Neues Pester Journal, Januar 1877 (Jahrgang 6, nr. 1-31)

1877-01-14 / nr. 14

— " — —­­ Budapest, Sonntag an Neues Vetter Zourtal, 14. Januar 1877. Heiens hervorgerufen, SKodififation waltungsangelegenheiten eines daß die Regierung diese Vorlage,­­ ausnehmend wichtigen Theiles des materiellen Privatrechts bezweckt, nicht an die Fachkommission für, Rechts, sondern an jene für Ber:­gewiesen hat und daß die Res­gierung überhaupt bei Regelung der Waffen, Angelegenheiten nicht auf das juristische, sondern auf das administrative Moment das entscheidende Gewicht legt. 3. Am 10.5. M., dem lechten Tage der Funktionss­dauer der rumänischen Zariflonmmission, ist endlich Doch eine Verständigung zwischen den Bevollmächtigten zu Stande gekommen. Das Elaborat wird fegt definitiv festgestellt und von den beiderseitigen Delegirten unterfertigt werden, 10» nach die Handelskonvention mit Rumänien als perfekt zu betrachten ist, welche die­ser war die Aufgabe, Die Partei des Linken Centrum zur Aufopferung ihrer Prinzipien zu bewegen. Aber ia, der al­­ne ließ, wollte als Res­­­gierungsmann sich wieder erheben; für seine Prin­­zipien wollte er die Macht eintauchen; der Führer einer ruhm- und machtlosen Minorität strebte die Führerschaft einer Herrschenden Majorität an. A’ das tt ihm gelungen. Denn an taftischer Gewandt­­heit, an Schlauheit, berechnenden­ Verstande und rechnerischer Kraft übertraf er­ alle seine Rivalen. Franz Deát lag damals [bon jhwer Frank dar­tie­­der, die Korpphäen der Denkpartei hatten sich syste­­matisch abgenüßt, das Kabinet Bittó besaß nicht ge­ nug Kraft und Energie. So schüttelte denn Koloman ihn die staatsrechtliche Opposition, mit der er seine politische Laufbahn begonnen hatte, von sic. ab, 308 an der Spite seiner Barter mit fliegenden Fahnen ins Lager der Deafpartei ein, stürzte das Kabinet, feste sich auf Bitte3 Minister-Fauteuil und schrieb sie aus. Seither regiert er mit starfer Yand­ugar. Die Fusion war nicht Tikas Gedanke;­­ lange­­ opponirte er dieser 30ee auf das entschiedbeníte. ALs er aber zur Einsicht kam, daß seine Opposition eine jgndliche war und daß er mit ihr auf seinen grünen Zweig fomme, sucrte und fand er sein Heil in der Sufton. Dieses Manöver gelang ihm glänzend; es war der einzige große Erfolg in seiner politischen Laufbahn. Denn seitdem Tiba an der Spike der­egierung steht, ist er nicht glücklicher, wie zur Zeit, als er seine ehemalige Partei führte. Einen Aufbau zu leiten ist in­ TiBa’s Beruf, denn er selbst pro­­duzirt seine staatsmännlschen Ideen, er borgt sie den Anderen. Darum zeigen die Verhandlungen mit ‚Desterreich weder einen Plan, noch einen leitenden a — Gedanken, noch irgend­welche Invention. Mit blinden­ Selbstvertrauen ging er ans Werk, unsicher tastend und den Eingebungen des Moments folgend, bis er unversehenő seine eigenen, von ihm selbst ent­­wickelten Prinzipien wieder aufgegeben, bis er útasto gemacht hatte. Nun beschreicht ihn das Ge­­au tiefer Bitterkeit, denn während er sich für be­­fähigt glaubte, dem Baterlande große Dienste zu rg hat er sich selbst und Andere getäuscht. Die Parallele zwischen seiner oppositionellen und seiner Regierungsthätigkeit ist unverkennbar. Zerfallen mit sich selbst hat ihn der Krone seine Demission überreicht. Aber nichts­destoweniger dürfte Tiba ungarischer Ministerpräsident bleiben, emst dieser Mann befikt eine wunderbare gibigten. Seine Energie entbehrt zwar den inneren ehaltes, aber sie weiß sich Gehorsam im Parla­­mente und in der Regierung zu erzwingen. Diese fürchten ihn, Andere vertrauen ihm, die Wenigsten lieben ihn. Er und nur er allein hat eine Partei im Unterhause und darum kann ihn die Krone ange: fit der Verhandlungen, welche der Gefeßgebung bevorstehen, in ihrem Nam­e nicht entbehren, derselbe der Bantfrage gilt. Alle Mittheilungen nim­­men darin überein, daß mir unmittelbar vor der Entschei­­dung stehen. Dem , Ellener" zufolge sind wir einer gr­­o­ßen Krise nahe, welche im Orient wie im Westen vielleicht gleichzeitig in der nächsten Woce zur Entschei­­dung gelangen wird. Wie , Hon" meldet, erwartet man dieser Tage das entscheidende Wort in den Ausgleich­s­fragen und macht sich gefaßt, daß dasselbe die Demis­­sion der ungarischen Regierung zur Folge haben würde. Wenigstens werden im Streite der ungaris­chen Regierung bereits Vorbereitungen und Verfügun­­gen für die äußerte Eventualität getroffen. Uebereinftims­menő mit den obigen Neußerungen des , Ellener" wird uns heute berichtet, daß man in maßgebenden Kreisen die Entsoeidung der Bankfrage von den Vorgängen in Kon­stantinopel abhängig mache. Geht die Konferenz­resultat­ 108 auseinander, dann sol die Diskussion über die Banks­frage vorläufig ganz vertagt, im anderen Falle zur meri­­torischen Verhandlung über die vorliegenden neuen Brot­­este geschritten werden. — Eine drastische S Auftrirung des ganzen Vorgehens in der Bankfrage liefert übrigens eine nunmehr in die Oeffentlichkeit gelangte Note des Bankgouverneurs vom 19. April v. a. an den ungarischen Finanzminister. In dieser Note lehnt die Bankdirektion im Bereice mit dem Bankausschusse zwar in sehr Höfli­­cher Form, aber auf das allerbestimmteste das Kartelpros­pekt Koloman Szel’s ab. Und mit dieser Note in der Tasche gingen Szell und Tika nach Wien und schlossen die Maistipulationen ab, welche der Nationalbank die Verlängerung des Privilegiums offerirten ! Und da wun­­dert man sich noch, wenn die Nationalbank den Muth fand, auch das neue dualistische Bankprojekt ohne viel Um­­stände abzulehnen! Al ob die Nationalbank nach der zuvor­­kommmenden Haltung der ungarischen Regierung nicht zu der Annahme berechtigt gewesen wäre, das Kabinet Tia werde auch diesen Affront verschmerzen und sich durch denselben bestimmt fühlen, seine Forderungen abermals um einen guten Theil zu redugiren.­­ Man magt und heute von folgenden zwei Ernen­­nungen Mittheilung : Se. Majestät der König hat an Stelle des dieser Tage verschiedenen Paul Hamar den Sek­­tionsrath im Unterrichtsministerium Bo­n­c 3 mit dem Titel und Charakter eines Ministerialrathes zum causarum rega­­lium,Direktor und an Stelle des Lebteren den ehemaligen Abgeordneten, Fundationsgüter-Direktor Julius Tot, zum G Seftionsrath im Unterrichtsministerium ernannt. Die Ernennungen werden demnächst im Amtsblatte publizirt.­­ In der heutigen Situng de­s Verwaltungsaus­­schusses des Pester Komitates wurde beschlossen, die Stuhlrichter zu beauftragen, daß sie den Erlaß des Handels­­ministers über die Einhebung der Fach- und Zutretungs­­gebühren für Zeitungen in allen Gemeinden publiziren und die widerrechtliche Einhebung solcher Gebühren­strenge untersagen. . Budapest, 13. Januar,­­ Unter dem Vorsitz des Königs findet morgen £ Die Verwaltungs - Kommission Des A­bge­­ordnetenhauses beginnt am 15. d. M. die Verhandlung des Gelegentwurfes über die Regelung der Waffen . Angelegenheiten Wie wir ver­­nehmen, hat in Abgeordnetenkreisen der Umstand lebhaften . Ein Brief aus Belgrad entwirft in der "Bol. Kor." von der inneren Lage Serbiens folgendes düstere Bild, ist eine schwere. Die finanziellen ng werden faum­eile diesjährige Einlösung der Gonpons der ersten inneren Anleihe, wozu mindestens 70.000 Dutkaten­ erforderlich sind. Be­trächtlicher Höhe ges­­chloffen ist, sich auf einer erfiedlichen Höhe erhalten. Gegen­über allen diesen, den Staatsihag übermäßig in Anspru nehmenden Ausgaben versiegen die Einnahmequellen immer mehr. Die Kapitel des Einnahmen- Budgets weisen sehr er­­hebliche Ausfälle gegen den Voranschlag auf. Mehr als 40 Perzent der Gesam­tsunme allein dem ist die Steuerkraft fändig stagiiren, und i­­ ihre Abnahme würhe die milsfen außerdem Bons im Fürzester Zeit honorirt werden. ZU diesem außerordentlichen Erfordernisse kommt jenes für die laufenden Ausgaben, Handel und Gewerbe Landes ist nie eine Li­ft nicht darauf daß eine die, insolange vorgeschriebenen Steuern­ dürften nicht eingehen. Die Zolleinnahmen wersen ein­ Defizit von wieder den Voranschlag vergißt, Diese so weit Genüge leistet. Da jedoch eines der Eröffnung der Session ist der Staatsihag als möglich gejetlich | „Die Erschöpfung des Landes in jeglicher Beziehung vor des Staates zu erfüllen sein. Auf Ende April fällt der der 55 Perzent gegen in sehr bei der griebe nicht auf. Bei des Volkes lahm gelegt, da seit nahezu anderthalb Jahren voll» die Landwirthe ihre Felder im vere flossenen Sommer und Herbste theil8 gar nicht, theil3 nur spärlich zu bestellen verm­ocht haben. Die Kapitaldtraft des große gewesen; ingben leiten Mondteit erfchred'ich rapide geworden. Aus diesem Elend kann uns gar nichts erreten, als der ma­gs Friedensschluß. Man­ darf übrigens der gegenwärtigen Regierung das Verdienst nicht vorenthalten, sie inmitten der allgemeinen Kalamität zu lindern, und fünfzige bessere Zeiten vorzubereiten. Der größte Theil der Arbeitskräfte sind der Landwirthschaft, dem Handel und den Gewerben zurückgegeben. Es werden aus Staatsmitteln überall Sämereien vertheilt, und wird für Wiederöffnung der Schulen im ganzen Lande Sorge ge­­tragen. Die Skupfchtina ist einberufen worden. &o ist dies eine Verfügung, welche den Bestimmungen der Verfassung die bezüglich bes­sers freie Hand hat, so dürfte die Session vor Juni nicht eröffnet werden. Einst­weilen durch erfolgte Abreise der russischen Freiwilligen und Entlassung erste Termin die Regierung Mittags ein Ministerrath statt. 3 ist sein Zweifel, daß ren hat. Christine glaubt si getäuscht, da kommt zum Glück . Bombarddon, als invalider Krüppel ; er hat das Kreuz ges­tunden und rennt natürlich auch den Bertier, und da dieser — Goutran — im entscheidenden Augenblicke gar nicht weit, nämlich Hinter der Szene ist, so folgt die Erfennungsszene, Liebesduett, Zubeh­hor der Landleute und fröhliches Ende. Das Libretto zum „Goldenen Kreuz” ist von der Kritik ziemlich Hart mitgenommen worden; daran mag in­ dessen der in literarischen Kreisen nicht sonderlich beliebte Autor mehr Schuld tragen, al das harmlose Büchlein. Die Handlung der Oper ist einfach und anziehend ge­­staltet, ohne fünftliche Verwidelung, die Charaktere sind lebendig und lebenswahr gezeichnet, die Situationen natür­­lich und ungefähr. Dem Ganzen geht allerdings jede Spur von Originalität ab; das gilt nicht blos von dem Sujet, das es ausdrücklich als die Bearbeitung eines älteren französischen Stoffes zu erkennen gibt, sondern auch von den Charakteren, die alle nach den typischen Figuren der Komischen Oper geschaffen scheinen und in ihrer idyllischen Natürlichkeit weniger natürlichen Esprit als viel­­mehr echt Kobebue’sche Spielbürgerlichkeit verrathen. Auch die poetische Ausdrucksweise steht nicht immer auf gleicher Höhe. Abgesehen indeß von kleinen Mängeln, an­­ welchen gewiß Niemand ernstlich Anstoß nehmen wird, der die Schwierigkeiten einer solchen Zubereitung des Wextes für den Bedarf des Komponisten zu würdigen weiß, büntt uns das Libretto eine durchaus gelungene Arbeit, die jedenfalls den Vergleich mit ähnlichen neueren Produkten bestehen kann. Und über die Mängel des Texzbuches Hilft die feine, effektvolle Musik des Komponisten überall hinweg. Wir finden in der Bartitur die anmuthige, klare Gestaltung, die künstlerische Einheit des Stiles, den melodischen Charakter der französischen Schule, eine Reinheit und Eleganz der Charakteristik, die selbst den konventionellen Alltagsphrasen einen vornehmen Anstrich verleihen. Die tiefe, geniale Erz­findung ist Brül’s Sadje­nit , nicht blos in den Melo­­dien, auch in der Methode, in den Uebergängen und Modu­­lationen finden wir oft und mehr als nöthig Nehnlichkeiten mit Hafji­hen Vorbildern. Auch der dramatische Fortgang leidet nicht un­wesentlich durch eine Eigenthümlichkeit der Brül’schen Musik : die Monotonie des Vierviertel-Tartes, der sich fast ohne Ausnahme durch die ganze Oper eingieht. Da wirkt der Eintritt des Schnellwalzers im Finale des ersten Aktes — zugleich in seiner Ausbreitung zum En­­semble die bedeutendste symphonische Nummer und über­­haupt der Glanzpunkt der Oper — doppelt erquidend. Zu dem pisanten Hauptthema in B dur bildet der schwermüthige Mitteltag in G moll einen zeigenden Gegenjab. Damit wird es aber auch für geraume Zeit wieder stille und namentlich im zweiten Arte geht der Puls der Oper bedenklich lang­­sam ; größere musikalische Formen werden außer dem er­­­wähnten Finale überhaupt nicht­­ mehr geboten, Alfes Uebrige aber,­­die Romanze des fahrenden Ritter Gontran, Christinens tiefempfundener Gesang, die heiteren Chöre der Landleute sind voll Haltung und edlem Ausdrucke, nicht ohne einen Anflug von Sentimentalität, aber ohne jede Spur von Frivolität und fern von frivoler Effekthascherei. Eine besondere Vorliebe scheint der Komponist für stark gefärbte Tonarten zu besiten. In den Liebesszenen nimmt uns das nicht Wunder ; fett Meyerbeer und noch mehr seit Wagner läßt jeder junge Komponist sein Liebespaar nur noch in H dur einander in die Arme finden und die Sehnsucht nach dem Geliebten spricht sich anständigerweise nur noch in Des oder Ges aus. Davon finden sich auch im „Goldenen Kreuz” ermegliche Beispiele. Das römische Element ist in der Cha­­rakterz­eichnung Bombardons — jedenfalls der dankbarsten Partie — Hinlänglichh repräsentirt. So finden wir in dem „Goldenen Kreuz" die­­ wesentlichen Bestandtteile der Opera Gomique in seltener Harmonie beisammen s ein Giftlingswert von solcher Reife und Vollendung, daß wir von dem Talente de liebenswürdigen Komponisten noch Größeres zu erwart­ten berechtigt sind, *) MS, der Milizen bedeu­­tend entlastet worden.” £ Die Möpo­atenprüfungssfgrommission hielt ges­­tern, wie „PB. 2.” berichtet, eine Plenarfibung ab, zu welcher sowohl die von der Regierung ernannten, als auch die durch die Budapester Advokatenkammer gewählten Mitglieder nahezu vollzählig erschienen waren. Der Präsident-Stellver­­treter Manoilovics referirte über die Resultate der Advokatens Prüfungen im Jahre 1876. Demgemäß haben im Laufe des Jahres 1876 vor der Budapester Prüfungs­ Kommission 370 Advokaturds Kandidaten die Prüfung be­­standen. Bejizirt wurden 140 Kandidaten. Die Zahl der Wiener Brief. Original-Feuilleton des „Neuen Bester Journal”.­ — 12. Januar, Vatales 208, das die Auffen trifft und dient selbst ernsthafter zu nehmende Reiche schwer widerstehen könn­­ten. Bei lebendigen Leibe, am heillichten Tage, so zu fas­sen auf gerader Straße, ohne Beihilfe von Lampendl und Dekorationsleinwand in die volle Theaterparodie hineinzu­­gerathen ! Zwei solche Geschichten in einer und der nämlic­hen Woche, wie das Prager Quiproquo dei Fatinikas Komponisten mit dem D­e­komponisten der serbischen Ar­­mee und die Garantieförderung des russischen Konferenze bevollmächtigten Frl. Mayerhoffs im Wiedner Theater — zwei solche parodistische Ermöglichkeiten inners­halb weniger Tage, jede derselben werth, von einem wis­sigen Librettisten zu einem Textbuch verarbeitet und vor einem Notenhumoristen vertont zu werden, das ist wohl im Stande, die schwarzgalligste Konferenzmelancholie si­ versceuden und unsere guten russischen Freunde, anstatt wie bisher, in der undanfbaren, und wie es sich allmälig immer mehr herausstellt, gänzlich unverdienten Rolle des europäischen Wauman in der viel willfonmeren des alls­gemeinen Luftigmachers, ob auch wider Willen, erscheinen zu lassen. Suppie, der zwar durch den Zufall der Geburt, welcher seine Wiege in die Grenznachbarschaft" 7) Ueber die Heutige Aufführung der Oper berieht wir an anderer Stelle, 5 ú D, Pr­ es A 2 RUN |

Next