Neues Pester Journal, November 1877 (Jahrgang 6, nr. 303-332)

1877-11-19 / nr. 321

»Was-W-· Ne. 321. wrbonnemenst: Ganz. fl.14, halbj. fl. 7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. Das „Neue Bester Journal“ erscheint täglich, such an Montagen.­ ­ Redaktion und Adm­inistration: Leopoldst. Kirchenplak Nr. 2. | Einzelne Nummern 4 & Inserate nach aufliegendem Tarif. “ Die österreichische Bankdebatte, Budapest, 18. November. Die österreichische Bankdebatte nimmt unun­­terbrochen ihren Fortgang, ohne daß eine Der in der­­selben gehaltenen Neben Anspruch auf eine weiter­­gehende Beachtung erheben könnte. Sie zeichnen sich weder durch Bedeutung der Gedanken, noch nur­ rhetorischen Schwung aus, wie die Keftersperg’sche Gnungtation, welche ihre Wirkung nur durch die Dir­­tavverie des centralistischen Champions und, dessen Deutlich, hervortretende Negierungsgelüste, erzielte.­­ Die übrigen Medner, zumal die Oppositionellen, parierten merkwürdiger­weise das seit 1867 in Desterreich so oft diöfutirte Thema der , 3wange­ Tage”, sie sprechen von einem caudinischen Zoch, von Mehrbelastung und Designation, ja Einer von ihnen ging so weit, den Vorschlag zu machen: Desterreic möge Ungarn dessen Necht auf Errichtung einer selbstständigen Bank gegen vollständige Weiternahme der 80 Millionen Schuld und gegen Annahme des von Ungarn geforderten Restitutionsmobug ab. Taufen! So wird die Debatte noch einige Tage fort fließen mit hehnafischer Breite und m­erbnndlichem Gehalte, bis man auf der Ministerbank finden wird, daß dem Guten genug geleistet und daß der Schluß der Debatte angezeigt sei. Dant wird noch Dr. Herbst als Generalredner paradiren und die Rechtspartei undh Baron Kellersperg mit einer $luth bon Sar- Zaemıen überschütten und schließlich wird die Regie­­­ung zu guter Zeit den centralistischen Störefried nach allen Negeln der parlamentarischen Dialektis­tsdtichlagen und seinen Balg zum abschrechenden Grempel an die Parlamentsthore nageln. Die Boll: Streeding der grau­samen Crefation fol der berühm­­­ten Hand des geistvollen Sprechministers Dr. Unger anvertraut werden. In Hebingen kann die Regierung Tonder Zagen dem Ausgange der Debatte entgegen:­sehen? nur die ankerste Linke und die Nechtepartei werden. gegen das Bankstatut votiven; Linie, Boz ‚Lenflub und Centrum — von Stellersperg und einem halben Dußend verbohrter Gentralisten abgesehen — werden für das Ban­kstatut eintreten. Besondere Ehren wird das österreichische Ab­­geordnetenhaus mit­ dieser Debatte nicht einhein­­fen; sie zeigte wieder, daß die staatsmännischen Talente in diesem Hause sehr schützer gefügt sind und politischer Takt fehlt. Sie würden sonst be­­­greifen, daß es nicht gut ist, durch ungerechtfer­­tigte Angriffe die öffentliche Meinung Ungarns, die dem A­usgleichswerte ohnedem nicht weniger als günstig gestimmt ist, zu erregen und unnöthi­­ger Weise zu probogiren. Aus der gestrigen Debatte, welche das Niveau der vorhergegangenen Berathung ein wenig üb­e­­ragte, heben wir die folgenden Steden hervor : Abg. Baron Plener: Ich stehe­ bei Meitem nicht auf dem. Standpunkte der absoluten Negation. 30 will den Ausgleich, will die klare und formelle Regelung mit Ungarn. Aber die Erneuerung muß eine solche sein, daß wir unsere natürliche Volition auch dauernd behalten. Gewisse Konzessionen Fan man den Ungarn machen: zuerst die, daß die Zahl der Filialen in einer mäßigen Meise-verwehrt wird-;-ich­-gehe­-sogar-noch-weiter und- mit den Ungarn eine gewisse Weinoritäts-Vertretung im Gens­tral-Organ gerne zugestehen. Ja, wenn es möglich wäre, die Organisation der Bank in der guten und bewährten Form, wie sie heute besteht, zu erhalten, wu­rde ich selbst vor dem Opfer nicht zurückschreden, die 80 Millio­nen­ Schuld ganz auf unsere Seite zu wälzen (Oboe! und Widerspruch,­ Ich Höre einen ges­tillen Widerspruch) und ich finde ihn begreiflich. Es gibt zwei verschiedene Arten, die öffentlichen Dinge anzusehen. Der Eine sieht sie nur unter dem Gesichtsmwinkel des Budgetstandpunttes, bemikt die Dinge nur nach dem Werthe, wie er sich in Ziffern ausdrückt. Diese Richtung verliert in politischen Dingen völlig die Kunst des Negios "Tenő und die Fähigkeit, eine­ Machtposition im Innern oder nach Außen zu siltern. Wenn man­ nicht blos auf die zifferm­äßigen Gegenwerthe, sondern auf Die bedeutende Machstellung im inneren und äußeren Leben des Staa­­tes Gewicht Legt, wird man gern hie und da selbst finan­­zielle Opfer bringen, um sich eine solche Machstellung­­ zu wahren. ‘3% halte es überhaupt in solchen Dingen nicht für gut, fi­­blos auf den Standpunkt der finanziellen Interz­essen zu fielen, und wenn es auch populär ist, fid blos auf den Ruf: „Keine­ Mehrbelastung“ zu beschränken, so igeint mir Damit doc­hit die Lösung der schwierigen Fragen, die einen Staat wie uns beschäftigen, erschöpft au­ßet. Wenn es mir auch noch gestattet ist, ein Hrb­eit Über die Vorgänge in unserer­ Deputation auszusprechen, so kann ich doch den Gedanken nicht unterbrüchen, daß durch die Haltung derselben es schwer geworden ist, den Standpunkt, den ich vertrete, noch­­ deutlich zum Ausdruch zu bringen. Durch eine unnachgiebige Haltung der Depoz­tation in der Restitutionsfrage ist die Situation eine solche geworden, daß Oesterreich jecht in der Bank­­frage, die ich für viel wichtiger, halte, nachgeben muß, während er in der­­ Restitutionsfrage, die ich für viel geringfügiger halte, sich unnachgiebig zeigte. Darum glaube ich, daß, wenn man das Gtatut verwirft, man Noch immer zu einem Ausgleich kommen kann, der wirthe­nchaftlich für beide Theile gut it und der die wirthschafte­liche Einheit zwischen beiden Reic­shälften erhält. Ada. Carneri sagt: Die reitende Einigung, deren wir bedürfen, finden wir nur auf volksunwirthschaftl­lichem Gebiet. Wenn ichh Heute die Wahl hätte zwischen einem politischen Verbande mit Deutschland und einer Aufnahme Desterreichs in den Deutschen Zollverein, ohne Zaubern würde ich nach septerem greifen, somie ich Un­­garn gegenüber ein Zollparlament freudigít in den Kauf gehe für ein Zollparlament. Um darum erscheint mir auch ein gemeinsames Bank-Institut, wie wir es jeht Schaffen, als ein Nierenschritt auf dem Wege praktischer Einigung, ein Friedensmon­u­­ment, an dem nach zehn Jahren Feine Hand rütteln wird. (Rufe: Cho! Cho! und Bravo!) Eine derartige Unsicherheit der fundamentalsten Existenzbedingungen, wie fest, läßt sich nicht alle zehn Jahre durchmachen. (Der Lächter.) Nun, diesmal’ gerade, weil Sie laden, meine Herren, diesmal war jede Wählerversammlung vollkom­­men beruhigt, wenn sie den Mann ihres Vertrauens, auf die zwei Worte: „Seine Mehrbelastung” beeidigt hatte. In Zukunft wird man auf diese zwei Worte die Grunwider­­ung zu hören bekommen: Die sch­werste, Die­ unerträg­­lichste Mehrbelastung in eine jahrelange Schwankung und Stedung in allen Geschäftsverhältnissen. Was wir brauchen, das sind dauernde Zustände, auf die ein Verlag ist. (Nate: Sehr richtig!) Gegen Kellersperg’3 Negierungsgelüste bemerkt Redner: Baron Kellersperg hat seinen Dante gut stubirt. Heiterkeit.­ Er weiß offenbar, daß­ die Inschrift, von welcher er uns einen Vers mitgetheilt hat, noch einen anderen bedeutenden Vers enthält, und er Liest wahrscheins­iich über dem Thore, burch das zu schreiten er noch im­mer zagt, die Worte: „Per me si va tra la gente perduta!” (und burd. mich gehbt mam unter die Ver­lorenen). (Nuje: Sehr gut!) Aba. Dunaiemwsti sprach Namens des Volen- Hubs: „Ich glaube, so hoch auch Jemand, flieht, it doch Niemand in diesenm großen Neid­e sicher, was in Bezug auf die auswärtigen Angelegenheiten, unser im nächsten Jahre wartet, wenigstens nicht sicher, daß der­ Krieg, ‚der schon lange an den Thoren der Monarchie tobt, uns endlich wider Willen zwingen kann, die vitaliten Se terefsen der österreichische ungarischen Monarchie zu vertres­ten. CS ist dies wenigstens nicht unwahrssheinlich, daß nun der Einfluß d­iefer Monarchie in Eu­ropa gestürzt werden sollte im Inter­es­se Der GEBETET a Et werd ENNE ÉT effekdber großen Gefahren, melde dem euro­­päischen Welttheile durch die sogenannte Theorie der Racen:Konglomerate drohen, wird wohl Steder zugestehen, wenn er al nicht besser und reicher it, Daß aber die Macht und das Votum des Staates im Konzerte der europäischen Mächte nur dann sehr fewer wiegen fan, wenn im innern Hauswesen­ der Friede hergestellt ist, das, glaube ichh, werden die Herren zugeben. Wir wollen nun nicht, daß dieses eich bei den möglichen auswärtigen Berwiderungen oder Verhandlungen seinen mächtigen Einfluß verliere oder darin leive aus dem Grunde, daß man ihm seine eigenen, wenigstens nicht ge­­sicherten Zustände im Innern vorhalten konnte. Weil wir das nicht wollen, ‚stimmen wir für das Eingehen in die Spezials Debatte.” (Beifall.) zeichnet, wird auf D­ie Haltung der Bartei und auf das Schicsal des Zolltarifs von entscheidendem Ginflusse beim # TZM. Philippovics hat heute, wie die „Bud. Korr.” meldet, längere Zeit mit dem Ministerpräsidenten Ti­ma Jonferirt. Es handelt sich fett ausschließlich um Fest­­stellung des Duotenverhältnisses, nach in welchem der Grenze fond aufgetheilt werden sol. Die für den Bahnbau nicht zur verwendende Summe soll nach dem Wunk­e der eroaten der Verwaltung des Grenzkommandos, respektive nach Ginz­verleibung der Grenze der autonomen Frontischen Landes­­regierung. unterstellt werden, nachdem diese Summe für solche Friede verwendet werden sol, welche autonome Ans­gelegenheiten bilden.­­­­ « THE-österreichische Ausgleichsaxesszuß hat gestern seine Berathungen über das Zoll-und Handels­­bündniß beendet, der aber Budapest, 18. November, + Die heutige Nummer des Amtsblattes veröffent­­licht zwei a. b. Entschließungen Sr. Majestät vom 2. d., durch melde Die nachstehenden Veränderungen im öster­­reichische ungarischen Konsilartorps verfügt werden : Se. Majestät geruhte Die Verfehung des Generalk­onsuls Dr. Svetogar Theodorovicus von Gerajevo nach Tunis, des Generalkonsuls Konrad Waffitich von Skutari nach Sarajevo und des Konsuls Franz X­er Line von Sugrna nach Briszend, so­wie die Nieber­­tragung der Leitung des Generalkonsulates in Skutari an den bisherigen S Konsul in Paris rend, Friedrich Lippic unter gleichzeitiger tatfreier Verleihung des Titels und Charakter eines Generalfonsuls an denselben zu geneh­­migen, ferner den Konsul Adolph Ritter v. Schulz in Mipdin zum Generalfonsul in Beirut und den derzeit bei dem Konsulate in Konstantinopel in Verwendung stehen, den Konsulareleven Emil­ Silts­ch zum Vizefonsul auf seinem bisherigen Posten zu ernennen. % Wie wir­ vernehmen, wird der Ministerpräsident im Abgeordnetenhause am Mittwoch die Motivirung des Broftvertrages am Donnerstag feht man in mit dem österreichische ungarischen die Motivirung des SBolltarif- Geseßentrourfes einreihen. Der Iebteren entgegen. Der Umstand, ob die Motivirung die österreic­hischje ungarische oder die deutrale Regierung als Ursache des Abbruches der Zollverhandlungen mit Zur Ragesgeschichte, undh der­ parlamentarischen Schlacht in der franzö­sschen Kammer, wobei das Ka­­binet Broglie-Sounton eine nicht zu verwindende Niederlage erlitten, mit dieser „Kampfregierung“ noch ein zweites „Sedan” im Senate bereitet worden. Die regierungstreue „Nechte” wollte näne­­id dafeldfi eine motivirte Tagesordnun­g einbrin­­gen, melche den Kammerbefehl uß verurtheilt und dem Ministerium Vertrauen vot­nt­­­ allein, diese Absicht scheiterte einerseits­ an dem Widerstande der „institutionellen“ Senatoren, deren Anzahl Heute schon mit Dreiunddreißig ‚beziffert wird, sowie in der Erklärung des Senatspräsidenten,­ des Her30g9 von Yuchtfret-Basauter, Mala en Marschall,Präsidenten Kategorisch mittherlich, Daß er und seine Freunde der Negierung auf der Bahn des Widerstandes nicht mehr folgen künnen.. Auch aber weigerte der­ Herzog die Zulassung aller Antrag gegen den­­ Gnrnötebeschluß der Kammer. AS foz. nad) das Kabinet sah, daß der Senat ‚an eine zweite Auflösung der Deputirtenkammer nicht bewwil­­ligen wü­rde, da blieb ihn nichts weiter übrig, ab­ zu gehen und Mac Mahon mußte diese Des­­illion annehmen,­ wollte er vom Senat nicht eben­fall besavouirt werden. Ueber die weiteren­ Entsäließungen de Marshall-Präsiden­­ten sind nur Vermuthungen im Umlaufe. Mat spricht von drei ministeriellen Kombinationen. Die erste, welche die meisten Aussichten hätte, beträfe die Bildung eines Kabinets aus der verfas­­sungsötreuen Gruppe der Gene­ten. Wenn diese Kombination nicht zum Ziele führt, so würde der Marshal, nachdem er sich an seine der Gruppen der Linien wenden will, entwwe­­der­en Geschäftsministerium oder ein Ministerium des Widerstan­des aus Mitgliedern der Nechten anstreben. Mit leiterem alle würde das militärishhe Ele­­ment in dem K­abinett überwiegen. Wie man sieht, geht keine dieser Kombinationen auf eine wirkliche Umk­ehr der­ Bolitit Mac Mabhon3 und somit auf eine Aussöhnung mit der Kammermajorität. Dieser wichtige Unstand zeigt, daß für den Moment die Bem­alungskrise in Frankreich vielleicht eine ruhigere Gestalt annehmen dürfte, daß aber der­ politische Kampf so lange nicht ausgefochten und die Ge­fahr für Stanfreid überhaupt nicht gemindert ist. Mit einer seltsamen Nachricht debütirt heute das Wiener „Sstemdenblatt”. Darnach sol Fürst Sortsihafkoff schon seit längerer Zeit mit der Ausarbeitung einer russischen Beifaf­­fung beschäftigt sein. Die Meldung st­an sich nicht neu, fand aber niemals Glauben. Heute ver­sichert nun das genannte Blatt von „wohlaffreditir­­ter Seite“. Die diesbezüglichen Vorarbeiten seien so weit g­diehen, daß das Claborat dem Grafen zur Begutachtung unterbreitet werden kan. Des Weite­­ren wird gemeldet, daß die Vorschläge des Kürsten- Staatsfanzlers auf die Einführung enerständie den Vertretung, in der das aristokra­­tische Element überwiegen werde, hinausliefen. Mir überlasfen selbstverständlich die Verantwortlichkeit für diese Meldung dem Wiener Blatte, wollen jedoch gerne zugestehen, daß die Einführung des Konstitua­tionalismus in Ruland zu den merkwürdigsten und weittragendsten Ereignissen unsere ® Jahrhundert gehören würde, u. Au wenig bertrauenswürdiger Duelle. Jeles liberalen Bartes mit großer Spannung Deutschland bei Lloyd, Motivirung

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