Pester Journal - Abendblatt, November 1877 (Jahrgang 4, nr. 158-182)

1877-11-19 / nr. 172

1877.anhrgapgN­.172 Montag-den19.Nov­ mlsszrp ...­»Es- Abonnement für Budapest mit täglich zweimaliger Zustellung­ für die Provinz .einmal.Postversendung monatl.fl.1-10, zweim.ft.2.15,viertelj. H 3.10, halb­. fl. 6. Das Abendblatt des „Belter Journal“ erscheint täglich, mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Nachmittags nach 2 Uhr. REN Redaktion: Göttergas Adminiftration:: Göttergasse ©. se 9. Einzelne Nummern de Abendblattes 2 kr. Unjernte für das Abendblatt werden billigst berechnet. : Die Abrechnung mit Rußland. Budapest, 19. November. Die Tage unserer Abrechnung mit Rußland­ riefen immer näher. Unsere Monarchie steht vor einem bedenklichen Punkte. Jeder Tag bringt neue Hiobsposten. Nun ist auf Kara gefallen. Wieder ist eine feste Burg türkischer Herrschaft in russischen Händen. Die ganze Macht des Kindes wälzt sich nun nach Erze­­rum, der armenischen Kapitale. Erzerum ist schlecht vertheidigt und was dann, wenn auch der Gib des armenischen­­ Königreichs fällt ? Wo sind die Grenzen, welche der russischen Invasion gestedt sind ? Wer Hindert die russischen Heeressäulen, sich entlang dr ganzen Küste des Schwarzen Meeres auszubrei­­ten, von­ dem asiatischen Land­wege an Konstanti­­nopel zu bedrohen ? s Wahrlich, die Dinge stehen schlecht für die Türkei und es wäre nunmehr an der Seit, daß Europa der russischen Expansion ein Halt­ zurufe. Selber Tag der Versäumnniß rächt sich schwer. Rußland täuscht ums durch seine Sprache der Mäßigung, bis es sich im Herzen der Türkei festgez­ießt haben wird. England und Desterreich Ungarn haben die Abrechnung mit Rußland zu pflegen. England darf die Land- und Seewege nach Hi­lien nicht bedrohen lassen und muß Kalkutta bereits in Erzerum vertheidigen. Budapest und Kronstadt find er hágja N EN le­r Dixiføknnpør nnnspiøxhkp Frage-Jetzt gilt es matmhaft Hßorkans Mit einem " emergischen ud den Alp, der orientalischen Trage ben und zu wälzen. Dem Muthigen gehört die Welt. Rußland war nicht prädestinirt, den Orient zu erdrücken, wenn er sich nicht mit allen Mitteln dar­­auf vorbereitet und mit aller Energie auf sein Bier gestürzt hätte. Ein solcher Muth wird nun von Oesterreich-Un­garn gefordert. Die militärische Galdire unserer Monarchie ist längst verblichen. Wo sind die Tage Eugen’3 von Savoyen, Erzherzog Karl’8? Sollte er denn dieser Monarchie nie mehr vergönnt sein, ihrer Macht ent­sprechend sich im europäischen Konzerte behaupten zu können, sollten wir nur zum Gespötte und zum Ge­lächter des übrigen Europa exz­stiren ? Auf und dran müssen wir zum Kampfe für unsere Macht, unsere Forderungen. Wer kann­ sie uns in den Weg stellen ? Deutschland kann ich nicht rühren, ohne die Made Frankreichs gegen sich Heraufzubeschwören. Italien spielt mit feiner Existenz, wenn es uns angreift. England zur See, wir zu Lande, werden wohl im Stande sein, die Ansprüche Auslands auf ihr ge­­rechtes Maß zu reduziren, und den Weg in den Orient frei zu halten und die Zukunft unserer Gran­­ee von auswärts drohende Gefahren sicher zu teilen, an der künftigen Umgrenzung des Gebietes der Schwarzen wie sie Europa seinem Fürsten gewissermaßen als Mam­malkompensation zugestanden missen mollte, nicht das Mindeste ändern. Montenegro wird genau die Stellung einnehmen, die Europa und zunächst Oesterreich-Ungarn, als diejenige Mach, in deren Machtsphäre das Fürsten­­thum fällt, ihm einräumen werden. Denn wenn behauptet worden, daß an der albanesischen Stifte außer denen der Türkei, al noch andere Interessen, als die Defterreich:U­n­­garns, ins Spiel gezogen seien, so ist das fehlenthin eine doch Nichts sich rechtfertigende Auffassung. Defterreich-Un­­garn hat seinerlei Einwendung gegen die Unifizirung Italiens erhoben, welche die ganze Mestküste des adriatischen Meeres der Herrschaft eines ei­nigen zum Range einer Großmacht emporgestiegenen Staates unterworfen hat. Allein es bedarf seines Beweises, daß die Monarchie nicht an die Duftkü­ste des einzigen Meeres, das ihm erschloffen ist, ihrer thatsäch­­lichen oder moralischen Domination entzogen sehen darf. Wir verlangen seine neue Stellung im Oriente, aber das Mindeste, was mir beanspruchen dürfen, ist, daß wir Herren bleiben, wo wir es sind. | ! Berne, | Budape­st, 19. November. & Die offiziöse „Montags-Revue” bringt einen scharfen Artikel gegen Montenegro, in welchem es u. A. heißt: Nichts ist feststehender, ala daß die europäischen Mächte fi, wenn nicht die exfie, so bed) jedenfalls die rechte Notmt­ tung. der fünfzigen Gestaltung des Orients vorbehalten ha­­ben, und daß jeder Friede, der da geschloffen wird, erst der Ratifizieung der europäischen Mächte bedürfen wird, bevor er als ein perfekter und in das System der europäischen Rechte­­ordnung eingefügter zu betrachten sein wird. Was Neukland gegenüber gilt, und ob der politische Standpunkt Europas stets war und unverfälscht dargelegt worden ist, wird nicht in erhöhten, aber auch nicht in vermindertem Make Monte­­negro gegenüber gelten. Keine Spekulation wird sich als eine irrigere be­weisen, als die auf militärische fait accomplis. Ob sich Montenegro in den Refik Antivaris fegt oder nit fan . Aus Berlin, 18. November wird telegraphiıt: Deutschland hat definitiv den seitens Oesterreich Ungarn 3 angebotenen M­eistbegü­nstigungs-V­ertrug abgelehnt. Der Krieg. Budapest, 19. November. Das Kriegsglück ist veränderlich. Nach so vielen heldenmüthigen Thaten, nach so vielen glorreichen Sie­gen der Türkei hat sie das wandelbare Glück der Schlachten verlassen. Daß ein geschlagener Feldherr Siegreichen Feind auf seinem Leiumphung durch ver­­zweifelten Heldenmuth eine vollständige Niederlage beizubringen vermag, doch haben Mushtar und sein Heer am 9. b. vor Erzerum bewiesen. Was vermag aber alle Tapferkeit gegen das mandelbare Grad ? Kars­it gefallen, meldet eine Depesche, nach dreizehnstündiger blutiger Schlacht. Dies besiegelt das Shidjal Armeniens. Unsere Spezialdepesche über die Niederlage der Nuffen bei Berjovica hat befanntlich volle Bestäti­­gung gefunden. Eine Konstantinopler Depesche, die wir in unserem heutigen Morgenblatte veröffentlichten, bringt ferner die Nachricht, daß die Ruffen vollständig aus Berjovica vertrieben sind. Sie zogen sich nach unserer Depesche nach Blasatica und von dort vermutlich an die serbische Grenze zurück, wo ihr Erscheinen bei der serbischen Bevölkerung große Freude hervorrief. Wir gönnen ihr solche Freude! . . — Rußlands Diele. Budapest, 19. November. Nurland wirft die Larve ab. Nun, da sich seine Sache günstiger wendet, glaubt er bereit seine gefähr­­lichen Bwede offen darlegen zu dürfen. So lange es hieß, Rußland Tämpfe nur für die V­erbesserung des 2ojes der Ch­risten im Orient, konnte Europa diesem Kriege ruhig zusehen. Ruffische E­roberun­­gen darf Europa nicht dulden. Schon weit Ruß­­land auf das Beispiel de Ermwerthes von Elsaß-Loth­­ringen durch Deutschland Hin. Was daz bedeuten will, braucht nicht besonders gesagt zu werden. Die offiziöse ruffische Stimme, welche diese Enthülungen macht, finden wir in der „Nord. Allg. Jg.“ Der Beierz­­burger Brief dies­s Blattes vom 14. d. lautet : Wenn die Herren Redakteure und Korrespondenten in Festeuropa müßten, werden Eindruck ihre Bemühungen für Einleitung von Friedensunterh­andlun­gen hier machen, so würden sie kaum noch mit gleichem teiß an der Konfestion ähnlicher Sensetionenciichten ar­­beiten, das heißt , tour de rôle hintereinander verschiedene Mächte mit Messationsaufträgen belasten. Es ist ganz gleich­­gültig, 05 e8 jet besser mit unseren Krieggoperationen steht und er vor wo nicht langer Zeit schlechter damit gestanden hat, Ob ein kriegerisch gesinnter oder einsichtigerer Großvezter das Ohr des Sultans hat, ob Serbien und Griechenland die Gelegenheit bewußen oder nicht, aber er wird jeder Kfuffe und jeder, der die Geschichte Rußlands und den Charakter des vuffischen­­ Boltes fennt, doch Seinen Augenblick zweifelhaft darüber sein, daß diesmal der Kampf für die bessere Stel­­lung der Christen, wenn nicht im ganzen Orient, so da wenigstens in der ganzen europäischen Partei, Durchgelämpft werden wird. Wollte man selbst annehmen, daß die ganze Kampagne in der europäischen, wie asiatischen Türke­­i für Rußland verloren ginge, so wäre das immer nur ein Bet­ragen, ein­ Aufschieben des Kampfes, aber wahrlich sein Auf­­geben des festen Willens einer ganzen Nation, mit diesem drühenden Alp, der auf ganz Europa Iastet, endlich zu Ende zu kommen ! Wer ıufliche Zeitungen liest oder ihren wahr­­heitstreuen Mederregungen und Auszügen mit nur einiger Hufmerksamkeit folgt, wird zugestehen müssen, daß­ man bei und offen und gerne begangene Fehler eingesteht ; dab Das­­jenige, was man bei uns öffentliche Meinung nennen kann, ohne alle Ueberhebung und Herausforderung, aber ,doch fest entschlossen und mit fi­­eb­ig geworden ist, jedes­ Opfer zu bringen, um Rußland Ruhe und seinen Glaubensgenossen in der Diaspora das gleiche politische und soziale Recht mit ihren Eroberern und Reinigeren zu­ erkämpfen. Diplomatif ist das nicht ! Vertrauen gierig auch­ nicht ; noch weniger human gegen die Tausende von Menschenleben, die d­iesem Bemede nun einmal — wie in jedem andern Kriege — zum Opfer gebracht werden müüssen ; aber es ist eine Lebensbed­ingung für Rußland selbst, er ist politisch richtig und nothmendig, es ist keine vorübergehende Anmandlung, Streitluft oder Erobe­­rungssucht, sondern die volle, in zwei Jahrhunderten gereifte Weberzeugung, dab Ruhland "sich dicht an­ seinen Grenzen Ruhe Schaffen muß, daß es nicht immer aufs Neue gezwungen ist, einen Nachbarn in Europa so zu behandeln wie in Gen­­tralaften, sich aber auch in Europa das nicht bieten zu Lasfen, was ihm mahomedanische Turkomanen, Kaschaaren unn Bod: ,­­ oder ob zu Dielen Wilens sind Gewiß war es ein Fehler, nicht gleich im Anfange des Krieges die ganze Macht Rußlands zu entfalten; gewiß ist es unverzeihlich, die wirkliche Widerstandskraft der Türkei nicht besser gefannt, also unterschäßt zu haben; gewiß wird die richtende Geschichte Manches in den Maßnahmen Ruß­­lands tabeln, was die Freiwilligen-Bewegung, die nicht sofor­­tige Desavouting Tiehernajeffs und die Sorglosigkeit in der Vertheidigung unserer Küsten des Schwarzen Meeres betrifft; ja, man kann die Nichtigkeit des Ausspruches nicht leugnen : „Benn man keine, der t­ürkischen überlegene Flotte im Schwarzen Meere befist, muß man au­f einen Krieg mit der Türkei anfangen!" Ebenso wenig läßt si ber Ans­pruch und Grundlag der bemwährtesten Strategen der Neuzeit deuteln: „Getrennt marschiven, aber vereint schlagen!" — Dessen ungeachtt hat Rußland getrost den Krieg begonnen, obgleic­h nicht so getrennt marschren ko­nn­te, wie die deutschen Heere 1870, weil eben Alles Tonzentrisch nur auf einzelne Punkte der Donau dirigirt werden mußte und die Donau nicht, wie der Rhein, feststehende Brüden, Süd-Rußland und Rumänien auch nicht so viele Eisenbahnen wie Westdeutschland, sondern eben nur Eine hat. Damit sollen wahrlich die begangenen Fehler nicht abgeleugnet, ja nicht einmal bemäntelt oder verkleinert wer­­den, aber gerade weil Jedermann bei uns sie zugiebt, weil wir sehr wohl wissen, wo Vorwürfe zu machen sind, und wo Besseiung zu wünnschen war, dü­rfen wir auch mit um so größerer Bestimmtheit sagen, daß das Alles an der eigent­­lichen Sachlage, an den politischen und staatlichen Nothwen­­digkeiten gar nichts ändert, daß Rubland seinen Willen — so lange ex bescheiden bleibt — durchfegen muß, wenn es seine so fegner errungene Stellung in Europa aufrecht er­­halten will, und daß es sich vor allen Dingen nicht fürchtet, allenfalls an noch sch­wereren Aufgaben gegenüber stehen zu­ müssen ala jegt ! IH verschone Sie mit Nachrichten vom Beiegsschaus plage oder mit Theetisch: und Nestaurantarb­eiten ü­ber Per­sonen und Vorgänge, aber ich kann versichern, daß Ruhland ganz im Gegentage zur erlahmenden Türkei feine Iebtr.. Karten denn bo­ noch nicht ausgespielt hat, sondern me .. erwarten kann, was der mahomedaniiige Trot ihr “big weiter zu bieten versuchen wird. Yu der m x. Zurlophile wird doc zugeben müssen, daß sofort würde und liebe sein müßte, wer, die für thatsächlich allem ihren Unterthaner, — gle­iche Regierung religiösen Ueberzeugung — bi­eselben Ru von welcher ohitif Reis: und DBerwaltung grehy gemähren ar ei. 4 e .

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