Neues Pester Journal, Februar 1877 (Jahrgang 6, nr. 32-59)

1877-02-23 / nr. 54

«. 23.Febekr­eiß 77.—.« Vorgehen er für empfehlenswerth­­ält. Anderwärts, a tn jedem anderen Lande, hat eine Bartei ihr Pro­­gramm und ihre Politik; bei und hat sie Nichts von beiden. Anderswo berathen die Seiten der Bartei untereinander, bei und nicht. Anderswo werden in den Barteikonferenzen die auf dem Tapet befindlichen ragen eingehend diefut­rt, bevor die Partei Stellung zır denselben nimmt, und die bezüglichen Entwürfe werden oft genug verbessert und modifizirt — bei uns macht die Negierung vor ihrer eigenen Partei aus Allem ein Geheimmiß und läßt dann die Sache, wie sie dieselbe eben fertig gebracht hat, einfach in Bausch und Bogen acceptiren. Anderemwo ist der Parteiführer der Sprecher, welcher die Ansichten der Partei verdolmetscht, und wenn beispielsweise Stadstone als Privatmann eine Nede hält, 10 fällt er der liberalen Partei in England nicht ein, die Verantwortung für dieselbe zu übernehmen — bei und ist der Parteiführer der Kapitän, auf dessen Kommando die Armee marschrt, gegen dessen Ansicht und Urtheil es seine Appellation gibt und der Senen, so da ungehorsam sind, auch die ent­­sprechende Strafe zu diftiren weiß. Und eine solche Praxis nennt man parlamentarisch und eine Partei, die so vorgeht, nennt sich liberal! Wie hat sie die Partei während der langen Dauer der Ausgleich-Verhandlungen verhalten? Ihre Haltung war eine Satire auf das Prinzip der Volfövertretung. Seit zwei Jahren tagt Diese Majorität im Hause; während dieser Zeit hörte man aus ihrer Mitte mit zwei auf den Ausgleich bezielte Interpellationen und diese waren von der Negierung bestellt. Weiter hat die Partei niemals vom Ausgleich gesprochen; sie gab ihre Ansichten nicht bekannt über Die wich­tigsten Fragen, welche die Zukunft des Landes be­­treffen, sie nahm auch nicht ein einzigesmal Stellung zur Vertheidigung der Nechte und Interessen des Baterlandes , sie erkundigte sich sein einzigesmal darnach, was die Regierung eigentlich anstrebe und mit melden Mitteln sie eS anstrebe — mit einem Worte, die Partei that in­ Hause nichts Anderes, als daß sie in einem Wort gehorchte. Und was hat die Partei im Jub gethan? Sie halte nach der Gunst der Negierung oder ließ sich von der Tegteren einschüchtern. Allerdings hat die Liberale Partei an der Ausgleichsaktion der Regierung nicht theilgenommen — sie hat sich eben von der Regie­­rung ganz aus der Politik ausschließen lassen, und hat die Verantwortung für den Ausgleich auf das Kabinet gewälzt. Nie jedoch wird diese Partei den Vorwurf von fi weifen können, daß sie durch ihre Unterlassung ssünden mit Schuld trägt an einem Anschluß des Ausgleiche, wie wir ihn Heute zu ber­­eichnen haben. ·· Diese Partei aber,in welcher der kom­tatliche Obskurantismus des gewesenen linken Centrums eben­­so dominirt,wie in ihrer Regierun­g die komitatliche Kirchthurmpolitik,und welche sich m­it unerhörter Anmaßung und Unwissenheit zur Leistung der ver­­wickeltsten Fragen gestellt,zur Lösung von Fragen, die einen europäischem­ Gesichtskreis und Fachkenntni­ß erforder11;——diesengte—i,welch­e das Junkerthurn als politische Qualifikation betrachtete und den mo­­dernen Staatsideen Strieg erklärte in dem Wahne, daß man ein Land wie Ungarn mit verbrauchten Li­beralitätsphrasen und mit Karteskf­iffen regieren könne. Diese Partei hat den Beweis dafür geliefert, daß die gewesene Linie nicht nur darum nicht regierungsfähig war, weil sie die staats­­rechtliche Opposition fortseßte, sondern an darum, weil sie sich nun einmal nicht auf die Kunst des Negierend versteht, und weil ihr zu dem Zebteren in gleicher Weise das Können und die Moral fehlt. Und wenn der unglückliche Ausgleich einen Nußen hat, so ist es der, daß es sich nun herausgestellt und erwiesen hat, daß Ungarn der Kulturze femente nicht entrathen kann, daß eine Tablabiro-N­egierung und eine Korte3:Majorität nimmer als ausreichend betrachtet werden können, wo es gilt, die schm­­erigen Fragen Des Landes zu Lösen. Die gewesene Dealpartei und ihre Politik, welche materielle Inteligenz, Kultur und Bermös­gen repräsentirte, und welche von der seßt regieren­­den Opposition jie so Lange Nergeleien an ihrer Ehre und an ihrem Patriotismus gefallen lassen mußte, bis sie abdizirte: diese Partei steht Heute, nach dem kurzen Zeitraum zweier Jahre, glänzend rehabilitirt da! Die Nation aber wird Die Lektion bitter bezahlen müssen, welche sie durch die Ber­­leugnung de Europäerb­und allerdings ver­­dient hat. «t­s- Aiumänische Bersprechungen, Budapeft, 22. Februar. Sn einem Wiener Dlatte begegneten wir ger­stern der Meldung, der rumänische Vertreter Herr Balatjdano habe dieser Tage Audienz bei dem ge­­meinsamen M­inister des Auswärtigen genonmen und diesem die Zusicherung ertheilt, daß Rumänien für alle Fälle strikte Neutralität bewahren werde. Da die Regierung des Fürsten Karl allen Grund zur Annahme habe, daß Nukland an die Ossupa­­tion der vereinigten Fürstenthümer nicht denke, so werde sie Die Neserven entlassen und den Tru­ppen­­rand auf das normale Friedensmaß reduziren. Wir wissen nicht, wie Graf Andraffy diese Erklä­­rungen entgegengenommen, aber wir glauben, daß trog des diplomatischen Anstands ein ironisches Lächeln seine Lippen umspielt hat in dem Augen­­blicke, da ihm der Vertreter des Fürsten Karl von Rumänien so merkwürdig wunderliche Dinge er­­zählte. Wir, die wir an diplomatische Formalitä­­ten nicht gebunden sind und die wir, Gott sev3 ges dankt, das Recht besigen, frei herauszusagen, was wir denken, wir hätten wir deren Balatfchann eine Antwort bereit, die verständlicher wäre, als das diplomatische Lächeln des Grafen Andrasiy. Wir würden und erlauben, den Vertreter des Fürsten Karl daran zu erinnern, daß sein Herr vor noch nicht zwei Monaten Umfrage bei den europäi­­sen Mächten gehalten hat über die Haltung, die er einem eventuellen rufsischen Grimariche gegen­über einnehmen und ob er sich auf Seite der Rus­­sen oder auf Seite Oesterreich Ungarns und Eng­­lands stellen solle. Wir würden dann die That­­fadhe in sein Gedächtniß zurückrufen, die ja ohne­ dies in der eintonäischen Breffe vit genug foista= tirt worden, die Thatfadhe, daß die befragten Mächte es ablehnten, das Fürstenthum auf Die eine oder Die andere Seite zur zerren, ja, daß sie — er waren ja dazumal die Konferenzverhandlungen vor der Thüre — eine Divergenz zwischen Rußland und den übrigen Mächten geradezu negirren, eine eint= seitige Barteinahne Rumäniens somit als unwdthig erklärten und sie mit dem wohlgemeinten Nam­e genügten, das Fürstenthum möchte unter­ allen Ur­ständen seine Neutralität bewahren und wenn es durch die Ereignisse überrascht werden sollte, erst vor der Mebermacht nach erhobenem P­roteste sich zurücziehen. Und nachdem wir Diese Erinnerung im Gedächtnisse des Heren Balatichano aufgefrischt, würden wir ihm vorhalten, was Rumänien int M Wirklichkeit gethan und wie schlecht es seinen Pflich­­ten als „Belgien des Ostens” — man ambitionirt ja in Bufarest diese Nolle 10 gern — bisher nach­gekommen. Vorher aber würden wir ihm noch be­­greiflich machen, wie wenig Werth wir auf seine Bersprechung, die Neferven zu entlasfen, legen und wie gut und die Motive dieser nicht erft zur bes­­chließenden, sondern thatsächlich schon seit dem Ende des vorigen Monats vollzogenen Maßregel bekannt sind. Ja, die Neserven sind bereits seit Monats­­frist entlassen worden, sie wurden in die Heimath geschickt, nicht um einer Pflicht der Neutralität zur genügen, sondern vielmehr um­ dieser Pflicht zu ent­­gehen. Denn um jene Zeit, da diese Maßregel in’s Merk gejeßt wurde, da war die mit Rußland in Betreff des Durchzuges russischer Truppen abge­ ichlossene Konvention bereit perfeit und die ein­­heimischen Reserven wären unter solchen Verhält­­ne eher eine Verlegenheit, denn eine Hilfe des wegen­ tritt, die wandhohen Spiegelscheiben fällt­ ihm die ganze Herrlichkeit des zu feinen Füßen Brandenden Bosz­porus ins Auge, sein Fuß wandelt auf feinem Porzellans auf den elastischen Teppichen von Simyrna, mit vollen Zügen nimmt er den Duft blühender Mann und glühender Azaleen in fi auf und feinem Spre schmeicheln die fremdartigen Töne, mit denen Schnees weiße, rothgeschnäbelte Vögel — unserer Singdrosfel an Bestalt und Gesang nicht unähnlich — in goldenen Käfigen einander zu laben scheinen. Und so geht es fort durch das ganze Erdgeschoch, in dem der Komfort des Grandseigneurs­tets von dem Raffinement des Sybariten in den Schät­­ten gestellt wird. Abgeschlossen wird das Erdgeschoß durch­ den berühmten Empfangssaal, in welchem d­en Gelegenheiten Gemadhe die die Großwürdenträger Tema­fid bei festi: des Neid­es um ein prachtvolles, von erotischen Ge­wächsen umgebenes Marmorbaffin zu schaaren pflegen. Doc nicht immer sind­e3 Huldigungsadfiten, die des Neic­es Stüben in diesen Seal führen und der arme Abdul Aziz, dem in dem ans fickenden des Scheiksal-slamz verlesen wurde, welche ihm seine Entthronung verkü­ndigte, wußte hievon ein gar trauriges Lied zu singen. In das Treppenhaus, welches feine Dimensionen an den fein Licht durch das Mubinglas, der Dede erhält,führte unser nächster Weg. Wir fiegen die mit Eichengetäfel ausgelegten Stufen, deren Gelän­­ter sich auf ver­undene Säulen aus Krystall ftüten, in das erste Stocwerk hinan und traten in einen fibergroßen, duch Budapester Nedoutenfanl er­­innernden Raum, der mit erquifiter Pracht ausgestattet ist. Korinthische Säulen mit Teichvergoldeten Kapitälern har mit dem " Tostbarsten Material geziert ist. Ein Glasfronfeuchter mit zehntausend Flammen ist berufen, den ungeheueren Raum vorkommenden Falles zu erhellen ; doch ist dieser Fall bisher noch nicht eingetreten und nur vor dem Sturze Midhat Paicha’3 war derselbe in baldige Aus­­sicht genommen. Wir befinden und nämlich in dem präsumtiven Thronsaal und gelegentlich der Eröffnung des ersten ottomanischen Parlaments. Die ber­­am­tlich in die ersten Märztage fällt, sollte der Padischah die Abgesandten der Nation in diesem Saale in feierlic­h­er Audienz empfangen und bemirthen. Ob nun auch nach der Entfernung Midhat Paicha’s die ottomanischen Volksvertreter dnd von den zehntausend Flammen des ge= fegentlich der­ lechten Bariser Weltausstellung vielbemunder­­ten Zutters beleuchtete Antli$ Sr. fonstitutionellen Majes­­tät zu sehen das Glüd haben werden, wer könnte das heute voraussagen ! Wieder ist es eine unendliche Zimmerflucht, durch welche wir, unter Anführung unseres überaus waschen Gi­erone, dahineilen. Nur in einem Gemache von selt­samer Gestalt dürfen wir eine Minute lang verweilen ; es ist des Großherrn sogenannter Rauchftost. Die ventis Yirbare Dede ist aus Krystallglas, die Wände bestehen aus durchsichtigen egyptischen Alabaster, Porzellanplatten bil­­den den Estrich dieses Raumes, der gemeintermaßen an eine Laterne erinnert, nur daß die Stelle der Flamme ein aus einem Krystall-Baffin aufsteigender Springquell vertritt. Dann geht es wieder im Dauerlauf durch das „Arbeitszimmer“ des Großheren, einen geräumie gen Saal, in welchem ich auch ein Buch, und zwar einen Ber­­ih­t über die Ausstellung in­ Philadelphia bemerkte. Auf dem Schreibtische konnte ich seinen Federhalter und feine Stahlfeuer wahrnehmen; nur „Ralame”, das sind Rohr­­stifte, die zu der eigenthümlichen arabischen Schrift geeignet sind, schien das Schreibetui Sr. Majestät zu verwahren; ein Anzeichen dafür, daß Abdul Hami sich nicht mit Französischen Schreibereien zu befassen pflegt. Und nun gelangten wir in sie aus einem Stüd Alabaster ausgehauen, so sorgsam sind die einzelnen Platten an­einander gefügt ; der Estrich besteht aus carrariichen Marmor und das Licht fällt Ausstattung der Badezimmer -besteht türkischer Sitte gemäß aus — nichts ; es sei denn, daß man die Was­­serhähne, welche in Mannesgürtelhöhe Austattung zählen würde. Im angebracht sind, zur nämlich feine Art von Wannen oder Baffins , da das Haupt­moment des Badens in den falten oder warmen Wass­­erqu­antitäten liegt, die sich nach der Frottirung und Knes auf dem Boden liegenden Badenden­ ergies­chen. Ein dunkles Gerücht meinte, daß eine dieser­ großen Alabasterplatten zurüctreten könne und daß man sich dann in den Regionen befinde, in welchen noch immer der Riglar Aga— zu Deutsch) das Eunuchenoberhaupt — Herr über Tod und Leben ist ; allein das Gerücht blieb ehr in schwer verzeihlicher, aber leicht erklärlicher Reugier erbrei­tete. Als Achmed Bey zu fragen, ob es von hier aus in den Harem führe, meinte er mit seinem freunde­lichsten Lächeln, das wisse er selbst nicht. Nun, besser als ein kaiserlicher Flügeladjutant braucht auch, ein fremder Yours nalist in Dolma,Bagdiche nicht bemandert zu sein. Der Radweg führte uns durch einen etwa dreihundert Schritte langen, abwärts führenden Korridor, der moderne Meister, wie Fromentin, Schreier, Meissonier, und manches Gemälde — bei Bildern kann man auch vom Breife sprechen. — toftet seine 40—50,000 Francz. Die meisten Inventarstiche der Galerie schienen sogar auf Bestellung gemalt zu sein, denn sie stellten wunderschöne DOdalisten, vollkommene Araber Stuten und vollendete Hundearten dar. Am Ende der Galerie angelangt, blieb ich wie angewandll. Dur­­getäfel oder delbäume gen die Dede, deren Studverfleidung ebenfalls dur) Die Steigftalltafeln trng über den als ig­­mid ein, welche mäldegalerie Sr. Majeftät repräfentirt. die Dede auch hier bilden, türkischen Bade gibt es dunkel und“. die Ges­t 3 gibt hier Schöne a

Next