pe­tra in der Nähe von Irbid gekommen. Laut Kommuniqué verloren die jordani­schen Truppen dabei einen Panzerwagen, ein anderer wurde beschädigt. Wie im Kommuniqué verlautet, haben die Palä­stinenser jordanische Angriffe auf ein Flüchtlingslager bei Wadhat im Raum von Amman zurückgeschlagen. Kairo. — Der Präsident des Sudan, Gaafar El Numeiry, der Leiter der Ver­mittlungsmission im Konflikt zwischen Jordanien und den palästinensischen Or­ganisationen, erstattete Freitag abend auf dem Kairoer Treffen der arabischen Staatschefs einen Lagebericht.- Dem Tref­fen wohnte auch der Oberbefehlshaber der palästinensischen Widerstandskräfte, Yasser Arafat, bei. „Al Ahram“ zufolge wurden die Kämp­fe trotz der Waffenruhe wieder aufge­­nofnmen. Dabei beschuldigt die ägypti­sche Zeitung die jordanische Seite, den Waffenstillstand gebrochen zu haben. New York. — Ein in New York ver­öffentlichtes Kommuniqué der Palästinen­sischen Revolution lenkt die Aufmerk­samkeit darauf, daiss das Waffenstill­standsabkommen in Jordanien „zeitlich begrenzten, Charakter trägt und in . erster Linie humanitären Zwecken dient“. Die Erklärung fügte ..hinzu : „Das von Präsi­dent Gaafar Ei Numeiry verkündete Waffenstillstandsabkommen zielt nicht darauf ab, mit der Regierung in Amman Verhandlungen einzuleiten, sondern ist eine Antwort auf die Appelle arabischer und nichtarabischer Länder, das Los der Zivilbevölkerung zu erleichtern.“ Ferner heisst es im Kommuniqué, selbst nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands­abkommens hätten „Panzer der jordani­schen Armee ein Krankenhaus im Al- Ashrafiya-Viertel in Amman bombar­diert“. Noch ein Geisel befreit Amman. — Radio Amman zufolge ist es der jordanischen Armee Freitag ge­lungen, noch einen Geisel aus der Gruppe der von der Volksfront für die Befreiung Palästinas gefangen gehaltenen Passagie­re und . Mannschaftsmitglieder der vor kurzem entführten Flugzeuge ayfzyfin­­den. Die Zahl der befreiten Geiseln hat sich somit auf 16 Personen erhöht. Beirut. — General Mohammed Daoud, Jordaniens zurückgetretener Ministerprä­sident, hat Libyen um politisches Asyl ersucht. Wie die Zeitung „El Hayat“ mel­det, hat der Vorsitzende des Libyschen Revolutionsrates, der sich zur Zeit in Kairo aufhält, dem Ansuchen stattgege­ben. Kairo. — „Die Arabische Republik Li­byen hat beschlossen, die diplomatischen Beziehungen zü Jordanien abzubrechen, den Botschafter Jordaniens aus Libyen auszuweisen und die Mitglieder der liby­schen Botschaft aus Amman zurückzube­rufen", erklärte Freitag abend Libyens Botschafter in Kairo, Saad El-Dine Bou­­choueireb. Er fügte hinzu : „Der Bruch zwischen Libyen und Jordanien betrifft nicht nur die diplomatischen Beziehun­gen, sondern erstreckt sich gleicherma­­ssen auf alle zwischen beiden Ländern bestehenden Verbindungen.“ Reuter weist darauf hin, dass der Abbruch der Bezie­hungen kurz nach der Annahme des Ge­suchs General Mohammed Daouds um politisches Asyl in Libyen erfolgte. Journalisten verschwunden Bonn. — Zwei westdeutsche Journali­sten, Randolph Braumann, der Londoner Korrespondent des „Stern“, und Wolf­gang Stockklausner vom Nachrichtenma­gazin „Der Spiegel“, die sich beide in Amman aufhielten, werden, wie DPA Freitag abend meldete, vermisst. Wie ein Sprecher der Volksfront für die Befrei­ung Palästinas in Beirut erklärte, verhe­ssen die beiden Journalisten während der Strassenkämpfe das Hotel „Philadel­phia“, das sich unter der Kontrolle der palästinensischen Kräfte befand. Zwei englische Journalisten, die im selben Ho­tel wohnten, haben in den letzten Tagen kein Lebenszeichen mehr von sich ge­geben. New York. — Israels Aussenminister Abba Eban hatte Freitag eine Unterre­dung mit UNO-Generalaekretär U Thant, bei der die Lage in Jordanien und in Nahost zur Sprache kam. Washington. — Stellvertretender US­­Verteidigungsminister David Packard er­klärte Freitag vor Journalisten, die Ver­einigten Staaten beabsichtigten, das Rü­stungsmaterial. das die jordanische Ar­mee im Kampf mit den Palästinensern verloren hat, zu ersetzen. Die USA wol­len Jordanien die Beibehaltung seines Militärpotentials garantieren. Der Mini­ster wieg darauf hin, dass die jordani­schen Streitkräfte unter anderem mit amerikanischen Panzern des Typs „BBP“ und Überschallflugzeugen „F 104“ ausge­rüstet seien. Die Ersetzung des von Jor­danien verlorenen Rüstungsmaterials wer­de aber das militärische Gleichgewicht zwischen Israel und den arabischen Län­dern nicht beeinträchtigen. Algier. — Wie in Algier mitgeteilt wurde, hat die algerische Regierung 400 000 Dollar für die palästinensischen Widerstandsorganisationen gespendet. Hussein : Lage normalisiert sich Amman. — France Presse zufolge er-, klärte König Hussein von Jordanien in einer Botschaft ; „In der Hauptstadt nor­malisiert sich die Lage ; nur einige be­waffnete Elemente, in verschiedenen Stadtvierteln verstreut, suchen die Wie­derherstellung von Ordnung und Sicher­heit zu behindern.“ Der König fügte dem hinzu, die jordanischen Streitkräfte hät­ten die Feuereinstellung trotz der unab­lässigen Provokationen eingehalten und werden das auch weiterhin tun. König Hussein forderte gleichzeitig die Rückkehr der ■ Vermittlungsmission der arabischen Länder sowie der Führer des Palästinensischen Widerstandes nach Am­man. um das im Prinzip erreichte Waf­fenstillstandsabkommen in die Tat umzu­setzen und die Lage zu normalisieren. Laut France Presse sieht das Abkommen in seinen Hauptpunkten die Evakuierung der Feddain aus Städten und Dörfern und die Rückkehr der Armee in die Kaser­nen vor. Kairo (Agerpres). — Der Präsident der VAR, Gamal Abdel Nasser, sandte König Hussein von Jordanien im Namen der in Kairo versammelten arabischen Staats­eheis ein Telegramm, in dem er ihr aller Bedauern über die Entwicklung der Lage in Jordanien zum Ausdruck bringt. Das Telegramm nimmt Bezug auf den Bericht der von Gaafar El Numeiry, dem sudane­sischen Staatschef, geführten Vermitt­lungsmission, in, dem es heisst, „jordani­­scherseits existiert der entschlossene Wil­le, das Feuer nicht einzustellen und die gegebenen Versprechungen nicht zur Gänze einzuhalten, dafür aber einen Plan zur Liquidierung des palästinensischen Widerstandes durchzuführen“. Der in Kairo veröffentlichte Bericht des sudanesischen Präsidenten spricht davon, dass im Laufe der letzten zehn Tage in Jordanien 30 000 Opfer zu beklagen wa­ren : 5000 jordanische Militärangehörige wurden getötet oder verletzt und 25 000 Palästinenser im Laufe der Zusammen­­stösse ausser Gefecht gesetzt. Zusammenarbeit Rumänien — DDR Berlin (Agerpres). — Vom 21. bis zum 26. September fanden in Berlin Verhand­lungen zwischen Delegationen des Mini­steriums für Metallurgische Industrie Ru­mäniens und des Ministeriums für Berg­bau und Metallurgie der DDR über den Ausbau der wissenschaftlich-technischen Kooperation auf dem Gebiet der Metall­urgie statt. Am 25. September wurde ein Protokoll über die Zusammenarbeit in die­sem Bereich unterzeichnet. Die rumänische Delegation stand unter Leitung Nicolae Agachis, die der DDR unter Leitung Kurt Singhubers. Nicolae Agachi wurde auch von Kurt Fichtner, Stellvertretender Vor­sitzender des Ministerrats der DDR, empfangen. Erklärung der DDR-Regierung Berlin (Agerpres.) — Die DDR-Regie­rung übermittelte dem Vorsitzenden der zur Zeit in Wien vor sich gehenden 14. Tagung der Generalkonferenz der Interna­tionalen Atomenergie-Agentur eine Er­klärung, in der sie ihr Ansuchen um Aufnahme in diese Organisation und gleichberechtigte Mitgliedschaft erneuert. Die DDR-Regierung, unterstreicht die Er­klärung, deren Politik mit den Zielen und Prinzipien der IAEA völlig übereinstimmt, widmet den Bemühungen dieser Organisa­tion um die friedliche Verwendung der Atomenergie grosse Aufmerksamkeit. Die DDR erfüllt die vom Statut der Agentur festgelegten Bedingungen für die Aufnah­me in die Organisation und würde da­durch in die Lage versetzt, in erheblichem Masse zur Verwirklichung der Aufgaben der Agentur beizutragen. Ausland KURMMLÎ Der Vorsitzende des Föderativen Exekutiv­­wetsche der SFR Jugoslawien, Mitja Ribicic, empfing den Minister für Land- und Forst­wirtschaft der Sozialistischen Republik Rumä­nien Angelo Miculescu, der zur Zeit Jugo­slawien einen Staatsbesuch abstattet. Der neue Botschafter der Chinesischen VR in der DDR. Sung Tschi-kuang, überreichte dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Staats­rates, Manfred Gerlach. seine Beglaubigungs­schreiben. Zu einem schweren Grubenunglück kam es m einer Kupfermine der Ortschaft Mufulira in Sambia. Durch den Einsturz eines Stollens wurden 90 Personen getötet. Die Zahl der in Grossbritannien 1970 herge­­stellten Autos 'isit gegenüber der VergJ.eichs­­perioöe des Vorjahres um 80 000 Stück zurück­gegangen. Von dieser Produktionsschrumpfung am schwersten betroffen sind die Firmen „Leyland“, „Austin“ und .Vauxhall“. Petre Blajovici, Vorsitzender des Staats­komitees: für Wirtschaft und Lokal Verwaltung, der Ungarn einen Staatsbesuch abstattet, wurde von Miklós A.itai, Stellvertretender Vor­sitzender der Ungarischen Revolutionären Ar­beiter-und-Bauern-Regierung, empfangen. Die 30. Tagung des Rates für Handel und Entwicklung der UNCTAD (UNO-Körperschaft für Handel und Entwicklung) hat jetzt in Genf ihren Abschluss gefunden. Ihr Bericht soll der XXV. Jubiläumssession der UNO­­Vollversammlung unterbreitet werden. Uber 90 000 Metallarbeiter Nordrhein-West­falens, Hessens und Baden-Württembergs be­teiligten sich an einem Streik, um ihre Ge­werkschaft in schwierigen Verhandlungen mit den Unternehmern über die Erneuerung der Kollektivverträge zu unterstützen. Die Streik­aktionen betrafen vor allem die „Westfalen­hütte“ sowie die Firmen „DEMAG“, „Krupp“. „Ford“ und „Opel“. Der Vorsitzende der EWG-Kommission, Franco Maria Malfatti. stattete Paris einen zweitägigen Besuch ab, wo er Gespräche mit. Aussenminister Maurice Schumann führte und von Präsident. Pompidou sowie Ministerpräsi­dent Chaban Delmas empfangen wurde. In Israel wurden weitere acht Cholerafälle gemeldet. Damit erhöht sich die Zahl der in den letzten sechs Wochen in Israel registrier­ten Fälle auf 229. NEUER WEG / 27. September 1970 Ein wichtiger Akt zur Förderung internationaler Beziehungen Debatte im Juridischen Ausschuss über den Entwurf einer Erklärung New York (Agerpres.) — Im Juridischen Ausschuss wird die Debatte über die Prinzipien, von denen sich die Beziehungen der Freundschaft und Zusammen­arbeit zwischen den Staaten leiten lassen müssen, fortgesetzt. Der diesbezügliche Resolutionsentwurf, worin vorgeschlagen wird, dass die XXV. Jubiläumstagung der UNO eine Erklärung zu diesem Thema annehmen soll, wurde von unserem Lande zusammen mit anderen Staaten eingebracht. Der rumänische Vertreter Gheorghe Secarin umriss die Prinzipien der Au­ssenpolitik unseres Landes, die mit den in dem Entwurf zur Erklärung enthalte­nen Bestimmungen in vollem Einklang stehen. Die Sozialistische Republik Rumänien, die diplomatische Beziehungen zu mehr als 100 Ländern unterhält, baut ihre Be­ziehungen auf der Achtung der nationa­len Unabhängigkeit und Souveränität, Gleichberechtigung, Nichteinmischung in die Abgelegenheiten anderer Staaten wie auch auf dem Recht eines jeden Volkes auf, sein Schicksal allein zu bestimmen. Verzicht auf Gewalt und friedliche Re­gelung der zwischenstaatlichen Streitfra­gen bilden ebenfalls Prinzipien, die nach Ansicht Rumäniens die einzige Grund­lage für eine erspriessliche Zusammen­arbeit zwischen Ländern und Völkern, für die Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit in der Welt bilden kön­nen. Alle diese Prinzipien sind voll und ganz in dem Erklärungsentwurf enthal­ten, der dem Ausschuss zur Erörterung unterbreitet wurde. Unter Hinweis darauf, dass die Sozia­listische Republik Rumänien, die sich die Ziele und Prinzipien der UNO-Char­­ta, die hohen Ideale von Frieden, Ge­rechtigkeit und Fortschritt voll und ganz zu eigen macht und zur Ausarbeitung des Erklärungsentwurfs im Zusammenhang mit den Völkerrechtsprinzipien für die freundschaftlichen Beziehungen und die zwischenstaatliche Kooperation beigetra­gen hat, erklärte der Delegierte unseres Landes abschliessend: „Die rumänische Regierung misst der Annahme dieser Erklärung auf der Jubiläumstagung der UNO-Vollversammlung besondere Bedeu­tung bei. Es wird dies ein äusserst wich­tiger Akt sein, der weitgehend zur__Ent­­wicklung der Beziehungen zwischen al­len Staaten auf der festen Grundlage des Völkerrechts und zur Regelung der inter­nationalen Probleme ausschliesslich auf friedlichem Wege beitragen würde.“ Wirtschaftsgespräche UdSSR — BRD Moskau (Agerpres.) — In Moskau fanden Besprechungen zwischen dem sowjetischen Aussenhandelsminister Nikolai Patolitschcw und dem Wirtschafts­minister der BRD, Karl Schiller, statt. Zur Erörterung stand der Ausbau der bi­lateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Wie TASS unterstreicht, haben diese Beziehungen in jüngster Zeit eine Ent­wicklung erfahren. Vor kurzem wurde ein Abkommen unterzeichnet, demzufolge die Sowjetunion ab Oktober 1973 der Bundesrepublik Deutschland zwanzig Jahre lang über 52 Milliarden Kubikme­ter Naturgase liefern wird. Die Bundes­republik Deutschland liefert ab 1970 drei Jahre lang 1,2 Millionen Tonnen Rohre und andere Anlagen für die Gasindustrie der Sowjetunion. Im vergangenen Jahr erreichte der Warenaustausch zwischen der UdSSR und der BRD wertmässig 496,8 Millionen Ru­bel und übertraf den des Jahres 1965 um das Doppelte. Die Bundesrepublik Deutschland nimmt zur Zeit im Handel der Sowjetunion mit den kapitalistischen Ländern den vierten Platz nach England, Japan und Finnland ein. TASS unterstreicht, der im August d. J. Unterzeichnete Vertrag zwischen der UdSSR und der BRD habe auch das Bestreben beider Seiten nach einer Aus­weitung ihrer wirtschaftlichen Zusam­menarbeit zum Ausdruck gebracht. Bonn. — DPA schreibt über den Mos­kau-Besuch Wirtschaftsministers Karl Schiller, er diene dazu, die Grundlagen für ein künftiges sowjetisch-westdeut­sches Handels- und Wirtschaftsabkommen zu schaffen. Bekanntlich, schreibt DPA, geht seit sieben Jahren ein Warenaustausch zwi­schen beiden Staaten vor sich, ohne dass ein Handels- oder Wirtschaftsabkommen bestünde. Die durch den sowjetisch­westdeutschen Vertrag entstandene gün­stige Perspektive der Entspannung sowie der Umstand, dass sich der Warenaus­tausch zwischen beiden Ländern auch ohne jedes Abkommen günstig entwickelt, führt die Agentur aus, habe bei der Bonner Regierung die Absicht geweckt, einen „normalen Rahmen“ für die in vol­ler Entwicklung begriffenen bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu schaffen, was auch der Zweck des der­zeitigen Moskau-Besuchs Wirtschaftsmi­nisters Karl Schiller ist. Im Ruderboot nach Sansibar Ein 43jähriger Schwede will den Indischen Ozean bezwingen Perth / Australien. — Der 43jährige Schwede Anders Svedlund will im Ru­derboot den Indischen Ozean bezwingen. Im westaustralischen Hafen Freemantle bei Perth erklärte er, bei günstigen Süd­ostwinden wolle er zu seiner 5000-Seemei­­len-Reise aufbrechen, die vier Monate lang dauern soll. Seine Landung, so sag­te der Abenteurer aus Eskilstuna bei Stockholm, könne irgendwo zwischen San­sibar und Madagaskar erfolgen. Die Strapazen dieser gewaltigen Reise muss der 43jährige, der 1950 seine Heimat verhess, um als Abenteurer in der Welt umherzuziehen, in einem nur 150 Kilo­gramm schweren und etwa sieben Meter langen Glasfiber-Ruderboot bewältigen. Uber, seine Versorgung mit Lebensmitteln und Frischwasser macht sich der Ma­rathonruderer keine allzu grossen Sorgen. Er hat ein Sortiment getrockneter Früch­te, Orangensaft und Reis an Bord. Un­terwegs will er von ihm begegnenden Schiffen zusätzlichen Proviant kaufen. Auch Planktonnetze hat er an Bord. Svedlund glaubt nicht, dass es während der Fahrt für ihn nichts zu tun gebe. Im Gegenteil. Er wolle ständig sein Tran­sistorgerät bedienen und versuchen, den exakten Kurs festzuhalten. Ausserdem müsse er ja rudern. Der Nussschalenkapitän hat sich nach seinen Angaben gründlich auf das be­vorstehende Wagnis vorbereitet. Seit Anfang des Jahres hat er in Gewässern Neuseelands 1000 Kilometer rudernd zu­rückgelegt. Eine Reise von Wellington nach Sydney scheiterte am Wetter. Millionen-Kunstdiebstahl Los Angeles. — Ein Gemälde von Raf­fael — eine Madonna mit Kind — im Werte von umgerechnet rund 1,5 Millionen Dollar wurde aus. der Privatwohnung des Hollywood-Finanziers Charles Elkins ge­stohlen. Das kostbare Raffael-Gemälde hing etwa zwei Meter von der Eingangstür entfernt. Weitere Wertgegenstände hatten die unbekannten Diebe nicht angerührt.

Next