Neues Pester Journal, Oktober 1877 (Jahrgang 6, nr. 272-302)

1877-10-25 / nr. 296

v Eső­ ­ Mbonnement: Ganzi: fl.14; hatbj, M-T, viertelj, fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. = . =. megge " wu YI Jahlgang: Nr. 296. 5 Das „Neue Peiter Journal“ erscheint täglich­ auch an Montagem Donnerstag, den 23. Oktober 187% Redaktion und Koninistration­ . | Leoporldit. Kirchenplak Nr. 2. "6i 15 R · its Saus-mir Iqu trfltiskxsx und peurcuifs — " m — 7. Ausgleichskalamitäten. Budapeft, 24. Oktober. 2808 seit large erwartet und gefürchtet wor­­den, ist nunmehr eingetreten. Die Verhandlungen über den Abschluß des Handelsvertrages mit Deutsch­­land sind definitiv abgebrochen worden ; mit dem Ablaufe dieses Jahres ertifht das Vertragsverhältniß, welches die wirthschaftlichen Beziehungen zwischen Oesterreich - Ungarn und Deutschland regelt, ohne daß ein neues Vertragsverhältniß an dessen Stelle treten sol. Das ist Die Bedeutung der heute vorster­genden wichtigen Meldung und mit der Thatsache, welche sie enthält, Haben wir von heute ab zu reg­­nen. Das Gewicht derselben wird nicht im mindesten abgeschwächt durch Deflamationen über den Wider­­sprich, der darin Liegen sol, Dach zwei Neide, Dir in politischer Beziehung ein enges Freundschaftsband aufkringt, auf wirthigaftliten Gebiete zu den Bustande der D Vertragslosigkeit gelangen, der nur­ ein Vorläufer ist für das Stadium des wirthshafte­sten Kampfes. Der Widerstreit ist eben vorhan­­den und beim Besten Willen von beiden Seiten wird es unmöglich sein, zu verhindern, daß derselbe sich in seinen Konsequenzen auf das" politische" Gebiet verpflanze. Der Grund diese Brudes ist zunächst in der shhu&zöllerischen Tendenz des von österreichisc­­ungarischer Seite den Vertragdverhandlungen zu Grunde gelegten Zolltarifes, dann aber in den Bor­gängen zu suchen, die sich seit geraumer Zeit in Deutschland abspielen. Den schubzöllnerischen Ten­­denzen der österreichischen Regierung, die ja auch deutschen Regierung schwer, im Rahmen des pro­­­ponirten Vertragstarifes die Kompensation für Die von ihr geforderten Konzessionen zu suchen und so boten einige dem Anscheine nach sekundäre Tarif­­posten den Anlaß zum Bruce. Allerdings wirkten bei den deutschen Entschlie­­ßungen auch anderwweitige ge­wichtige Faktoren mit. Seit Jahren läuft in Deutschland der Gedanke einer neuen Wirthschaftspolitik. Der deutsche Neid­kkanz­­ler hat das Schlagwort ausgegeben, er selbst hat wirthsschaftliche Lieblingsgedanken, deren Ausführung­­lichen Projekte des Fürsten Bismarc hängen aura­hängige Einnahmen befite. Das geeignete Mittel­ er war vertagt, nicht aufgegeben hat. Die wirthschaft­­en Oite mit seinen politischen Zielen zusammen. Die Kräftigung der deutschen Neihegewalt, die er an­­strebt, fordert, daß derselben auch in finanzieller Bes zienung eine gewisse Selbstständigkeit gesichert, daß heißt, daß das Reich als solches besondere, von den Matrikularbeiträgen der einzelnen Staaten m­abt hiezu erblickte Fürst Bismarc in den Allianzzöllen für die großen Konsumartitel, für Sleii­, Mehl und Wein. So Lange der deutscheNeicheltangler über diese seine wirthschaftlichen Reformpläne, welche eine mächtige Währung im preußischen Staatsministerium hervorgerufen haben, nicht ins Neine gekommen ist, mag er Anstand nehmen, sich durch irgend einen Bertrag die Hände zu binden und ihn war es sicher nur willkommen, daß die fehnßzöllnerische Tendenz der österreichische ungarischen Negierung die Hand» habe bot, um die Verhandlungen abzubrechen. RE nun? In formeller Beziehung Läßt si die Frage leicht beantworten: Wenn jede Ai­ers neuen ne et die Fa Sailer­a muß ein guter Theil der Schuld an dem Scheitern ziehungen z­wischen Oesterreich-U­ngarn und dem­ der Verhandlungen beigemessen werden. Heute sucht deutschen Reiche im Wege des Vertrages zu regeln, man allerdings zur Irreführung des Bublism­s die, dann erübrigt — wie sehr wir auch diesed Fakt um Ansicht zu verbreiten, die shubzöllnerische Tendenz­­ befragen mögen — naturgemäß nichts,­­ als daß fönne unmöglich) das Scheitern der Verhandlungen jedes der beiden Neiche und spesiell Oesterreich­­er báb an Far einigen sár Haba­­ rn re be ee unften habe Deutschland Anstoß genommen. Und zum Nachbarstaate regle. Den absichtlichen un doc) Tann Fein Zweifel darüber obiwalten, wak eben horfäklichen toi­tbiehattkidhen Krieg in jeden Preis die hubgöllneriiepe Wendeng werke Die deutiche nach nit: OD uber Made eg in der Macke Der «­­» l­ r­einern­e Reichsregieru­­tg von vorneherein disgustirt, wurde­ Cache, daß sowohl Sesterreidelingarn, wie Deutsch­­die Nothwendigkeit herbeigeführt, jede einzelne Tarif and den Interessen des Nachbarstaates nicht die post zum Gegenstande langwieriger Verhandlungen minderte Beachtung schenkt und jedes Neid nur zu machen, bei welchen die Gegenfüße fi immer seine eigenen Interessen berücksichtigt. Allein schon: mehr zufpieten, jene Tendenz endlich machte cS­ber dies bedeutet die thatsächliche, wenn nicht der Welt durch dreimaligen Glodenschall verfündet zu wer and; ’ausdrücklich proklamirte wirthschaftliche Fehde.Die­­ser­ Zustand mag Deutschland vielleicht positiven Nutzen,zumal ver mindesten aber keinen Schaden bringen,dennt Deutschland ist eben in der Lage,sei­­nett und ausschließlich nur seinen Interessen gerecht zu werden und es wird daher eine solche Lage der Dinge schaffen,welche den Schaden,den einzelne Industrie­ v erleiden mögen,durch den Vortheil,der­ andere erzielen,reichlich auswiegt.Auch Oester­­reich mag einen solchen Zustand nicht gerade als­ nachtheilig em­pfinden­,denn die österreichische I­ndustrie­ hat in Deutschland kein erhebliches Absatzgebiet;etwaige Zollmaßregeln von­ deutscher Seite berühren sie also nicht sonderlich,wohl aber hofft sie durch eine autonome.z­ollgesetzgebung 1·ei1t ausgiebiges Protektions-Li­ste 111 durchzusetzen.Was »aber sol­ngarns Los seixt,1 von 11Lesterreich wie jDeutschlamd nur die eigenen Interessen wahren, während Ungarns Interessen einerseits durch den österreichischen Schutzzoll andererseits durch den deutschen Finanzzol o der ohne Zweifel gerade die ungarischen Naturprodukte treffen wird,auf das schwerste geschädigt werdecis Freilich führt man zur Beschwichtigung heute sofort an,der autonome Zolltarif werde wendet­­so­lbe sein,welcher den Vertragsverhandlu­ngen mit Deutschland zur U­nterlage diente,­und im Wesen der Sache werde sich somit kein erheblicher Unterschied ergeben-Aber­ mit Verlaub,der Unterschied ist,nichts­­destoweniger,und sp­­eziell für Unaurn,ein sehr be­­deutender und einschneidender.Wir sehen garezu das von ab, daß man naturgemäß nach dem Scheitern der Verhandlungen jene­r Konzessionen rückgängig machen wird, welche man Deutschland zu bieten gez­­eigt war, und bekanntlich waren jene Konzessionen vorwiegend Milderungen der hohen Schubzölle; wir sehen also davon ab, daß schon darin an sich für In­­gan ein Nachtheil gelegen ist, weil man Deutsch­­­land, welches Die Verhandlungen abbricht, nicht jene Konzessionen bewilligen man, welche ihm im Falle des Vertrags Abschlusses geboten­­ werden mußten. Allein es ist ein bedeutender Unterschied, ob ein Vertragszolltarif als autonomer Zolltarif den Le­­gislativen vorgelegt wird oder ob er dem integri­­renden Bestandtheil eines Vertrages enthält, der auch Dem anderen Theile Verpflichtungen und Bes­­chränkungen auferlegt. Und speziell in dem fer­­reten Tale sind die­ Verpflichtungen, welche Deutschland auf sich genommen hätte, für Uns rüdzuziehen und verhieß der Gerechtigkeit ihren Lauf. Die Eine Hinelische Operette. = Eine Erinnerung aus Bejing, — Professor Li, ein großer Freund und Kenner der dramatischen Kunst, machte mich darauf aum­erks­am, das Auftreten einer der vorzüglichsten Schauspielergesellschaften im ersten Theater zu Peking doch ja nicht zu übergehen. Ich versäumte es denn auch nicht, dieser Empfehlung Folge zu leisten. Das Theater ist ein vierediger Bau, dess­sen eine Seite von der Bühne eingenommen wird, wäh­rend um die anderen Seiten herum drei hölzerne Galerien laufen. Wir nahmen in einem der Tische Pla und ich nippte von dem ungeruderten Thee, den mir ein Diener gereicht hatte, während der ehrwürdige Li­fid­ mit dem " getrockneten Samen von Wassermelonen und Trauben von­­ Zientsin regalirte. Eine sehr mißklingende Outverture, in der sich die dröhnenden Schläge des Gong recht unharmonisch mit den schrilfen Tönen der Geigen und Glastrompeten und den Flöten aus Bambusrohr vermischten, Hub an, Gaz ftagnetten und Tambourine gaben den starf markirten Takt an. Als dieses Muftistück vorüber war, kam das erste der uns in einem Theaterzettel angekündigten Stücke unter dem Titel: „Der goldene Zweig geschlagen“ zur Auffüh­­rung. Dieser Titel heißt in gemeinverständliche Sprache überlebt : „Des Kaisers Tochter geprügelt”. Einem­ Zuge von Eunuchen,­ der sich bemühte, wie mit Frauenstih­men zu schreien, folgte der Kaiser in einem langen, mit Edelsteinen gestichten Gewande und langem wei: "Ben Barte und fang sanft vor fi­ein! „Der goldene Hahn "erscheint im Osten, daß ermüdete Kaninchen it im Westen " perfunten, die Glode der glänzenden Sonne Bat dreimag ertönt“, was so viel bedeutet, wie, daß die Sonne auf- und der Mond niedergegangen sei, und daß der Kaiser seine Brie vatwohnung verlassen habe, ein Ereignis, wichtig genug, um " den.Im Recitative fortfahrend theilte uns der Kaiser nun junge DamsktällettskM Abgehettx»Nuk Wentt Du ihn seine Regierungssorgen mit und wie ein gefährlicher Bluf­ köpfen läßt,wird das abgefallene Blatt des goldenen Zwei­­stand unter der Führung des An-Lou-Cha11 nur durch die gsszufrieden sein«« beinahe übermenschlichen Anstrengungen seines Genemls DekKaksekwendele sich UUUMISENGLMAOT Conodzean unterdrückt worden sei.Zun!Schlussesangerk»E!MUchEN­«EUTVKUEZOI befiehlt EUch,meinen älteren «Ich binnun glücklich,denn die Erde ist ruhig und das kaiserlichen Bru­der Conodze-Jneinzuführen.««Langsam trat Meer ist es und der schöne Fluß,und der Fong-Honang·nun dieser ein,gefolgt von seinem­ Sohne Cono-Ai,der­­ de­r König der Vögel)ist im­ Begriffe niederzusteigen«,ein mit Stricen gebunden, folgendermaßen von seinem Vater Ereigniß, das nur eintritt, wenn der Herrscher tugendhaft ist, i­­ngedonnert warb: „Kleiner Sklave! Deine Handlung war wie hier im Falle des Kaisers Kang-Soi,­­ die eines Wahnsinnigen. Der Kaiser hat Dich geliebt, wie Was hat Dich veranlagt, Dich zu Sonne betrifken und sie zu schlagen? In wenigen Stunden wird Wehe! ich bin sehr alt und mein Gez­wand wird mit Blut befleckt werden.” Darauf antwortete' Vater! Genug von in den Thronsaal, den Kaiser zu­­ diesen weinerlichen Klagen. Sie ist die Tochter des Kaisers sehend. Der Lebtere befragte sie nun um die Ursache ihres — das ist wahr — dennoch aber ist sie meine Gattin. Im Besuches und i­ sie erwidderte: „Dein rashher Nenner (das, werde mich) dem Herrscher zu Füßen werfen, der mich saunt Tochter roh zu ! Wechselreden waren die Beiden vor den Kaiser gekommen, schlagen.“ von nun mit Herablasfung zu Conodzessn bemerkte: ‚Du Die Tochter tam nun auf die Szene und erzählte den­­ allein Haft mein eich Hergestelt. Ich bin Kaiser und Du beflagensivert den Vorgang: „Er war trunken, als behauptete, er nac­­­ bist nur ein Mandarin, dem Palaste heimkehrte, und begann mit mir so zaufen und er und sein Vater Hätten den Aufstand unter­­(drüdt und Dich) auf Deinen Thron wieder eingefeßt. Ich er= gefallene Blatt vom goldenen Zweige, seinem Vater die in ihrer Demuth | daß Du vor mir fnieft, finden Tassen.” Mit diesen Dennoch will ich nit erlauben, Eunuchen, bringt einen goldenen­­ Lehnstuhl! Der Kaiser und der Mandarin werden­ Staats­­angelegenheiten besprechen.“ Doch unterbrach Coupr Mi­cie widerte nichts, worauf er in Muth gerieth und den golden Berathung durch Klagen über den Schmerz, den ihm feine­nen Zweig flug, mich ein Mädchen nennend, das nicht zu­­ Veiteln verursachten. "Der Kaiser fragte: „Wer errethen wisse, und eine Spiotin, die neue Kleider ausziehe, um alte anzuziehen. “Weberdies verlangte er, daß ich, das abz­­ülterer Mandarins-Sohn, der gefesfelt ist? Antworte mir, mein Bruder." Der Vater sang zur Antwort: „Es ist werde.“ der im bedauerlichen Zustande der ich sogar den­­ Trunfenden­ Deine Tochter grundlos schlug. Ich habe ihn Konfubinentitel beilegte, flehte mit ihrer Tochter um Rage | Hieher gebracht, damit er gestraft, daß ih­n der Kopf abt für diese Beleidigung. Der Kaiser bat die Beiden, sich zus­­­geschlagen Der nachlichtige Kaiser aber lang zu Nun trat die Kaiserin auf und kündigte ihr Erfdess er seine Tochter liebte­ nen folgendermaßen an: „Ich habe verlassen und komme nach dem goldenen Palaste, mich den Dein Kopf fallen, Zehntausend Jahren zu nahen”, was verständliche aus meinem überfegt Zimmer des’ Kaisers ' so viel Schwiegersohn­­dige." Die Kaiserin, die glänzende wieder Heißt, wie, hat es, aus welchem Grunde, gewagt, Deine in’3 Gemein: „ich forme, der junge Mann schnippiich, ich weiß nicht, | bei lebendigen Leibe Huss | mein Sohn CouosAi, wird „Mein ift der Kirn Vich Seiten Belga, 7

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