Neues Pester Journal, Januar 1877 (Jahrgang 6, nr. 1-31)

1877-01-13 / nr. 13

Reues Pereer Fournet. Wirkung eine tiefe und nachhaltige sein, und wir freuen um deffen, daß gerade in bdiesem Momente ein so zündendes Wort gesprochen wird. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ist Koloman Tipa idon auf dem Wege, von den Maistipulationen Manches zu konzebiren. Man spricht von einer Erregung der m­ateriellen Theilung des Metallichages durch eine ideelle, man flüstert von einer Wahl des ganzen Bantz . General aussehlfles durch die Generalversammlung der Aktionäre und die Negierung beobachtet diesen Gerüchten gegenüber ein so nachdrückliches und aus­­giebiges Schweigen, daß daraus ein ihr nahestehendes Blatt den Schluß auf einen total Hoffnungslosen Stand der Dinge zieht. Möge die Wirkung, welche gut‘ Neuierungen über die Bankfrage zur un­garischen Volke hervorbringen werden, dem Stabinet . Zipa eine ernste Warnung sein; möge sie aber auch­ den maßgebenden Persönlichkeiten jensetts der Leitha 318 Mahnung dafür dienen, tab sie nicht ungestraft­­ darauf beharren mögen, die Bankfrage in eine Di­­videndenfrage zu verwandeln. . ű Her 13. Januar 1877,­­ Sesunkene Friedenshoffnungen. Budapest, 12. Januar. „N­ach Sonnenschein folgt Regen“ ; es ist das­­ eine triviale, abgegriffene Lebensart; allein sie be­­sigt den Vorzug, daß sie die­ Wahrheit spricht und natürliche Vorgänge kennzeichnet. Sie paßt aber auch auf die Wechselfälle in der Konstantinopfer - Botsc­hafterskonferenz, wo mit einer peinlichen Regel­­mäßigkeit und Ginförmigkeit die Friedensbotschaften von heute durch Säbelgeraffel an nächsten Tage ab­ |­e­get werden. Schon glaubte man in diesen legten­agen auf dem Wege nach einer hergersehnten fried­­lichen Lösung zu sein. Die Nefornmmote des Grafen Andraffy, dieses beinahe vergessene Aktenftück, das übrigens bisher der einzige schriftliche Beweis einer „gemeinsamen Aktion“ des „europäischen Konzerts“ bildet, wurde wieder hervorgenomm­en und als jene Basis erklärt, auf welcher fi die centrifugalen Geister finden werden. Die Pforte, so hieß es, tönne sich der Annahme dieser Basis um so weniger wider­­ießen, als sie dieselbe ja bereits im vorigen Jahre acceptint und sich zur Durchführung der darin ge­­forderten Reformen durch einen Hat des Sultan feierlich verpflichtet habe. Den vermittelnden Mäch­­ten mußte aber diese Basis unt so willkoimmener sein, als sie dadurch mindestens ein volles Resultat aus der Konferenz mitnehmen konnten. Aber so glatt uud einfach stand die Sache seinestwegs. Wir­ haben schon gestern darauf hingew­iesen, daß die Konferenzmächte die Andräsfg’sche Note­n­­zest als allgemeine Basi der Verständigung wieder hervorgezogen, b dieselbe jedoch durch einige bedeu­­tungsvolle Zufäße ,ergänzt" oder „aufgefrischt“ hätten. Diese Zuthaten bezogen sich auf die G­ar rvantiefrage. In der ganzen Pe Streitsache bildete vom­ Anbeginn der Einmischung nebensächliches oder selbstverständliches Reitwerk und konnte bei ernfter Inangriffnahme auch im den Streifen türkischer Staatsmänner seine nachhaltigen­­ Schwierigkeiten machen. Die „türkische Konstitution” geht in einzelnen Bestimmungen viel weiter, als die Reform­-Vorschläge der Großnäh­e. Ein Anderer ist es mit den geforderten „Sarantien“. Schon die Forderung am sid­ bedeutet einen versteckten Angriff auf die Souveränetät der Türkei, denn sie dokumentirt ein erlatantes Mißtragen in die Bersprechungen des Sultans und seiner Regie­rung. Noch peinlicher gestaltete sich aber diese Ga­­rantiefrage, als m­an der Pforte die Zumuthung stellte, eine permanente Kontrol­lkommission­ im Namen und Auftrag der Barther Vertragsmächte zu acceptiven; geradezu unerträglich mußte es je­doc werden, falls die Garantie für eine frem­de Ossupationsarmee ihren Ausbruch erhalten sollte. Die Pforte sah alle diese Enti­idelungen der Gar­rantiefrage an sie heranrüden und ebenso wieder herabmindern, nachdem sie durch­ ihre Haltung der Konferenz gegenüber gezeigt, daß sie nicht gewillt ist, von der Souveränetät de Sultans und seines Reiches freiwillig zu abdiziven.­­ Da trat jener neueste „Rückzug“ der Mächte ein und bildete sich die bereits angedeutete friedlichere Situation. Diese hatte jedoch mir sehr kurze Dauer ; sie gewann sofort den drohenden Charakter wieder, als­ die Mächte die Garantiefrage aufgriffen und durch­ die Einfügung der „Garantieforderungen” Die Reformen Andraffy’s vervollständigten. Diese Er­­gänzung bezog sich auf die Intervention er Mächte bei Ernennung der Gouverneure in den drei flavischen Provinzen und dann auf Die Einregung de internationalen Kom­­mission. Beide Forderungen wurden den neue­­sten Nachrichten zufolge Seiten­ der Mächte als conditio sine qua non des Hinverständnisses mit der Pforte eingestellt und sollen namentlich die Ver­trete­r Englands und Deutschlands es gewesen sein,­ welche auf die Pforte die größte Eression ausübten. Besonders auffällig ist das enefte energische Auftreten des deutschen Botschaf­­ters, der in der rechten Konferenzfigur vom 11. d. M. erklärt haben sol, Deutschland könne keine weiteren Konzessionen machen. Welche Motive Deutschland zu dieser umner­­warteten­ Aktion bestimmen, während Nubhland eine ebenso eigenthümliche Meserve beobachtet, Läßt sich heute noch­ nicht erkennen. Wir konnten schon gestern aus Berlin eine erhebliche Verstärktung der antistürrkis­chen Strömung daselbst melden. Desgleichen läßt das Handschreiben des Kaisers Wilhelm an die Stadt Berlin durchbliden, daß man am deutschen Hofe nur noch die­ Hoffnung hege, der Friede werde an Deutschlands Grenze nicht gestört werden. Zu dieser Verstimmung gegen die Pforte sol übrigens das Auftreten der Lekteren gegenüber Rumänien Bieles beigetragen haben. Aber nicht nur die Mächte beharren auf ihren Garantieforderungen, sondern die Pforte erweist sich ebenso un­nachgiebig. Sie hat wider erwarten der eifrigen Konferenz Fein neues Projekt­­ vorgelegt, den die Garantiepunkte „kategorisch]ver­­worfen“. Dieser Entschluß des Enk­ans und seiner Negierung haben mit einen Schlage die Sie tnation trüber gestaltet. Die Vertreter der Mächte sind entschlossen, in einer am­ nächsten Montag abzus­chaltenden Legten Konferenzfigung der Pforte ein Ultimatum zu überreichen und unter einem Stambul zu verlassen. Damit hätte das „Friedensgeschäft“ der Botschafterkonferenz ein un aber vielseitig vorhergesehenes Ende erreicht. Die BVBersöhnung war in diesen Augenblicke um so fehlwieriger, als die Pforte sich fir genug friegsgerüftet erachtet, in dem angeblich unvollstän­­dig gerüfteten Nußland die Sorge bieten zu können. Die Türkei ist zum Kriege entschlossen ; dies bekuns­den alle ihre Maßnahmen, bezeugt insbesondere auch ihre schrofft ablehnende Haltung in der Konfes­senz. Die Mächte wieder sind größtentheils durch­ ihre Ehre engagirt, an den Garantieforderungen festzuhalten. Aus diesen Divergenzen ist die Entstes­hung des Krieges eine nahe Möglichkeit u­nd so miüsfen wir denn für heute die Berfich­mes­serung der politischen Lage­kon­stativen, wom­it jedoch nicht gesagt sein soll, daß eine Mendung zum Frieden bereits ausgeschlossen ist. Die Zustände im Oriente entziehen sich der sicheren Vorausberechnung, und darum thut es auf, sich auf allerlei neue „Heberrashungen“ gefaßt zu machen. Budapest, 12. Sanıtar.­­ Die Bankfrage beginnt sich wieder zu regen und soll in Fürgerer Zeit wieder in Fluß gerathen. Den Impuls zur Wiederaufnahme der Verhandlungen erwar­­ten beide Ministerien von Sr. Majestät, während gleich­­zeitig die Nationalbank durch Vorbereitung eines Elabo­­rates sich bemüht, den Weg zur Verständigung zu ebnen. Von dem Inhalte des Glaborates verlautet, daß es sich wenig von den modifizirten Forderungen der ungarischen Negierung, die wir in unserem lebten Blatte mitgetheilt haben, unterscheidet. Das Claborat der Bankdirektion ist in vertraulichen Wege den beiden Regierungen übermittelt worden und manche Anzeichen deuten darauf hin, daß die Leitenden Persönlichkeiten der Bank sich mit der Hoffnung tragen, daß auf Grund des von der Bank ausgehenden Deperates eine Einigung zu Stande kommen werde. Siebe­­sondere Scheint darauf der Antrag der Bankdirektion hinzus deuten, daß die dem­nächst stattfindende Generalversamml­ung der Bankasıionäre sich nach Erledigung der Tagesord­­nung nicht auflösen, sondern nur vertagen möge, um sofort wieder zusamm­entreten zu können, sobald die­ Verhandlun­­gen mit den Regierungen zu einem positiven Ergebnisse geführt haben. Von offiziöser Seite wird Heute dementirt, daß das von dem ungarischen Kabinet dem Monarchen überreichte Memorandum den österreichischen Ministern zur Meinungsäußerung­ übergeben worden sei, wie auch die jüngst aufgetauchte Mittheilung, daß das österreichische Ministerium ein Gegenmemorandum eingereicht hätte. Vielmehr wird versichert, baß die von den Ministern BBE­RER WESEL Nußlands diese Garantiefrage eigentlich den „sprin­­genden“ Punkt. Alles Uebrige war mehr weniger über ein Gebäude, über einen Feldzug ebenso wie über eine Parlamentsrede. Die Seeschlacht von Trafalgar wäre seiner Weberzeugung nach von den Franzosen gewonnen worden, wenn Napoleon I. die Vorsicht gehabt hätte, sie auf dem Festlande Schlagen zu Yaffen. Das Studium des Lateinischen scheint ihm unwürdig und überflüssig, weil ihm nicht bekannt ist, daß die Lateiner der französischen Sprache dieselbe Aufmerksam­eit erwiesen haben. Mit dem berühmt­­ten Maler Meiffonnier ist er sehr unzufrieden ; denn, sagte er, wenn man so weit ist, daß man für Handdteller große Bilder hunderttausend Francs bekommt, so begeht man eine unverzeihliche Leichtfertigkeit, nicht so große Bilder wie Doré zu malen. Der Polizei macht er einen heftigen Vors­wurf daraus, daß sie die Verbrecher photographiren Lasse, wenn dieselben schon im Gefängnisse seien ; weit nüßlicher wäre es, sie im Momente photographiren zu lassen, wo sie das Verbrechen begehen, da in diesem Falle das Bild als Beweismittel dienen könnte ... Herr Brudhomme spricht gern, viel und geläufig. In der That, er ist nur glücklich, wenn er sich reden hört. Aber man muß das, was er sagt, nicht aus allzugroßer Nähe betrachten. Er liebt große, tönende Phrasen, die er gewöhnlich aus Zeitungen und populären Romanen auf­ Liest, allein in ihrer Anwendung ist er nicht immer glück­lich. Er widerfährt ihm, daß er ausruft, man müsse den Strom der Zeit an der Stirnlode raffen, daß er dem Volke räth, doch um des Himmels willen nicht sich selbst den Rüden zuzufehren und daß er von der politischen Situation voll Ueberzeugung erklärt, das Dampflessc­hwert des Sozialismus drohe Frankreich zu verschlingen. Herr , Prudhomme spricht immer in den abgebro­chensten Ge­­­­meinplätzen,eine originelle Idee ist ih­m ebenso fremd, wie ein origineller Ausdruck allein da er das, was er sagt, grammatifclisch Forrest und mit dem Aplomb, eines Demosthenes vorträgt, so wirft er auf Seinegleichen mehr, ob­ es ein Gambetta oder Thiers könnte, Was ist Herrn Joseph Prudhomme’s3 Stellung in der bürgerlichen Gesellsshaft ? Er hat dreißig Jahre lang Daten gedreht, Gyps in das Mehl, Sand in den Zuder und Brodfrusten in den Kaffee gemengt und der Aus­­dauer in diesen Künsten zwölftausend Francz Renten erworben. Sehr ist er von den Geschäften zurückgezogen und lebt nur mehr der Erziehung seines Kindes und den öffentlichen Angelegenheiten. Im seinem Quartier erfreut er sich der allgemeinen Achtung und er verdient sie auch­, denn­ er ist er Mutter der bürgerlichen und menschlichen Anständigkeit. Seit er nicht mehr seinen Laden hält und nicht weiß, was er Sonntag vormittags anfangen soll, geht er regelmäßig­ zur Messe und Predigt ; Seit ihm der Arzt wegen eines Magenkatarrh’3 alkoholische Getränke verboten hat, sieht man ihn nicht mehr in den Cafes petite Berret trinken. Er ist in Sachen der Religion freien Gedanken nicht unzugänglich, würde aber lieber falten, als sich selbdreizehn zu Tische sehen. Er haft die Revolution, fohrei­ aber am lautesten mit, wenn er den Anschein hat, daß die Emeute siegreich bleiben wird. Das ist überhaupt einer der bemerkenswerthaften Charakterzüge des Herr Joseph Brudhomme: seine grens­zenlose Feigheit, seine tiefe Niedertrac­ht und absolute Gesin­­nungslosigkeit. Im Jahre 1792 heult er am lautesten nach dem Kopfe des Königs, im Jahre 1816 geht er am ersten zur „messe expratoire”. So lange Napoleon ein Heer hat, schmüdt Prudhomme jedes seiner Zimmer mit vier Bildern des großen Kaisers ; sowie er ein Gefangener ist, nennt er ihn das Forsifche Unthier. Während der Kommune fraternis firt er mit den rothen Horden und wagt es nicht, mit seiner hundertfachen Mederzahl fünftausend Narren und Gaunern das Handwerk zu legen , sowie aber die Truppen der Nez­vierung Ordnung gemacht haben, überschwenkt er alle P­olizeipräfekturen mit anonymen Denunziationen gegen alle Welt und seine Schwiegermutter. Sein ewiges Rai­ fonniren und Beligrwilienwollen , seine ewige Tabelluch und Unzufriedenheit macht jede Regierung auf die Dauer unmöglich, allein sowie seine richtige und kleinliche Oppo­­sition sie zu Falle gebracht hat, fehreit er nach ihr wie nach den Fleischtöpfen Egyptens. Herr Prudhomme verfolgt mit einer grenzenlosen Harfe und einer bitteren instinktiven Feindschaft jedes Genie, jede außerordentliche Erschinung ; dagegen patronisirt er mit gnädiger Dönnermiene die talentlose, korveste Mittel­­mäßigkeit. Er erkennt seine Autorität an und erklärt, nur seiner eigenen Leberzeugung zu folgen, wiederholt aber in Wirklichkeit mit jänmerlicher Urt­eilslosigkeit am Abend vor einem Kreise andächtiger Mitbürger — natürlich als seine eigene Weisheit — alle die albernen Vermuthungen und einfältigen Kombinationen, die er am Morgen in fei­­ner elenden Ein­haus Zeitung gelesen hat. Das Alles it aber weit entfernt, ein vollständiges Bild des Herrn Prudhomme, „Klugmann“ zu sein. Es ist überhaupt leichter, ihn aus feinen Thaten, als aus feinem Porträt zu erkennen. Es genügt nicht, feinen diden Bauch, fein glattvasirtes Gesicht, feinen zahnlosen Mund, feine dicke, goldene Kette und feinen übertriebenen Stehfragen zu sehen; man muß ihn in der Aktion beobachten, man muß ihn sprechen hören, und so hat ihn Monnier dem Leser und Zuschauer vorgeführt. Indes wird auch aus dem matten Porträt klar, daß Herr Prudhomme nichts weniger als sympathisch it. Und eigentlich nicht einmal recht somisch. Man k­ann über seine Unwissenheit, Kurze fichtigkeit und Stupidität einen Moment lang Schmunzeln, allein dann wird doch feine Entrüstung über seinen faire­r, selbstgefälligen Dünfel die Oberhand gewinnen. Wenn jedoch Herr Joseph Prudhomme nicht sym­pathisch und nicht eigentlich komisch ist, so­lt er dafür überaus wahr und natürlich, ich möchte beinahe jagen erschrechend wahr und natürlich. So lebt, so denkt, so spricht der Durch­­schnittsfrangose, wie ihn Monnier in Prudhomme verförs­tert ! Dieser Mann hat seine Landelente gekannt, wie sein ? f Zhab zzmedb Et tt N

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