Neues Pester Journal, September 1877 (Jahrgang 6, nr. 242-271)

1877-09-27 / nr. 268

-spsmszj.fr.4,1bj.ft.7, . wiettelj, fl. 3.50, monatli fl. 1.20. Beiter Journal" erscheint Nova­tion und Adm­inistration:­­­­Das „Neue “ täglich, auch an Montagen. Leopoldit. kirchenplat Nr. 2. Einzelne Nummern 410 Inserate nach aufliegendem Garif, Ein Winterfeldzug in Bulgarien. gen und Abend it Hüllt, der Budapest, 26. September, Die Tage­ werden kürzer und kürzer, der Mor: Scharfe Winde fegen fröstelnde Nebel ge­ über die Stoppelfelder, einzelde Niederschläge, Die Borboten der Regenzeit, machen die Wege bereits bodenl05 — und die rus­­sische Invasion bietet ihre feste Kraft auf, um den Gegner so weit’ von­ Kriegsschauplage' fortzudrän­­­gen, daß sie unter halbwegs erträglichen Bedingun­­­­gen Winterquartiere­ in Bulgarien beziehen könne. Das nachte Ziel dieser Anstrengungen bildet wie in Plevna­it die russische Kriegführung gekreuzt. Sie gab auf allen anderen Bünften auf, um sic, diesen Stein des Anstoßes vom Leibe zu schaffen, von Nuffen, Die Die Tausende behauptet, ist die rufftische Inhasion in ihrem Lehenz- 1­4 .. »Es Bau 10 oder Dcman's tet Ne­ret Natalitohye­ni; "op die Verdrängung Osman’s aus Pleona ist besonders die Heberwinterung der Ruffen die , B. X." meldet, zwei Divisionen der auf dem Kriegsschauplage angelang­­ten Gardeforps zur Armee des Großfürsten beordert worden. Bei Biela ist nur eine Garde-Division zu­­rücgelassen worden; mit Dieser Verstärkung glauben die Ruffen dort den Strieg zum gebracht zu Haben und weiter beabsichtigen sie Dori nichtd. Auch Die Gardesf­avallerie, die nach Tirnowa abgerückt ist, hat seine offensiven 3wede. Sie soll nur Die frei machen. Nullen offensiv für die Vertheidigung vorgehen, . ai ai Odman’s die Offensive und’ Tausende vor Blevna getödtet und ver­­wundet wurden, ‚bilden nu. einen Sporn mehr, die Eroberung Blevna­s durchaufeßen. Der Einfall an Menschenleben, den die russische Kriegführung be­reit Vor Plevrra getragt, zwingt sie, weitere zehn- 613 zwanzigtausend Mann in die Schanze zu schlagen, um nur ihr Ziel zui erreichen. Indeß bedarf es Tannı Dieses Sporned. So TYange "Dsman in Plepna fid Stehen Post 98 ein waghalsiges Unternehmen. Um bei Plepna noch vor Einbruch der schlechten Jahreszeit eine Entscheidung herbeizuführen, sind, die zweite Division des elften Korps für die V­ertheidigung des Schipfapasses oder Biela’s Sturz, der einzige Punkt, gegen den die tt Bleona — und von dem Erfolge dieser mit verstärkter Kraft vorbereite­­ten Offensibel hängt wohl zumeist die Entscheidung­­ ab, ob­ die Auffen über den Winter in Bulgarien ver­­bleiben werden. Nicht ohne Berechtigung könnte man die Frage auftreffen , it es dem­­ russischen Heere ‚selbst nach der etwaigen Eroberung Plevna’( möglich), in Bul­­garien während­ des Winters auszuharren ? sind nicht im Winter die Schiffbrücken bei Sistowa, über welche die russische Armee alle ihre Bedürfnise be­­zieht, in Gefahr, von den Eisgängen der­­ Donau fortgerissen zu werden 2 Sa, fan, nicht selbst der Ball eintreten, daß der Verkehr zwischen beiden Ilfern selbst auf Fähren oder Schiffen eine Zeitlang un­ausführbar ist . In der That sind derartige Uns­terbietungen­ des D­erfehrs zwischen beiden Ufern­ nu­ blos möglich, sondern mit ziem­­­licher Sicherheit vorauszusehen. ebenfalls muß die­ trufftsche Kriegführung viele Störungen als positive Faktoren in ihren Kalkül einbeziehen. Im Januar beginnt zumeist schon das Eigrinnen auf der Donau, dem schwerlich die Schiffbrüden wider­­stehen werden. Im März und April folgen aber regelmäßig Eisgänge, Hochwasser und Ueber­­schwenkungen, welche die Schiffbrüden wie Binsen unwegblasen und hie­ Fahrten zwischen beiden fern­gebendgefährlich oder gar unmöglich machen. Und nicht an der Donau allein wäre im Winter Die Kommumkkation des russischen Heeres bedroht. Die die Mitten "Hd" die éter Neetexbebtienie­ herbeiführen, sind in ihrem Bertehre im Winter oft, wocenlang dur Schneeverwehungen unterbrochen. Die Hauptzufuhr der ganzen Armee kann also ins Stoden gerathen. ‚Andererseits sind die Wege in Bulgarien­­ zumeist von so trostloser Beschaffenheit, daß bei Negen und Schnee die eine Solonne Proviant im Mederfiiffe Defigen kann, während eine andere. Die vielleicht drei oder fünf Meilen entfernt steht, nicht vom Hungertode zu retten ist. Zum Schnitte gegen­ Diese Gefahren gibt es nur Die eine Sicherung, daß nämlich die wassische Kriegsverwal­­tung bei allen SHeeresabtheilungen so ausreichende Borräthe von Munition, Monturen, Proviantzc. aufhäuft, daß ein Mangel selbst bei wochenlanger Unterbrechung der Kommunikation nirgends eintre­­ten fan. 63 it da3.eine große und schwere Aufgabe. Denn die Bedürfnisse eines Heeres, besonde­rd im Winter, sind sehr mannigfaltiger Art. Außer Holz und Obst werden die Ruffen nicht viel Material und­­ Lebenmittel in Bulgarien­ finden. Die Anhäufung von Borräthen in Bulgarien dürfte aber eine um so s­chwierigere Leistung sein , als der tägliche Ge­­brauch des Heeres schon die Kommunikation ziem­­­lich vorauf in Anspruch nimmt. Indes hat Die rus­­sische Armee für den Winterfeldzug einige Qualitäten voraus. Die russische Armee rennt erstenzfgenau die Bedürfnisse eines M Winterfeldzuges, und zweitens kann sie ih im Ertragen­ von Kälte und sonstigen Ungemacyn der Witterung eine besondere Leistungs­­fähigkeit zutragen. Diese unz­weifelhaften D Vorzüge der Auffen müffen Die Besorgnik wagrufen, daß ss im Winter die Sachlage auf dem Kriegsschauplage zum Rad­theil der Türken gestalten könnte. Werden die uf­fen nicht in Schnee und Kälte, ihrem eigentlichen Siemente, erst ihre volle Thatkraft entwickeln? Und werden nicht­ andererseits die Türken, gewohnt eines milden, warmen Klima­s, im Winter ihre Be­weg­­lichkeit verlieren oder massenhaft dem Einflusse der Witterung unterliegen? Im Allgemeinen kann man diese Besorgniß für unbegründet erklären und zwar aus folgenden Gründen. Erstens ist zwischen Türken und Nuffen fein solcher Unterschied, wie zwischen Mohren und Lappländern. Die Türken wie, die Nuf­­fen wohnen zumeist in der gemäßigten Zone. Einige Breitengrade Unterschied bringen feine erhebliche Mirkına hervor. Sie di­en d­e Sommerbibe­l Bulgarien ertragen haben, so werden Die Lüvten rauch die Kälte des Winters in Bulgarien ertragen. Zweitens haben die türkischen Heere den Vortheil, daß sie Kantonnements in ihren Dörfern und Städ­­ten beziehen können, während das Gros der Russen auf freiem Felde liegt und nur unter Velten eine wenig Thüsende Zuflucht finden wird. Was nun endlich die Vorkehrungen für­ die Sicherung gegen die Unbill der Witterung betrifft, so wären allerdings die Türken gegenüber den Raffen im Nadurheil, wenn nicht die Hoffnung­ vorhanden wäre, daß die Eng­­e Länder, die mit Waffen und Geld bisher nicht gee f­aufert haben, auch mit Wellenladen, Deden, mit festen Kapuzen und Schuhen 2c. den Türken im Winter bereitwilligst zu Hilfe kommen werden. Nichtedestoweniger würden­­ die Nuffen bei einem Winterfeldzuge einen gewissen Borsprung haben, wenn in Bulgarien ein wirklicher Winter mit zugefrorenen Flüssen, mit Liegenbleibendem Schnee und andauernder Kälte vorsäme. Dies in Plevna, in trostlose, Get dem Auftauchen in Bulgarien Bn Bahrestage der , Revolution. Original-Feuilletom des „Neuen Prester Journal"­ Paris, 21. September. Heute sind es fünfundachtzig Jahre, daß der frans­söstssche Konvent das Königthum abgeschafft und Frant­­zei für eine Nepuplik’erklärt hat. Der 21. September 1792 ist das gewaltigste, das­­ glorreichste, das verhäng­­nißvollste Datum in der Menschengeschichte. Oder welchen anderen Tag, von dem wir Kunde haben, wollte man dies­­em­ einzigen und unfaßbaren Tage an die Seite stellen ? Etwa den Tag von Marathon, der die griechische Givili­ Tation vor der persischen Barbarei rettete?­­ Etwa den Tag von Zama, an dem Scipio den allverheißenden Ges­pitism­us in der Person Hannibal’s­­ zerschmetterte und der Welt die Eisenkette des Nömertiums an den Hala ging ? Etwa der Freitag, an welchem über der bebenden Erde, unter der verfinsterten Sonne Christus auf Gol«­­gatha den Kreuzestod erlitt ? Wie Klein, wie unansehne iich­ sind alle diese Ereignisse gegen die Großthat der Ne=­volution ! Marathon, Zama haben elende Machtverschies Bungen zwischen ringenden­ Völkern herbeigeführt; der Schredenstag von Solgatha hat einer kleinen Minderheit, kaum einem Drittel des Menschengeschlechts eine neue Religion, das heißt einen neuen Mberglauben vor die Augen gebunden ; der 21. September 1792 aber hat die Freiheit und die­­ Gleichheit geboren. Vor diesem­ Tage war Alles Nacht in der Welt. Alles war wüst und vers­ worren, eine Herzj zusammenschnürende Sllustration des dern fünnen, daß er immer heller und immer siegreicher leuchte. Alle Wunder des Märchens und der Bibel wieder: Holten sich am 21. September, Im Märchen geschieht es, daß ein Zauberwort aus einer garstigen Kröte oder aus einen anderen Häkichen Thiere plößlich einen schönen, stolzen Menschen macht; der 21. September machte aus den Bauern, das heißt aus rechtlosen, elenden Saumthies ren, den N­anggenoffen von Zugochsen und Milchrühen, aus den Rotur­erd, einer unterwürfigen, j­ämmerlichen Race, die in ihren­ Dunkel sich ohnmächtig unter der zertretenen Sohle des Adels wand, freie, vollberechtigte Menschen, die Gleichgestellten von Prinzen und Königen. In der Bibel geschieht es, daß von einem Trompetengeschmetzer pläßlich die Mauern von Sericho zusammenbrachen ; der 21. Sep­­­ember Sprach das Wort: „Freiheit, Gleichheit, Brüder­­lichkeit !* und augenblicklich sank die tausendjährige Mauer der Subdenghetto’3 in den Grund, und die Eingesperrten, die vom Boltshag Belagerten sahen die ganze weite Welt und das ganze weite Leben vor sich offen. 63 ist nicht überflüssig und es ist nicht banal, vom 21. September und seinen Wundern zu sprechen. Briester und Hoffehrangen und andere bezahlte Agenten des Mittel­alters haben so viel gethan, um diesen Tag zu verleumden und anzuschwärzen! Seit fünfundachtzig Jahren haben sie sich so viele Mühe­ gegeben und so viel teuflische Gefickc­­lichkeit entfaltet, um der.­­.Menschheit dieses Datum entwe­­der ganz aus dem Gedächtnisse zu reißen, oder mindestens haffenswerth, verächtlich und lächerlich zu magen! Ich muß mich nur erinnern, welche Wandlungen­ meine eige­­nen Anschauungen über die französische Revolution durch­gemacht haben, seit ich lerne und lese, um zu willen, wie gefchtet und wie erfolgreich die jüdischen Feinde der Preis­heit wählen. Und ich glaube, wie mir wird es an dem allergrößten Theile meiner Zeitgenossen, mindestens außer­­halb Frankreichs, ergangen sein. Die offiziellen Geschichtsbücher, die man uns im Gymnasium in die Hand gab, diese großen und kleinen Rut oder wie die Kürschnergesellen heißen, die sich eines herrli­­chen Löwen aus der Geschichte bemächtigen, ihn tödten, alz weiden, mit trockenem Heu und Stroß ausstopfen und eine gloßende, geschwollene, formlose P Viehkarzk­atur aus ihm machen, diese geisttödtenden Namens und Zahlensammlun­­gen, aus denen wir die Schicsale der Menschheit fennen ler­­nen sollen, zeigten und Ludwig XVI. als einen milden und gütigen König, den das Volk „Ludwig den Guten“ nannte, Marie Antoinette, als einen schneeweißen Engel, der eines Tages von dem gräulichen Böbel mit Blut bejudelt wurde und seine leuchtenden Flügel entfaltet, um gen Himmel zu schweben ; die Aristokraten, denen das grausame Bolt den Kopf abschnitt, als tugendhafte, anbetungswürdige Blutz­­eugen. Uns erstarrte das Blut in den Adern, als wir lasen, daß Ludwig XVI. mit seiner Stau schon fast entkommen war, als ihn der teuflische Drouet, der Rottmeister von St. Menehould, in Varennes erkannte und verhaften Tief. Wir meinten heiße Thränen, als wir Charlotte Corday das Schaffot besteigen sahen; wir ballten die Faust und Eniriche­ten mit den Zähnen, wenn uns die Nansen Marat oder Nobespierre vor Augen kamen, Abscheu vor dem franzosie­igen Volke, das wir verachtungsvoll Ohnehofen nannte war Gelehrsamkeit; Bewunderung desselben wäre Inwiffent­heit gewesen. Wenn wir bei der Prüfung die Revolution recht zu verunglimpfen mußten, bekamen wir ausgezeichnete Klassenz; sagte ein unglückeligr Schüler, Marat sei ein Freund des Volkes gewesen, so ließ ihn der Professor unz fehlbar fallen, denn der Beweis war erbracht, daß er mit seinem Bus nicht genug intime Stunden verbracht habe. Den offiziellen Schulbücern arbeiteten die Unter­­­­haltungswerte in die Hände, an denen sich zumeist unsere­­­­ trostlosen ersten Merjes der mosaischen Schöpfungas , geschicgte; da sprach der französische Konvent „es werde Licht” und es ward Licht. Und so viel Blut und so viel Bulverrauch und Drei die Machthaber der Erde auch seither über dieses Licht ausgegossen und Dice Kerken anauern sie Darüber gebaut haben. sie­ heben nicht verhins Hiezu vier Seiten Beilage. fo I

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