Pester Journal - Abendblatt, Mai 1877 (Jahrgang 4, nr. 3-25)

1877-05-23 / nr. 19

HZ .4EENDLA·PT.» rn a EISBRERENFIHRNAFER Abonnement für Budapest mit täglich BEER: Zustellung, für die Provinz . einmal. Bestversendung : monatf. fl. 1.10, zmweim. fl. 2.15, viertelj. fl. 3.10, balbj. fl. 6. Das Abendblatt des „Reiter Journal" ersceint täglich, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen Nachmittags:nach 2 Uhr. Redaktion: Göttergasse 2. Adminiftration : Göttergas se ©. Mittwoch, den 23. Mai. Einzelne Nummern : REN bes Abendblattes 2 kr. Inferate für das Abendblatt werden billigt berechnet. BETTIKTEGÁLAKESZÜT TOT Das rumänische Königreich. Budapest, 23. Mai. Rumänien steuert immer näher seinem Ziele zu, ein souveräner Staat in der europäischen Staaten­­familie zu werden. Man schreit Hier Zeter und Mor­dio darüber. Wir w­üßten nicht, was uns gleichgültiger nieße. Luiopu zuyn genüg keine Stuaten. Die Yes manchen beunruhigen und in sich selbst alle Erxistenz­­bedingungen begiben. So die industrielle Schweiz, Holland, Belgien, die unsere Bankier sein könnten, Dänemark u. f. f. Die Theorie, daß nur die Schwäche der Nachbarstaaten die eigene Stärke begrü­nde, ist längst überwunden. &3 bestehen rehhr so große kom­­pafte Nationalstaaten in Europa, wie nie zuvor, ohne daß das europäische Gleichgewicht dadurch im Gering­­sten alterirt wurde. Die Gleichgewichtstheorie leidet überhaupt zu sehr an dem Mangel an P­räzision, um die Hidtjanui für die fernere P­olitik Europas abge­­ben zu können. Entscheidend für ein Staaten gebilde it nur seine innere Lebensfähigkeit. Man fürchtet aber Hier ein eventuelles König­­reich Rumänien aus zwei Gründen. Erstens sieht man darin nur eine Vorbereitung des russischen Protekto­­rats über die untern Donauländer, zweitens fürchtet man den dekomponirenden Einfluß des Königreichs Rumänien auf Siebenbürgen. Mum, beide Gefahren bestehen thatsächlich. Und beiden Gefahren muß begeg­­net werden. Wir leugnen aber, daß Anlaß, Zeit und Gelegenheit zu­r K­riegserklärung an Rußland, wie sie von den ungarischen Blättern gewünscht wird, se­cht gut gewählt seien. Bezüglich Rumäniens wird es genügen, wie wir schon öfter ausgeführt haben, seine Neutralität un­ter europäische Garantie zu stellen und als Pfand dafür die türkischen Donaufestungen zu beseßen. Sollte Rußland die türkischen Donaufestungen zu Falle bringen, wozu mehr als einige Tage gehö­­ren, dann dürfen dieselben doch nicht in waffischem Besitz bleiben. Ein Krieg mit Rußland ist nur um den B­er­eiß der untern Donau zu führen. Und dazu haben wir genügende Zeit und können unsere Kräfte gehörig sammeln. Die Schlachten werden dann nicht in Serbien,­­ sondern im polnischen Flachland geschla­­gen werden. ist so unsinnig, daß es schlechterdings nur in den Cafes und MWirthahäusern von Jaffy „versichert” werden kann, wenn nicht ausschließlich im­­ Redaktionsbureau der „N. Fr. Br." Es ist im Uebrigen charakteristisch für die Mittel, mit welchen manche Blätter , politié" machen. Budape­st, 23. Mai. + Die Quoten-Deputation hat, wie „Nemzeti Hir­­lap" zu berichten weiß, außer den Daten, die ihr der Finanz­minister ‚vorgelegt, von der Regierung noch mehrere Ausweise verlangt, und zwar a) den Ausweis des gemeinsamen Jahres­­bedarfs von 1868 bis 1875, mit Abzug der eigenen Einnah­­men der einzelnen Bortefeuilles; b) das reine Zollerträgniß in den genannten Jahren; c) den Ausweis der Durchschnitts­­sosten der Rollmanipulation ;; d) die detaillirten Daten bes­züglich der Steuerrestitutionen; e) den Ausweis des Netto­­bedarf3 des gemeinsamen Budgets ; f) den Aus­weis der sub titulo des Grenzgebietes vorgenommenen o perzentigen Ab­­züge von den gemeinsamen Ausgaben und endlich den Aus­­weis der Summe der 3O perzentigen ungarischen Quote in den Jahren 1868—1875 z­wei Di­visio­ne­n belegen zu lassen, um Oesterreich-Ungarn an der eventuellen Intervention zu verhindern. — Das Gerü­cht 3 Im Zoll» Ansichuffe des Abgeordnetenhauses, dessen Verhandlungen Donnerstag beginnen, wird, mie „Nemzeti Hirlap" vernimmt, vor Allem die Ansicht ausge­­sprochen werden, daß die Vorlage über das Zollbü­ndnis insolange nicht verhandelt werden künne, bis die zwischen den beiden Negierungen festgestellten Posten des Bolltarifs der Kommission nicht bekannt gemacht werden. Die Regierung sol nicht abgeneigt sein, die Haupttariffäße in einer geheimen Subkommissionzeigung oder einer anderen dem Gemein­wohl unschädlichen Weise (sonderbar !) bekannt zu geben. #3 Die „N. Fr. Br." debütirt heute mit einem unsin­­nigen Gerüchte. Sie behauptet, in Jolly „werde versichert”, das russische Armeeoberkommando beabsichtige ,­­ die Pässe der siebenbürgischen Karpathen wuch . Die am Ruder befindliche Partei in Rumänien hat er endlich durchgefegt, Die Unabhängigkeit Rumäniens von der Pforte zu proklamiren. Bevor sich die Regierung zu diesem Akte entschloß, ist es im Schooße des Kabinets selbst zu gewaltigen Stimmen gekommen, als deren Konsequenz man den Rücktritt des Ministers des Reutern Gogol­­u K­ea­na ermartete Lebterer war gegen Bratianır für eine Vertagung der Unabhängigkeits-Erklärung, mußte aber diesem nachgeben, da die sogenannte Mittelpartei in dieser Frage die Rothen unterstüßte. Dagegen scheint ein anderes Projekt der Rothen, Rumänien gleichzeitig zum Königreich zu proklamiren, vertagt zu sein. Wiewohl Gogolniceanu in der Unabhängigkeitsfrage nachgab, ist sein­­ Verbleiben im Kabinett noch keinesmegs als definitiv gesichert zu betrachten. Als seinen eventuellen Nachfolger nennt man Basile Boörescu aus der Mittelpartei, welcher bereits die aus­wär­­tigen Angelegenheiten einmal geleitet hat. I Uebrigen ist das Ministerium Bratianu von zwei auswärtigen Ereignissen in den legten Tagen sehr empfindlich berührt worden. Einerseits hat die Yrenßerung des ungarischen Minister » B Präsidenten Tipa anläs­lich seiner Beantwortung der Interpellation Helly’s, da er zweifelhaft sei, ob die Neutralität Rumäniens für Oesterreich: Ungen wünschenswert s fe, das Kabinet und die rumänischen Kammern im eine solche Aufregung verfeht, daß Cogolniceanu sich in der Kammer zu dem Ausspruche veranlaßt fand: die Erklärung Fila habe den Ministern und Deputin­ten gleiches Herzflopfen verur­­fach. Anderseits hat der Rücktritt des französischen Ka­­biners Jules Simon in allen politischen Sphären Bukarests einen überaus deprimirenden Cindrud hervor­­gebracht. Der Krieg. Budapest, 23. Mai. Nach­ den bisherigen Dispositionen erscheint es beinahe zweifellos, daß die Russen den Donau­über­­gang an mehreren Punkten versuchen werden. Wir haben bereits wiederholt die Punkte namhaft gemacht, bei welchen er aller Wahrsceinlichkeit nach stattfinden wird. Bast mit Sicherheit darf angenommen werden, daß bei Braila ein starkes Korps in die Dobrudicha einzudringen versuchen wird, wie Turn Margarelli und 31 mnit­a Uebergangspunkte bilden werden. Die russischen Truppen sind so ver­­theilt, daß sie mit großer Schnelligkeit nach den Brit­­ten geworfen werden können, so es des Succurfes bedürfen wird. Aus Braila wird noch gemeldet, daß die russische Artillerie dort fortfährt, mit ihren schweren Geschüßen zu­ experimentiren. Vorgestern er­­reichten die rufsischen Projektile das mehr als 4 Kilo­­meter entfernte Matschin. E­benso machen die Kojaten häufige Barken-Exkursionen nach dem türkis­­chen Ufer. Ueber die Vorgänge im türkischen Lager an der Donau berichtet man der , Bolit. Corr.* tele­­graphisch aus Auftihut: „Abdul Kerim Rajdja läßt seine untergebenen Korps-Kommandanten fühlen, daß er der allein maßgebliche Serdar Efrem­it. Er läßt sie weder vom Gerassier, noch von Achnted Ejub Pascha mehr viel dareinreden. Er befiehlt und disponirt ganz allein und nach eigene I­ntentionen. Nach authentischen Daten stehen ihn 242 Bat­­aillone (durchschnittlich zu 600 Mann gerechnet), 42 Eskadronen und 265 Cejdjüte zur Verfügung. Die Vertheilung dieser Truppen ist zur Stunde eine solche, daß die beiden Flügel relativ sehr schwach sind. Von Küstendje bis zw Donaumündung um in der ganzen Dobrudscha sind nur 28 Bat­taillone, 6 Efadronen und 32 Geldjüte vertheilt. Nicht viel stärker­ ist die von Widdin aufwärts eb­ellonixte Truppenmacht. Im Centrum, innerhalb des Festungsvieredes Stliftria-Ruftihus-VBarna-Schumfa sind über 140 Bataillone, 32 Eskadronen und 180 Gefüge maffirt. Vor zwei Tagen ging Aziz Pascha nach Swi­­stomo ab, um das Kommando der dort in Eile zu­­sammengezogenen Truppen zu übernehmen. G­w­i­­ttovo und das nahe Turtufai sind bisher gänzlich­ vernachläss­ar w­orden. Geit u ungefähr zehn Fangen wen­det der Generalstab diesen Punkten das größte Augenmerk zu, da man in der erwähnten Ge­­gend bedeutsame Ereignisse zu ge­wär­­tigen scheint. Es sind zunähht Genietrup­pen Artillerie und 1200 Mann I­nfanter­ie dorthin verlegt worden. Ebenso sind 18 Stüdk großer Bofttiong-Gefehte dorthin bee­fördert worden.“ Die rumänische Armee zieht sich vollständig in die kleine Wallachei,wo aber die Truppen über den aus Botuschan in der oberen Moldaueiligsti 1041 i­m Stück Schlachtvieh nach Krajowa geschickt­werden, weil dort vollständiger Mangel aus Verpflegsartikeln eingetreten ist. In Montenegro beginnt es lebhafter zu wer­­­den.So telegraph ist man unter Gestrigem aus Ra­­­gusa.Die Türken in Trebinje haben die Mittheilung" erhalten,daß der Fürst von Montenegro bereits­ am 13.Mai mits Bataillons in Lukovo angekom­­men ist,um Vorbereitungen zur ssBe­«­schießung von Niksic zu treffen.—In Kruppa,2 S­tunden von Metkovich,sind,.« 5000 Mann türkischer Truppen verschiedener Waffen­­­gattungen konzentrirt, äußerst schlechte Verpflegung Hagen. Vorgestern muß­­­..——..­. Kugdemkaukasus. Budapest,23.Mai. Ueber die Operationen der russischen Kaukasus- Armee bis zum 12.Mai geht der»Polit.Corr.«« aus Tiflis unter diesem Datum ein erschöpfender Bericht zu.Wir lassen die lichtvolle Darstellung­ dieser wichtigen Truppenbewegungen hier folgen.«D­as Schreiben lautet wie folgt: Das außerordentlich ungünstige Wetter, welches im Hoch-Armenien anhält, beirrt die Armee in ihren Opera­­tionen lange nicht mehr so wie anfänglich. Auch das bishe­­rige Haupthinderniß, der Fourage-Mangel, ist nunmehr durch Nachsehüüiche von hier beseitigt worden und so haben die ver­­schiedenen Abtheilungen ihren Vormarsch wieder energisch aufgenommen. Von der vom General Loris Melikoff persönlich ge­­führten Hauptkolonne ist am 6 Mai ein kombinirtes Korps, in welcm aber die Kavallerie prävalirte, in der Richtung auf Ka gis­hm­an vorgeschoben worden. Diese Stadt det die Araffer Ebene, zählt 3000 Einwohner, liegt sü­dlich von Jar und unterbricht die Straße Bajazid­-Karst Die Stadt Kagishman it von einer alten Citadelle und 3 neuen Erowerfen umgeben und wird von den Türken als ein ziemlich befestigter Ort betrach­­tet. Aus dem Gejagten ergibt sich die Wichtigkeit desselben für die russische Armee, die in den Besis desselben zu­ kom­­men trachtet. Ein entscheidender Erfolg wird heute von der Rioner Kolonne gemeldet. Schanzen nebst einem türkischen Korps in der Stärke von 3000 Mann mit 2 Feldbatterien machten daraus eine ganz respektable Stellung. General D­EL­ob­fi­a machte gestern Anstalten, diese Position anzugreifen. Nach einem heute hier eingelangten Telegramme schritt General Oflobfia mit Tages­­anbruch zum Angriff, welcher von dem grünstigsten Erfolge begleitet zu sein schien. Nach einer dreistündigen intensiven Beschiekung der Position verließ die Belahung dieselbe und « Nachdem der Kommandant dieser starren Abtheilung General,Lieutenant Oklobfia, die Position von Muchaiter, als seine Operationshafts, wirksam befestigt und mit einer genügenden Befadung versehen hatte, gab er dem in zwei Theile getheilten Korps den Befehl zum Vormarsche in der Richtung der Höhen von Hazubani und des Flusses kintris­ch Lestgenannter Fluß entspringt im Berge Parango und mündet in das Schwarze Meer zwischen TÜhurul,Su und Ziched-Biri. Die Höhen von Hazubani bilden von Natur aus eine feste Position und 4 daselbt errichtete .

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