Neues Pester Journal, Mai 1877 (Jahrgang 6, nr. 120-149)

1877-05-30 / nr. 148

ir ae ,­«"v-i-« ? jegang Ne. 148. 2 « ..«, mn. FE ? társ Éz tévé ibonnement: Ganz. fl. 14, halbi. fl. 7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. Das „Neue Bester Journal“ erscheint täglic, auch an P­osttagen. Mittwoch, den 30. Neuaktion und Adm­inistration: Einzelne Nu­mm­ern 777] LeopoldsI. Kirchenplat Nr. 2. Inserate nach anfliegendem Banif, Die Folgen­ des Krieges. Budapest, 29. Mai. feder die Linien und Umriffe der gewaltigen Mess­gestaltung, welche Rußland arm unseren Grenzen aufrichten will und welche in Zukunft unser Land überragen, Bedrohen und isolizeit sol. Zwar die Diplomaten­ und Minister, lächeln mit Uieberlegen­­heit ob Dieser Besorgnisse.­ Has nicht der Graf sein Wort verpfändet, seine Eroberungen zu machen ? Und steht nicht Europa bereit, dem Wortbrüchigen, die­ Beute zu entreißen? DO, diese ewig lächelnden M­eifen und Tausenv­ünstler, die troß aller Er­­fahrung noch nicht willen, daß Die Verhältnisse stärker sind, als des Grafen Wort und der Diplomaten Entschlüsfe, und daß ein großer Sieg der Nuffen die Welt im Oriente in ganz anderem Lichte zeigen und alle Anhaltspunkte für Die­jebigen Ansprüche der Diplomatie über den Haufen stoßen wird! Aber nein! Der Graf sol nach allen Geld­­und Menschenopfern, die ex bringt, sein Mort Halten! Leider kann er es halten, ja es ist gerade das Schlimmste, was zu befürchten steht. Gegen Eroberungen Nußlands würden sich­ vielleicht Doch einige Mächte zum Widerstande erheben — aber welche Macht wird zur „Unterdrückung” der Bul­­garen interveniren? Und ist die Befreiung‘ der Bulgaren nicht für ung­­efährlicher, als wenn Ausland einen Feben Landes an­ft­riffe? Denn die Bulgarei bildet den Rücenwirbel der Türkei in Europa, die Bulgarei erstrebt. fi­ . von den­­­meer, und die Anzahl der Bulgaren — außer den Mohamedanern in dem Lande — beträgt nach Ranig fünf Millionen Köpfe. Oder ist es etwa ein Phantom, daß Rußland eine­ Bulgarei herstellen will? Nein, im Gegentheil, es ist das offen aus­­gesprochene Programm M­ußlands. Der Graf hat seitdem die ersten drohenden F­eierzeichen im Orient aufgestiegen sind, hat sich der Bevölke­­rung Ungarns das dunkle, aber­ unabweisbare Wort er die De­ berelle mitbringen, sie werden, wohin sie kommen, eine­ autonome Negierung und Gerichtsbarkeit ein­legen und Milizen bilden und bewaffnen. Sie wer­­den mit einem Worte die Gelegenheit benn­gen, um­ eine feste Organisation in Bulgar­­ien herzustellen und einen tiefen Schnitt gegen­ die MoSlemd und besonders gegen die türklsche Gefahr aufgedrängt, daß eine ernste Ge­fahr gegen unser Land im Anzuge sei. Bergeblich war alle Kunst der Beschwichtigung und Vertröstung gegen dieses­ allgemeine Gefühl. Dieses äußerte sich vielmehr bei jed­er Gelegenheit mit seinen Sympathien und seinem Mißtrauen, seiner Liebe und seinem Haffe, feiner Hoffnung und sei­­nen Sorgen. Der gesunde Sinn der Be­völkerung ließ seine Augen nicht ablenken von der immer näher ru­henden Gefahr. Und aller Boraussicht nach wird diesmal wieder zu spät das Wort triumphiren: Volkesstimme Gottesstimme ! Koch Haben kaum die­­ ersten Kanonenschüffe an Donaustrande den Vorhang vom Kriegstheater gehoben, und schon enthüllen sich immer, plastiz Herrschaft auszuführen. Natürlich müssen dann­ die " Befreier" vorläufig im­ Lande bleiben, um die Bevölkerung vor Unterjochung und „Mafsacres" von Seite der Türken zu hüten. Eine Interven­­tion der Mächte zur „Unterdrückung“ der Bulgaren ist gewissermaßen ein Unding, wenn Rußland sich verpflichtet, das Land nach einem gegebenen Zeit­punkte zu räumen.. Und die russischen K­eere fönn­­ten, nachdem sie die türkische Herrschaft in Bulgarien gründlic ausgemerzt und der autonomen Negierung festen Halt gegeben, leichten Herzens das Land rö­men. Einen größeren Erfolg, als diese Rescchöpfung Bulgariens kann Rußland in einem Feldzuge nicht erreichen. Die türkische Macht in Europa wäre fast bis auf einen Brüdentopf am Bosporus beschränkt, die oberhalb Bulgariens liegenden serbischen und bosnischen Gebiete wären von Numelien gänzlich abz­uesänitten. In dieser traurigen Gejstalt stü­nde Die Türkei da. Rußland selbst würde das dichte Gegen­­bild sein. Bulgarien läge , dem Grafen zu Füßen­, die Machtsphäre Rußlands wäre bis zum Mittel­­meere ausgedehnt und es würde im goldenen Glanze der Uneigenmüßigkeit, als siegreicher Protestor der Slawen dastehen. Und was die Hauptsache wäre, mit Bulgarien wäre ein flavischer Wall um Oester­­reich - Ungarn gegründet und eine feh­wer über­­steigliche Grenze zwischen und und der Türkei aufge­richtet. Diese Gefahren und dieses vielleicht wie wieder gutzumachende U­nglück stehen nicht etwa in der Ferne, die Neuschöpfung Bulgariens ist viel­­mehr das Geringste, was Rußland nach seinen Programme durch Siege über die Türkei erreichen muß. Selbst eine Mediation der Mächte nach dem etwaigen ersten Siege der Nuffer an der Donau könnte nicht mehr die Infurgirung und Herstellung Bulgariens aufhalten. Und dies Alles ist sein Ges heimniß, sondern laut verfündetes Programm und wohlberechnetes Ziel des russischen Angriffsßries geh — und alles dies willen unsere Diplomaten und Minister gerade so gut, wie wir. Und troß dieses Wissens lassen unsere Minister und Diplomaten ruhig die Russen gewähren und die Donan-Mündungen bis zu Salonikt am Mittel­­­ tungen infurgiren,­n wozu sie die bulgarische Legion­­ Ereignisse ihren Lauf nehmen. Zur Beruhigung der fein verbfändet, Daß i freiung der christlichen Bevölkerung und flavischen Bilder vom Hohe der Moslems: . dburd: führen werde. Was aber der Czar unter dieser Befreiung der christlichen Bevölkerung versteht, ist ebenfalls bestimmt fundgegeben worden. Die Bef­­reiung besteht in nichts Anderem, als in der Ein­führung einer vollständig autonomen Verwaltung und Gerichtsbarkeit, in einer festzufeßenden, be­­stimmten Geldleistung 065 Landes an das tür­­kische Reich, in der Hebertragung der Landesregie­­rung an s christliche, unter Mitwirkung der Mächte ernannte Gouverneure, in der militärischen Off­ pation des Landes bis zum völligen Ausleben­­treten der Reform, kurz: in der­ Durchführung aller Forderungen, die Nubland am Beginne der Konferenz aufgestellt hat. Fürst Gortschafoff hat in seinem Rundschreiben an die russischen Botschaf­­ter vom 24. 9. M. bereits ausdrücklich erklärt, daß das Londoner Brotofoll famm­t allen­ feinen Modifikationen und A Zugeständnissen mit dem Aus­­bruche des Krieges für Nußland nicht mehr DOC handen sei. Und was ist natü­rlicher und gewisser, als daß Nußland, wen es Siege in Bulgarien erficht, zu seinen sprünglichen Forderungen zu­­rückfehren werde? Eher steht wohl eine Erweite­­rung, als eine Beschränkung der ursprünglichen Forderungen zu erwarten. In welcher­­ Weise sich aber dieses, durch­ fremde Massengewalt befreite und mit so einschneidenden Notrechten ausgestattete Bulgarien weiter entwickeln und zur türkischen D­berhoheit verhalten werde, das beweist die Entwickklung, welche Serbien und die Moldau­ Walachei genommen haben. In dem Morgenblicke, in welcem Bulgarien dic­ russische Waffengewalt diese Verfassung erhält, in Bulgarien für die Türkei verloren. Man muß sich zur Marmachung des Gad­verhaltes nur den Gang vorstellen, den die Ereige­nisse in Bulgarien nehmen werden, sobald die Nuffen Siege erfehten. Die Nuffen, noch befiedft mit dem Blute der Türken, werden überall die türkische Herr­­schaft umstoßen, sie werden das Land nach allen Rich­ s- Bien 4 Seiten Beilage, enthalteny Pie Roman Hertiung, Die Entführung der Fürsin Efhawtsdawanfe. — Eine Geschichte aus den­ astatischen Grafenreich. — Der Orientkrieg, der sich naturgemäß über zwei M­elttheile ausdehnt, lenkt unsere Blide gegenwärtig auch nach den entlegenen türkischen und russischen Länderstrecken in Aften, und nöthigt und nur zu oft, das über diese fremde Seine aus unserem Gedächtnis Entschwundene oder darin nie vorhanden Ge­wesene nicht nur auf den Landfarten aufe­zusuchen, sondern auch in den Tabellen der Geschichte. Treue Sch­ilderungen von den Bölfern und ihren Sitten jener ausgedehnten friegführenden Neiche müssen uns den Schau­­plad und die Helden verlebendigen und nahe rüden. Bei diesem Studium, von der dbfangt und wechselvollen Zeit ge­­boten, bleibt das Auge doch auch manchmal an einem Lichte­punkt haften, der den Ernst der Arbeit unterbricht. Wir­ fühlen uns prößlich von einer grünenden Oase inmitten der Zahlen Kulturwarten, die wir durchstreifen, angemuthet z die ungegenerliche Geschichte tritt zurück und macht Geschichten Pla; wir glauben­­ plößlich, eine Bal­lade, einen Roman, eine Novelle zu lesen und sind dem erst­lärenden Führer für die kleine Erfrischung dankbar, Beforte ‚ gegenwärtigen Ereignisse wohlvorbereiteten Empfänglichkeit­­ großer Uebermact angegriffene Festung vertheibige, aber unserer Leser zu begegnen, indem wir eine folge fleinelidon mit feinen Angreifer fertig zu werden hoffe. Der romantische Cinstrenung aus dem beregten Eude für die­­ Familie rieth er, ruhig bis auf Weiteres in Tfinondale zur heute mit der uns von den Naumverhältnissen eines | bleiben­ Tageblattes auferlegten Kürzung entnehmen. Am 1. Juli bemerkten die Bauern von Gute, wie‘ Unter den Berghäuptlingen, die mit Rußland um |jenseits des Flusses Alafan im ziemlich weiter Ferne den Befig der Faufanischen Landihaften stritten, nimmi­ Feuerabrünfte sichtbar wurden. Es blieb sein Zweifel, daß der bekannte Schamyl den­­ ersten Rang eig. Ungeachtet , dort feindliche Streifpartien sengten und plünderten, seiner niederen Herkunft — er war der Sohn eines armen Die Bauern in Tsinondale schliffen ihre Waffen und Hirten — erhob er sich zur Wü­rde eines Imam, d. h. drangen inständigst in die Fürstin Tichawtshawadse, mit eines Oberpriesters, womit zugleich die höchste weltliche­­ ihnen in die Wälder zu flüchten. Diese, wie viele Georgierinen Gewalt verbunden war. Etwa fünfundzwanzig Jahre eine muthige und namentlich stolze junge Frau, weigerte kämpfte er" gegen die Macht Nurlands mit ungewöhn­­­ sich, eingedent der Weisung ihres Mannes, das Schloß zu liehen Glüde und einem unerschütterlichen Muth. Dennoch verlassen­ ATS die Bauern sahen, daß ihre Bitten vergeb­­wurde er besiegt und gefangen, Kaufaffen neuerlich unter­ sich waren, pachten sie eilig ihre Habseligkeiten zus­­iocht. Im die Zeit dieses Kampfes fiel die interessante jammen und eilten mit ihren Familien den fehüßenden GSpisode von­ der Gefangennahme der Fürstin Ti­ch­a­we | Wäldern zu. Iihamwadje. Den folgenden Tag brannten wieder, fon näher, Fürst David: Ifhawtihawadse, jetz General:­leinige Dörfer. Nun fing die Fürstin selbst an, unruhig lieutenant in Tiflis, i­ der bedeutendste Gutsbesiger in [zat werden und gab Befehl, Silberzeug, Schmuch und Georgien. Den Sommer pflegte der Fürst, meist­ auf seinem­­ sonstige Kostbarkeiten einzuladen. Schofje Tjinondale bei Telafi,­­ an den Ufern des Alafan, Unterdessen erschien ein angeblich­h armenischer ! ders went er sie uns reicht, ohne und zu weit vom Wege, mit seiner Familie zuzubringen. Im Jahre 1854 hatte der abzuziehen, ohne den Charakter eines Hauptbildes zu ver=| Fürst, als rufftiger General, in Dienste stehend, sich­ eben wwischen, |auf3­ Land zur Sommerfrische begeben und verlebte‘ die Solojer Ruhepunkte für Die zeitgebotene Wiffeng= : schönen Sommertage fern von überheigen Tiflis’ im Kreise sier finden wir, nicht wenige auf inschen bei: Spamer in­ seiner Familie, als ihn plößlich ein Ordonnanz = Kofak Leipzig so eben erschienenen „Bildern und Schilderungen “ einen­ Brief überbrachte; es war der Befehl, das Kommando Kaufmann im SAloffe, der um Aufnahme in der Nacht bat. Er behauptete, daß er beträc­htliche Summen Gel­­bes bei sich führe und sich fürchte, allein weiter durch’s Land zu reisen, da die Leighier rings under die Gegend durchstreiften und unsicher machten. Die junge Fürstin befahl, ihn aufzunehmen, aber streng auf­­ ihn zu achten aus allen Theilen des Grafenreichs im Asfen". Die Herz, einer zwei Tagreifen von jenen Befisthum­ entfernten­­ und ihn bei der ersten verdächtigen "Bewegung nieder zu- Festung zur übernehmen. Etwa vier Tage nach der Abreise des Fürsten er­­ausgeber Laufenau und Delsnik führen als gewissenhafte Kenner ihres Terrains uns zunächt nach von­ Kaukasus, S Schießen. Die Neifevorbereitungen waren unterdessen ges den bei aller starren Wildheit doch, auch das rosige, Licht , hielt die Familie ein Schreiben,­­ im welchem er derselben troffen und man regte sich schlafen. Gegen Tagesanbruch der Romantif umbhüllt, und wir glauben “einer durch die­­ mitiheilte, daß er eine von den Lesahiern Schamyl’3 in­ wurden die Bewohner des Schlosses durch einige Flirtene­­­­­r sowie Das „Zhenter­ und Neramitsinasblatt”, ar söété.

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