Neues Pester Journal, Januar 1877 (Jahrgang 6, nr. 1-31)

1877-01-22 / nr. 22

"ag ps — feues 1877. VIG Jjabtgang Ne, 2%; Pester Journal, Bibonnement: Ganz. fl. 14, halbi. fl. 7 viertel­. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. :­­ Das „Neue Reiter so täglich, and­ an urnal“ erscheint Montagen. Leopold­t. Redaktion und Administration: Kirchenplat Nr. 2. Infernte nach aufliegenden Carif. Die Konferenz gesprengt. Budapest, 21. Januar, von allen Vorfällen unterrichtet. Doch hatte sich im festen Augenblick das vage Gerücht verbreitet, die Pforte werde nicht gänzlich den Faden der Verhandlungen zersshneiden, sondern mit einigen vermittelnden Gegenporschlägen Heranrüden. In der That bot die Note, Die Savfet Bascha verlag, noch einige mögliche Anknüpfungspunkte, die aber nicht nach dem Gesc­hmack der Konferenz waren. Die Pforte erklärte sich bereit, eine Lokalkommission unter Borfig eines türkischen Funktionär zur Ueberwachung der Reformen einzufegen, und über gewisse sonstige Detailp­unkte eine Verständigung mit den Mächten zu suchen. Mit diesen Vorschlägen, die Her­m­od unter die Ansprüche der An­­draffy’schen Note zurücgehen, waren die Konzessio­­nen der Pforte erschöpft. Auf die zwei entscheidenden Forderungen der Konferenz, auf welche sich zuleßt alle Ansprüche Rußlands konzentrirt hatten, erfolgte ein ablehnender Bescheid. Die Form, in welcher dies geschah, war eine äußerst vorsichtige. Betreffe der in­­ternationalen Kommission sob die Pforte das obengenannte Surrogat einer Lokak­ommission unter, und über die Ernennung der Generalgouverneure un: Mit Genugthuung konitativen wir, daß die Entscheidung des romanischen großen Rathes einen tiefen Cindrud in Europa hervorgerufen hat. Blätter. Die bisher alle türkischen Bestrebungen mit Ad­el zu den belächelten und Midhat Bajda un­gefähr in die Nangstufe eines Jongb­nnd stellten, können heute der Zähigkeit und Energie, mit welcher der Großvezier vorgegangen ist, ihre Bewunderung nicht versagen und finden in dem Beschluß des gro­­ßen Rathes einen Akt von solcher Großartigkeit, wie er in der Geschichte selten zu Tage getreten. Am meisten imponirt ihnen, daß in dem großen Nathe, In welchem auch fünfzig Christen an­wesend waren, kaum eine einzige Stimme zur Nachgiebigkeit vieth, obschon der Großvezter jeden Einspruch ermunterte, indem er die Gefahren der Ablehnung und Die Schwierigkeit der Lage auf’s Lebhafteste ausmalte. Der große Rath war sich wohl bewußt, daß seine Entscheidung eventuell Krieg oder­ Frieden bedeutet, aber er hat Lieber den Kampf gewählt, als ein feiges, demoralisirendes Zurückweichen und hat damit die entscheidende Antwort auf den Kriegsruf des Grafen gegeben, den derselbe vor ungefähr zwei Monaten in Moskau aufstieß. Damals war Europa­­ entfegt, daß ein Despot heil aus Laune, thetle aus Meberschäßung der eigenen Macht mit der Kriegsfadel herumfuchtelt, die den Erdtheil in Brand stehen konnte. An der Entscheidung des gro­­ßen Rathes sieht Europa­­ aber in ein Recht, das seinem Wolfe verjagt werden darf, das Recht der Selbstvertheidigung. Würde man aber selbst anneh­­men, daß in dem großen Namhe nicht die Meinung aller Völker der Türkei zum Ausdruch kam, so müßte man doch Zugestehen, daß Die Pforte mit der Einberufung dieser Notablen­versammlung einen Coup ausgeführt hat, der von ihrer früheren Lästig­­­keit und Heimlichkeit weit abfu­ht und der einen Fingerzeig gibt, daß sie entschlosfen ist, mit allen­ modernen Waffen und Hilfsmitteln dem Gegner an, ]­­ i Salisbury,der offenbar durch gewisse Zusagen,qu Auf Grund der Entscheidung des großen Ra­t die Konferenz zu Stande zu bringen,an Rußland von Leib zu gehen. Ihe8 hatte die Pforte eine Antwortkuote an die K­onferenzfans gearbeitet, mit welcher gestern Saviet PBajcha seinen­­ Tegten Weg zum Hotel Ignatieff der Ingerenz der Mächte ging die Note mit Schweigen hinweg nach dem Sprichwort : Keine Antwort auch eine Antwort. Nach V­erlesung der Note erhob sich Salisbury und Constatirte, daß die Pforte sich weigere, Die Zwei­­„Ausführungsgarantien“ zu bewilligen, und erklärte darauf, da sein gemeinsamer Boden zu Verhandlu­n­­gen vorhanden scheine, die Konferenz für geschlossen. Auch Igmatieff fühlte ei noch veranlaßt, eine Schlußrede zu halten, in welcher er die Gegenvor­ Schläge der Pforte für unannehmbar erklärte, die Pforte für die Folgen ihrer Ablehnung verantwort­­­­lich machte und die Hoffnung aussprach. Dieselbe werde in Hinkunft nichts gegen Serbien und Montenegro unternehmen und die age der Christen respektiren. Ohne weitere Geremonie löste sich dann die Konferenz auf und die Diplomaten stoben auseinander. Ignaz tieff reift Montag nach dem heiligen Rußland zurückk engagirt war, reist an demselben Tage nach Brinbisi, die anderen Diplomaten, die es weniger eilig zu haben scheinen, werden ihre Rücreife in Den folgen­­machte. Die Konferenz-Diplomaten waren natürlich den Tagen antreten, die So hat denn die Konstantinopeler Konferenz, länger als einen Monat Europa in Athen hielt, ihre ruhmlose Thätigkeit beendet. Ihr Fluch war, daß sie sich auf den rufsischen Standpunkt stellte und sich anmaßte, Demüthigungen einem Reiche aufzuerlegen, die man nur mit Moe ducchjegen, die man nur nach Siegen fan. Die Konferenz war so blind, daß sie selbst Diese verhängnißvolle Thätigkeit der Konferenz diktiven die große Thatsache, die Proflamirung der türkischen Berfassung, von ihrer vorgefaßten Meinung nicht abbringen konnte. Bei einiger Mäßigung und Eirk­lichkeit hätten die Diplomaten nach dieser Proflamirung der Türkei eine,­griff stellen müssen, um sich von der Aufrichtigkeit ihrer Gesinnung zu überzeugen. Die Konferenz ging aber rüdfiht2[es auf ihr russisches Ziel 108 und hat e3 glücklich im Mege gebracht, daß die Gegensäße auf’3 Aeußerste zugefoigt wurden und daß beide Parteien während der Berathung ihre Rüstungen fortlegten und theil­­weise vollendeten, bewirkt e3, daß Europa nicht ohne Bangen die Adresse der Diplomaten aus Konstantinopel ver­­folgt. Der bewaffnete Zustand zwischen der Türkei und Rußland kann nicht lange dauern. Seine der Mächte kann die Rüstungen lange ertragen — die Entscheidung muß in kürzester Frist erfolgen; wie sie fallen wird, ist heute noch unbekannt. Zwar lautet die Schlußrede Ignatieff?3 nicht mehr Rußland sich bei den veränderten Verhältnissen ohne Einbuße der Ehre zurückziehen­ könne. Aus Petersburg wird übrigens die jüngst veröffentlichte einleufende Girgularnote dementirt. Dafür erklärt die „Moskauer Zeitung“, daß „Europa“ die um­sprünglichen Forderungen R Rußlands erzwingen allein nichts thun. Europa bedankt sich natürlich für dieses freundschaftliche Anerbieten. Wenn Ruß­­land etwas durchlegen will, wird es allein seine Haut zu Markte tragen müssen. Kriegerisch. Auch die englischen Blätter glauben, daß müsse. Europa — das heißt so viel, Rußland will Mit Abdul Kerim’s Ehrensäbel. (Von unserem Spezial =» Korrespondenten.) Galata-Sersil, 16. Januar. 68 ist die siebente Abendstunde nach türkischer Zeit­­rechnung und in Budapest läutet man wohl jet zur Mitterz­nacht; in zwölf Stunden geht die europäische Bot ab, die zur Winterszeit nur zweimal die Woche­ verkehrt, und selbst wenn ich schlafen könnte, müßte ich die mir bleibende Stift bewüßgen, um Ihnen, so lange die Eindrücke der fetten Nacht noch frisch im Gedäc­htnisse leben, zu erzählen, wie es den Abgesandten der ungarischen Jugend ergangen, seitdem sie durch die ersten „Saffaichin!” = Rufe begrüßt worden, bi zur heutigen Nacht, in der ihnen die hohe Ehre zu Theil wurde, Gäste Abdul Kerim Bajdhas zu sein und einer türkischen Opernvorstellung in dem Theater Ghebik Paicha’3 beiwohnen zu dürfen. Ich würde mich auch vers­teben, anstrengen, nach den denkwürdigen Bek­ommnissen dieser Nacht den Schlaf zu finden — Drum will ich Lieber versuchen, meine Erinnerungen zu ordnen und eine Spezialgeschichte der legten vier Tage zu schreiben. "3 war eine trübe und unfreundliche Morgen­­dämmerung, die wir am siebenten und legten Tage unserer Seereise auf der , Ceres" hatten. Der Wind blies fast und die Finsterniß wollte gar nicht weichen. Nur langsam begann sich die anatolissche Küste zu färben und nur lang­­sam ergoffen sich über den östlichen Himmel die feurigen Tinten, die den Sonnenaufgang verkünden. Troß des un­heimlichen Wetters jedoch war das Ded augenbliclich ge­­füllt, als das Faltenauge eines schlaflosen Deputations­­mitgliedes vom Bosporus her einen Dampfer uns entgegen­kommen sah. Und als das Fahrzeug sich näherte und das Dec desselben roth erschien von den vielen Fey’, die dars auf, und als der Wind die ersten Mufik­länge vom „Shifan“ auf die , Ceres" trug, da hatte für die ungarische Jugend im Konstantinopel eine Reihe von Op­tionen begonnen, Dig weiß Gott wann abgeschlosfen sein wird, Ovationen, wie selbst gefrönte Häupter sie nur selten zu erleben Gelegenheit haben. , Ich will nicht versuchen, zu beschreiben, was nicht zu beschreiben ist, nämlich den Yubel des­ Empfanges, die strahlenden Gesichter der Sofia’s und Illema’s,­ die sich und noch in althergebrachter Turbanzier präsentirten, und die der anderen Türfen, die bis auf­ den Fez­ sich bereits vollkomm­en europäisch gehalten, diese leuchtenden Blicke, diese Händedrüce, welche ganze Liebeserklärungen enthielten, diese vorsorgliche und allumfassende Zärtlichkeit, mit der die „13 Madicharlar” in den für sie eingerichteten Sälen in Galatas Serail umgeben sind: sie drücken in beredtester Weise die hohe Genugthuung aus, welche die Ottomanen über die Ankunft des Ehrensfäbelds und­­ dessen Eskorte empfinden. Und da gibt es feinen Türken — selbst den eingefleischtesten von der Vorstadt Eyüb nicht — der zu den Sünglingen vom Donau­ Strand nicht mit einer un­­ermeglichen Zärtlichkeit emporbliden würde. Auch wir das heim pflegen‘ wohl mit unserer Zärtlichkeit nicht zu Fargen, wenn wir fremde Gäste zu empfangen und zu bewirthen haben — aber was ist die Budapester Gastfreundschaft gegen jene, die hier zur Grunde an den Abgesandten der ungarischen Jugend geübt wird? Der Gultan wollte, daß sie seine Gäste seien, aber die junge konstitutionele Nation ließ ich das Vergnügen nicht neh­­men, die Deputation­­ selbst zu Gaste zu haben und sie spielt nun selbst den Gastfreund mit einer Längsterprob­­ten Meisterschaft. Ein riesiger Empfangssaal mit ansto=­ßenden Nebensälen und darüber im zweiten Stock werfe des Faiserlichen Lyceums eben­so­­ viele geräumige Sclafsäle stehen den jungen Leuten zur Verfügung. Im Empfangssaal­­ versiegt die Quelle­ des braunen Maffa­­dampfes und des ambrosianischen Cigarrettenduftes nie ; im Speisesaal gibt es zweimal des Tages Symposien der merkwürdigsten Art. Das Kriegsministerium hat die ge­­stirmliche bildetsten Stabsoffiziere 965 Generalstabes der Deputation Tihofjafka­ und Elsenrufe ausbrach, und es war ein Budapest, 21. Januar. & „Angesichts des gewissen Scheiterns der Kon­­ferenz — so schreibt uns ein Wiener Korrespondent — sind in den lebten Tagen abermals Bestrebungen hervorgetreten, den Schluß dieser verunglückten Diplomatenversammlung möglichst effatant und demonstrativ zu gestalten, Born einer zugetheilt, von den verschiedenen Stadttheilen des alten Byzanz kommen täglich andere Besucher ; PBalha’s und sonstige hohe Staatswürdenträger und ansehnliche Persönlichkeiten der Stambuler Gesellschaft ; selbstver­­ständlich, finden sich nach und nach auch alle die Ungarn ein, die­ t­eils als Privatleute, theils in türkischen Diens­­ten die Bosporusgestade bewohnen und da gibt es nun immer freie Tafel. Den Präsidenten des „Sechziger-Aus­­schusses“ Julius Szücs, sind volkommene Hausherren,­rechte eingeräumt ; er ladet zur Tafel, wen er will und man muß es dem jungen Manne Lassen, daß er, troßdem seine Sprachkenntnisse sich nur auf sein heim­ab­liches Ipdiom beschrünten, die Honneurs mit einer Gewandtheit und Sicherheit macht, als wäre er von jeher davan ges­wöhnt, hohe Gäste zu empfangen und denselben die pass­­enden Pläne an der Tafel anzu­weifen. Und die Zärtlich­­keit der Ottomanen für die Magyaren geht so weit, daß sogar den — selbstverständlich — ungarischen einen bei dieser Tafel wader zugeprochen wird und es würde Niemand Wunder nehmen, wenn unter den zahllosen Gerichten, die Allahzfeindliches täglich an den , Dreizehn" vorübergehen­, plöglich auch eiır Spanferkel erschiene. Waren doch die Speisen, die am ersten Tage noch wegen ihres Unschlitts Tage nur mit bereits am Butter zubereitet, ein zarte Rücksicht, welche dreizehn durch die Seekrankheit und die Delfühe des Lloyddampfers, bereits zur Genüge verdorbene Deagen dankbarlichst anerfannten, im Serassierat und Konat Midhat .Prafcha’3 ! ES war eine Szene voller Varbenpradji und Glanz, als der grelle Sieger Geldmades zweiten im zinacz, niedrigere der troß auf die große wenig Zuspruch fanden, glänzende Bersammlung Und erst die fürstlichen Ehren seiner fünfundsiebzig Bol überragt, Jahre in von Ale, noch alles den Ehrensäbel aus der Hand eines ungarischen Studenten entgegennahm und als Hier: ent­ee in ARE sas lasan Montag, dett 22. Fattitát, , Einzelnenummern Ak­­ un .

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