Neues Pester Journal, November 1877 (Jahrgang 6, nr. 303-332)
1877-11-08 / nr. 310
wissed ta 2.176 Donneritag, den 8. November VE. Jahrgangs Ne. 310. ibonnemetnt : Gangi. fl. 14, Halbi. fl. 7,viertelj. ff. 3.50, monatlich fl. 1.20. Das „Neue Beftet Journal“ erscheint täglich, WEMMWWM Die Sage in Bulgarien. Budapest, 7. November. Der Spätherbst Brillirt mit: überraschend freundlichen Tagen. Statt der frostigen Negengaffe, welche in dieser Jahreszeit Bulgarien zu übergütten pflegen und welche diesmal die rufsischen und türkischen Soldaten zwingen würden, thatenlos in Hütten und Erdlöchern auszuharren, glänzt die Gegend bei Tage im bhellsten Sonnenschein, zeichnen sich selbst beim Sternenlichte die Umriffe der feindlichen Zeltlager, und bedouten auf 3 Genaueste ab. Allein dieses schöne Kriegsnwetter kommt den Türken sehr ungelegen. Als um Mitte des vorigen Monats Nebel mit Niederschlägen wechselten, der Sturm die Schiffbrüche von Nikopolis zerriß und der Schnee die Kuppen des Baltan versilderte, da stelllten die türkischen Armeen am Lom und im Schipfapaß ihre Operationen ein, bezogen ihre Winterquartiere und überließen es den Nafsen, im Sturm und Wetter und auf bodenlosen Wegen den Krieg fortzuführen. Die Türken ahnten nicht, daß die Naffen noch Zeit finden werden, bedeutende Bewegungen auszuführen von zwei Sesten die russische Invasionsarmee in die Donau drängen. Der Plan war glänzend, großartig, aber die Ausführung hing doc von zu vielen glücklichen Zufällen ab. Viel leichter und sicherer wäre ein Erfolg zu erzielen getreten, wenn Suleiman , gleich auf offenen Wegen über Sophia und Ordanie , seine Armee nach Vlevnja geführt hätte, wo sie eine ausjlaggebende Rolle gespielt haben würde. Als nun die Stürme Suleiman’s ihm nicht den Schipfa= Ba öffneten und Mehemed zu schwach war, um allein die Offensive durchzuführen, griff die Pforte zu Testerem Plane. Ueber Sophia und Ordanie wurde ein Strom von Truppen und Broviant,K0- Sonnen nach Bleona geleitet. Schon damals hieß es, Osman sei vollständig cerüirt und abgesperrt. Aber einer kleinen Macht von Muftehafiz und Garde-Reitern gelang es, die Straße von Sonhta zu offupiren und Train nach Train angesichts feindlicer Kavalleriemaffen nach Plevna zu bringen. Indeß war es leicht vorauszusehen, daß dies auf die Länge nicht ausführbar sein würde. Die russische Macht, welche sich nicht mehr in Chipfapaß und bei Diela bedroht sah, mußte sich natürlich mit aller Wut gegen Blevna und vor Allem gegen die Nachzugslinie Osman’s, gegen die Straße von Soghia, wenden. Die Pforte hat nun zwar diesen Moment vorausgesehen, aber sie hat nicht mit der gehörigen Energie gehandelt, um demselben zur besegnen. Und durch diese Saumseligkeit war es dem General Gurko möglich, nach mehreren Bfiuligen Gefechten eine wichtige Strece der Straße nach Sophia in seinen Befig zu bringen. Dieser „Uns glüdstal durchkreuzte zum Theil die türkischen Dispositionen. Denn die Türken waren eben im Begriff, eine totale Verschiebung ihrer Streitkräfte herbeizuführen, nämlich den Egelpunkt ihrer Macht von dem Osten und Süden nach dem Westen zu verlegen. Die sammelten an der montenegrinischen Grenze und bei Novi Bazar Armeen, sie errichteten bei Karlowa und Brischtina Lager und einzelne Abtheilungen der Armee von Shipra und von Schumla sind sicherlich auf dem Wege nach Sophia. Diese Umstände, die momentane Zerstreutheit der türkischen Streitkräfte und die Verschiebung der einzelnen Abtheilungen im großen Bogen südlich um den Vulkan herum erregenden Eindruck,als wenn die Türkei durchaus nicht den russischen Heeren gewachsen wäre,wie denn in der That heute keine türkische Armee konzentrirt ist,welche im offenen Felde den Russen entgegentreten könnte. Allein dies ist nur der momentane Stand der Dinge. Noch haben die Russen seinen Stein des Forstungebietes erobert, noch waren sie nicht im Stande, die Türfen im Schipfapaß von sich abzufgütteln ; ihre einzigen Erfolge bestehen in der Gewinnung der Position von Telis und Dubnit auf der Straße von Sophia. Beriag fi nun Osman mit seinen Vorräthen noch drei bis vier Wochen zu behaupten, so werden die Verhältnisse auf dem Kriegerhauptage eine ganz andere Gestalt angenommen haben. Dann wird Mehened Ali Palda mit einer Armee von wenigstend 50.000 Mann zum Entfage Plebna’s operiren und er müßte die Türken ein eigenes Mißgejehtet verfolgen, wenn Mehemed Ali dann nicht im Verein mit ODdman Pascha den Cemirungdring auf einem Britte durchbrechen sollte. Angesichts dieser Gefahr, die so nahe steht und bei dem Imstande , daß das bulgarissche Fieber fortwährend klaffende Lücen in die Gerinnungsarmee reißt, er: ‚Scheint die Nachricht von einem bevorstehenden An die Türken hatten die Kampagne zu früh geschlosfen. Tazu kam noch ein seltenes Smegaglüd der Russen. Die Monate lang unterwegs gewesenen Garde- und Grenadierforps trafen gerade in dem griffe auf Plevna nicht unwahrscheinlich Die Nuffen Augenblicke auf dem Sriegäfchauplage ein, als die Nuffen ohnedies freien Spielraum hatten. Auf seinem Punkte von dem Feinde angegriffen. Durch das Schöne Wetter in allen Bewegungen begünstigt, verstärkt D durch 50.000 Mann früher Truppen, konnten die Stuffen plöglic eine so imposante Macht entwickeln und mit so erstaunlicher Niederlegenheit auftreten. Proc einem anderen wichtigen Umstande verdanken Die Ruffen vielen Vortheil. Man erinnert sie wohl die Planes, mit welchem die Türken im durch den Schipfam Paß dringen, sich mit Osman hervorgeht, äußerst geniale Ingenieure zumr Seite ste Sommer die Offensive ergriffen. Suleiman solltehen, so werden diese wohl auch gegen die neue Angriffe , Weise die nöthigen Vorbereitungen getroffen haben, vereinigen und Osman und Mehemned sollten dann 'leberhaupt dürfte Odnan Bardja, wie man aus seinen bisherigen Leistungen schließen kann, sowohl bei einem neuen Angriffe, die bei dem Versuche der Aushungerung den Nuffen noch manche schwere Enttäuschung bereiten. Und es steht noch die Frage, ob die Formation der Westarmee unter Mehened Ali nur zur Retzung Osman’s geschieht oder ob es nicht vielmehr der Zwed dieser Armee ist, die den Nuffen so drohende Stellung in Plevna zu behaupten und zu verstärken, attaquiren, sondern erst doch eine RER Artisfes "wollen diesmal mit einer neuen Methode vorgehen. Sie wollen nicht mehr in wilden Stimmen eine Nedontebewirtung den Angriff vorbereiten. Das Teuer aus 200— 300 Feueriründen gegen einen Bunff soll ‚die Vertheidiger zerschmettern oder vertreiben, dann soll plöglich aus den nahegeraden Gräben die Infanterie aufsteigen und die Eroberung vollenden. Da ist und da ihn, wie aus der Anlegung der Medouten aber Daman Balııa In der» Vertheidigung Meisten — Siezer vier Seiten Beilsne. Budapest, 7. November, $ Aus den Finanzerpofe’S der beiden Finanzminister hat sich die überraschende Thatsache ergeben, daßs das gemeinsame Budget pro 1878 nur um jenen Beitrag eine Verminderung der Ausgaben ausweist, welcher der im laufenden Jahre bestrittenen Rate für die ÚUdharitusgefchllsge entsprechen würde. CS war also ziemlicher, daß die Kriegsverwaltung sei es im Ordinarium, sei es im Extraordinarium, abermals neue Forderungen an die Delegation zu stellen beabsichtige. Wie heute dem "B. EL." gemeldet wird, it dies auch thatsächlich der Fall. Das Kriegsministerium plant die Umwandlung der bestehenden Festungsgeigabe in Stahlbronzegeschüse großen Kaliber und wird hiefür die Bewilligung der erforderlichen Kredite ansuchen. Außerdem stellt die Kriegsverwaltung Mehranforderungen unter dem Titel der Verbesserung der Mannschaftspost und ebenso wurde die bereits dreimal abgelehnte Bost „Berittenmachung der Hauptleute” auch diesmal in’s Budget aufgenommen. Die Zentralaktiven bildeten einen Gegenstand lebhafter Debatte in der gestrigen Sigung des österreichischen Ausgleichsausschusses. Von Seiten der entschiedenen Ausgleichsgegner wurde der Versuch gemacht, die Theilung der Gentralaktiven mit dem Ausgleiche zu verquiden und die endgültige Lösung der Ausgleichsfragen von dem Zustandekommen einer Vereinbarung über die Theilung der Centralaktiven abhängig zu machen. Von anderer Seite wurde gar behauptet, daß Oesterreich an Ungarn aus dem Titel der Gentralaktiven noch Forderungen im Belaufe von 21, Millionen zu Stellen habe; von dritter Seite endlich wurde der von ungarischer Seite bisher beanspruchte Theilungsschlüsfel angegriffen. Rach längerer Debatte wurde beschlossen , die in FR r gr) 7. ap (877. € ít3 et jat hetpdtaskal aufligenden ERAT - tion ar mirhtan e kezett tet tett ég tb gierung werde angewiesen, der Stand der Gentralattive auf Grund der von der Kiquidirungskommission vorgenommenen Richtigstellung mit aller Beschleunigung vorzulegen, die prinzipielle Theilung mit Ungarn zu vereinbaren und diesbezüglich baldmöglichst eine Vorlage einzubringen. Ende ihr wurde die Negierung aufgefordert, eine Nachwedsung über die Gebahrung mit den Beständen der Generalaktiven zu geben. Die freie Vereinigung vertragsfreundlicher österreichischer Abgeordneter beschäftigte sich, wie aus Wien telegraphisch gemeldet wird, in ihrer heutigen Sibung mit einem Interpelationsantrage wegen Vorlage der auf die Zollverhandlungen mit Deutschland bezüglichen Schrittentüdte. Das seinerzeit" niedergelebte "Komité dieser Vertniegung beantragte nämlich, an die Negierung die Interpellas 56 felze die Korrespondenz in Betrei, der Bollverhandlungen zwischen den österreichischen und ungarischen Negierungen einerseits und der deutschen Negierung andererseits, dann zwischen dem Ministerium des Neufern und der deutschen Neicharegierung vorzulegen gedenk ? Es wurde ideg beschlossen, zunächst eine ‚ähnliche Anfrage im Ausgleichsausschusse vorzubringen und erst wenn diese erfolglos bleiben sollte, im Plenum des Hauses die Sterpelstation zu stellen. . * Bzüglich des Einberufungstermines der Delegationen ist — wie die „Bud. Korr.“ erfährt — vorläufig der 5. Dezember als Eröffnungstag in Aussicht genommen. “ Wie der „Bud. Korr.” aus Wien telegraphirt wird, haben einige österreichische Minister auf Anfrage einiger Abgeordneten erklärt, daß sie sich mit der ungariischen Regierung, prinzipiell dahin geeinigt haben, für den Fall, daß die gesanmten Ausgleichsvorlagen bis Ende dieses Jahres nicht erledigt werden sollten, den Legislativen ein dreimonatliches Wiedergangsstadium zu proponiren. »Der Zolltarifentwurf wird,wie die,,Bud. Korr.«vernimmt,wahrscheinlich erst Samstag und nicht morden den beiderseitigen Legislativen unterbreitet werden. Die ungarische Regierung überreicht gleichzeitig ein umfangreiches Elaberat,welches tabellarisch die neuproponirten «Zollsätze mit den bisherigen vergleicht.Die größten und allgemeinsten Zollerhöhungen sind in der erstett Klasse bei »n«olonialwaaren und Südfrüchten.Dchasseezoll wird mit stuldenpermobilo erhöht,das Petroleum wird,miteinberechnet die Verzehrungssteuer, mit 8 fl. per 100 Kilo verstollt werden. Der Weinzoll wird von s fl. auf 12 fl. errhöht, Ueberaus zahlreiche Zollfäbe wurden herabgegebt, so namentlich die Zölle für grobe und billige Waaren und für fast alle Baummollwaaren. Der Ausfuhrzol wurde nur bei den Hadern, und zwar so wie bisher mit 4 fl. und 100 Kilo aufrechterhalten. Der Sirieg. Nag Meldungen aus Konstantinopel Hat sich Mukhtar nach dem Gefechte bei Divi-Bogun nach Erzerum zurückgezogen, zu dessen Vertheidigung er fi ansdicht. „Yiorning Bost“ meldet dagegen, daß Muthtar mit seiner Armee sich gegen Erzinghan gewendet habe, welcher Ort 15 Meilen südöstlich von Erzerum liegt. Die russischen Seminare bringen die Ernennung des General Drenteln zum Kommandirenden der Truppen im Süden der aktiven Armee in Bulgarien und des Generals Tscherkaffoff zum Stabschef dieser Armee. Diese „Naden: Armee“ wird aus dem Nefewve : Divisionen formirt und soll offenbar den 3wved Haben, etwaigen Versuchen der Türken, von Gilistria oder Kurtschuf aus auf das Linke Donau-Ufer überzugehen, entgegenzutreten. Die „Bol. Korresp.” schäbt die Stärke der um Plevua vereinigten buffosrumänischen Streitkräfte (einschließlich der Grenadiere, von denen eine Division bei dem Heere des Großfürsten Michael in Asien sich befindet) Alles in Allem auf 120,000 Kombattanten und jene der Türken in Plevna auf 50,000 Mann. Der , Gazeta Narodoma” wird mitgetheilt, daß die türkische Regierung aus den zahlreichen, in Schipra befinde lichen russischen Deserteuren polnischer Nationalität eine aus zwei Bataillonen bestehende Polen-Legion formiren werde. Aus Konstantinopel werden demnächst Offiziere mit polnischen Fahnen dorthin abgeben. Die Schlacht bei Dubai. Weder den bereits geschilderten Kampf bei Dubaik am 24. Oktober erzählt ein Korrespondent der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ noch folgende Episoden : Nach auiítündigem blutigen Kampfe war noch nichts erreicht. "Man mußte sich zum Massenangriff entschließen, 4808