Neuer Weg, 1971. január (23. évfolyam, 6736-6760. szám)

1971-01-13 / 6744. szám

Seite 2 Rio: 70 Häftlinge nach Chile abgeflogen Rio de Janeiro (Agerpres). — Die 70 brasilianischen politischen Häftlinge, de­ren Freilassung als Gegenleistung für die Befreiung des Botschafters der Schweiz. Giovanni Enrico Bucher, gefor­dert worden war, sind aus Rio de Ja­neiro an Bord eines Flugzeugs gestartet, das Richtung auf Santiago de Chile nahm. Wie aus einem Kommuniqué des chi­lenischen Aussenministeriums hervorgeht, erklärte sich die Regierung dieses Lan­des aus humanitären Gründen bereit, die­sen Leuten politisches Asyl zu gewähren. Im Einklang mit den Abmachungen zwi­schen der brasilianischen Regierung und den Kidnappern soll der Botschafter der Schweiz sofort nach Ankunft der politi­schen Häftlinge in Santiago in Freiheit gesetzt werden. Resolution des Nordischen Jugendrates Stockholm (Agerpres). — Die Jugend der nordischen Länder spricht sich im­mer nachdrücklicher gegen den EWG­­Beitritt, für den Austritt Dänemarks, Is­lands und Norwegens aus -der NATO und für die Lösung der Sicherheitsprobleme Nordeuropas ausserhalb der Militärpakte aus. Eine diesbezügliche Resolution wurde auf der ersten Tagung des in Stockholm abgehaltenen Nordischen Jugendrates an­genommen. Der Jugendrat trat überdies für die Organisierung einer starken Bewegung zugunsten der Einberufung einer gesamt­europäischen Sicherheitskonferenz ein. Die Jugend der nordischen Länder ver­langt den sofortigen, restlosen und vor­behaltlosen Abzug der Truppen der USA und ihrer Verbündeten aus Indochina, die Anerkennung der Demokratischen Republik Vietnam und der Revolutio­nären Provisorischen Regierung der Re­publik Südvietnam durch alle nordischen Länder. Kampagne gegen EWG-Beitritt Dublin (Agerpres). — Im Zentrum der Hauptstadt Irlands fand eine Protest­kundgebung gegen den beabsichtigten EWG-Beitritt des Landes statt. Die De­monstranten verteilten Flugschriften, wo­rin zu einer Kampagne gegen den EWG­­Beitritt aufgerufen wird. An dieser Kampagne beteiligen sich die Kommu­nistische Partei Irlands, die wichtigsten Gewerkschaftsverbände sowie zahlreiche politische und Massenorganisationen. Im Zuge der Kampagne werden Meetings und Demonstrationen organisiert sowie Flugschriften und Broschüren veröffent­licht, worin gesagt wird, dass ein EWG­­Beitritt Irlands der Wirtschaft des Lan­des grossen Schaden zufügen, eine Ver­stärkung der Arbeitslosigkeit und. eine Verschlechterung der Lebenshaltung her­beiführen würde. Überdies würde ein solcher Schritt der nationalen Souverä­nität abträglich sein. Luftverpestung bestraft Los Angeles. — Zehn amerikanische Fluggesellschaften wurden am Jahresbe­ginn von den kalifornischen Behörden wegen Luftverschmutzung durch Abgase von Düsenverkehrsmaschinen in 104 Fäl­len schriftlich verwarnt. Wie die Kon­­trollbehörde für Luftverschmutzung in Los Angeles am Wochenende mitteilte, haben ihre Beamten mit Inkrafttreten ei­nes Gesetzes gegen Luftverschmutzung im US-Bundesstaat Kalifornien die Mes­sungen aufgenammen. Besonderer Rekord Buenos Aires (Agerpres). — Im Jahre 1970 haben ungefähr 4000 argentinische Betriebe Konkurs angemeldet. Gemäss dem in Buenos Aires herausgegebenen Bulle­tin „Varitas“ handelt es sich um eine Rekordzahl ln der ganzen Geschichte des Landes. Die Allgemeine Wirtschaftskonfödera­tion, eine Organisation der argentinischen Unternehmer, ist der Ansicht, dass die Hauptursache in der verringerten Kauf­kraft der Bevölkerung und in der Kon­kurrenz der ausländischen Monopole zu suchen ist. Ausland Die Ereignisse in Nahost Ausserordentliche Sitzung der jordanischen Nationalversammlung Appell an König Nussein Amman (Agerpres). — In der Hauptstadt Jordaniens dauern die Schiesse­reien an und machen den Verkehr in mehreren Stadtvierteln unmöglich. Wie Radio Amman meidet, haben Angehörige der palästinensischen Widerstandsgruppen wie­derholt auf Militärpatrouillen geschossen und mehrere Polizisten getötet oder ver­wundet. Biese Zwischenfälle „stören die öffentliche Ordnung und lösen in den Reihen der Bevölkerung Panik aus“, heisst es in dem von Radio Amman ausge­strahlten Kommunitiué. Wie andererseits aus Amman verlau­tet. wurde die Nationalversammlung zu einer ausserordentlichen Sitzung einberu­fen. um die Entwicklung der Dinge im Lande zu prüfen. König Hussein liess Prinz Hassan, dem Regenten Jordaniens, aus London, wo er sich zur ärztlichen Behandlung aufhält, ein Schreiben zugehen. , Darin, bekundet König Hussein „sein volles Vertrauen und seine vorbehaltlose Unterstützung“ für die in Jordanien getroffenen Mass­nahmen im Hinblick auf die Wahrung der „nationalen Einheit, Sicherheit und Stabilität im Lande“. „Wir werden nicht zulassen, dass das absolute Recht unse­res Staates beeinträchtigt wird, die Si­cherheit und Stabilität auf dem ganzen Territorium Jordaniens zu w’ahren, und lehnen jede wie immer geartete Bevor­mundung ab“, heisst es in der Botschaft, die von Radio Amman ausgestrahlt wurde. Aus Kuweit wird gemeldet, dass der Emir von Kuweit, Sabah Al-Salem Al Sa­bah, und General Gaafar El Numeiry, Vorsitzender des Rates des Sudanesischen Revolutionskommandos, der zu einem Staatsbesuch in diesem Lande weilt, einen Appell an König Hussein „von Jor­danien und an Yasser Arafat, Vorsitzen­der des ZK der Organisation für die Be­freiung Palästinas, richteten, worin sie verlangen, dass die jordanisch-palästi­nensischen Kämpfe eingestellt und die Kairoer und Ammaner Abmachungen von beiden Seiten eingehalten werden. Ge­neral Numeirv und Emir Sabah erklären sich rpit dem Vorschlag des Präsidenten der VAR, Anwar Sadat. einverstanden, eine dringende Zusammenkunft der Ver­treter der arabischen Führer einzuberu­fen. die an der Unterzeichnung des jor­danisch-palästinensischen Abkommenş in Kairo teilgenommen hatten, um die La­ge in Jordanien zu regeln. Yasser Arafat appellierte seinerseits an alle arabischen Staatschefs und ersuchte sie, sich einzuschalten, um dem Blut­­vergiessen ein Ende zu setzen und die palästinensischen Flüchtlinge zu unter­stützen. Vorbehalte Bahi Ladghams Bäht Ladgham, Vorsitzender des Ober­sten Arabischen Komitees zur Überwa­chung der Durchführung der Abmachun­gen zwischen den Behörden von Am­man und den palästinensischen Wider­standsorganisationen im Hinblick auf die Normalisierung der Lage in Jordanien, ist Dienstag nach London gereist, um mit König Hussein die neuerlich ausgebro­chene Krise zu erörtern. Wie bereits ge­meldet. erklärte Bahi Ladgham. er werde seine Mission nur wiederaufnehmen, wenn sich die Unterzeichner der Kairoer und Ammaner Abmachungen — die jor­danischen Behörden und die palästinen­sischen Widerstandsorganisationen — ver­pflichten, die darin festgelegten Bestim­mungen zu erfüllen. EWG-Finanzminister beraten Den Haag (Agerpres). — Die EWG-Fi­­nanzminister traten in der holländischen Ortschaft Arnhem zu ihrer Vierteljahrs­tagung zusammen. Nach Erörterung der budgetären Lage der Gemeinschaft wur­de beschlossen, in den ersten Monaten des Jahres 1971 weiterhin eine „be­schränkende Und vorsichtige“ Wirt­schaftspolitik zu führen. Wie France Presse zu berichten weiss, ist diese Massnahme eine Folge der gegenwärtig herrschenden unsicheren Wirtschaftskon­junktur in den Westländern. Die Debatte über die westeuropäische Wirtschaftskonjunktur hatte einen von Raymond Barre. Stellvertretender Vorsit­zender der EWG-Kommission, unterbrei­teten Bericht zur Grundlage. Darin wies Barre auf die Gefahr hin, die der west­lichen Wirtschaft durch die stürmische Preissteigerung und die Verlangsamung der Produktionsexpansion droht. Der französische Wirtschafts- und Finanzmi­nister Valéry Giscard d'Estaing erklärte seinerseits, dass die Ursachen für die in der Wirtschaft der „Sechs“ bestehende Inflation auswärts zu suchen seien. Wirtschaftspolitik der Konservativen begünstigt Inflation TUC-Kongress macht Tories für Grossbritanniens finanzielle Schwierigkeiten verantwortlich London (Agerpres). — In einem Be­richt des Trade-Union-Kongresses (TUC) im Zusammenhang mit den finanziellen Schwierigkeiten, mit denen Grossbritan­­nien zu kämpfen hat, wird betont, dass die gegenwärtige Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung die Entwicklung der Inflation begünstigt. Es wird dabei auf die Unstichhaltigkeit der aus Regie­rungskreisen stammenden Behauptungen hingewiesen, wonach die finanziellen Schwierigkeiten eine Folge der berechtig­ten Lohnforderungen der Werktätigen wären. Die Hauptursache für die inflatio­nären Tendenzen ist die Weigerung der Regierung, energische Massnahmen zur Bekämpfung der Preissteigerung und der Arbeitslosigkeit zu treffen, heisst es in dem Bericht. Im Zusammenhang mit diesem Bericht erklärte Victor Feather, TUC-Generalse­­kretär, dass die Regierung „mit allen Mitteln einen Lohnstopp durchzusetzen sucht und gleichzeitig ein unkontrollier­tes Anschwellen der Preise zulässt“. Überdies übte er Kritik an den Bemü­hungen der Behörden, die Produktions­expansion zu drosseln, da dies automa­tisch zur Vergrösserung der Arbeitslosig­keit führt. Abschliessend betonte Victor Feather, dass nur eine verstärkte Produk­tion dazu beizutragen vermag, dass die britische Wirtschaft den gegenwärtigen Engpass überwindet. Sambia droht mit strengen Massnahmen Geplante Waffenlieferungen an Pretoria erregen Commonwealthländer Lusaka (Agerpres). — Der Präsident Sambias. Kenneth Kaunda, erklärte, sei­ne Regierung' werde „strenge Massnah­men gegen die in Sambia tätigen briti­schen Unternehmen treffen“, falls die Londoner Regierung sich entschliessen sollte, die Waffenlieferungen an die Ras­sisten von Pretoria wiederaufzunehmen. In einer auf dem Flughafen von Lusaka vor seiner Abreise nach Singapur — wo die Commonwealth-Konferenz Zusam­mentritt — abgegebenen Presseerklärung, betonte Kenneth Kaunda, dass die von der Regierung Edward HeatH beabsich­tigte Wiederaufnahme der Waffenliefe­rungen an die Südafrikanische Republik für Grossbritannien unabsehbare Folgen nach sich ziehen könnte. Die von den Reformen der Regierung Allende bedrohten chilenischen Gross­grundbesitzer verüben Terrorakte, um die Bauern einzuschüchtern. — Unser Bild zeigt bewaffnete Chilenen, die eine Art Bürgerwehr gegen die Latifundienbesitzer organisiert haben a Auf jede Frage eine Antwort © Auf jede Frage eine Antwort • Auf jede Frage eine Die Soledad Brothers „Der NW brachte in letzter Zeit meh­rere Berichte und Kommentare über An­gela Davis, nach deren Lehen gegenwär­tig Kaliforniens Justiz trachtet", schreibt WILLI FACKELMANN aus Oţelul Roşu. „Unter anderem wird ihr auch zur Last gelegt, dass sie für die Freilassung der ,Soledad Brothers’ eingetreten ist und sich dadurch ,auf die Seite der Feinde Amerikas’ gestellt habe. — Wer sind die Soledad Brothers und welcher Vergehen werden sie beschuldigt ?“ Soledad ist ein berüchtigtes kalifornisches Zuchthaus, in dessen Gaskammer drei Ne­gerhäftlinge sterben sollen. Weil sie in den USA mit schwarzer Haut geboren wurden. Hier ihre Geschichte : George Jackson (28), ein begabter Literat, befindet sich bereits seit zehn Jahren im Kerker. Als 18jähriger war der kämpferische Neger durch rachsüchtige weisse Hilfsshe­riffs der Beihilfe zu einem Raub bezichtigt worden. Obwohl es nicht den geringsten Be­weis für seine Mitwirkung an dem Delikt gab, riet ihm sein Anwalt zu einem Pro­forma-,.Geständnis“, das allein seine verfah­rene Lage verbessern könne. Dieser „Tip“ führte zu einem ungeheuerlichen Urteil: Uber den Jugendlichen wurde eine Zucht­hausstrafe von einem Jahr bis lebenslänglich — in Abhängigkeit von seiner „Führung“ — verhängt. Während in amerikanischen Strafanstalten die durchschnittliche Haftdauer für Raub zweieinhalb Jahre beträgt, wurde Jacksons Urteil niemals konkretisiert. 0er Grund für die Absicht, ihn für immer aus dem Ver­kehr zu ziehen, lag auf der Hand : Der äusserst belesene schwarze Häftling galt als „Unruhestifter“, weil er sich leidenschaftlich zur Negerbefreiungsbewegung bekannte. Mit dieser Bewegung sympathisierten auch Flec­­ta Drumgo (24) und John Chitchette (27), die Mithäftlinge Jacksons. Im Januar 1970 kam es auf dem Zucht­­haushof von Soledad zu einem Zusammen­­stoss zwischen weissen und schwarzen Ge­fangenen. Ein Gefängniswärter feuerte — ohne vorherigen Warnruf — auf eine Grup-pe schwarzer Sträflinge und erschoss drei von ihnen. Der Bezirks-Staatsanwalt von Monterey be70ichnete die Bluttat als ..gerechtfertigte Tötung" und stellte das Verfahren gegen den schiesswütigen Gefängniswärter ein. Die Anstaltsleitung verkündete die Rechtferti-Gefesselt wie ein entlaufener Plantagen­sklave : George Jackson , gung des Mordes prompt über den Zucht­hausfunk und dankte dem Wärter für „be­wiesene Kaltblütigkeit“. Darüber waren die Negersträflinge in So­­lcdad aufgebracht, denn sie werteten die Bluttat als Akt rassistischer Gewaltmethode. Wenige Stunden nach der öffentlichen Be­lobigung des Mörders wurde dessen lebloser Körper in einer Blutlache aufgefunden. Ohne nähere Ermittlungen einzuleiten und nach den eigentlichen Tätern zu fahnden, be­schloss die Zuchthausdirektion, die Tötung des Wärters zur Abrechnung mit unbeque­men schwarzen Gefangenen zu nutzen, de­ren linke Einstellung bekannt war. Ganz oben auf der „Liquidierungsliste“ standen drei Namen : Jackson, Drumgo. Chitchette. Obwohl alle drei ihre Unschuld beteuerten, und zu deren Beweis Zeugnisse beibrachten, wurden sie unter Mordanklage gestellt. Die Öffentlichkeit erfuhr von diesen Ma­chenschaften durch Kassiber, die die drei in ihren Dunkelzellen schrieben, um das an­dere Amerika zu alarmieren. Zur Rettung der in höchster Gefahr schwebenden drei Negerhäftlinge, die bald als ..Soledad Brothers" bezeichnet wurden, entstanden viele Solidaritätsbewegungen. Später konstituierte sich ein Verteidigungs­komitee, dem mehrere Nobelpreisträger, un­ter ihnen Prof. Linus Pauling, angehören. Auch Dr. Benjamin Spock, Amerikas be­rühmtester Kinderarzt, trat diesem Komitee bei, in das als Vertreterin der KP der USA Angela Davis aufgenommen wurde. Mit grosser Hingabe widmete sie sich dem Kampf um das Leben der Soledad Bro­thers, wobei sie unerschrocken den wahren Grund für das konsumierte Verfahren nann­te : die un/erhohlene Absicht, revolutionäre Kämpfer zum Schweigen zu bringen. Und diesen Einsatz für die Soledad Bro­thers hat Kaliforniens Justiz der jungen Wissenschaftlern! besonders angekreidet, je­ne Klassenjustiz, die Angela Davis wegen ihrer Treue zur KP ermorden lassen will. „Pantheon der Astronomen" „Seitdem Besuche bei Frau Luna gro­sse Mode sind, bringt die Presse häufig Berichte und auch Bilder, um den Leser mit der Mondgeographie vertraut zu ma­chen“, schreibt ADAM GERNER aus Blumenthai. „Von wem haben die Mond­krater, Meere und Gebirge ihre Namen bekommen ?“ Die erste Benennung der Mondgebilde stammte von F. van Langrenus. Er wählte in seiner Mondkarte von 1628 biblische Na­men und Namen von Heiligen und Herr­schern der alten Geschichte. Diese Benen­nung hat sich aber nicht durchgesetzt. Der gelehrte Danziger Bürgermeister Jo­hannes Hevelius hat in seinem Mondwerk von 1647 die Namen irdischer Gebirge für Mondgebilde verwendet. Viele dieser Be­zeichnungen gelten auch heute noch. Johann Baptist Riccioli brachte dann 1651 den Brauch auf. die Mondkrater nach Män­nern zu benennen, die sich um die Mond­forschung verdient gemacht haben. Dadurch wurde der Mond zu so etwas wie einem „Pantheon der Astronomen“. Auch Riccioli verewigte sich : Er gab seinen Namen einer grossen Mond-Wallebene. Die Mulatten-Sonate „Anlässlich des Beethoven-Jubiläums, das in der ganzen Welt festlich begangen wurde, brachte der Rundfunk nebst an­deren Werken des Meisters auch die Kreutzer-Sonate", schreibt GÜNTHER HANNAK aus Kronstadt. „Wie ist diese Sonate zu ihrem Namen gekommen ? Beethoven hat seine Violinsonate in A-Dur, op. 47, dem Geigenvirtuosen Ro­­dolphe Kreutzer gewidmet. Der 1766 in Ver­sailles geborene und 1831 in Genf verstor­bene Kreutzer hat in Paris gewirkt, aber auch mehrere Konzertreisen durch Mittel­europa, unternommen. Beethoven hat ihn 1798 in Wien gehört. Den Wert der ihm ge­widmeten Sonate wusste Kreutzer nicht zu schätzen ; er hat sie nie aufgeführt. Ursprünglich hatte Beethoven diese Sonate einem anderen Violinvirtuosen zugeeignet : George A. Polgreen Bridgetower (1779—1860). Bridgetower war ein Mischling, ein Mulatte. Deshalb nabiite Beethoven sein Opus 47 ursprünglich „Sonata muiattica“. Das Noten­manuskript, das diesen Titel von der Hand des Komponisten trägt, ist erst vor drei Jah­ren wiederaufgetaucht. Zu einem offiziellen Freundschaftsbesuch ist eine Partei- und Regierungsdelegation der CSSR unter Führung von Gustav Husak, Er­ster Sekretär des ZK der KP der Tschechoslo­wakei, in Sofia eingetroffen. Die Delegation, die einer Einladung des ZK der Bulgarischen KP und des Ministerrates der VR Bulgarien Folge leistet. führt in Sofia Verhandlungen mit Partei- und Regierungsdelegationen Bul­gariens. Der Vatikan schliesst sich dem Atomsperr­vertrag an, der im März 1970 in Kraft getre­ten ist. Damit gewährt er den Prinzipien, auf denen der Vertrag aufgebaut ist, und den Be­mühungen um die Verwirklichung seiner Be­stimmungen moralische Unterstützung. Einen 20-MilIionen-Dollar-Kredit für den Import italienischer Waren gewährte Italien der VAR. Ein diesbezügliches Abkommen wurde in Kairo von Mohammed Abdallah Merzeban, Wirtschafts- und Aussenhandels­­minister der VAR. und dem italienischen Au­­ssenhandelsminister Mario Zagari unterzeichnet. Chile wird die Abkommen mit den USA. aufgrund deren die Vereinigten Staaten auf dem Territorium dieses Landes drei Luftwaf­fenstützpunkte unterhalten, nicht erneuern, erklärte der chilenische Verteidigungsminister Alejandro Valdivia, Rios. Das betreffende Ab­kommen ist am 8. Januar 1971 abgelaufen. In Wien trat eine von der UNO einberufene Konferenz im Zusammenhang mit der Bekämp­fung des Rauschgifthandels zusammen. Daran nehmen etwa 300 Delegierte aus 50 Ländern teil, die über die Möglichkeit eines interna­tionalen Abkommens im Hinblick auf die Kon­trolle und Einschränkung des Rauschgifthan­dels diskutieren. Der französische Staatspräsident Georges Pompidou unternimmt Anfang Februar eine Tournee durch einige afrikanische Länder. Er wird in Begleitung von Roger Frey, Staatsmi­nister für Verwaltungsreform. Mauretanien. Senegal, die Elfenbeinküste, Kamerun uţid Gabun besuchen. Wegen „subversiver Propaganda" wurden in Santander acht Jugendliche verhaftet. Die von den spanischen Behörden unter den fortschritt­lich gesinnten Personen vorgenommenen Ver­haftungen gehen weiter. Zu einem dreitägigen offiziellen Besuch nach Washington reist der belgische Aussenminister Pierre. Harmel am 19. Januar. Er wird Bespre­chungen mit US-Staatssekretär William Rogers führen und in New York mit UNO-General­­sekretär U Thant Zusammenkommen. NEUER WEG / 13. Januar 1971 Polens Partei- und Staatsführer in Berlin Berlin (Agerpres). — Edward Gierek, Erster Sekretär des ZK der PVAP, und Piotr Jaroszewicz, Mitglied des Politbü­ros des ZK der PVAP. Ministerpräsident der Polnischen VR. die einen Freund­schaftsbesuch in Berlin abstatteten, hat­ten Aussprachen mit Walter Ulbricht, Erster Sekretär des ZK der SED, Vor­sitzender des Staatsrates, und Willi Stoph, Mitglied des Politbüros des ZK der SED. Vorsitzender des Ministerrates. Nach dem Besuch wurde ein Kommu­nique veröffentlicht, worin die Teilneh­mer des Treffens die Bedeutung der zwi­schen der UdSSR und der BRD und zwischen Polen und der BRD abgeschlos-senen Abkommen würdigen. Die Ratifi­zierung dieser Verträge wird weitgehend zur Entspannung und Gewährleistung des Friedens und der Sicherheit in Europa beitragen, heisst es in dem Kommuni­­qué. Beide Seiten weisen mit Nachdruck darauf hin. dass die Interessen des Frie­dens und der internationalen Sicherheit es unbedingt erforderlich machen, dass auf der Grundlage des Völkerrechts nor­male Beziehungen zwischen der Deut­schen Demokratischen Republik und al­len europäischen Staaten, die BRD mit­inbegriffen, aufgenommen werden. Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien aus 15 westeuropäischen Ländern London (Agerpres). — Die Vertreter der kommunistischen und Arbeiterpar­teien aus 15 westeuropäischen kapitali­stischen Ländern traten in London zu einer Konferenz zusammen. Daran betei­ligen sich Vertreter der kommunistischen und Arbeiterparteien Belgiens, Däne­marks, Finnlands, Frankreichs, Griechen­lands, Grossbritanniens, Hollands, Ir­lands, Italiens, Norwegens, Österreichs, Schwedens, der Schweiz, Spaniens, und Westdeutschlands. John Gollan, Generalsekretär der Kom-munistischen Partei Grossbritanniens, der die Arbeiten der Zusammenkunft eröffnete, gab bekannt, dass die kom­munistischen Parteien Portugals, Luxem­burgs, San Marinos und die SED West­berlins in Grussbotschaften an die Kon­ferenz erklärten, dass sie deren Arbeiten unterstützen. Die Tagesordnung' umfasst einen einzi­gen Punkt, und zwar den „Kampf der Arbeiterklasse der kapitalistischen Län­der Westeuropas gegen die Entwicklung der multinationalen Monopole“. Wegen Mangel an Beweisen Washington (Agerpres). — Das Ober­kommando der US-Landstreitkräfte gab bekannt, dass das Justizverfahren gegen vier hohe Offiziere, die in die Verheim­lichung der Nachrichten über das Blut­bad von Song My verwickelt waren wegen „Mangel an Beweisen“ fallen­gelassen wurde. Es handelt sich um Da­vid Gavin, William Guinn, Charles Cal­houn und Frederick Watke, Angehörige der Americäl-Division. der die Abteilung Oberleutnants William Calley unterstellt war. Von den 18 Offizieren, die ur­sprünglich beschuldigt wurden, die be­treffenden Informationen verheimlicht zu haben, konnten nur noch drei vor das Militärgericht gestellt werden, und zwar General Samuel Koster, der seiner­zeitige Kommandeur der Americal-Divi­­sion und nachmalige Vorsitzende der Mi­litärakademie von West Point, Oberst Oran Henderson, Kommandeur, einer Brigade der genannten Division, und Hauptmann Dennis Johnson, Angehöri­ger des Geheimdienstes. Was die Auto­ren des Gemetzels von Song My anbe­langt, wurden bisher Oberleutnant Wil­liam Calley, dessen Prozess in Fort Bragg im Gange ist, und Sergeant David Mitchell vor Gericht gestellt. Mitchell wurde als unschuldig befunden. Der Pro-zess gegen Sergeant Charles Hutto, der ebenfalls offiziell beschuldigt wurde, sich an dem Gemetzel beteiligt zu ha­ben, soll demnächst beginnen. Antirauschgesetz in Frankreich Paris (Agerpres). — In Frankreich ist ein neues Gesetz zur Bekämpfung von Rauschgiftsucht und Rauschgifthandel in Kraft getreten. Gemäss diesem Gesetz werden diejenigen, die sich mit dem Im­port, Export, mit der Herstellung oder dem Vertrieb von Rauschgift befassen, mit Freiheitsstrafen bis zu 20 Jahren belegt, anstatt bis zu 5 Jahren, wieviel das Gesetz bisher vorsah. Die Geldstra­fen wurden bis auf 500 000 Franc er­höht. während das Höehstmass bisher 36 000 Franc, betrug. Überdies können die Bürgerrechte von fünf bis zehn Jah­ren, Pass und Führerschein entzogen werden. Rauschgiftsüchtige geniessen Aufschub des Strafvollzugs, falls sie sich einer Entwöhnungskur unterziehen. Das Gesetz untersagt überdies jede wie im­mer geartete Propaganda für Rauschgifte. • ■ ■ Zielt Rockefeller auf das Weisse Haus? International Herald Tribune New York Die ersten Anzeichen sind da. Zwar sind sie zart und fein wie Schneeflocken, aber... sie häufen sich. Zur Zeit erlaubt ihre Zahl den politischen Beobachtern eine gewagte Spekulation. Beachten Sie deshalb bitte, dass das folgende bloss eine Spekulation ist. Kürzlich für eine neue vierjährige Mandatszeit gewählt, eroberte Gouverneur Nelson Rockefeller die republikanischen Gebiete im Norden des Staates New York und errang beinahe den Sieg in den mächtigen Basteien der demokratischen Partei in New. York. Seither scheint er von altem Ehrgeiz gepackt zu sein. Ge­wissen Kommentaren zum Trotz besteht dieser Ehrgeiz nicht darin, John Lindsay als Bürgermeister der Stadt New York zu ersetzen, obwohl der Gouverneur in verschiedenen Formen in die Stadt „ein­­dringt“ und droht, jede Hilfe, die der Staat New York der Stadt New York lei­stet, von den Erfungenschaften der Muni­zipalität abhängig zu machen. „Die Leute haben den Schmutz auf den Strassen satt“, erklärte Rockefeller vor kurzem. „Ihre Sicherheit zu Hause, auf der Stra­sse, im Park und am Arbeitsplatz be­schäftigt sie sehr.“ Rockefeller hatte sich schon früher ernstlich darum bemüht, von den Repu­blikanern als Kandidat in den Präsident-­­schaftswahlen aufgestellt zu werden, doch erfolglos — u. zw. 1960 gegen Nixon (es war vergebliche Mühe), 1964 gegen Barry Goldwater und 1968 wieder gegen Nixon. Er ist 62 (ein Alter, in dem manche Män­ner den Schreibtisch aufräumen und ih­ren Rücktritt vorbereiten), doch scheint er nur 52, handelt, als wäre er 42, und denkt wie mit 32 (er benützt Wörter wie verändern, bauen, verbessern, neubele­ben). Wäre es möglich, dass Rockefeller für die Präsidentschaft kandidiert ? „Ausgeschlossen“, erklärte eine hohe demokratische Persönlichkeit des Staates New York. Nach Aussagen dieser Person bereitet der Gouverneur trotzdem „eine der phantastischsten Operationen in der Geschichte der amerikanischen Politik vor“. Hat er wohl die nötige Unterstützung bei seinem Versuch, Nixon herauszufor­dern ? „All das habe ich in Sun Valley ge­hört“, gestand einer der Teilnehmer an der Konferenz der republikanischen Gouverneure, der die Taktik Vizepräsi­dent Agnews in der Wahlkampagne vonl November unverhohlen kritisierte.' Es scheint, dass dort privat nicht nur die Möglichkeit, Agnew, sondern auch die, Ni­xon zu boykottieren, besprochen wurde. Man erzählt sich, dass Claude Kirk, ehe­maliger Gouverneur des Staates Florida, nach dem Scheitern seines Versuchs, wiedergewählt zu werden, einen Pack Banknoten aus der Tasche gezogen und 100 Dollar auf den Tisch gelegt habe, um die er zu wetten bereit sei, dass Ni­xon 1972 nicht an der Spitze der repu­blikanischen Wahlliste stehen werde. Es scheint also, dass bei dieser Konfe­renz der „kalte Finger der politischen Wirklichkeit“ ein Zeichen auf dem gefro­renen Fenster hinterliess. Es ist möglich, dass nachträglich alles an der .Wärme der 'republikanischen Konvention, die den Präsidentschaftskandidaten bestimmt, schmilzt. Doch auch das ist möglich, dass es nicht schmilzt. Rockefeller hatte als Wortführer eines „flexiblen Föderalismus“ und einer „Neubelebung“ der Lokalbe­hörden und der Organe der Staaten Er­folg. Die Nixon-Administration scheiterte in verschiedenen Bereichen, und die per­sönliche Popularität des Präsidenten folgt weiter ihrer sinkenden Tendenz. Amerikaner verbünden sich nur dann, wenn sie auf neue Schwierigkeiten sto­­ssen. Die Wirtschaftslage verschlechtert sich. Die Atmosphäre der Städte ist un­gesund- Die Bemühungen, die Regierung wieder dem Volk näherzubringen, sind eine Tendenz, die unabweislich eine „na­tionale Führung“ erfordert. Rockefeller, der vom Standpunkt „sei­ner tiefwurzelnden eigenen Überzeugung argumentiert, dass die Zukunft der Frei­heit in der föderalen Idee liegt“, er­scheint in den Augen der Massen als Republikaner mit grosser Anziehungs­kraft, als ein zwar von persönlichem Ehrgeiz geleiteter, aber einer guten Sache ergebener Mensch. „Wir sind in Ame­rika am Krisenpunkt angelangt“, er­klärte er kürzlich auf der Landeskon­ferenz der gesetzgebenden Führer der Staaten in Portoriko. Er versuchte, ihre Unterstützung zu einem Plan zu erhalten, der die Zuwendung grosser Summen aus bundesstaatlichen Einkünften für die Staaten und Ortschaften vorsieht. „Wir müssen unsere Institutionen für die wichtigen Herausforderungen, die sie er­warten, empfänglich machen“, sagte er. Vorher hatte Rockefeller einen ähn­lichen Anruf an die Mitglieder der Kon­­gres’sdelegation des Staates New York ge­richtet, und nach Meinung der demokra­tischen Kongressmänner Herman Badillo und Hugh Carey könnte Rockefeller ein sehr wahrscheinlicher Präsidentschafts­kandidat sein. „Wer braucht Bürgermeister Lind­say ?“ fragte Badillo, indem er sich zum Spass auf die Spekulation bezog, die Demokraten könnten Lindsay, republika­nischer Fachmann in urbanen Problemen, auffordern, an der Spitze ihrer nationalen Wahlliste zu stehen. ..Rockefeller ist eben­so darum bemüht, die Probleme zu lö­sen. Er ist ein möglicher grosser Ge­winner.“ „Zudem“, sagte Carey, „hat er Geld für eine Kampagne und ist ein guter Ver­walter.“ Die von den demokratischen Kongress­männern, wenn auch nur zum Spass, vorgebrachte Idee haben sich scheinbar auch die republikanischen Gouverneure durch den Kopf gehen lassen, allerdings viel ernster. Freilich ist Spekulation eben nur Spekulation. Rockefellers Berater widerrufen die Meldungen energisch, wo­nach sich ihr Chef bereits auf die An­strengungen der Präsidentschaftskam­­pagne vorbereitet. Sie leugnen jedoch nicht, dass Rockefeller in Zukunft eine solche Anstrengung machen könnte. Sie beeilen sich, alle Spekulationen zuzuge­ben — und sie zugeben, heisst, sie för­dern» John A. Hamilton

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