Neuer Weg, 1971. április (23. évfolyam, 6811-6836. szám)

1971-04-08 / 6817. szám

Seite 2 Cornel Burtică im Iran Teheran (Agerpres). — Der Aussen­­handelsminister Rumäniens, Cornel Bur­tică, der dem Iran einen offiziellen Be­such abstattet, hatte eine Aussprache mit dem iranischen Innenminister Hassan Zahedi über die Weiterentwicklung der rumänisch-iranischen Zusammenarbeit im Bereich der Wirtschaft. Prinz Mahmoud Reza Pahlavi, der Bruder des Schah-in-schah, gab zu Ehren des rumänischen Aussenhandelsministers ein Essen. Cornel, Burtică hatte sodann rrfit dem iranischen Aussenminister Ar: deshir Zahedi eine Aussprache über Pro­bleme von beiderseitigem Interesse. Zwischenfälle bei Irbid Kommandosteilen in Amman evakuiert Interview Premier Wasfi Tails Amman (Agerpres). — Die Streitkräfte der palästinensischen Widerstandsbewe­gung setzen die Evakuierung verschiede­ner Komrnandostellungen und der schwe­ren Rüstungen aus einigen Stadtteilen von Amman fort, wird aus der Hauptstadt Jordaniens offiziell gemeldet. Die Räu­mungsoperationen könnten in den näch­sten 48 Stunden abgeschlossen werden, verlautet aus den gleichen Kreisen. Donnerstag soll in Amman ein gemein­sames Treffen zwischen den Vertretern der jordanischen Regierung und der pa­lästinensischen Widerstandsbewegung in Anwesenheit der Mitglieder des Obersten Arabischen Komitees stattfinden, auf dem die Mittel und Wege zur Beilegung der gegenwärtigen Krise erörtert werden. Nichtsdestoweniger sind weitere Zwi­schenfälle zu verzeichnen. Ein Militär­sprecher gab in Amman bekannt, dass die Palästinenser in der Nähe von Irbid stationierte jordanische Regierungsstreit­­kräfle beschossen haben. Bei diesen An­griffen wurden schwere MGs eingesetzt. In einem der Zeitung „Al Destour“ ge­währten Interview betonte der jordani­sche Premierminister Wasfi Tall, dass sich seine Regierung weiterhin an die in Kairo und Amman Unterzeichneten Ab­kommen im Hinblick auf die Regelung der Beziehungen zwischen den jordani­schen Behörden und der palästinensischen Widerstandsbewegung gebunden betrach­tet. Spanien: Studenten gefoltert Saragossa. — Inhaftierte Studenten der Universität Saragossa haben in einem Brief die Öffentlichkeit auf die grausa­men Folterungen und Misshandlungen aufmerksam gemacht, denen die politi­schen Häftlinge ausgesetzt sind. Sie sind im Gefängnis „Torero“ eingekerkert und werden beschuldigt, Mitglieder der Kom­munistischen Partei gewesen zu sein. Die politischen Häftlinge rufen dazu auf, eine Kampagne der Solidarität mit den Häftlingen von Saragossa einzuleiten. Grossfeuer in Manila Manila. — Ein Grassfeuer hat den Stadtteil Tondo der philippinischen Haupt­stadt Manila weitgehend zerstört. Durch den achtstündigen Brand wurden 70 000 Menschen obdachlos. Wie durch ein Wunder war nur ein Todesopfer zu be­klagen ; ein alter Mann erlitt einen Herz­schlag. Chronik Nach Sofia begeben hat sich Mihai Florescu, Minister für chemische Industrie, um der VR Bulgarien auf Einladung des Ministers für Che­mie und Metallurgie, Georgi Pavloff, einen Be­such abzustatten. Eine Ausstellung deutscher Graphik wurde im Rahmen der Kulturaustausche zwischen un­serem Land und der Deutschen Demokrati­schen Republik im Kunstmuseum der Soziali­stischen Republik Rumänien eröffnet. Die Aus­stellung umfasst 160 Stücke, die durch ihre Mannigfaltigkeit und ihren künstlerischen Wert ein umfassendes Bild der deutschen Kunstbewegung in den Jahren 1910—1930 bie­ten. In der Ausstellung sind Werke von fast allen grossen bildenden Künstlern vertreten, die im Deutschland jener Jahre gewirkt haben. 24-Stunden-Generalstreik in Italien Wuchtigste Protestaktion seit Amtsantritt Colombos Grossmeetings im ganzen Land Rom (Agerpres). — Mehr als 11 Mil­lionen italienische Arbeiter und Beamte traten Mittwoch in einen 24-stündigen Generalstreik, der von den drei grossen Gewerkschaftszentralen ausgerufen wurde. Auf diese Weise protestieren die italie­nischen Werktätigen gegen die unzu­länglichen Reformen und die Verschlep­pung der Verwirklichung der von der Zentrum-Links-Regierung gemachten Ver­sprechungen in bezug auf den Bau von Arbeiterwohnungen, Verbesserung der Gesundheitsbetreuung und Durchführung eines neuen Steuersystems, das die Lohn­empfänger mit niedrigen Löhnen begün­stigen soll. Überdies fordern die Werktä­tigen wirksame Bekämpfung der Arbeits­losigkeit, Demokratisierung des Unter­richts und Ausschaltung der landwirt­schaftlichen Bodenspekulationen. Der Streik — die wuchtigste derartige Aktion seit Einsetzung der neuen italie­nischen Regierung unter Vorsitz vön Pre­mierminister Emilio Colombo — erfasste fast sämtliche Tätigkeitsbereiche des Lan­des, von den Landarbeitern Siziliens bis zu den Automobiibauern in Turin. In­dustriearbeiter, Staats- und Privatbeamte sowie die Landarbeiter streiken den gan­zen Tag, während die Angestellten der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke ihre Tätigkeit für vier Stunden, die Eisen­bahner und Krankenhausärzte für zwei Stunden einstellen. In ganz Italien wur­den Grossmeetings, Demonstrationen und Versammlungen der Werktätigen einbe­rufen. Dem Generalstreik in Italien gingen zahlreiche Protestkundgebungen gegen die schleppende Reformpolitik der Regierung voran, an denen sich Vertreter nahezu aller Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen beteiligten. — Unser Bild zeigt Studentinnen, die für Reformen im Unterrichtswesen demonstrieren Ausland Hhe Sanh - Schauplatz schwerer US-Verluste Südvietnamesische Patrioten setzen Offensive fort / Aufschlussreiche Bilanz nach drei Kampfmonaten Saigon (Agerpres). — Die südvietname­sischen Befreiungskämpfer nahmen inner­halb der letzten 12 Stunden mehrere US­­Stellungen in Südvietnam unter heftigen Raketen- und Granatenbeschuss, gab ein Sprecher des US-Oberkommandos in Sai­gon bekannt. France Presse zufolge wa­ren in der Nähe der ehemaligen Kaiser­stadt Hue und der Ortschaft Bong Song in der Küstenprovinz Binh Dinh drei hef­tige Raketenangriffe der Patrioten zu verzeichnen. Im Gebiet der Hochplateaus dauert die Offensive der Patrioten bereits seit neun Tagen. Erbitterte Gefechte tobten in der Nähe von Pleiku und in der Umgebung des US-Stützpunkts Lonely. UPI weiss zu berichten, dass die 22. Saigoner Infan­teriebrigade bei Tan Canh von starken Einheiten der Patrioten angegriffen wur­de, die die Befestigungsanlagen des Fein­des durchstachen, bis zur Kommandostelle der Einheit vordrangen und diese mit Handgranaten angriffen. Wie aus einem Kommunique der Streit­kräfte der Volksbefreiungsarmee Südviet­nams hervorgeht, machten die Patrioten in der Zeit vom 30. Januar bis 31. März 1971 im Raum des US-Stützpunkts von Khe Sanh etwa 7000 Feindsoldaten, dar­unter 4054 US-Mililärangehörige, kampf­unfähig. Angaben des Kommuniqués zufolge wurden in der genannten Zeitspanne 863 Militärfahrzeuge zerstört, 234 Flugzeuge abgeschossen, grosse Mengen Waffen, Mu­nition und Ausrüstungen in Brand ge­steckt und 41 grosse Militärdepots zer­stört. „Was tut ihr in Vietnam?"() Hauptmann Medina schürte den Hass / Zwei Dörfer wurden verwechselt Unbehagen beschleicht die amerika­nische Öffentlichkeit, die — so wollte es der Zufall — an ein und demselben Tag die Urteilssprüche in zwei Pro­zessen vernahm, die wochenlang das Publikum in Atem gehalten hatten. Zwar wurde die Schuld der Angeklag­ten, vier junger Hippies und eines jungen Militärs, erwiesen, doch gleich­zeitig enthüllten die Gerichtsverfahren Zustände innerhalb der amerikanischen Gesellschaft, die die jugendlichen Ver­brecher ziemlich eindeutig als Produk­te des viel gerühmten „american way of life“ erscheinen lassen. Nachstehend die erste Folge eines im Hamburger Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ er­schienenen beredten Kommentars. Der eine hörte sein Todesurteil aus dem Mund des Obmanns der Jury in Handschellen, schimpfend und in einem Nebenraum, denn er war wegen unge­bührlichen Verhaltens aus dem Saal ge­schafft worden. Der andere erfuhr das Lebenslang in strammer Haltung, mach­te eine militärische Kehrtwendung und liess sich von Militärpolizisten abführen. Doch in der vergangenen Woche nah­men Charles M. Manşon. 36, und William L. Calley, 27. ihre Plätze in der Ge­schichte der Vereinigten Staaten ein, und auf diesen Plätzen wird man sie fortan nebeneinander finden. Manşon und Cal­ley verbindet nicht nur der Zufall, dass in ein und derselben Woche der Stab über beide gebrochen wurde. Auch dass Präsident Nixon die Inhaftierung Calleys, die mit seiner Verurteilung als Mörder automatisch verbunden war. am dritten Tag nach dem Schuldspruch von Fort Benning in einen Hausarrest umwandel­te. ändert daran nichts, dass Manşon und Calley zwei Seiten einer Münze sind. Wer hat wen. wann. wo. wie getötet ? Um mehr ging es in Los Angeles gegen Manşon und drei Mitangeklagte und in Fort Benning gegen Calley nicht. Das ist nicht genug. Derart erkennt man das Morden als unabwendbar an. Die Frage, warum Kain seinen Bruder Abel tötete, hat die Gerichte in Los Angeles und Fort Benning nicht beschäftigt. Der militärische und der zivile Straf­prozess der Vereinigten Staaten dienen, derzeit dem Ausweichen, der Verdrän­gung', der Flucht vor Erkenntnissen, die zur Anerkennung der Ansprüche benach­teiligter. unterdrückter Gruppen und zum Bekenntnis von Versäumnissen zwingen würden, die sich nicht ohne Verzichte jener einholen lassen, die von ihnen pro­fitiert haben. So sind im Prozess gegen Manşon und die drei mit ihm angeklag­­ten jungen Frauen die Spuren verwischt und nicht verfolgt worden, die beispiels­weise in die amerikanische Familie führ­ten. in das Erziehungs- und Ausbil­dungswesen. in den Strafvollzug, kurz : in die Wüste von Klischees und Zwän­gen. in der sich der Traum vom Ame­rican way of life verloren hat. Noch deutlicher als im Manson-Prozess ist die Flucht vor Erkenntnissen im Ver­fahren gegen Calley geworden. Am Abend des 15. März 1968 wurde Charlie Company in das Unternehmen eingewiesen, das am nächsten Tag gegen einen Flecken in Südvietnam stattfinden sollte, der nach Unterlagen des Nach­richtendienstes der Stützpunkt von mehr als 200 Mann eines Elite-Bataillons des Vietcong war. Kompaniechef Hauptmann Medina, damals 31. nahm die Einweisung im Zusammenhang mit der Trauerfeier für Feldwebel George Cox vor, der am 14. März von einer Minenfalle des Viet­cong zerrissen worden war. Hauptmann Medina fand Worte des Gedenkens, die viele zum Weinen brach­te. Doch aus diesem Gedenken heraus schürte der Troupier Medina das Feuer. Medina sagte, man werde am nächsten Tag eine Bewährungsprobe zu bestehen haben, auf eine Elite des Feindes stosşen. Der Feind sei zu vernichten, sein Stütz­punkt zu verwüsten. Von Frauen und Kindern sprach Medina nicht. Ihm war vom Chef der Kampfgruppe, Oberst Bar­ker, gesagt worden. Frauen und Kinder werde man nicht antreffen. Die würden auf dem Weg zum Markt sein. Medina gab diese Information nicht an Charlie Company weiter. So konnte er so ver­standen werden, dass der Befehl, jeden Feind zu töten, sich auch auf Frauen und Kinder bezog. Als Charlie Company am Morgen des 16. März 1968 bei Mv Lai 4 landete, vor­aus der Zug unter Leutnant Calley, lan­dete eine emotional geladene Truppe, die Rache und Vergeltung wollte. Die Trup­pe erhielt kein Feuer, doch viele mein­ten, das sei nur ein Trick. Im nächsten Augenblick werde der Widerstand über den Angreifern zusammenschlagen. Die Truppe unter Leutnant Calley hätte per Befehl erfahren müssen, dass der Nach­richtendienst sich geirrt und My Lai 1 mit My Lai 4 verwechselt hatte. Die Eli­te-Einheit des Vietcong sass in My Lai 1. In My Lai 4 befanden sich allein sechs­­bis siebenhundert Kinder, Frauen und alte Männer. Hauptmann Medina korrigierte die aus­gegebene Lage nicht. Allenfalls sagte er etwas wie „Genug für heute“ über Funk. Er selbst hatte inzwischen Wehrlose ge­tötet. Kampfgruppenchef Oberst Barker im Hubschrauber über My Lai 4 schwieg genauso wie Brigadekommandeur Oberst Henderson, ebenfalls im Hubschrauber über dem Dorf. Beiden war aus dem Funksprechverkehr bekannt, dass die Pi­loten der Kampfhubschrauber entsetzt nach dem Grund für das Schlachten oh­ne Gegenwehr forschten, für den Mord an Kindern, Frauen und alten Männern, den sie beobachteten. Erst im Frühjahr 1969 gelangten Ein­zelheiten über My Lai 4 aus dem Bereich der Militärs in Vietnam heraus. Ein Sol­dat. der von dem Massaker gehört hatte, schrieb unter anderem an Präsident Ni­xon und das Pentagon. Darauf wurde Ende April 1969 Oberst William V. Wjj­­son mit vertraulichen Nachforschungen darüber beauftragt, was am 16. März 1968 geschehen war. Nebeneinander in die Geschichte : Charles Manşon und William Calley Ceylon: Überfälle vereitelt Colombo (Agerpres). — Der Premier­minister Ceylons, Frau Sirimavo Banda­­ranaike, gab in einem Rundfunkkommu­­niqué bekannt, dass es der Regierung ge­lungen ist, den -Versuch einiger Gruppen von Insurgenten zu vereiteln, sieh der Hauptstadt zu bemächtigen, meldet Asso­ciated Press. Frau Bandaranaike gab be­kannt. dass ceylonesische Militäreinheiten über das ganze Land verteilt wurden, um den Überfällen auf Polizeidienststel­len und Regierungsgebäude ein Ende zu setzen. Der Premier betonte, dass die Regie­rungsstreitkräfte bisher 25 solcher Über­fälle abgewehrt und dabei geringe Ver­luste erlitten haben. Rumänien wird bedeutende Mengen Eisenerz aus Algerien beziehen. Ein diesbezüglicher Ver­trag wurde zwischen dem Aussenhandeisunter­­nehmen „Mineral Import-Export“ und der alge­rischen Firma „Sonarem" in Algier unter­zeichnet. Infolge einer Schlagwetterexplosion in einer Kohlenzeche in Cinheidre (Wales), kamen sechs Bergleute ums Leben. Andere 25 wurden schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Günther Kohrt, Staatssekretär im Aussen­­ministerium der DDR, Leiter der Delegation der DDR-Regierung zu den Verhandlungen mit der Westberliner Senatsdelegation, machte Ul­rich Müller, Senatsdirektor Westberlins, den Vorschlag, die Verhandlungen zwischen den beiden Delegationen in der Zeit vom IS. bis 17. April d. J. weiterzuführen. In Bologna wurde die VIII. internationale Kinder- und Jugendbuchmesse eröffnet. 321 Verlage aus Europa. Amerika und Asien be­teiligen sich an dieser Schau. Rumänien ist auf der Messe mit 127 Buchtiteln, darunter ei­nige in italienischer, englischer und deutscher Sprache, vertreten. Alarmiert wurden die Küstenbehörden Süd­englands. da die Küstenwachen einen 20 Kilo­meter langen und zwei Kilometer breiten öl­­fleck entdeckt haben, der sich in Richtung der britischen Strandbäder fortbewegt. Die Behör­den und Touristenorganisationen der Graf­schaften Kent und Sussex verlangten Sofort­massnahmen, um eine Verschmutzung der Küstengewässer zu vereiteln. Einen 4,8 Millionen Dollar Kredit gewährte die Internationale Agentur für Entwicklung (AID) Tunesien zwecks Durchführung eines Gesundheitsbetreuungsprogramms. Der kanadische Premierminister Pierre El­liott Trudeau wird der Sowjetunion in der zweiten Maihälfte 1971 einen offiziellen Besuch abstatten, meldet TASS. Ursprünglich sollte dieser Besuch im Oktober 1970 stattfinden, musste dann jedoch infolge der innenpoliti­schen Lage in Kanada aufgeschoben werden. Die Polnische Volksrepublik und die Bundes­republik Deutschland haben ein Protokoll über den Warenaustausch 1971 abgeschlossen. Das in Warschau Unterzeichnete Dokument schafft Voraussetzungen für die weitere Aus­weitung des Warenaustauschs zwischen den beiden Ländern und vor allem für die Ver­stärkung des Exports von polnischen Industrie­erzeugnissen nach Westdeutschland, meldet PAP. Einen 24-Stundenstreik rief das technische Personal der italienischen Zeitungen und der Presseagentur Ansa aus. Diese Aktion soll die Bewegung zugunsten von Sozialreformen im Lande unterstützen. Aus der Auslandspresse Inflation, Rekordprofite und hinkende Löhne VORWÄRTS Basel Die Teuerungskurve steigt von Monat zu Monat und beeinträchtigt die Kauf­kraft der Werktätigen. Der Lebenskosten­index dürfte Ende Februar bei rund sechs Prozent, dem höchsten Stand seit Kriegsende, angelangt sein. Die ersten Grossbanken- und Konzernabschlüsse weisen mit ihren Rekordprofiten auf die Quelle der inflationären Welle hin. An­derseits verzeichnen die Löhne (ohne Teuerungsausgleich) nur bescheidenste reale Verbesserungen. Noch vor zwei Jahren wurde die in­flationäre Entwicklung von den tonan­gebenden Kreisen des Grosskapitals mit dem statistischen Hinweis, die Schweiz fahre im internationalen Teuerungszug in den hintersten Wagen, in Abrede ge­stellt oder der Lächerlichkeit preisgege­ben. Hinter dieser Methode versteckte sich die leicht enthüllbare Absicht, die Reallöhne einfrieren zu lassen, um im Zeitpunkt des stets verspätet im Lebens­kostenindex sich niederschlagenden Teuerungsbooms eine „bessere“, das heisst tiefere Ausgangslage zu besitzen. Was wir damals unablässig wiederhol­ten und was von massgebenden Gewerk­schaftsführern im Zeichen des absoluten Arbeitsfriedens und der Sozialpartner­schaft nicht ins Kalkül gesetzt wurde, stellt nun bereits der Präsident der eid­genössischen Konjunkturbeobachtungs­kommission, Prof. H. Würgler, im Nach­hinein fest : dass nämlich der trügerische Index der Lebenshaltungskosten die Ge­werkschaften in ihren Lohnbegehren zu­rückband, dass, mit anderen Worten, „hö­here Lohnforderungen sogar wünschbar und konjunkturpolitisch richtig gewesen" wären. Den offensichtlichsten Beweis, wie schmerzlos massive Lohnerhöhungen vom Unternehmertum getragen werden kön­nen, erbringen gegenwärtig die von Steuerspezialisten nach Strich und Faden auf das unerlässliche Minimum herab manipulierten Jahresabschlüsse. Wenn et­was die Teuerung in beschleunigtem Tempo zu immer neuen Gipfeln treibt, so ohne Zweifel die alle Rekorde schla­genden Superpröfite, die erst noch durch interne Abschöpfung auf goldene Fett­polster nach aussen dezimiert werden. Die Gigantenhochzeit in der Basler Grosschemie zwischen Ciba und Geigy hat bereits ihre ersten Früchte abgewor­fen, indem der Weltumsatz des Konzerns um rund 700 Millionen (plus elf Prozent) auf sieben Milliarden Franken anstieg. Nicht schlecht fahren die Grossaktionäre, die eine 22prozentige Dividende auf dem erhöhten Aktienkapital kassieren. Noch aufreizender — wenn die lächer­lichen Reallohngewinne der Werktätigen als Vergleich herangezogen werden — fielen wiederum die Abschlüsse der Grossbanken aus, die über alle Finanz­kanäle die Inflation anheizen und gleich­zeitig die daraus fliessenden Profitströ­me in ihren Tresoren sammeln. Nach der „kleinen“ Grossbank „Leu AG“, die ihren Umsatz um 14,5 Prozent auf 1,4 Milliarden anwachsen sah, und dem mächtigen Bankverein, der einen Höhen­sprung um 28 Prozent auf 28 Milliarden (Bilanzsumme) vollzog, zeigt auch der Geschäftsabschluss der Bankgesellschaft eine Umsatzausweitung von rund 25 Pro­zent auf 30,2 Milliarden Franken. Der offiziell deklarierte Reinprofit von 124,5 Millionen (Vorjahr 112,7) ist nur der sichtbare kleinere Teil des Eisberges. Für die Lohnerwerbenden kann es an­gesichts der galoppierenden Inflation, an­gesichts der provozierenden Riesenge­winne der Banken und Konzerne nur eine Antwort geben : Durchsetzung wesentlich höherer Lohnbegehren als die in falscher Bescheidenheit bisher geforderten. NEUER WEG / 8. April 1971 Zustimmung zum Programm der Volkseinheit Präsident Salvador Allende über die jüngsten Wahlergebnisse Santiago de Chile (Agerpres). — Der Präsident der Republik Chile, Salvador Allende, erklärte auf einer Pressekonfe­renz, dass die jüngsten Munizipalwahlen „ein Sieg der Volkseinheit und eine Be­kundung des Willens sind, dass die Regie­rung ihr Programm weiterhin durchfüh­ren soll“. Allende betonte, dass die Re­gierung der Volkseinheit diese Wahlen nicht als einen Test auffasste, das Volk ihnen jedoch eine grosse politische Be­deutung beimisst. „In diesen Wahlen gibt es zwei grosse Sieger — das Volk und die Volksregierung mit ihren Errungenschaf­ten“, betonte der Redner. Er hob hervor, dass die Zustimmung des Volkes zum Programm der Volkseinheit darauf zu­rückzuführen ist, dass „wir uns verpflich­tet haben, die strukturellen Umgestaltun­gen durchzuführen, die für eine Wirt­schaftspolitik unerlässlich sind, die die wichtigsten Bedürfnisse des Menschen be­friedigen soll“. Der Präsident äusserte die Meinung, dass der Kongress die Wahl­ergebnisse zweifellos „als einen Appell des Volkes ansehen wird, die Gesetze, die dazu angetan sind, das Regierungspro­gramm zu vervollständigen, baldmöglichst zu verabschieden“. Uber die Versuche der Parlarrtentsopposition, die Vergesetz­lichung und Durchführung des Regie­rungsprogramms zu hintertreiben, er­klärte der Präsident, er werde im Notfall verlangen, dass diese Gesetze durch einen Volksentscheid genehmigt werden. In Beantwortung von Fragen im Zu­sammenhang mit der Aussenpolitik Chiles betonte Präsident Allende, dass die Nor­malisierung und Entwicklung der Bezie­hungen zu allen Staaten weitergeführt werden. Er schloss sich den Erklärungen an, die die Politik der OAS gegenüber Kuba verurteilen und hob hervor, dass „die Wiederaufnahme der diplomatischen, kulturellen und Handelsbeziehungen Chi­les zur Republik Kuba Beziehungen er­neuern, die beiden Ländern zum Vorteil gereichen“. Zu dem Besuch des kubanischen Pre­mierministers Fidel Castro in Chile er­klärte Präsident Allende, dass dieser Be­such dann erfolgen werde, „wenn Fidel Castro und ich zur Überzeugung gelan­gen, dass der entsprechende Augenblick gekommen ist“. Diplomatische Beziehungen zwischen der DDR und Chile Berlin (Agerpres). — Die Deutsche De­mokratische Republik und die Republik Chile haben beschlossen, diplomatische Beziehungen zueinander aufzunehmen, meldet ADN. In einem in Berlin und Santiago de Chile veröffentlichten ge­meinsamen Kommuniqué wird gesagt, dass „die beiden Staaten, vom Wunsch durchdrungen, Beziehungen der Freund­schaft und Zusammenarbeit zu entwik­­keln, auf der Grundlage der in der Char­ta der Vereinten Nationen verankerten Prinzipien für das internationale Beisam­menleben beschlossen haben, diplomati­sche Beziehungen zueinander aufzuneh­­rrien und einen Austausch von Botschaf­tern vorzunehmen“. Ein diesbezügliches Abkommen wurde in Berlin vom Aussenminister der DDR, Otto Winzer, und vom Staatssekretär im Aussenministerium Chiles, Alcides Leal Osorio, unterzeichnet. Die Republik Chile ist der 28. Staat, der diplomatische Be­ziehungen zur DDR aufnimmt. Treffen zwischen Heath und Brandt EWG-Beitritt Grossbritanniens — Problem in Schwebe London (Agerpres). — Der britische Premierminister Edward Heath ist von seinem 48stündigen offiziellen Besuch in Bonn nach London zurückgekehrt. Im Zuge der Besprechungen zwischen Heath und Kanzler Willy Brandt sowie anderen westdeutschen Regierungsstellen wurden die Ostpolitik der westdeutschen Regie­rung, die Viererbesprechungen über West­berlin, der EWG-Beitritt Grossbritanniens sowie die Beziehungen zwischen Gross­britannien und Westdeutschland erörtert. Wie aus dem britischen Regierungschef nahestehenden Kreisen verlautet, war Heath bemüht, seine westdeutschen Ge­sprächspartner davon zu überzeugen, dass die britischen Vorschläge an die EWG „richtig“ und „vernünftig“ sind und dass bis zum Sommer in Brüssel die schwe­benden Probleme geklärt werden müssen. Für die britische Regierung würde ein drittes Scheitern der Brüsseler EWG-Ver­­handlungen ein schwerer Schiaß sein, um so mehr als sich die britische Öffentlich­keit immer entschlossener gegen den EWG-Beitritt ausspricht. Wie aus westdeutschen offiziellen Krei­sen verlautet, wird Kanzler Willy Brandt den französischen Staatspräsidenten Geor­ges Pompidou demnächst über den In­halt seiner Aussprachen mit Edward Heath unterrichten. Auf diese Weise wird die westdeutsche Regierung bemüht sein, Frankreich davon zu überzeugen, die Dinge nicht auf die Spitze zu treiben, indem es bei den Brüsseler Verhandlun­gen die Vorzugsstellung des britischen Pfundes als Reservewährung zur Sprache bringt, da dies zu einem neuen französi­schen Veto gegen den EWG-Beitritt Grossbritanniens führen könnte. In die­sem Zusammenhang äusserte Kanzler Willy Brandt die Meinung, dass ein neuer Misserfolg der diesbezüglichen Brüsseler Verhandlungen „für den Gemeinsamen Markt katastrophale Folgen haben könn­te". US-Senat für Liberalisierung des Osthandels Amerikanische Wirtschaftskreise weisen auf die Vorteile hin Washington (Agerpres). — Der US-Senat genehmigte eine Gesetzesvorlage, die Se­nator Walter Mondale einbrachte und die dazu bestimmt ist, den Handelsaustausch der USA mit den sozialistischen Ländern Europas zu erleichtern. Gegen diese Ge­setzesvorlage sprach sich ein einziger Se­nator aus. Durch Verabschiedung der Ge­­setzesvorlage wird ein seit .25 Jahren be­stehendes Gesetz abgeschafft, das unter­sagte, dass amerikanische Banken US­­Exoorte in die sozialistischen Länder Eu­­rooas finanzieren. Durch das neue Gesetz wird u. a. der Fonds, der der Exraort- Tmoort-Pank zur Garantierung der Han­­'Jplsabpcblüg<-p zwischen amerikanischen Firmen und den sozialistischen Staaten Europas zur Verfügung gestellt wird, von 13,5 auf 20 Millionen Dollar erhöht. Im Verlauf der Debatte wiesen mehrere amerikanische Geschäftsleute, darunter auch Vertreter der US-Handelskammer, auf die Vorteile hin, die sich aus der Li­beralisierung des Handels zwischen den Vereinigten Staaten und den osteuropä­ischen Ländern ergeben. In einem Kom­mentar zum Senatsbeschluss weist Reuter darauf hin, dass dieser davon zeugt, dass sich in den letzten Jahren „die Zahl der Kongressmänner, die sich zugunsten ei­ner intensiveren Gestaltung des Handels mit den osteuropäischen Ländern ausspre­chen, vermehrt hat".

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