Pester Journal - Abendblatt, November 1877 (Jahrgang 4, nr. 158-182)

1877-11-08 / nr. 163

alsbald nach ihrem sogar jung Zusammentritte vertagen zu wollen,­ treten die Kammern zusammen, was nach den Bestimmun­­gen der Verfassung bald der Fall sein Regierung unverzüglich das Budget und andere bringliche Gefege vorlegen. Wird sich auch die Opposition lebhaft regen, wozu ihr die gegebene Situation genug Anhaltspunkte liefert, so besorgt doch das Ministerium wegen des Banauelleber­­ganges der rumänischen Armee ohne früher erlangte Ermäch­­tigung der Kammern seinen ernstlichen Angriff. Die Majorität der Kammer scheint in dieser Beziehung der ganz richtigen Ansicht zu Huldigen, daß das Ministerium, nachdem die Kammern einmal die Kriegserklärung votirt hat­­ten, als Evelativgewalt nicht blos im Rechte war, sondern alle einem solchen Votum entíprer patriotischen Dankesvotum gegenüber dem Fürsten ermannen werden, weil diese vor den Er­ nicht zurückeschreht sind, welche der rumänischen Armee ihre gute Organisation und Tapferkeit und N Rumänien in einem Augenblicke seine Lebensfähigkeit zu ermeisen Ge­legenheit geboten haben, in­­ welchem die diplomatischen Exör­­terungen der nächsten Zukunft fortzulegen habe Diese drage denne, seine staatsrechtliche Lage günstig zu ändern versprechen. Von ungleich größerer Wahr­­scheinlichkeit ist es, daß sich in der Kammer eine sehr lebhafte Diskussion über die Frage entspinnen dürfte, ob Rumä­nien nach dem z­uge­wärtigenden Falle von Plewna seine Betheiligung oder nicht, um Bis zur Stunde gestattet keinerlei Symptom zu vermuthen, wie das Ministe­­rum wiewohl die diesbezüglich in die betreffende Entscheidung ganz den Kammern über­ die Pflicht hatte, eheide Maßregeln zu ergreifen. Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschlossen, an einem eignissen und Ministerium über­lasfen wolle. Es ist wild, so mird im Gegentheil die die daß die Kammern sich Umlauf befindlichen Versionen willen wollen, Kriege daß die Regie­­­­­­ruflischen Reichskanzlers dahin, daß derselbe nicht geneigt sei, das bekannte Programm, auf Grund dessen der Krieg unter­­nommen wurde, zu erweitern. Wohl geht aus den Aeherun­gen des hiesigen russischen Agenten, Staatsrath Berfiani, bevor, da­ die Regierung Alexander II. geneigt sein werde, für Serbien bei den künftigen Friedensverhandlungen ein gutes Wort einzulegen, ja sogar, dass Rukland sich für die Vergrößerung Serbiens mit einigen Distu­ltentan der Niic­ama und am Javor verwenden dürfte. Die Bestrebungen des Belgrader Kabinett gehen aber weiter, und möchte man hier vor Allem das Programm vere­wirklicht sehen, welches schon dem verewigten Fürsten M­is­d­a­e vorschwebte, und welches in der Erwerbung größerer türkischer Provinzen besteht, in welchen das serbische Element prävalirt. Selbstverständlich wird auch die Erlangung der Selbstständigkeit Serbiens nicht außer Acht gelassen. Offenbar kann man sich aber in Gorni:Studien ebenso wenig für das Eine, wie für das Andere erwärmen, da die so weit reichen­­den Tendenzen Serbiens eine politische Konstellation voraus­­fegen, wie sie eben nicht besteht und sich kaum herausbilden wird. Einflußreiche Personen hier erklären daher mit Offenheit, wenn auch nicht ohne Dritterkeit, daß die russische Politik jeit noch keine Handhabe zur Erfüllung der serbischen Wünsche biete, und ohne Garantie für die Wahrung seiner nationalen Interessen, Serbien sich nicht in neue Verwiclungen stürzen könne: „Wir sind keine Banden-Anführer, sondern eine Regie­­rung, welche dem Lande für ihre Handlungen verantwortlich it" , so sagte dieser­ Tage ein hiesiger leitender Staatsmann, und mit diesem Ausspruche wurde die schwankende Haltung Serbiens auf ihre wahren Gründe zurü­ckgefü­hrt. Die ser­­bische Aktion hängt demnach nicht von den hiesigen Entschlüs­­sen, sondern von jenen ab, die in fetter Linie in Gorni- Studen werden gefaßt werden. Serbiens Haltung in der Kriegsfrage. Budapest, 8. November. Man schreibt der „Pol. Core.” aus Belgrad, 4. November. Wiewohl die seit Monaten mit, Eifer betriebenen ser­­bischen Rüstungen noch, keinen Augenblick unterbrochen wor­­den sind, so bleibt doch die Frage, ob Serbien wirklich in die Aktion treten werde, eine offene. Es läßt ss vorläufig auch noch gar nicht absehen, wann dieselbe zur Entscheidung kommen werde. Der Grund dieser Lingemißheit ist nicht in der militärischen Situation auf dem bulgarischen Kriegsschaws plate, sondern in der Haltung der ruffischen Regierung zu suchen. Es ist außer allem Zweifel, daß die ruffische Heeres­­leitung mehr denn je­den Eintritt Serbiens in die Aktion wünscht. Die Lebhaftigkeit dieses Wünnsches kommt in den der hiesigen Regierung unverbroffen ausbezahlten russischen Sub­­sibiengeldern zum Ausdruck. Der Leiter der auswärtigen Politit Serbiens, Herr Riftits, welcher zwar prinzipiell für einen neuen, dazu unwahrscheinlich noch gefahrlosen Waffengang mit der Zi­rket ist, wünscht im WVorhinein das Aequivalent an tennen, welches man für die Dienste der serbischen Armee in Gorni Studen zu bieten Willens ist. In diesem Verlan­­gen gipfelt d­ie Schwierigkeit der Situation. Auf Grund authentischer Informationen darf auf das Profitinste versi­­chert werden, das Fürst Gortscharoff bis zur Stunde jeder halbwegs raren Eröffnung in dieser Richtung aus dem Wege gegangen ist. Hier interpretirt man diese Schweigsamkeit des Gin schrecklicher lenk­t. Roman von Karl Wartenburg, Sechstes Kapitel. (Bortiesung.) Er entwicelte mir persönlich seine Ideen. Ih habe fünfzigtausend Thaler in der rumänischen Ei­­senbahnanleihe angelegt. Ich habe alle verfügbaren Gelder aus dem Geschäft dazu verwendet. ‚In späte­­stens jechss Monaten werden diese Papiere einen enorm hohen Ruf haben. Gefahr ist gar­ feine vorhanden. Männer, wie der­ Herzog von jet, der Graf Lehn­­dorf, der Fürst von Ratibor, der älteste und Höchste Adel Preußens stehen an der Seite. Ach, das zieht! Ich gebe sonst nicht mehr viel auf den Adel, Faber bei solchen Geschäften macht es sich vortrefflich, wenn ein paar vornehme Namen und Titel an der Spitne stehen. Du glaubst nicht, wie daz wirft bei der großen Maffe. Durch Inserate in den Zeitungen wird das Publikum auf die Papiere aufmerksam gemacht wer­­den, an den Börsen wird Nachfrage entstehen, es werden Anläufe stattfinden und ich werde i­ meine fünfzigtausend Thaler wenigstens hunderttausend erhalten. Fünfzigtausend Thaler im Handumdrehen gewonnen ! Wie lange müssen wir una da in der Fabrik plagen, ehe wir. 50.000 Thaler Reingewinn haben ! Mindestens acht bis zehn Jahre, wie fett die Geschäfte gehen.“ sitbere Hatte aufmerksam zugehört. "Ich verstehe von diesen Sachen nicht so viel, um Deine Spekulationen beurtheilen zu können, aber Dsfar mir ahnt nicht? Gutes. Ein Geschäft, beif mel­­chem man im Handumdrehen fünfzigtausend Schaler gewinnen kannn,, ohne Mühe und Anstrengung, kann sein solides Gerüft sein. Wie gewonnen so zertonnen !" „Ach, ich bitte Dich, Fjidorc", entgegnete er ge­­reizt und aufstehend, „höre auf mit !Deinen altväte­­rlichen Gemeinplagen, Die nicht mehr für unsere mo­­dernen Verhältnisse passen. Heut­zt Tage gelten an­dere Grundlage. Im Jahrhundert des Dampfer ist die Geschäftsmoral eine andere, als sie zur Zeit der Thurn und Tarisiden Postkutsche war. Nach reich werden und sich des Genosfenen freuen, das ist Heute die Aufgabe.” „Die Moral veraltet nicht, wie ein Modearti­­kel," entgegnete die junge Iran ; „doch was helfen meine Neben ?IH werde Dich dog nicht befehren. Nur Eins versping mir, Du für, nicht meinet­wegen sondern" — sie sprach das Folgende Weife flüsternd und mit erglühenden Wangen — „um de3 indes Willen, das wir zu hoffen Haben, gehe nicht heimlich in die Schröder’sche Weinstube, ‘sage mir es offen, damit mich nicht umsonst meine Angst quält.“ „Isidore,“ sagte er, durch die Meistheilung feli­­fant überrascht und er faßte sie auf die Stirne: „Isi­­dore ich verspreche er Dir!" 'gowina ist nun so gut wie ganz von Militär entbl­eiee und in Zrebinje aufgespeicherten Proviant-Vorräthe, etwa 3 Millionen Dfa Mehl, werden theils nach Bosnien, theilg nad Albanien transportirt. « Die christlichen Geistlichen in der Kerzengina fordern überall das Volk von der Kanzel auf,patriotische Gaben für die türkische Armee beizusteuern. Der Erfolg ist bis jegt Fein ungünstiger ge­wesen. 8 wurden über 100.000 Blatter in Geld und beträchtliche Mengen Tuch, Leinwand und Winter foden bis jegt eingesammelt und theils nach Bulgarien, theils nach Albanien überschicht. Die Türken sind von dieser Opfermilligkeit­ ihrer s chriftligen Mitbürger theils erstaunt, theils" gerührt: Venefles aus der Herzegowine. Budapest, 8. November, Man schreibt der „Bolit. Core." aus Mostar 29, Oktober : Nach einem aus Konstantinopel hier eingelangten Be­fehle haben die bosnischen Irregulären, welche im Momente des panischen Schrecens, den das­­ Vordringen der Monte­­negriner über den Dugapak hinaus verbreitete, hieher diri­girt wurden, den Rüdmarsch nach Bosnien anzutreten. Ge­stern sind bereit drei Tabors dieser Truppen nach Belinea instrabiirt worden. Heute und morgen werden sich die übrigen Abtheilungen gegen die Drina in Bewegung sehen. Da die hiesigen Einwohner für die Erhaltung der hier einquartiert gewesenen bosnischen Muftehafiz zu sorgen hatten, so ist den­­selben die Ordbre der Stambuler Darifhura (Kriegsrath) sehr willkommen gewesen. Gleichzeitig wurden die hieher emi­­grirten jungen waffenfähigen Nilsicer Einwohner, welche in den Dörfern Konita, Liubufchla und Botfehitelje Unterkunft fanden, aufgefordert, in die Reihen der Vaterlandsvertheidi­­ger zu treten und sich den abziehenden bosnischen Irregulä­­ren anzuschließen. Dieser Aufforderung kamen so ziemlich alle Niksicer nach. Die allgemeine Anerkennung der Züchtigkeit Muthtar PVaihas erklärte Omer Bafcha für unverdient. Mulhtar sei bei den Truppen gar nicht beliebt, Habe seine­­ Energie und begehe bei jeder­ Gelegenheit die schwersten­ Fehler. Nach der Aufhebung der Belagerung von Sara habe er Leicht 70.000 Mann, zusammenziehen, mit denselben ins Innere des Rar fafus einfallen und bis Tiflis vordringen künnen ; statt­dessen habe er unnöthigerweise 36 Bataillone in Batum­­ und wich­tige Truppentrüfte unter dem Kommando 38mail Baihas gelassen und schließlich angesichts des Generals Loris- Meli«­tom eine viel­ zu weit ausgedehnte Aufstellungslinie einge. Die Zucht vor einer montenegrinischen Invasion ist in der unteren Herzegowina völlig geschwunden, seitdem Fürst Nikolaus nach Hinterlassung seiner Garnisonen in den von den Montenegrinern in der oberen Herzegowina­­ defekten Doris, nach der albanesischen Grenze abgezogen ist. Geitden sind auch acht Zabors herzegowinischer Muftehafte nach Ghus­tari, beziehugsweise Podgoriga gesendet worden. Die Herzer Ein gefangener Palcha. Tiflis, 26. Oktober. Omer Palcha, der älteste unter den sieben türkischen Generalen, die am 3. Oktober ii Aladihadbag in euffische Gefangenschaft geriethen, machte in Tiflis interesante Mittheilungen über die bisherige Art der türkischen­­ Ketegz­führung und über die militärischen Eigenschaften der einzelnen Oberkommandanten. Der „Tifliser Bote” veröffentlichte diese Mittheilungen, denen wir Folgendes entnehmen : „Dmer Babha ist ein Mann von imposanter äußerer Erlernung. Er spricht fließend französisch, versteht deutsch, ferner ein wenig italienisch und bulgarisch und hat“ sich im der Gefangenschaft schon das russische Alphabet angeeignet. Er war ein Schüler der Militärschule in Konstantinopel und hat alle türkischen Kriege seit 30 Jahren mitgemacht, im orientalischen Krieg von 1853—56 kommandirte er ein Ba­­taillon in Widbin, wurde dann nach Eupatoria geschickt und machte den Feldzug in Mingrelien unter dem damaligen Generalissimus Omer PBasha mit. Bei dem sebigen Krieg war er Kommandant einer Division in Bagdad und kam vor sechs Wochen mit zwei seiner Regimenter zu Mulhtar’s Armee. Omer Balcha erzählt, daß er in der Schlacht am 15. Otober mt ungenügenden Streitkräf­ten am Aladshadag ifolirt gelassen und da­­durch genöthigt worden sei zu Kapituliven,­­ weil er sich von den Neffen cernivt sah und von 1200 Mann verloren hatte.­­ Schreibt die türkische Niederlage am 15. Oktober den schlechten Dispositionen Mukhtar Vard­as zu, über den er sehr aufgebracht ist. Im Allgemeinen ist er allerdings über­­zeugt, dab Rußland vermöge seiner reicheren Hilfsquellen schließlich doch siegen muß, wenn seine fremde Macht zu­gunften der Türkei Partei ergreift. Aber die Möglichkeit eines Friedensschlusses im senigen Zeitpunkt und unter den gegenwärtigen Verhältnissen läßt er nicht zu und erwartet so sehr viel von der Cinmwirkung der Entfaltung der P­rophetenfahne auf alle islamistischen Völker durch ganz Asten bis­­ Indien. 3 = and suenizabenn. Eine Krähe begleitete,von einem Feldrande auf­­fliegend,eine Strecke den Zug.Drübenbrannte Kartoffelfeuer auf den Feldern,vorne schwob und stürmte die Lokomotive,einen schwefligen gelbbrau­­­­nen,ankenstrebenden Schweif,der sich in große­r Station Oberstein . . . Meine Herren, geben Sie Ihre Billete ab." So rief der Schaffner in das Coups eines Waggons zweiter Staffe, in welchem mehrere P­assagiere saßen, von denen der eine mit vielen kleinen Gepäck­üden ein Musterreisender war. Er fehnte in einer Ehe und schlief. Der Andere starrte gedankenvor in den nebeligen Herbstabend hin­aus. Er war Cäsar, der nach Halbjährigem Aufent­­halt aus Egypten zurückehrte. Bei dem Nufe des Schaffners richtete sie der Musterreisende fehlaftrım­­ten empor, fuhr in die Westentasche und gab sein Billet ab, sehnte sich dann wieder zurück und schlief weiter. „ Giebt er noch einen "Anhaltepunkt , "Schaff­­ner , ehe wir in die Hauptstadt unseres Reiches "ein­fahren ?* trug Cäsar den Schaffner, der’ ihn­­­ per­­sönlich nannte. ..Gewiß,HerWittstock,bei der Forellen­­mühle.«« Und der Schaffner kletterte weiter auf den Trü­s­ten zu dem nächsten Waggon hinüber. Cäsar steckte sich eine Cigarre uin und sah wieder hinaus in die neblige Landschaft.Die Häuser,die Bäume,die Wiesen,Alles in grauen Duft eingehüllt, flogen an ihm vorübr. « «

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