Neuer Weg, 1971. február (23. évfolyam, 6761-6784. szám)

1971-02-26 / 6782. szám

Seite 2 VAR-Premier empfing Petru Burlacu Kairo (Agerpres). — Der Stellvertre­tende Aussenminister Rumäniens, Pétru Burlacu, der auf Einladung des VAR­­Aussenministeriums Kairo besucht, wurde Mittwoch von Premier Mahmoud Fawzi empfangen. Am selben Tag hatte Petru Burlacu Zusammenkünfte mit Abdel Moshen Aboul Nour, Generalsekretär der Arabischen Sozialistischen Union, Rarnzi Stino, Mitglied des Obersten Exekutivko­mitees der Arabischen Sozialistischen Union, und Mahmoud Riad. Vizepremier und Aussenminister der VAR. Den Ge­sprächen wohnte Titus Sinu, Rumäniens Botschafter in Kairo, bei. Gegenstand der Besprechungen waren die Möglichkeiten für den Ausbau der Beziehungen zwi­schen beiden Ländern sowie einige inter­nationale Fragen. _ Ebenfalls Mittwoch begannen die offi­ziellen Gespräche im Aussehmmisterium der VAR. Saal Afra. Stellvertretender Aussenmi­nister der VAR. gab zu Ehren des rumä­nischen Gastes ein Essen Im Laufe des Tages legte der Stellver­tretende Aussenminister Rumäniens am Mausoleum Gamal Abdel Nassers einen Kranz nieder. Anlässlich der rumänisch-ägyptischen Besprechungen befasst sich die Kairoer Presse mit den Freundschaftsbeziehungen zwischen der VAR und Rumänien sowie ihren. Entwicklungsperspektiven auf ver­schiedenen Gebieten, Walter Scheel empfing Botschafter Oancea Bonn (Agerpres). — Am 24. Februar wurde der Botschafter der Sozialistischen Republik Rumänien in Bonn. Constantin Oancea. vom Aussenminister der Bundes­republik Deutschland. Walter Scheel, empfangen. Bei der Zusammenkunft, die in herzlicher Atmosphäre verlief, kamen einige Aspekte der 'europäischen Sicher­heit sowie beide Seiten interessierende Probleme der bilateralen rumänisch­­westdeutschen Beziehungen zur Sprache. 1 App«M de* UNO-Ganerafsekretärs New York (Agerpres). — UNO-Gene­­ralsekretär U Thant veröffentlichte eine Erklärung, in der Grossbritanniens Be­schluss. dem rassistischen Regime in der Südafrikanischen Republik Hubschrauber und Emtztei’e für Rü* tunssarflagen zu liefern, verurteilt wird. Die Erklärung macht die britische Regierung darauf auf­merksam. das« die Resolution des Sicher­heitsrats* von 1082 alle Staaten aufior­­dert, das Embargo gegen die SAR ..be­­dängungs- und vorbehaltlos“ einzuhalten. ..Der Generalsekretär“. heisst es in der Erklärung, „hat wiederholt die Bedeutung de« Embargo^ betont und der Sicherheits­rat dieses als einen Schritt zur Lösung der schwierigen Lage in Südafrika neuer­lich bekräftigt.“ U Thant. appelliert an alle Länder, das Embargo-auf Waffenlie­ferungen an das' rassistische Regime von Pretoria strengstens zu respektieren. Kolumbián: Bauern fordern Agrarreform Bogota (Agerpres). — Kolumbiens Prä­sident Misael Pastrana Borero hat die Regierung zu einer ausserordentlichen Sitzung einberufen, um die Lage zu be­sprechen. die im Lande infolge dér Ver­stärkung sozialer Aktionen entstanden ist. In den letzten Tagen kam es Zu wuch­tigen Bauernkundgebuflgen. durch die die Regierung veranlasst werden soll, die Durchführung der Agrarreform zu be­schleunigen. Bis Dienstag hatten die Bauern 350 landwirtschaftliche Betriebe besetzt, die Eigentum grosser Latifundien­besitzer sind. Gleichzeitig streiken die Lehrkräfte der Grundschulen. Für den 8. März sind Massenkundgebungen zum Pro­test gegen die steigenden Lebenshaltungs­kosten angesagt. Der Landwirtschaftsminister forderte die Bauern auf. die besetzten Ländereien zu verlassen. Der Bauernbund, der diese Aktionen einleitete, förderte als Antwort von der Regierung, sie solle sämtliche be­setzten Ländereien zu Staatseigentum er­klären. Handelsabkommen zwischen Rumänien und Algerien Nach den in einer Atmosphäre der Freundschaft und des gegenseitigen Einver­nehmens in Bukarest stattgefundenen Ver­handlungen wurde am 24. Februar ein lang­fristiges Handelsabkommen für die Zeit­spanne 1971—1973 zwischen der Regierung der Sozialistischen Republik Rumänien und der Regierung der Demokratischen Volks­republik Algerien unterzeichnet. Im Sinne des Abkommens wird Rumä­nien eine mannigfaltige Skala v6n Erzeug­nissen nach Algerien exportieren, vor allem Erdölausrüstungen. Industriegüter usw. Al­gerien wird seinerseits nach Rumänien ver­schiedene Waren liefern, darunter Eisenerz. Phosphate. Agrarprodukte. Nahrungsmittel usw. Das Dokument wurde von Aussenhandels­­minister Cornel Burtică sowie vom algeri­schen Handelsminister Layaki Yaker unter­zeichnet. Im Laufe der Verhandlungen zögen die beiden Regierungsdelegationen gleichzeitig ein Fazit der realisierten Vorhaben auf dem Gebiete der ökonomischen, wissenschaftli­chen und technischen Kooperation und machten die Feststellung, dass noch Mög­lichkeiten zur Verstärkung und Ausweitung der Zusammenarbeit auf industrieller Ebe­ne. vor allem in den Erdöl-, petrochemi­­schen und Bergbausektoren, sowie in der Landwirtschaft bestehen. Ferner wurden verschiedene Modalitäten über die Entwick­lung d“s Austausches zwischen dep beiden Ländern studiert. Chronik Nach New York begeben hat sich Prof. Dr. Irig. aujor Almásán. Minister für Bergbauin­­d'.sstrie und Geo ogie. um an der Hundertjahr­feier des Kongresses der Bergbau-, Metallur­gie- und Erdölingenieure der Vereinigten Staa­ten von Amerika teilzunehmen. Der Minister für Bergbauindustrie und Geologie wird an­schliessend Bergbauzentren und Forschungs­institute der USA besuchen. « Der Aussenminister der Sozialistischen Repu­blik Rumänien, Corneliu Mänescu, empfing am 24. Februar den Staatssekretär des Auswärti­gen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, Paul Frank. Erich Strätling, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, war zugegen. Eine Delegation des Aussenpolitisehen Aus­schusses der Föderativen SKupschtina der SFR Jugoslawien unter Leitung von Bogdan Osolnik, Vorsitzender des Aussenpolitisehen Ausschusses des Sozial-Politischen Wetsche, ist auf Einladung des Aussenpolitisehen Aus­schusses der Grossen Nationalversammlung zu einem Besuch in unserem Lande eingetroffen. Verurteilung jeder Form von Gewaltanwendung Rede des ständigen rumänischen Vertreters bei der UNO New York (Agerpres). — Botschafter Gheorghe Diaconescu, ständiger Ver­treter Rumäniens bei den Vereinten Nationen, legte vor dem UNO-Sonderausschuss für die Definierung der Aggression die Erwägungen der rumänischen Delegation zu den unterbreiteten Entwürfen dar. Die rumänische Delegation, führte - der Redner aus, erachtet és nicht als zweck­mässig, darauf zu verzichten, eine,Formu­lierung, die Gewaltanwendung in jeder Form verurteilt, in die Definition einzu­­beziehen. Zur Unterstützung seiner An­sicht erwähnte der rumänische Vertreter die Londoner Konventionen von 1933 über die Definierung der Aggression ; diese sa­hen bei der Aufzählung der als Aggres­, sionsakte bezeicHneten Handlungen den Einsatz bewaffneter Banden eines Staates gegen einen anderen Staat, die Teilnahme an einem Bürgerkrieg usw. vor, mit einem Wort, andere Aggressionsakte als die der direkten bewaffneten Aggression. Im sel­ben Sinne zitierte der rumänische Bot­schafter die darauf bezüglichen Bestim­mungen in der auf der Jubiläumstagung von 1970 der UNO-Vollversammlung ge-billigten Erklärung über die Völker­rechtsnormen für die , zwischenstaatlichen Freundschaftsbeziehungen und Koopera­tion ; kraft dieser Bestimmungen müssen alle Staaten sich in ihren internationalen Beziehungen der Gewaltanwendung und Gewaltandrohung enthalten. Der Redner unterstrich, die Verurteilung der Gewalt­anwendung in jeder Form stehe in vollem Einklang mit den Völkerrechtsprinzipien wie sie in der Charta der Vereinten Na­tionen zum Ausdruck kommen ; Gewalt­anwendung in jeglicher Form muss als Aggression gekennzeichnet werden, damit die Definition zu einem politisch-juridi­schen Instrument werde, das dazu dient, eventuelle Aggressoren zu entmutigen. Der rumänische Vertreter unterstrich zugleich, das Recht auf legitime Selbstver­teidigung, wie es in der Charta definiert ist, könne nur zur Abwehr eines unmittel­bar bewaffneten Angriffs wahrgenom­­rpen werden. Da es sich um eine Aus­nahme vom Prinzip handelt, das Ge­waltanwendung in internationalen Be­ziehungen verbietet, muss das Recht auf legitime Verteidigung streng interpretiert werden. Der .Botschafter Rumäniens ging auf die Notwendigkeit ein, in die allgemeine Defi­nition eine Bestimmung aufzunehmen, wo­nach eine Aggression nicht nur vön ei­nem einzelnen Staat, sondern auch von einer Staatengrüppe gegen einen Staat oder eine Staatengruppe verübt werden kann. Eine solche Bestimmung würde der Erfahrung und den, historischen Gege­benheiten entsprechen, da es dem Ag­gressor — wie dep zweite Weltkrieg und die Nachkriegskonflikte in Asien bewie­sen haben — gelingt, auch andere Staat ten, die in der Regel derselben Militär* allianz angehören, zum Anschluss an sei­ne Aktion zu bewegen. Abschliessend erklärte der Redner, die rumänische Delegation sei sich der Schwierigkeiten bewusst, denen der Aus­schuss bei der Erfüllung seiner Aufga­ben , begegnet, doch müsse das die Bemü­hungen um die Ausarbeitung einer allge­mein annehmbaren Definierung der be­waffneten Aggression anregen, da diese für die Erhaltung des Friedens und der internationalen Sicherheit von besonde­rer Bedeutung ist. Schwere Verluste der Invasionstruppen in Laos und Südvietnam Saigoner Basis unter Raketenbeschuss der patriotischen Kräfte Xieng Quang (Agerpres). — Die Sai­goner Invasionstruppen in Laos erleiden immer schwerere Verluste,, Eines ihrer Bataillons war gezwungen, Laos zu ver­lassen und nach, Südvietnam zurückzu­kehren, da es einen grossen Teil seiner Mannschaft und seines Rüstungsmaterials verloren hatte. Eine Saigoner Basis, 24 Kilometer tief in laotischem Territorium, in der Nähe der Ortschaft Lang Vie, gelegen, wird von patriotischen Kräften unter Raketenbe­schuss gehalten. Die Saigoner Truppen ha­ben schwere Verluste erlitten, ihre Lage ist zur Zeit äusserst schwierig. Fünf Ein­heiten der Saigoner. Truppen, die im Raum von Ban Dong operieren, wurden ausser Gefecht gesetzt. Saigon. — Wie das amerikanische Mi­litärkommando in Saigon mitteilt, wurden Teile der zweiten Brigade der ersten mo­torisierten US-Infanteriedivision in der Nähe der südvietnamesischen Ortschaft Tay Ninh heftig angegriffen. Nach inten­sivem Raketenbeschuss gelang es Patrio­ten, in das Verteidigungsgelände , eines amerikanischen Stützpunkts einzudringen und beträchtlichen Schaden zu verursa­chen. Pnom Penh. — In der Nacht von Mitt­woch auf Donnerstag wurden Stellungen der Lon-Nol-Sirik-Matak-Truppen, nur 12 Kilometer nördlich von Pnom Penh ent­fernt. angegriffen. Die Aktionen der pa­triotischen Kräfte richteten sich auch Ke­gen ein Militärlager bei Kambou), 18 Ki­lometer südwestlich der Khmer-Haupt­stadt. Heftige Zusammenstösse zwischen pa­triotischen Streitkräften uhd Truppen des Pnom-Penh-Regimes, die von Saigoner Einheiten unterstützt werden, sind in der Provinz Pursat und tin der Nähe des Me­kong-Stromes im Gange. Südvietnamesische Militärs im Dschungel von Laos ÄFL/CIO kritisiert ungerecht® Regierungsmassnahmen Washington wälzt Wirtschaftsschwierigkeiten auf Arbeitnehmer ab Washington (Agerpres). — Präsident Ni­xon hat die erste Massnahme zur Interven­tion auf dem Gebiet der Preis- und Lohn­politik ergriffen : Das Davis-Bacon-Gesetz, das die Entlohnung der Arbeiter bei den von der Regierung finanzierten Bauvorha­ben festsetzt, ist für unbestimmte Zeit auf­gehoben. Aufgrund dieses 1931 erlassenen Gesetzes müssen die Löhne im öffentlichen Bauwesen verbindlich denen im ■ privaten Sektor angeglichen werden. Die Massnah­me des Präsidenten läuft darauf hinaus, den Lohnanstieg im Bauwesen drastisch ein­zuschränken. unter der Begründung, gerade dieser Wirtschaftszweig trage in grossem Mas* zur Verschärfung- inflationistischer Er­scheinungen bei. Gleichzeitig erklärte der Präsident von neuem, er denke nicht dar­an, im Bauwesen ein allgemeines Einfrie­ren der Preise und Löhne anzuordnen. Dennoch beantragte Finanzminister Con­­nally vor dem Kongress, die dem Präsiden­ten erteilten Befugnisse, Preise und Löhne gänzlich odér Zum Teil zu kontrollieren, auf weitere zwei Jahre zu verlängern. Im vergangenen Jahr, als der Präsident diese Vollmachten erhielt, hatte er erklärt, er werde von ihnen niemals Gebrauch machen. Connally betonte jetzt, es liege nicht in den Absichten der Regierung, eine totale Kon­trolle auszuüben, deich könne die Möglich­keit einer Preis- und Lohnblockierung in einer bestimmten Sparte nicht von der Hand gewiesen werden. George Meany, der Vorsitzende der ame­rikanischen Gewerkschaftszentrale AFL/CIO, erklärte, das Weisse Haus versuche. „Pro­bleme der Volkswirtschaft — Massenarbeits­losigkeit und Inflation —, die die unkluge Währungs- und Steuerpolitik des Präsiden­ten und seiner Berater hervorgerufen hat, zu lösen, indem es die Last auf einen Teil der werktätigen Bevölkerung abwälzt“. Die Suspendierung des Davis-Bacon-Gesetzes beeinträchtigt ernstlich die Interessen der Arbeiter, ohne die der Unternehmer zu be­rühren. Ein Drittel aller Bauarbeiter der USA sind mit der Ausführung Von Regie­rungsvorhaben beschäftigt. Ausland m asmi In Moskau haben die offiziellen Gespräche zwischen dem sowjetischen Aussenminister Andrej Gromyko und Jugoslawiens Staatssekre­tär für Auswärtige Angelegenheiten, Mirko Tepavac, begonnen. Algeriens Präsident kündigte vor Arbeitern den Regierungsbesch.uss an. 51 Prozent der Aktien der sich in Algerien betätigenden, fran­zösischen Firmen zu übernehmen. Ferner sol­len alle Erdölleitungen des Landes sowie die Gasvorkommen verstaatlicht werden. Dänemarks Premier * Hilmar Baunsgaard empfing den ungarischen Aussenminister Já­nos Péter, der zur Zeit Dänemark besucht. Zwischen der DDR und Marokko wurde ein langfristiges Handelsabkommen geschlossen, demzufolge sich der Warenaustausch in den kommenden drei Jahren auf 50 Millionen Dol­lar erhöhen wird. In Jugoslawien hat der Bau des ersten Atom­kraftwerks begonnen. Es liegt an der Grenze zwischen den Republiken Slowenien und. Kroa­tien, wird eine installierte Kraft von 600 MW, haben und soll in vier Jahren anlaufen. Der Botschafter der Sowjetunion in der DDR, Pjotr Abrassimow, empfing eine Delegation der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins unter Leitung ihres Vorsitzenden Gerhard Danelius. Ein Konsortium von 12 internationalen Erd­ölgesellschaften. ..Magnorth Petroleum Lfd.“, wird in der Zone der Arktischen Inseln auf einer von der kanadischen Regierung verpach­teten -Fläche von 5 Millionen Hektar nach Gas und Erdöl schürfen. Bei der Durchführung der Agrarreform in Peru hat die Regierung den Latifundienbesit­zern bis jetzt 2.5 Millionen Hektar Boden ab­genommen. Allein im Departement Cajamarca wurden 25 Güter mit einer Gesamtfläche von 10 000 Hektar enteignet. Trübe Perle der Antillen Auf Haiti wimmelt es von Geheimpolizei / Tourismus im Schatten der Gewehre 31eue3iird)tr Leitung Der kürzeste Weg von Mexiko zur Insel Hispaniola führt über Yucatán und Ja­maica. Das Flugzeug ist bis auf den letz­ten Platz mit mexikanischen Feriengästen besetzt, welche die kalte Jahreszeit auf dem mexikanischen Hochplateau zu einem Abstecher nach dem heissen Mérida mit seinen archäologischen Schätzen nützen, vor allem aber zu einem Ausflug an die karibische Küste Mexikos, wo in den letzten Jahren ein Ferienplatz nach dem anderen entstanden ist. Es heisst, dass dieser Landstrich mit seinen kleinen, der Küste, vorgelagerten Inseln schon bald dem Modebad Acapulco den Rang ablau­fen werde. In Mérida hat sich unser Jet fast voll­ständig geleert, obwohl die Fluggesell­schaft von Mexiko aus nur zweimal wö­chentlich Jamaica anfliegt. Doch das Interesse der Mexikaner an den Antillen ist gering, nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Kette von Natur aus paradie­sischer Inseln nur teilweise dem ibero­­amerikanischen Zivilisationsbereich ange­hört. Wenn nun der Lateinamerikaner diesen Bereich verlassen will, dann eher, um London und Paris als Kingston oder Port-au-Prince einen Besuch abzustatten. Zum letzten Mal war ich in Jamaicas Hauptstadt ‘Kingston vor einem halben Jahrzehnt, zu einem Zeitpunkt demnach, als die Verleihung der Unabhängigkeit an diese 11000 Quadratkilometer grosse Insel durch die britische Krone noch nicht allzuweit zurücklag und immer wie­der in den politischen Debatten auf­tauchte. In Jamaica trifft man allerdings nur selten auf Bettler, und von der Trostlo­sigkeit karibischer Elendsquartiere ist in Kingston, wenn man zwischen Anmut und Elend zu unterscheiden vermag, nur wenig zu verspüren. Doch wird es noch viele Jahre dauern, ehe die Obere Stadt mit ihren neuen Wohnquartieren, den Banken, Läden und Hotels der Hauptstadt das Siegel aufgedrückt haben wird. Vor­erst herrscht das alte, koloniale Kingston vor — mit Hafenduns.t, Kitschläden, Men­schengewimmel und tropischem Verfall; schlampig, anachronistisch — und liebens­wert. Am Flughafen von Kingston findet man nach der Abfertigung keine Aus­kunftspersonen mehr, und die Lautspre­cher sind heiser. Um Genaueres über unseren-verspäteten Anschluss nach Haiti zu erfahren, wagen wir uns aufs Flug­feld und finden auch glücklich das Flug­zeug, auf das wir warten, Ein Polizist, anscheinend der einzige am Platze, hat uns bei der Suche uninteressiert zuge­sehen ... In Port-au-Prince Nicht so ungezwungen geht es auf dem „Aéroport Francois Duvalier“ yon Port­­au-Prince zu, den wir nach knapp ein­­stündigem Flug' erreichen. Im Dunkeln machen wir bewaffnete Zivilisten aus, Gewehr im Anschlag. Im Flughafenge­bäude wimmelt es - von Geheimpolizei; unter den Wartenden vor dem Passschal­ter sehen wir einige Fluggäste, die ver­ängstigt ah ihren. Papieren nesteln, Blicke bohren sich uns in den Nacken ... Vor fünf Jahren stand an der Stelle des kleinen, fünktionalistischmleganten Flughafengebäudes eine schmutzige Well­­blechbaracke. Vor fünf Jahren rumpelten wir in einem uralten Taxi über Geröll der Stadt zu ; jetzt scheint uns das Taxi moderner, und die Strasse ist jedenfalls asphaltiert und sauber. Das sind die er­sten sichtbaren Ergebnisse der „Revolu­tion Duvalieriste“, das heisst der Herr­schaft des einstigen Landarztes Dr. Francois Duvalier, der in den vierziger und fünfziger Jahren zu den hervorra­gendsten schwarzen Intellektuellen Haitis gezählt wurde, 1957 nach Scheinwahlen als „Mann des Volkes“ die Präsident­schaft übernahm und sich 1964 die Amts­periode „auf Lebenszeit“ verlängern liess. Ein weiteres Zeugnis der Duvalier-Ära finden wir später im Regierungsvdertel am Hafen : es ist das neue Hauptquartier des Roten Kreuzes, ein kleines architek­tonisches Sohmuckstück. Schliesslich gibt es noch einen Neubau im Stadtzentrum, in dem die Steuerbehörde untergebracht wurde. Ansonst hat sich im halben Jahrzehnt seit dem letzten Besuch in der Haupt­stadt nach aussen hin nichts geändert. Ein Gang durch die Strassen wird — ge­nauso wie seinerzeit — zum Spiessruten­­lauf zwischen aufdringlichein Bettlern, abgerissenen Polizeispitzeln und Gaffern, die — nach ausgiebiger Beäugung der ungewohnten Bleichgesichter — uns Schimpfworte naehrufen. Man blickt in der Strasse am besten zu Boden, schon um den dahinplätschemden Abwässern ausweichen und die offenen Kanalisa­tionsschächte rechtzeitig überspringen zu können, oder flüchtet vor dem haitischen Alltag in die zwei, drei Kunstgalerien. Dort kann man immer noch herrliche Objekte primitiver Kunst erstehen oder Kulturgegenstände des synkretistischen Vodou, um dessen Wiedergeburt wie um die Negritude sich Duvalier jahrzehnte­lang verdient gemacht hat. Seine dama­lige Tribüne war das Intellektuellenblatt „Les Griots“, das es heute noch gibt — allerdings zu einem inhaltlosen Offizia­lismus-Blättchen herabgesunken. Haitische Gesslerhüte Wir haben im Aussenministerium vor­gesprochen, und Aussenminister René Chalmers, einer der wenigen Überleben­den aus Duvaliers alter Garde, hat uns mit einigen unverbindlichen LiebenJswür­digkeiten abgespeist. Auch wenn man zu den Regierenden gehört, so scheint es, hält man sich in Haiti von ausländischen Journalisten fern ; denn „Papa Dort1 sam­melt über alle und jeden Material, und er schlägt überraschend zu. So bleibt der Beobachter sich selber überlassen und gibt sich touristischen Eindrücken hin. Er wird Zeuge der Aus­peitschung eines kleinen Mädchens auf offener Strasse durch die „Police touri­­stique“ — es hatte das Verbrechen be­gangen. den Berichterstatter flüsternd um eine Münze zu bitten. Er beobachtet die Wachablösung von Geheimpolizisten vor seinem Hotelzimmer. Als er in einem Park das Reiterstandbild des haitischen Freiheitshelden und ersten Kaisers Jean- Jacques Dessalimes betrachten will, wird er von Polizisten verjagt. Auf den Num­mernschildern aller Autos prangt nichts­destoweniger der auf Touristen gemünzte Slogan : „Haiti — Perle der Antillen“ ... (Schluss folgt) «SK.»-,-,-s-v' WfrZi?' ä;;v ; F' ■%; Das Konterfei des Diktators an den Wänden von.Elendshütten NEUER WEG / 26. Februar 1971 NW-Ausländskorrespondenten berichten Stein in der Pfütze Unmutsäusserungen des rechten UDR-Fliigels Von unserem Pariser Korrespondenten Roland Gill et DAS FEHLURTEIL eines Pariser Gerichts­hofes und die verbale Entgleisung des, Ge­neralsekretärs der UDR-Regierungspartei, beide hervorgerufen durch den ausgeprägten Rechtsdrall ihrer Urheber, haben in der ver­gangenen Woche eine Öffentlichkeit in Be­wegung versetzt, von der noch vor kurzem eine Tageszeitung anklagend schrieb, jedes ihrer Mitglieder neige mehr und mehr dazu, nur dann zu reagieren, wenn seine An­schauungen, seine Gewohnheiten, seine Interessen bedroht seien, Dies ist der Fail, an dem sich die Gemüter entzündeten. Am 9. Februar war der achtzehnjährige Gilles Guiot beim Verlassen des Lyzeums Chaptal, vor dem sich gerade eine Solida­ritätsdemonstration mit einer Gruppe in den Hungerstreik getretener politischer Häftlinge der Linken abspielte, wegen angeblicher Teilnahme an der Kundgebung verhaftet und im Schnellverfahren zu sechs Monaten Ge­fängnis verurteilt worden. Einzige Belastungs­zeugen : zwei Polizisten. Der Hinweis des Verteidigers, dass es sich um einen bei sei­nen Professoren gut angeschriebenen, „un­politischen" jungen Mann handle, verhallte ungehört. Obwohl Gilles Guiot keine langen Haare, dafür aber Krawatte trägt, stempelte ihn seine Jugend ganz offensichtlich zu, ei­nem jener potentiellen Ruhestörer, auf die Jagd zu machen die Pariser Polizei, sich um so berechtigter glaubt, als Studenten und Jugendliche in den meisten, sozialen Prote­sten der letzten Zeit eine aktive Rolle spiel­ten. BEI DER GLEICHEN GELEGENHEIT halte sich ein weit schwererer Zwischenfall ereignet. Ein Teilnehmer an der Demonstration war von einer offenbar von den Polizisten rück, sichtslos aus nächster Nähe in die Menge gefeuerten Tränengasbombe direkt ins Ge­sicht getroffen worden. Er verlor ein Auge und wurde vollkommen entstellt. Wenn in den Reihen der politischen Linken das bru­tale Vorgehen der Polizei Empörung aus­löste, so war es bei der Elternschaft haupt­sächlich die summare Vorgangsweise des Gerichtes, die Protest hervorrief, weil sie den Gedanken nahelegte, wo man so wenig Fe­derlesens mit der Jugend mache, dort kön­ne, was heute dem Giiles Guiot passiert sei, morgen dem eigenen Sohn zustossen. In ei­nem eindrucksvollen Schweigemarsch, an dem rund zehntausend Schüler, Lehrer und Eltern teilnahmeri, forderten die Teilnehmer die Wiederaufnahme des Verfahrens und die Freisprechung des Schülers, der nach all­gemeiner Überzeugung mit der ganzen Sache nicht das geringste zu tun hatte. In dieser mehr als gespannten' Atmosphäre fühlte sich der Generalsekretär der UDR, Mr. René Tomasini, der nach Ansicht politischer Beobachter seiner, organisatorischen, nicht seiner politischen Fähigkeiten wegen provi­sorisch auf diesen Posten gewählt worden war, zu einer kategorischen Stellungnahme veranlasst. In der Annahme, ein in allen konservativen Ohren wohlklingender Ruf nach Ruhe und Ordnung werde ihn beim Parteivolk beliebt machen, erklärte er vor Pariser Presseleuten : „Wenn Gesetzesüber­tretungen in bedauerlicher Weise geahndet worden sind, so trifft die Schuld dafür nicht jene, die die Aufgabe haben, sie zu ahn­den, sondern sie ist der Feigheit der Richter zuzuschreiben;" Mit anderen Worten ; Wenn die Justiz in der Vergangenheit härter zuge­fasst hätte, brauchte heute die Polizei nicht so hart einzuschreiten. Monsieur Tomasini sagte noch einige Un­freundlichkeiten an die Adresse des Fern­sehens, die näch Ansicht1 der Fernsehjour­nalisten „an Verleumdung grenzten“, und liess auch Ministerpräsident Chaban-Delmas nicht ungetadelt. Sinngemäss Hessen sich seine Ausführungen in dem durch einen Ber­liner Polizeipräfekten berühmt gewordenen Satz zpsammenfassen : „Die ganze Richtung passt mir nicht I" DER STURM, der dadurch in der franzö­sischen Öffentlichkeit ausgelöst wurde, erin­nerte an die grossen Zeiten der „causes célébres", des berühmten Dreyfus-Prozesses und anderer. „Der Generalsekretär der UDR", schrieb „Le Monde", „der die Zu­stimmung von zwei bis drei auf nationaler Ebene kaum repräsentativer Polizeigewerk­schaften hat, sieht alles gegen sich gerichtet, was Frankreich an Richtern zählt, und dazu noch die gesamte politische' Klasse, von der Kommunistischen Partei bis zur Republikani­schen Allianz des Mr. Tixier-Vignancourt (extreme Rechtspartei, Anm. d. Red.), ja, er wurde sogar vom Exekutivbüro seiner eigenen Partei desavouiert." Wenn man einmal von den persönlichen Motiven absieht, die den Generalsekretär der UDR zu seinem Ausfall gegen die Re­gierung bewogen haben, so muss die Tat­sache. dass er damit in der Partei und in der Öffentlichkeit gut anzukommen hoffte, d".;h bedenklich . stimmen. „L’Aurore“ schreibt ; „Ein Angriff ist ' losgegangen. Wo wird er haltmachen ? Keinesfalls werden ir­gendwelche Kommuniqués, die die Dinge nachträglich verniedlichen wollen, die Tat­sache vergessen lassen, dass der Angriff be­wusst grob gehalten war. Mr. Tomasini ist kein politischer Neuling, der Kraut und Rü­ben durcheinanderschwatzt." Und „Combat" warnt ; „Dieses verbale Gestikulieren, dieser Mussolini-Ton, diese Drohungen verheissen' nichts Gutes. Grund genug, die Franzosen zu alarmieren . . HÄLT MAN SICH AN DEN AUSGANG dieses politischen Intermezzos, so scheint alies wieder beim alten. Das Urteil gegen GHies Guiot wurde kassiert, und Monsieur Tomasini hat sich nicht nur bei Magistratur , und Fernsehen entschuldigt, sondern auch ein tönendes Treuebekenntnis zum Premier­minister abgelegt. Damit ist die Sache leider jedoch nicht aus der Welt geschafft. Der für seine scharfen Glossen bekannte Robert Escarpit schreibt in der bereits Zitierten „Le Mpnde" ; „Was man mit frommem Augen­aufschlag Monsieur Tomasini an hoher Stelle zum Vorwurf macht, ist etwa das, was er denkt, oder vielmehr das, was er sagt? Wenn er seine Kritik besser eingehüllt, seine Worte sorgfältiger gewogen hätte, würde er wahrscheinlich ein günstigeres Echo ge­funden haben. Die Leute, die ganz leise denken, was er laut gesagt hat, nehmen ihm seine Ungeschicklichkeit übel. Man bat nichts Besonderes gegen den Stein einzu­wenden, den er in die Pfütze geworfen hat, aber man hat es nicht gern, bespritzt zu werden." Start von Apollo iS um 24 Stunden verschoben Kap Kennedy, Ap/NW. — Einer NASA­­Meldung zufolge wird der Start des Raumschiffs Apollo 15 am 28. Juli um 15.36 Uhr Bukarestéi- Zeit erfolgen. Da­mit wurde die anfänglich vorgesehene Startzeit um 24 Stunden verschoben. Ge­mäss dem . Flugprogramm sollen die Astronauten David Scott und James Ir­win am 31. Juli um 0:14 Uhr Bukarestéi- Zeit auf dem Mond, landen und dort in der Nähe des Hadley-l-Ianons 67 Stunden verbringen. Während der auf 13 Stunden festgeiegten insgesamt drei Aussenauf­­enthalte soll mit Hilfe eines Mondmobils die Umgebung der Landefähre in weite­rem Umkreis erforscht werden. In der gleichen Zeit wird der an Bord der Kom­mandokapsel befindliche Raumfahrer Al­fred Worden ein umfassendes Forschungs­programm durchführen und einen Mond­satelliten auf Bahn setzen. Die Apollo-15- Mission endet am 8. August um 4.30 Uhr Bukarestéi- Zeit mit der Wasserung, der Kommandokapsel im Pazifischen Ozean. 24 Menschen von Tigern getötet In Ostpakistan sind während der letzten vier Monate 24 Menschen von Tigern an­gefallen und getötet worden. Zwei der Tiger sollen in Ostbengalen bereits erlegt worden sein, andere befinden sich jedoch noch in Freiheit und bedrohen weitere Menschenleben. Unter den. Männern in den Waldarbeitercamps herrscht Panik.

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