Neues Pester Journal, September 1877 (Jahrgang 6, nr. 242-271)

1877-09-11 / nr. 252

Se gy " . . " "gyponnement: Ganzi. TI. 14, Halbi. fl. 7, | gtertelj, fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. tägiid, Das „Neue Peiter Journat“ erigeint ud an Montagen. Nedaktion und Adminiftration: Leopoldft. Kirdeny lat Nr. 2. Einzelne Nummern 418 Juferate und anfliegenden Tarif. Der Kampf bei: Flevna. “2. Budapest, 10. September. Einem Londoner Privat-Telegramme zufolge so Plepna nach einem Hartnädigen Sampfe gestern, 6 Uhr Abends, von den Truppen O8­man's geräumt worden sein. 4 Iinsere Leser, willen, daß wir und seinen Augenblick einer Täuschung über die­ Gefahren hingegeben haben, werde ODsman’s Stellung be­­drohen. Immer von Neuem Haben wir die Auf­­merksamkeit auf den A­mstand. Hingelenkt, daß die türk­sche Armee, in Plevna der gehörigen Grube und Lehne entbehre, und daß ihre et­waigen Rück­­zugspunkte, sei es nun nach Widdin oder nach Sophia, in weiter gern­e liegen. In der That sahen wir auch, wie sich der Schwerpunkt der­ russischen Operationen fast ausschließlich gegen Bleona wendete, wie die Neffen ihren linien Flügel, die Armee des Kronprinzen, entblößt ließen, um alle Verstärkungen in der Richtung nach Bleona zu Dirigiven, wie sie selbst die rumänische Hilfe anriefen, um sich alle möglichen Chancen des Angriffe auf Bleona zu sichern. Andererseits machten Die Türken die erstaun­­lichten Anstrengungen, um Osman Baldja aus jener Grüftegmondhß zuzufü­hren. Die Angriffe Suleiman Baldws auf den Schipfapaß, die unaufhaltsame ‚Offensive Mehemed, Babha’S Hatten Hauptsächlic­h­hieses Ziel im Auge. Yeider läßt es sic­h nicht ver­­­­heilen, daß im Großen und Ganzen die Anstren­­­gungen der Nuffen mehr Erfolg gehabt zu haben scheinen, als, die der Türken. Nach der gegen­­wärtigen Lage, der Dinge könnten weder Suleiman, noch Mehemed der Armee Osman’s eine direkte Hilfe gewähren. Hätten die M­uffen nur noch acht Tage mit dem Angriffe gegen Blevna gezögert, so würde das ganze Unternehmen wahrscheinlich in die Brüche gegangen sein. Bis­ dahin hätte Mehe­­med die Santra erreichen und Donnerfeule gegen den­ Rüden der­ großfürstlichen Armee schleudern können. Das Glück war, den Rufen in hohem Grade günstig, daß sie den Vorsprung dieser kurzen Spanne (Zeit für sich) hatten, lieber den Gang, den die Ereignisse bei Bleona genommen, Iiegen bis zur Stunde nur allgemeine­­ Angaben vor. Die Attaque gegen Covesa — welches wir als einen Anker und eine Wurzel der Stellung Osman’3 bezeichneten — bildete den Beginn der russischen Offensive. Das Hauptquartier des Groß­­fürsten übersiedelte am 6. b. nach Poradin und traf die Dispositionen zu dem allgemeinen Angriff. Ledo begann die Kanonade an diesem Tage noch nicht, da erst die Vollendung der Brüde bei Niko­­oli für einen etwaigen Nachzug abgewartet wurde. Am 7. d., die Morgens, eröffneten die rumänischen Batterien und die russischen Belagerung d=Batterien das Feuer auf die Position von Blevna. Die Sa­­nonade wurde von Dolman so kräftig erwidert, daß die Russen gleich bei der ersten Attaque mehrere höhere Offiziere verloren. Am 8. b. fand die Fort­­jebung des Artilleriekampfes statt und am Abend gelang es dem Linken Flügel ber Jiuffen, unter groz­ßen Verlusten einige Anhöhen im Süden von Bleona zu gewinnen. Um diese Zeit war Bleona im Halb­­kreis von den russisch-rumänischen Artillerie-Bositios neu eingeschlossen. Das russische Centrum, welches im Osten von Bleona Ii befand, war aber immer dur) 600-700 Faden, das heißt 1200—1400 Schritte von den türkischen­­ Befestigungen entfernt. Auf diese Distanz können nur Belagerungsgefchüge mit erheblichem Erfolg wirken. Bei dem allgemeinen d­­en 3. Morgen? auf­olgta, hat EN die russiische Infanterie in ungewiester Stellung über­ ziemlich ausgedehnte Streben den Vormarsch gegen Plevna ausführen müssen, was jedenfalls nicht ohne ungeheuere Verluste vor sich gegangen ist. Da bis zur Stunde seine Bestätigung der Lon­­doner Depesche eingelaufen ist, so können wir na­­türlich noch immer nicht der Hoffnung entsagen, daß die tapfere türkische Armee sich troß der Uebermacht der Feinde in ihrer sc­­wierigen Stellung behauptet habe. Sollte aber Dolmar wirklich gezwungen wor­­den sein, Eleona zu räumen, so wird es sich bei Ab­­sliätung Dieses Ereignisses in erster Reihe darum handeln, was welcher Richtung er seinen Nachzug genommen hat. Mit dem Abmarschh nach Welt, nach dem oberen Söfer, in der Richtung gegen Sophia, wirde Odman für den Moment vom Ein­­greifen in den Gang der Ereignisse abgedrängt sein. Sollte Oman aber im Stande ge­wesen sein, den Abmarsch dur) die Rumänen Hindurchh nach der Donau zu vollführen, so könnte er z. B. in M­ahova eine Stellung einnehmen, die für Die Auffen kaum einen minder bedrohlichen Charakter haben würde, als die Position von Pleona hatte. Anderers­­eits hätten die Auffen, wenn wir selbst den ungüns­tigsten Fall für die Türken annehmen, sich) durch die Eroberung Plevna’3 nur von einer Gefahr befreit, sie hätten aber durch den Lorbeer von Bleona, der sie, nebenbei bemerkt, mit den­­­umänen theilem müßten, noch immer seinen sicheren Halt, Feine Her­ftung in Bulgarien gewonnen, und die türkische De­­­ensive innerhalb des Festungsvierers stünde auch dann noch mit allen Chancen auf Erfolg aufrecht, da Der Sirieg. Mehemed Ali sett alle seine Kräfte ein, um vorwärts zu dringen. Ein Telegram­m vom Hentis gen aus Konstantinopel meldet, daß die Nuffen nach dreitägigem Kam­pfe sich Über den Schwarzen Dom zurückgezogen und auch Bapkdi, die Position ihres rechten Flügel, geräumt haben. Man kann also jeden Augenblick erwarten, daß Mehemed den Dom überschreitet und gegen die Jantra berrübt. Die Nuffen scheinen fest ernstlich die Absicht zu haben, Nuftichuf vor Eintritt der schlechter Jahreszeit in ihre Gewalt zu bekommen. Das Bon­bandgment auf Nuftihhuf von Stobofta aus wu­rde b­­ei Nacht dem 7. b. aufgenommen und am 8. den ganzen Tag mit großer Heftigkeit fortgefegt. Auch sollen die Ruffen ein Monstregeschaß bei Stobofia in Aktion gefaßt haben. Doch vor der vollkommenen Einschließung Nuftihus’3, die gegenwärtig­­ zur uz­möglichkeit gehört, kann von einer Eroberung der Testung nicht die Rede sein. Das gestrige Telegramm von der Mieder­­einnahme Loveda’3 Seitens der Türken stammte aus einer Meldung des Londoner , Central News” aus Stonstantinopel. Eine Bestätigung hat diese Nachricht noch nicht gefunden. Das Unternehmer gegen Lloveda fan­d vielleicht von den 20000. Türken ausgegangen sein, welche nach der Meldung der , B. S.”, wie es scheint, von Trajan her Odman­­zu Hilfe eilen wollten, aber vom General Mirski abgedrängt­­ worden­ sind. Diese 20.000 Türken tauchen febt, als wenn sie aus einer Bek­ensung hervorgekommen wären, zum ersten Male auf. Wenn man bedenkt, daß auch in Widdin­nee Verstärkun­­gen angekommen sind und daß Sulferman täglich Trauer aus Anlaß des Todes des Herrn Thiers wird heute nicht geöffnet.” Immer derselbe, der Herr Joseph Brudz komme, der alle Welt und seine Schwiegermutter zugleich zufrieden stellen und es mit Niemandem verderben will ! Verhältnismäßig wenig Trauerdekorationen, hie und da eine nationale Fahne mit schwarzer Florschleife, ein Schwarzausgeschlagener Balkon, eine schwarzüberzogene Trimatafel. Dagegen war fast in jedem Knopfloche ein gelbes oder rothes Immortellensträußchen sichtbar. Es ist kaum glaublich, welche ungeheuere Menge von tiesen trockenen und grämlichen Blumen heute in Paris ver­­kauft wurde, Sin zwei Seiten Beilage. Das Leichenbegängnis Thiers’, 7 (Drig.-Deuill, beg . Nelton Petter' Journal.) Bari, 8. September, Sie werden morgen in den hiesigen republikanischen Blättern über ihm engliche Schilderungen der Leichenfeier finden, die Paris dem gewesenen Präsidenten der französi­­schen Republik veranstaltet hat; die konservativen Organe ihrerseits werden ohne Zweifel im Gegentheile bemüht sein, dieselbe als völlig mißlungen darzustellen. Sch­womme den Uebertreibungen nach der einen und nach der anderen Seite hin zuvor und halte mich strenge an die Wahrheit, wenn ich den Eindruck, den bieses Leichenbegängniß auf, den Zuschauter hervorgebracht hat, so zusammenfaffe: ALS Bild, als Schauspiel war es höchst mittelmäßig, als vok­a­ +hünsche Demonstration dagegen von über­wältigender Stoßartigkeit. In der That, es fehlten alle Elemente, die den Zug farbenprächtig, theatralisch wirkungsvoll und ab­­wec­h­ungsreich machen konnten ; es gab Feine Uniformen, feine Fahnen, feine Abzeichen. Das Interesse lag denn auch nicht in­ den Auge selbst, sondern in der ungeheueren SMenge, die sich auf seinem ganzen langen Wege anges ‘häuft hatte. Das Wetter war das denkbar ungünstigste; es regnete die ganze Nacht und den ganzen Varmittag nie­­ unterbrochen in Strömen und der Macadam, der leider noch immer einen großen Theil der Pariser Fahrdäm­me bedeckt, war in einen tefaufgeweichten mischfarbigen Sumpf verwandelt. Die Reaktionäre rieben sich zufrieden die Hände; sie hofften, daß zelltiefer Schlamm und strömender Regen die Betheiligung der Pariser an der Trauerfeier er­­fu­den und ertränken würden. Das hinderte übrigens die Negierung nicht, demonstrative Vorsichtsmaßregeln zur Haufrechterhaltung der Ordnung zu treffen. Seit dem früher Morgen rasselte die Trommel und schmetterte Die Trompete in den Straßen von Paris, aus den umliegenden Forts und aus den Kasernen der Bannmeile marsch­ten die Soldaten herein und begaben sich auf dem Wege, auf welchem sie am meisten gesehen werden mußten, hinter den Pere Lacaise, um dort eine Art fliegenden Lagers­­ aufzuschlagen. Starke Abtheilungen Karasfiere, die Karabiner auf den Sattelbug gestemmt, die Finger am Laufe, bes­iegten sich im Schritt über die Boulevards und durch­­zogen ohne sichtbaren Zined sogar abgelegenere Straßen- Allenthalben bildeten sich Gruppen, welche finsteren Blides die vorüberziehenden Soldaten beobachteten. Die Physiognomien waren drohend und unheilvoll, aber man sprach kein Wort. Die Faust wurde höchstens im Sade geballt. Die Dinge liegen heute in Frankreich so, daß höchstens Betrunkene ihren Gedanken über die politische Lage öffentlich Worte leihen. Die Nüchternen pfeffen die Zähne aufeinander und schweigen, denn die Angeber sind allgegenwärtig und die Tribunale unstruptilös. Auf dem linken Ufer war, aufrichtig gestanden, nichts von einer öffentlichen Trauer zu merken ; Handel und Ver­­kehr zeigten durchaus ihre gewöhnliche Physiognomie. Auf dem rechten Ufer dagegen herrschte seit frühen Morgen eine ungewöhnliche Bewegung, mit der die vielen zugesperrten Läden einen seltsamen Sontrast bildeten. Auf den großen Boulevards waren Cafes und Gasthäuser so ziemlich die­ einzigen geöffneten Lokale. Die Verlaufsmagazine dagegen zeigten geschlossene Thüren und verhängte Schaufenster. Die eigenthümlich fluge, beinahe zu kluge Vorsichtigkeit des Baz tnfer Bourgeois gelangte bei dieser Gelegenheit siegreich zur­ Entfaltung. Von denjenigen Geschäftsleuten, die der öffentli­chen Stimmung insofern Rechnung trugen, als sie an dem­ Trauertage ihren Laden geschloffen hielten, beobachteten, weitaus die Met­ien die s­laue Zurückhaltung, gar keine­ Ursache für ihre Geschäftsschließung anzugeben; andere bes­­gnügten sich, auf einem geschriebenen Zettel anzuzeigen, daß­ der Laden um vier Uhr wieder geöffnet werde. Die Alert wenigsten hatten sich eines gedruckten Plakats bedient, auf­ welchem innerhalb eines schwarzen Nandes und eines grü­­nen Lorbeerfranzes zu lesen stand : „Wegen der nationalen Die Bevölkerung begann schon zeitlich Vormittags nach den Boulevards zu strömen. Die Bänke auf dem Boulevard des Italiens und Montmartre, das Schub­gitter am Rande des erhöhten Trottoirs des Boulevard St. Martin, die Ränder des Baffins auf der Place du Chateau d’Ean waren seit acht Uhr Morgens von bes­­onders vorsichtigen Gaffern befegt, die einen guten Plan nicht zu theuer bezahlt zu haben glaubten, wenn sie sich vier Stunden lang allen Unbilden Herbstwettern ausfeßten. Die eigentliche Hochfluth der Bee eine grimmigen völkerung wälzte sich übrigens erst gegen Mittag heran und um diese Zeit hörte auch der Negen auf, ohne da jedoch ein pfenniggroßes Stür blauen Himmels hinter den diden Wölfen sichtbar geworden wäre. Der Anblick, den Paris bei solchen Gelegenheiten bietet, ist ein einziger und bleibt Sedem, der ihn gesehen, für immer unvere­geplich. In den fernsten und abgelegensten Nebengäßchen taucht aus diesem und aus jenem Hausthore eine Mens­chengruppe hervor ; diese Gruppen nehmen alle [chweigend und elig Dieselbe Richtung und bilden eine kleine Strö­­mung, die sich in die nächte größere Straße ergießt; hier schon zu einer fattfischen Schaar, die, von Schritt zu Schritt anschwellend, Alles mit sich zieht und ihrerseits in eine Hauptstraße einmündet. Die Hauptstraße ist bereits vol, tönend, bewegt; immer­­ vereinigen sich die Gruppen ° |

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