Neuer Weg, 1971. február (23. évfolyam, 6761-6784. szám)
1971-02-26 / 6782. szám
Seite 2 VAR-Premier empfing Petru Burlacu Kairo (Agerpres). — Der Stellvertretende Aussenminister Rumäniens, Pétru Burlacu, der auf Einladung des VARAussenministeriums Kairo besucht, wurde Mittwoch von Premier Mahmoud Fawzi empfangen. Am selben Tag hatte Petru Burlacu Zusammenkünfte mit Abdel Moshen Aboul Nour, Generalsekretär der Arabischen Sozialistischen Union, Rarnzi Stino, Mitglied des Obersten Exekutivkomitees der Arabischen Sozialistischen Union, und Mahmoud Riad. Vizepremier und Aussenminister der VAR. Den Gesprächen wohnte Titus Sinu, Rumäniens Botschafter in Kairo, bei. Gegenstand der Besprechungen waren die Möglichkeiten für den Ausbau der Beziehungen zwischen beiden Ländern sowie einige internationale Fragen. _ Ebenfalls Mittwoch begannen die offiziellen Gespräche im Aussehmmisterium der VAR. Saal Afra. Stellvertretender Aussenminister der VAR. gab zu Ehren des rumänischen Gastes ein Essen Im Laufe des Tages legte der Stellvertretende Aussenminister Rumäniens am Mausoleum Gamal Abdel Nassers einen Kranz nieder. Anlässlich der rumänisch-ägyptischen Besprechungen befasst sich die Kairoer Presse mit den Freundschaftsbeziehungen zwischen der VAR und Rumänien sowie ihren. Entwicklungsperspektiven auf verschiedenen Gebieten, Walter Scheel empfing Botschafter Oancea Bonn (Agerpres). — Am 24. Februar wurde der Botschafter der Sozialistischen Republik Rumänien in Bonn. Constantin Oancea. vom Aussenminister der Bundesrepublik Deutschland. Walter Scheel, empfangen. Bei der Zusammenkunft, die in herzlicher Atmosphäre verlief, kamen einige Aspekte der 'europäischen Sicherheit sowie beide Seiten interessierende Probleme der bilateralen rumänischwestdeutschen Beziehungen zur Sprache. 1 App«M de* UNO-Ganerafsekretärs New York (Agerpres). — UNO-Generalsekretär U Thant veröffentlichte eine Erklärung, in der Grossbritanniens Beschluss. dem rassistischen Regime in der Südafrikanischen Republik Hubschrauber und Emtztei’e für Rü* tunssarflagen zu liefern, verurteilt wird. Die Erklärung macht die britische Regierung darauf aufmerksam. das« die Resolution des Sicherheitsrats* von 1082 alle Staaten aufiordert, das Embargo gegen die SAR ..bedängungs- und vorbehaltlos“ einzuhalten. ..Der Generalsekretär“. heisst es in der Erklärung, „hat wiederholt die Bedeutung de« Embargo^ betont und der Sicherheitsrat dieses als einen Schritt zur Lösung der schwierigen Lage in Südafrika neuerlich bekräftigt.“ U Thant. appelliert an alle Länder, das Embargo-auf Waffenlieferungen an das' rassistische Regime von Pretoria strengstens zu respektieren. Kolumbián: Bauern fordern Agrarreform Bogota (Agerpres). — Kolumbiens Präsident Misael Pastrana Borero hat die Regierung zu einer ausserordentlichen Sitzung einberufen, um die Lage zu besprechen. die im Lande infolge dér Verstärkung sozialer Aktionen entstanden ist. In den letzten Tagen kam es Zu wuchtigen Bauernkundgebuflgen. durch die die Regierung veranlasst werden soll, die Durchführung der Agrarreform zu beschleunigen. Bis Dienstag hatten die Bauern 350 landwirtschaftliche Betriebe besetzt, die Eigentum grosser Latifundienbesitzer sind. Gleichzeitig streiken die Lehrkräfte der Grundschulen. Für den 8. März sind Massenkundgebungen zum Protest gegen die steigenden Lebenshaltungskosten angesagt. Der Landwirtschaftsminister forderte die Bauern auf. die besetzten Ländereien zu verlassen. Der Bauernbund, der diese Aktionen einleitete, förderte als Antwort von der Regierung, sie solle sämtliche besetzten Ländereien zu Staatseigentum erklären. Handelsabkommen zwischen Rumänien und Algerien Nach den in einer Atmosphäre der Freundschaft und des gegenseitigen Einvernehmens in Bukarest stattgefundenen Verhandlungen wurde am 24. Februar ein langfristiges Handelsabkommen für die Zeitspanne 1971—1973 zwischen der Regierung der Sozialistischen Republik Rumänien und der Regierung der Demokratischen Volksrepublik Algerien unterzeichnet. Im Sinne des Abkommens wird Rumänien eine mannigfaltige Skala v6n Erzeugnissen nach Algerien exportieren, vor allem Erdölausrüstungen. Industriegüter usw. Algerien wird seinerseits nach Rumänien verschiedene Waren liefern, darunter Eisenerz. Phosphate. Agrarprodukte. Nahrungsmittel usw. Das Dokument wurde von Aussenhandelsminister Cornel Burtică sowie vom algerischen Handelsminister Layaki Yaker unterzeichnet. Im Laufe der Verhandlungen zögen die beiden Regierungsdelegationen gleichzeitig ein Fazit der realisierten Vorhaben auf dem Gebiete der ökonomischen, wissenschaftlichen und technischen Kooperation und machten die Feststellung, dass noch Möglichkeiten zur Verstärkung und Ausweitung der Zusammenarbeit auf industrieller Ebene. vor allem in den Erdöl-, petrochemischen und Bergbausektoren, sowie in der Landwirtschaft bestehen. Ferner wurden verschiedene Modalitäten über die Entwicklung d“s Austausches zwischen dep beiden Ländern studiert. Chronik Nach New York begeben hat sich Prof. Dr. Irig. aujor Almásán. Minister für Bergbauind'.sstrie und Geo ogie. um an der Hundertjahrfeier des Kongresses der Bergbau-, Metallurgie- und Erdölingenieure der Vereinigten Staaten von Amerika teilzunehmen. Der Minister für Bergbauindustrie und Geologie wird anschliessend Bergbauzentren und Forschungsinstitute der USA besuchen. « Der Aussenminister der Sozialistischen Republik Rumänien, Corneliu Mänescu, empfing am 24. Februar den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, Paul Frank. Erich Strätling, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, war zugegen. Eine Delegation des Aussenpolitisehen Ausschusses der Föderativen SKupschtina der SFR Jugoslawien unter Leitung von Bogdan Osolnik, Vorsitzender des Aussenpolitisehen Ausschusses des Sozial-Politischen Wetsche, ist auf Einladung des Aussenpolitisehen Ausschusses der Grossen Nationalversammlung zu einem Besuch in unserem Lande eingetroffen. Verurteilung jeder Form von Gewaltanwendung Rede des ständigen rumänischen Vertreters bei der UNO New York (Agerpres). — Botschafter Gheorghe Diaconescu, ständiger Vertreter Rumäniens bei den Vereinten Nationen, legte vor dem UNO-Sonderausschuss für die Definierung der Aggression die Erwägungen der rumänischen Delegation zu den unterbreiteten Entwürfen dar. Die rumänische Delegation, führte - der Redner aus, erachtet és nicht als zweckmässig, darauf zu verzichten, eine,Formulierung, die Gewaltanwendung in jeder Form verurteilt, in die Definition einzubeziehen. Zur Unterstützung seiner Ansicht erwähnte der rumänische Vertreter die Londoner Konventionen von 1933 über die Definierung der Aggression ; diese sahen bei der Aufzählung der als Aggres, sionsakte bezeicHneten Handlungen den Einsatz bewaffneter Banden eines Staates gegen einen anderen Staat, die Teilnahme an einem Bürgerkrieg usw. vor, mit einem Wort, andere Aggressionsakte als die der direkten bewaffneten Aggression. Im selben Sinne zitierte der rumänische Botschafter die darauf bezüglichen Bestimmungen in der auf der Jubiläumstagung von 1970 der UNO-Vollversammlung ge-billigten Erklärung über die Völkerrechtsnormen für die , zwischenstaatlichen Freundschaftsbeziehungen und Kooperation ; kraft dieser Bestimmungen müssen alle Staaten sich in ihren internationalen Beziehungen der Gewaltanwendung und Gewaltandrohung enthalten. Der Redner unterstrich, die Verurteilung der Gewaltanwendung in jeder Form stehe in vollem Einklang mit den Völkerrechtsprinzipien wie sie in der Charta der Vereinten Nationen zum Ausdruck kommen ; Gewaltanwendung in jeglicher Form muss als Aggression gekennzeichnet werden, damit die Definition zu einem politisch-juridischen Instrument werde, das dazu dient, eventuelle Aggressoren zu entmutigen. Der rumänische Vertreter unterstrich zugleich, das Recht auf legitime Selbstverteidigung, wie es in der Charta definiert ist, könne nur zur Abwehr eines unmittelbar bewaffneten Angriffs wahrgenomrpen werden. Da es sich um eine Ausnahme vom Prinzip handelt, das Gewaltanwendung in internationalen Beziehungen verbietet, muss das Recht auf legitime Verteidigung streng interpretiert werden. Der .Botschafter Rumäniens ging auf die Notwendigkeit ein, in die allgemeine Definition eine Bestimmung aufzunehmen, wonach eine Aggression nicht nur vön einem einzelnen Staat, sondern auch von einer Staatengrüppe gegen einen Staat oder eine Staatengruppe verübt werden kann. Eine solche Bestimmung würde der Erfahrung und den, historischen Gegebenheiten entsprechen, da es dem Aggressor — wie dep zweite Weltkrieg und die Nachkriegskonflikte in Asien bewiesen haben — gelingt, auch andere Staat ten, die in der Regel derselben Militär* allianz angehören, zum Anschluss an seine Aktion zu bewegen. Abschliessend erklärte der Redner, die rumänische Delegation sei sich der Schwierigkeiten bewusst, denen der Ausschuss bei der Erfüllung seiner Aufgaben , begegnet, doch müsse das die Bemühungen um die Ausarbeitung einer allgemein annehmbaren Definierung der bewaffneten Aggression anregen, da diese für die Erhaltung des Friedens und der internationalen Sicherheit von besonderer Bedeutung ist. Schwere Verluste der Invasionstruppen in Laos und Südvietnam Saigoner Basis unter Raketenbeschuss der patriotischen Kräfte Xieng Quang (Agerpres). — Die Saigoner Invasionstruppen in Laos erleiden immer schwerere Verluste,, Eines ihrer Bataillons war gezwungen, Laos zu verlassen und nach, Südvietnam zurückzukehren, da es einen grossen Teil seiner Mannschaft und seines Rüstungsmaterials verloren hatte. Eine Saigoner Basis, 24 Kilometer tief in laotischem Territorium, in der Nähe der Ortschaft Lang Vie, gelegen, wird von patriotischen Kräften unter Raketenbeschuss gehalten. Die Saigoner Truppen haben schwere Verluste erlitten, ihre Lage ist zur Zeit äusserst schwierig. Fünf Einheiten der Saigoner. Truppen, die im Raum von Ban Dong operieren, wurden ausser Gefecht gesetzt. Saigon. — Wie das amerikanische Militärkommando in Saigon mitteilt, wurden Teile der zweiten Brigade der ersten motorisierten US-Infanteriedivision in der Nähe der südvietnamesischen Ortschaft Tay Ninh heftig angegriffen. Nach intensivem Raketenbeschuss gelang es Patrioten, in das Verteidigungsgelände , eines amerikanischen Stützpunkts einzudringen und beträchtlichen Schaden zu verursachen. Pnom Penh. — In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden Stellungen der Lon-Nol-Sirik-Matak-Truppen, nur 12 Kilometer nördlich von Pnom Penh entfernt. angegriffen. Die Aktionen der patriotischen Kräfte richteten sich auch Kegen ein Militärlager bei Kambou), 18 Kilometer südwestlich der Khmer-Hauptstadt. Heftige Zusammenstösse zwischen patriotischen Streitkräften uhd Truppen des Pnom-Penh-Regimes, die von Saigoner Einheiten unterstützt werden, sind in der Provinz Pursat und tin der Nähe des Mekong-Stromes im Gange. Südvietnamesische Militärs im Dschungel von Laos ÄFL/CIO kritisiert ungerecht® Regierungsmassnahmen Washington wälzt Wirtschaftsschwierigkeiten auf Arbeitnehmer ab Washington (Agerpres). — Präsident Nixon hat die erste Massnahme zur Intervention auf dem Gebiet der Preis- und Lohnpolitik ergriffen : Das Davis-Bacon-Gesetz, das die Entlohnung der Arbeiter bei den von der Regierung finanzierten Bauvorhaben festsetzt, ist für unbestimmte Zeit aufgehoben. Aufgrund dieses 1931 erlassenen Gesetzes müssen die Löhne im öffentlichen Bauwesen verbindlich denen im ■ privaten Sektor angeglichen werden. Die Massnahme des Präsidenten läuft darauf hinaus, den Lohnanstieg im Bauwesen drastisch einzuschränken. unter der Begründung, gerade dieser Wirtschaftszweig trage in grossem Mas* zur Verschärfung- inflationistischer Erscheinungen bei. Gleichzeitig erklärte der Präsident von neuem, er denke nicht daran, im Bauwesen ein allgemeines Einfrieren der Preise und Löhne anzuordnen. Dennoch beantragte Finanzminister Connally vor dem Kongress, die dem Präsidenten erteilten Befugnisse, Preise und Löhne gänzlich odér Zum Teil zu kontrollieren, auf weitere zwei Jahre zu verlängern. Im vergangenen Jahr, als der Präsident diese Vollmachten erhielt, hatte er erklärt, er werde von ihnen niemals Gebrauch machen. Connally betonte jetzt, es liege nicht in den Absichten der Regierung, eine totale Kontrolle auszuüben, deich könne die Möglichkeit einer Preis- und Lohnblockierung in einer bestimmten Sparte nicht von der Hand gewiesen werden. George Meany, der Vorsitzende der amerikanischen Gewerkschaftszentrale AFL/CIO, erklärte, das Weisse Haus versuche. „Probleme der Volkswirtschaft — Massenarbeitslosigkeit und Inflation —, die die unkluge Währungs- und Steuerpolitik des Präsidenten und seiner Berater hervorgerufen hat, zu lösen, indem es die Last auf einen Teil der werktätigen Bevölkerung abwälzt“. Die Suspendierung des Davis-Bacon-Gesetzes beeinträchtigt ernstlich die Interessen der Arbeiter, ohne die der Unternehmer zu berühren. Ein Drittel aller Bauarbeiter der USA sind mit der Ausführung Von Regierungsvorhaben beschäftigt. Ausland m asmi In Moskau haben die offiziellen Gespräche zwischen dem sowjetischen Aussenminister Andrej Gromyko und Jugoslawiens Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, Mirko Tepavac, begonnen. Algeriens Präsident kündigte vor Arbeitern den Regierungsbesch.uss an. 51 Prozent der Aktien der sich in Algerien betätigenden, französischen Firmen zu übernehmen. Ferner sollen alle Erdölleitungen des Landes sowie die Gasvorkommen verstaatlicht werden. Dänemarks Premier * Hilmar Baunsgaard empfing den ungarischen Aussenminister János Péter, der zur Zeit Dänemark besucht. Zwischen der DDR und Marokko wurde ein langfristiges Handelsabkommen geschlossen, demzufolge sich der Warenaustausch in den kommenden drei Jahren auf 50 Millionen Dollar erhöhen wird. In Jugoslawien hat der Bau des ersten Atomkraftwerks begonnen. Es liegt an der Grenze zwischen den Republiken Slowenien und. Kroatien, wird eine installierte Kraft von 600 MW, haben und soll in vier Jahren anlaufen. Der Botschafter der Sowjetunion in der DDR, Pjotr Abrassimow, empfing eine Delegation der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins unter Leitung ihres Vorsitzenden Gerhard Danelius. Ein Konsortium von 12 internationalen Erdölgesellschaften. ..Magnorth Petroleum Lfd.“, wird in der Zone der Arktischen Inseln auf einer von der kanadischen Regierung verpachteten -Fläche von 5 Millionen Hektar nach Gas und Erdöl schürfen. Bei der Durchführung der Agrarreform in Peru hat die Regierung den Latifundienbesitzern bis jetzt 2.5 Millionen Hektar Boden abgenommen. Allein im Departement Cajamarca wurden 25 Güter mit einer Gesamtfläche von 10 000 Hektar enteignet. Trübe Perle der Antillen Auf Haiti wimmelt es von Geheimpolizei / Tourismus im Schatten der Gewehre 31eue3iird)tr Leitung Der kürzeste Weg von Mexiko zur Insel Hispaniola führt über Yucatán und Jamaica. Das Flugzeug ist bis auf den letzten Platz mit mexikanischen Feriengästen besetzt, welche die kalte Jahreszeit auf dem mexikanischen Hochplateau zu einem Abstecher nach dem heissen Mérida mit seinen archäologischen Schätzen nützen, vor allem aber zu einem Ausflug an die karibische Küste Mexikos, wo in den letzten Jahren ein Ferienplatz nach dem anderen entstanden ist. Es heisst, dass dieser Landstrich mit seinen kleinen, der Küste, vorgelagerten Inseln schon bald dem Modebad Acapulco den Rang ablaufen werde. In Mérida hat sich unser Jet fast vollständig geleert, obwohl die Fluggesellschaft von Mexiko aus nur zweimal wöchentlich Jamaica anfliegt. Doch das Interesse der Mexikaner an den Antillen ist gering, nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Kette von Natur aus paradiesischer Inseln nur teilweise dem iberoamerikanischen Zivilisationsbereich angehört. Wenn nun der Lateinamerikaner diesen Bereich verlassen will, dann eher, um London und Paris als Kingston oder Port-au-Prince einen Besuch abzustatten. Zum letzten Mal war ich in Jamaicas Hauptstadt ‘Kingston vor einem halben Jahrzehnt, zu einem Zeitpunkt demnach, als die Verleihung der Unabhängigkeit an diese 11000 Quadratkilometer grosse Insel durch die britische Krone noch nicht allzuweit zurücklag und immer wieder in den politischen Debatten auftauchte. In Jamaica trifft man allerdings nur selten auf Bettler, und von der Trostlosigkeit karibischer Elendsquartiere ist in Kingston, wenn man zwischen Anmut und Elend zu unterscheiden vermag, nur wenig zu verspüren. Doch wird es noch viele Jahre dauern, ehe die Obere Stadt mit ihren neuen Wohnquartieren, den Banken, Läden und Hotels der Hauptstadt das Siegel aufgedrückt haben wird. Vorerst herrscht das alte, koloniale Kingston vor — mit Hafenduns.t, Kitschläden, Menschengewimmel und tropischem Verfall; schlampig, anachronistisch — und liebenswert. Am Flughafen von Kingston findet man nach der Abfertigung keine Auskunftspersonen mehr, und die Lautsprecher sind heiser. Um Genaueres über unseren-verspäteten Anschluss nach Haiti zu erfahren, wagen wir uns aufs Flugfeld und finden auch glücklich das Flugzeug, auf das wir warten, Ein Polizist, anscheinend der einzige am Platze, hat uns bei der Suche uninteressiert zugesehen ... In Port-au-Prince Nicht so ungezwungen geht es auf dem „Aéroport Francois Duvalier“ yon Portau-Prince zu, den wir nach knapp einstündigem Flug' erreichen. Im Dunkeln machen wir bewaffnete Zivilisten aus, Gewehr im Anschlag. Im Flughafengebäude wimmelt es - von Geheimpolizei; unter den Wartenden vor dem Passschalter sehen wir einige Fluggäste, die verängstigt ah ihren. Papieren nesteln, Blicke bohren sich uns in den Nacken ... Vor fünf Jahren stand an der Stelle des kleinen, fünktionalistischmleganten Flughafengebäudes eine schmutzige Wellblechbaracke. Vor fünf Jahren rumpelten wir in einem uralten Taxi über Geröll der Stadt zu ; jetzt scheint uns das Taxi moderner, und die Strasse ist jedenfalls asphaltiert und sauber. Das sind die ersten sichtbaren Ergebnisse der „Revolution Duvalieriste“, das heisst der Herrschaft des einstigen Landarztes Dr. Francois Duvalier, der in den vierziger und fünfziger Jahren zu den hervorragendsten schwarzen Intellektuellen Haitis gezählt wurde, 1957 nach Scheinwahlen als „Mann des Volkes“ die Präsidentschaft übernahm und sich 1964 die Amtsperiode „auf Lebenszeit“ verlängern liess. Ein weiteres Zeugnis der Duvalier-Ära finden wir später im Regierungsvdertel am Hafen : es ist das neue Hauptquartier des Roten Kreuzes, ein kleines architektonisches Sohmuckstück. Schliesslich gibt es noch einen Neubau im Stadtzentrum, in dem die Steuerbehörde untergebracht wurde. Ansonst hat sich im halben Jahrzehnt seit dem letzten Besuch in der Hauptstadt nach aussen hin nichts geändert. Ein Gang durch die Strassen wird — genauso wie seinerzeit — zum Spiessrutenlauf zwischen aufdringlichein Bettlern, abgerissenen Polizeispitzeln und Gaffern, die — nach ausgiebiger Beäugung der ungewohnten Bleichgesichter — uns Schimpfworte naehrufen. Man blickt in der Strasse am besten zu Boden, schon um den dahinplätschemden Abwässern ausweichen und die offenen Kanalisationsschächte rechtzeitig überspringen zu können, oder flüchtet vor dem haitischen Alltag in die zwei, drei Kunstgalerien. Dort kann man immer noch herrliche Objekte primitiver Kunst erstehen oder Kulturgegenstände des synkretistischen Vodou, um dessen Wiedergeburt wie um die Negritude sich Duvalier jahrzehntelang verdient gemacht hat. Seine damalige Tribüne war das Intellektuellenblatt „Les Griots“, das es heute noch gibt — allerdings zu einem inhaltlosen Offizialismus-Blättchen herabgesunken. Haitische Gesslerhüte Wir haben im Aussenministerium vorgesprochen, und Aussenminister René Chalmers, einer der wenigen Überlebenden aus Duvaliers alter Garde, hat uns mit einigen unverbindlichen LiebenJswürdigkeiten abgespeist. Auch wenn man zu den Regierenden gehört, so scheint es, hält man sich in Haiti von ausländischen Journalisten fern ; denn „Papa Dort1 sammelt über alle und jeden Material, und er schlägt überraschend zu. So bleibt der Beobachter sich selber überlassen und gibt sich touristischen Eindrücken hin. Er wird Zeuge der Auspeitschung eines kleinen Mädchens auf offener Strasse durch die „Police touristique“ — es hatte das Verbrechen begangen. den Berichterstatter flüsternd um eine Münze zu bitten. Er beobachtet die Wachablösung von Geheimpolizisten vor seinem Hotelzimmer. Als er in einem Park das Reiterstandbild des haitischen Freiheitshelden und ersten Kaisers Jean- Jacques Dessalimes betrachten will, wird er von Polizisten verjagt. Auf den Nummernschildern aller Autos prangt nichtsdestoweniger der auf Touristen gemünzte Slogan : „Haiti — Perle der Antillen“ ... (Schluss folgt) «SK.»-,-,-s-v' WfrZi?' ä;;v ; F' ■%; Das Konterfei des Diktators an den Wänden von.Elendshütten NEUER WEG / 26. Februar 1971 NW-Ausländskorrespondenten berichten Stein in der Pfütze Unmutsäusserungen des rechten UDR-Fliigels Von unserem Pariser Korrespondenten Roland Gill et DAS FEHLURTEIL eines Pariser Gerichtshofes und die verbale Entgleisung des, Generalsekretärs der UDR-Regierungspartei, beide hervorgerufen durch den ausgeprägten Rechtsdrall ihrer Urheber, haben in der vergangenen Woche eine Öffentlichkeit in Bewegung versetzt, von der noch vor kurzem eine Tageszeitung anklagend schrieb, jedes ihrer Mitglieder neige mehr und mehr dazu, nur dann zu reagieren, wenn seine Anschauungen, seine Gewohnheiten, seine Interessen bedroht seien, Dies ist der Fail, an dem sich die Gemüter entzündeten. Am 9. Februar war der achtzehnjährige Gilles Guiot beim Verlassen des Lyzeums Chaptal, vor dem sich gerade eine Solidaritätsdemonstration mit einer Gruppe in den Hungerstreik getretener politischer Häftlinge der Linken abspielte, wegen angeblicher Teilnahme an der Kundgebung verhaftet und im Schnellverfahren zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Einzige Belastungszeugen : zwei Polizisten. Der Hinweis des Verteidigers, dass es sich um einen bei seinen Professoren gut angeschriebenen, „unpolitischen" jungen Mann handle, verhallte ungehört. Obwohl Gilles Guiot keine langen Haare, dafür aber Krawatte trägt, stempelte ihn seine Jugend ganz offensichtlich zu, einem jener potentiellen Ruhestörer, auf die Jagd zu machen die Pariser Polizei, sich um so berechtigter glaubt, als Studenten und Jugendliche in den meisten, sozialen Protesten der letzten Zeit eine aktive Rolle spielten. BEI DER GLEICHEN GELEGENHEIT halte sich ein weit schwererer Zwischenfall ereignet. Ein Teilnehmer an der Demonstration war von einer offenbar von den Polizisten rück, sichtslos aus nächster Nähe in die Menge gefeuerten Tränengasbombe direkt ins Gesicht getroffen worden. Er verlor ein Auge und wurde vollkommen entstellt. Wenn in den Reihen der politischen Linken das brutale Vorgehen der Polizei Empörung auslöste, so war es bei der Elternschaft hauptsächlich die summare Vorgangsweise des Gerichtes, die Protest hervorrief, weil sie den Gedanken nahelegte, wo man so wenig Federlesens mit der Jugend mache, dort könne, was heute dem Giiles Guiot passiert sei, morgen dem eigenen Sohn zustossen. In einem eindrucksvollen Schweigemarsch, an dem rund zehntausend Schüler, Lehrer und Eltern teilnahmeri, forderten die Teilnehmer die Wiederaufnahme des Verfahrens und die Freisprechung des Schülers, der nach allgemeiner Überzeugung mit der ganzen Sache nicht das geringste zu tun hatte. In dieser mehr als gespannten' Atmosphäre fühlte sich der Generalsekretär der UDR, Mr. René Tomasini, der nach Ansicht politischer Beobachter seiner, organisatorischen, nicht seiner politischen Fähigkeiten wegen provisorisch auf diesen Posten gewählt worden war, zu einer kategorischen Stellungnahme veranlasst. In der Annahme, ein in allen konservativen Ohren wohlklingender Ruf nach Ruhe und Ordnung werde ihn beim Parteivolk beliebt machen, erklärte er vor Pariser Presseleuten : „Wenn Gesetzesübertretungen in bedauerlicher Weise geahndet worden sind, so trifft die Schuld dafür nicht jene, die die Aufgabe haben, sie zu ahnden, sondern sie ist der Feigheit der Richter zuzuschreiben;" Mit anderen Worten ; Wenn die Justiz in der Vergangenheit härter zugefasst hätte, brauchte heute die Polizei nicht so hart einzuschreiten. Monsieur Tomasini sagte noch einige Unfreundlichkeiten an die Adresse des Fernsehens, die näch Ansicht1 der Fernsehjournalisten „an Verleumdung grenzten“, und liess auch Ministerpräsident Chaban-Delmas nicht ungetadelt. Sinngemäss Hessen sich seine Ausführungen in dem durch einen Berliner Polizeipräfekten berühmt gewordenen Satz zpsammenfassen : „Die ganze Richtung passt mir nicht I" DER STURM, der dadurch in der französischen Öffentlichkeit ausgelöst wurde, erinnerte an die grossen Zeiten der „causes célébres", des berühmten Dreyfus-Prozesses und anderer. „Der Generalsekretär der UDR", schrieb „Le Monde", „der die Zustimmung von zwei bis drei auf nationaler Ebene kaum repräsentativer Polizeigewerkschaften hat, sieht alles gegen sich gerichtet, was Frankreich an Richtern zählt, und dazu noch die gesamte politische' Klasse, von der Kommunistischen Partei bis zur Republikanischen Allianz des Mr. Tixier-Vignancourt (extreme Rechtspartei, Anm. d. Red.), ja, er wurde sogar vom Exekutivbüro seiner eigenen Partei desavouiert." Wenn man einmal von den persönlichen Motiven absieht, die den Generalsekretär der UDR zu seinem Ausfall gegen die Regierung bewogen haben, so muss die Tatsache. dass er damit in der Partei und in der Öffentlichkeit gut anzukommen hoffte, d".;h bedenklich . stimmen. „L’Aurore“ schreibt ; „Ein Angriff ist ' losgegangen. Wo wird er haltmachen ? Keinesfalls werden irgendwelche Kommuniqués, die die Dinge nachträglich verniedlichen wollen, die Tatsache vergessen lassen, dass der Angriff bewusst grob gehalten war. Mr. Tomasini ist kein politischer Neuling, der Kraut und Rüben durcheinanderschwatzt." Und „Combat" warnt ; „Dieses verbale Gestikulieren, dieser Mussolini-Ton, diese Drohungen verheissen' nichts Gutes. Grund genug, die Franzosen zu alarmieren . . HÄLT MAN SICH AN DEN AUSGANG dieses politischen Intermezzos, so scheint alies wieder beim alten. Das Urteil gegen GHies Guiot wurde kassiert, und Monsieur Tomasini hat sich nicht nur bei Magistratur , und Fernsehen entschuldigt, sondern auch ein tönendes Treuebekenntnis zum Premierminister abgelegt. Damit ist die Sache leider jedoch nicht aus der Welt geschafft. Der für seine scharfen Glossen bekannte Robert Escarpit schreibt in der bereits Zitierten „Le Mpnde" ; „Was man mit frommem Augenaufschlag Monsieur Tomasini an hoher Stelle zum Vorwurf macht, ist etwa das, was er denkt, oder vielmehr das, was er sagt? Wenn er seine Kritik besser eingehüllt, seine Worte sorgfältiger gewogen hätte, würde er wahrscheinlich ein günstigeres Echo gefunden haben. Die Leute, die ganz leise denken, was er laut gesagt hat, nehmen ihm seine Ungeschicklichkeit übel. Man bat nichts Besonderes gegen den Stein einzuwenden, den er in die Pfütze geworfen hat, aber man hat es nicht gern, bespritzt zu werden." Start von Apollo iS um 24 Stunden verschoben Kap Kennedy, Ap/NW. — Einer NASAMeldung zufolge wird der Start des Raumschiffs Apollo 15 am 28. Juli um 15.36 Uhr Bukarestéi- Zeit erfolgen. Damit wurde die anfänglich vorgesehene Startzeit um 24 Stunden verschoben. Gemäss dem . Flugprogramm sollen die Astronauten David Scott und James Irwin am 31. Juli um 0:14 Uhr Bukarestéi- Zeit auf dem Mond, landen und dort in der Nähe des Hadley-l-Ianons 67 Stunden verbringen. Während der auf 13 Stunden festgeiegten insgesamt drei Aussenaufenthalte soll mit Hilfe eines Mondmobils die Umgebung der Landefähre in weiterem Umkreis erforscht werden. In der gleichen Zeit wird der an Bord der Kommandokapsel befindliche Raumfahrer Alfred Worden ein umfassendes Forschungsprogramm durchführen und einen Mondsatelliten auf Bahn setzen. Die Apollo-15- Mission endet am 8. August um 4.30 Uhr Bukarestéi- Zeit mit der Wasserung, der Kommandokapsel im Pazifischen Ozean. 24 Menschen von Tigern getötet In Ostpakistan sind während der letzten vier Monate 24 Menschen von Tigern angefallen und getötet worden. Zwei der Tiger sollen in Ostbengalen bereits erlegt worden sein, andere befinden sich jedoch noch in Freiheit und bedrohen weitere Menschenleben. Unter den. Männern in den Waldarbeitercamps herrscht Panik.