Pester Journal - Abendblatt, Dezember 1877 (Jahrgang 4, nr. 183-206)

1877-12-03 / nr. 184

. s «..., AB­E­N­D­B­LAT ee · Montquen3. Dezember. H Abrimement für Budapest mit täglich weimalieanstelltmgs für die Provinz .einmal.softversendung monatl.fl.1-10, zweim.fl.2-ls,viertels..3.10,halbj-ss.6- W­­Das Abendblatt deS»Pester Journal« s­cheint täglich, mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Nachmittags nach 2 Uhr. « Redaktion: Göttergasse 9. Adminiftration : Göttergas se 6. Einzelne Nummern deZAbmvbtanes 2 kr. Inferate für das Abendblatt werden . billigst berechnet. 1 . ESTEM NAROES SU SEHRENTETORE BES REEN STERN MET YT SATZGBOL BET KR­ASE KSY ESTETEK GERT . . Ein verhängnißvoller Moment. Budapes­t, 3. Dezember. No it es­­till in Europa. Dog­e3 ist die ne­ue dem Orkan, dessen Verwüstungen unabseh­­nr sind. Die Türkei Hat schwere Kämpfe zu bestehen. Die türkische Tapferkeit hat wohl noch fortwährend glänzende Proben abgelegt, die Türkei ist zum helden­­müthigen Verzweiflungsfampfe bereit, aber zum Schluffe wird sie sich vielleicht doch al­zu schwach erweisen. Europa wird die Einmischung nicht erspart bleiben. Zu spät ! So tönt er von allen Seiten. Hätte Europa zu Beginn den Krieg verhindert, er Hätte nie a­l­le angenommen, welche ihm nunmehr ruhen. Noch ist es still in Europa, aber Alles rüstet si insgeheim oder steht­ bereits gerüstet da. England rühmt seine Friedengliebe und sucht sich scheinbar mit Rußland auszusöhnen, aber seine Flotte ist zum 268- Schlagen bereit. Zwischen Deutschland und Frankreich bestehen scheinbar die friedlichsten Beziehungen, aber beide Staaten sind bis an die Zähne gerästet. Und unsere Monargie? Ist im Stillen längst schlagfertig, es fehlt nur das erlö­­sende Wort, welches das Dornröschen unserer Mon­archie aus dem Schlafe zu werden geeignet it. Wird dieses Wort gesprochen werden? It es nicht fon zu spät? Und wenn unsere Deonarchie si zur Aktion aufrafft, in welcher Richtung wird diese Aktion vor sich gehen ? — Es ist ein verhängnißvoller Moment. Möge ein gütiges­ Geshhch die Lenker des Staates erleuchten, damit sie das Richtige erwählen. Die Ciistenz der M­onarchie steht auf dem Spiele. Tontreue Erklärung will man sich nun über die österreichisch: ungarischen Orient:Unterelsen von dem Grafen Andräsy ausbitten und dabei unter Anderm betonen, dob durch den voraussichtlichen Hal von Plemna und dur die Gerü­chte über den sodann bevorstehenden Separat:Frie­densschlu­ß zwischen den beiden Exiegführenden Mäch­ten die Nothmendigkeit für die Wahrung der Lebenz-Inter­­essen unserer Monarchie sehr nahe geru­cht sei und daher Die Delegationen darüber Aufklärung verlangen müßten, was sice die Regierung unter den „Lebensinteressen“ der­­ öster­­reichisch-ungarischen Monarchie vorstellt. Budape­st, 3. Dezember.­­ Die "Agramer Breffe" bringt folgende Alarmnach­richt: Aus vollkommen zuverlässiger Duelle geht uns die Mitheilung zu, dab Die­ Publikation der Mobilisirung s3or dre unmittelbar bevorstehbend if F an einer biesigen Bud» DUWRELETT WERDEN DE TETTIS Tertt SZagen die erforderlichen Druck­sorte­n unter Beobachtung der größten Heimlichkeit und unter persönlicher Ueberwachung eines höheren Offizier­s hergestellt. Auch sind be­­reits eine Anzahl Offiziere hier eingetroffen, welche berufen sind, an den Mobilisirungsarbeiten merkiltätigen Antheil zu nehmen. N = Aus Rom, 2. Dezember wird telegraphirt: Trob der strengsten, wahrhaft peinlichen Webermachung, die im Vatikan geht wird, konnte nicht verhindert werden, daß die Wahrheit über den Zustand des Papstes bekannt werde. Die Katastrophe lädt immer näher, die Glieder verlieren immer mie­r an Spannkraft, der greife Kranke ist nunmehr an­­dauernd ans Bett gefesselt und leidet viel durch gichtliche Anfälle. Man beabsichtigt, das nächste Konsistorium, in welchem die Ernennung neuer Kardinäle erfolgen sol, im Krankens­ommer abzuhalten. " Der Wiener „Sonn u. Fereit. Cour." meldet: Wie wir vernehmen, wird in den Sreifen der bierseitigen D­ez­legation": Mitglieder die Einbringung einer Interpellation an den Minister des Neusern be­sprochten, in welcher Beziehung auf die wiederholte Regie­rungsversicherung, es werde im Verlaufe des russisch-türkischen Krieges und der nach demselben zu erwartenden SFh­ebenz- Unterhandlung, da­s österreichisch:unge­rifgedinteresfe unter allen Umständen gewahrt und geirügt werden, eine präcise Erklärung über den I me­fang der bei der Orientfrage in Berb­sichtigung kom­menden österreichisch-ungarischen Intereffensphäre verlangt werden solle. Die nterpellanten gedenfen dabei auf das Beispiel Englands hinzu­weisen, wo bekanntlich seinerzeit Mr. Brop, der Minister des Innern, dem Parlamente eine spezi­­fiziere Aufzählung jener Inter­effens­unkte gab, an welche die großbritannische Ne­sierung nicht rühren lassen­­ wollen erklärte. Eine ähnliche! Der Bries. Budapest, 3. Dezember. Bon Osman Bafda sind durch Brief- Tauben Nachrichten in Kon­stanti­­nopel eingelangt eine Depesche des „Sonn. und Feiert. Cour." berichtet : " Osman Pa­ Ida meldet: Der Fall von Kars sei ihm durch die Russen bekannt geworden ; er befürchtet eine M­eu­­­terei unter seiner Armee, wenn diese Kenntniß da­­von erhält, da deren Stimmung angesichts des immer mehr herannahenden Proviantenden ohnehi­n eine deprimirte sei. Der Durchbruch müsse binnen Kur­­zem erfolgen. Osman Pajga hat Vorsorge getroffen, daß beim Abziehen füämmtliche Häuser Plemwra’s mit Ausnahme der isolirten Kranken,­baraden, z­erstört und niedergebrannt werden. Die Ruffen benügen Ballon-Captifs. (Man fahndet hier nach dem Kolporteur der von Osman Para einfangenden Nachrichten, die man geheim zu halten u. .­n d mneetersixrger Depee meldet,aßi die Türken „nach der Feng von Brawekp" “, die Affen in die nächsten Ballanpäsfe zurückgezogen haben. Seither sollen aber die Türken Prawek miez dererobert haben, wie unsere und die Privatmelduns gen Wiener Wise Kautgum­­men nat G [d Depesche und meldet bies, daß die Nuffen bad hiet zwisgen dem Ogust und Saler befett haben. Es sind weitere Nachrichten abzuwarten, die Klarheit in die­ Situation bringen­ sollen, ‚Ueber, die ferbiigen Aktionsvorbereitungen bes richten Belgrader Depeschen unter gestrigem Datum : Gestern sandte die Regierung eine energische Note an die Pforte, worin binnen vierzehn Tagen Antwort und Satisfa­tion für die von den Bafchi-Berufs be­­gangenen­ Grenzverlegungen verlangt wird. Der Fürst, der Metropolit und der Kriegsminister reisen erst am 9. b. ins Hauptquartier. Am 11. d. erfolgt die Proflamirung der Unabhängigkeit, am 12. d. beginnt die Aktion. Die Majorität der Bewohner von Nego­­tin ist nach Majdenpef übersiedelt. Der konservative Klub wurde abermals polizeilich gesprengt, angeblich wegen Agitation gegen die Regierung. Große Muni­­tion-Transporte sind an die Grenze abgegangen. Der „Peter Corr." schreibt man aus Bel­grad, 30. November: Der Eintritt des Fürsten­­t­ums in die Aktion ist nunmehr beschlossene Sache, derselbe dürfte jedoch oft nach dem Falle von Blemwna stattfinden. Herr Rittich will dies­­mal Nichts hifiren, sondern mit Sicherheit den Er­­folg einheimten, welchen die serbischen Truppen im vorigen Jahre nicht erlangen konnten. Außer dem Fürsten und seinen Rathgebern, jenen Faktoren also, welche das Land dich ihre Va­banque-P­olitik an den Rand des Verderbens brachten, ist hier Niemand für den Krieg. Dieser Umstand hat wesentlich zur Verzögerung der serbischen Aktion beigetragen und ist eben in Gemäßheit desselben beschlossen worden, den das von Plewna und das Heranrücken russischer Truppen abzuwarten, bevor man die Grenze über­­schreitet. Die serbische Armee wird nicht den Bortrab, s sondern die Nag Hut der in Westbulgarien operiren­­den Streitkräfte bilden. Auf diee Weise Hofft Herr Niftics jegt das gut zu machen, was er im vergangenen Jahre verschuldet hat, er will Alles gewinnen und Nichts r­ik­en. Die besser denkenden Patrioten sind der Ansicht, daß das Fürstenthum, welches noch Heute aus tausend a­ u­f Wunden blutet und dessen Hilfsquellen gänzlich er­­scöpft sind, sich gegen den Willen der Großmächte an einem Kampfe nicht betheiligen darf, der selbst bei günstigem Ausgange seinen Erfolg mit sich bringen wird. Unter so gearteten Umständen kann man dreist behaupten, daß nicht das serbische, Bolt, sondern­ nur der Fürst und sein jegiges Kabinet den Krieg führen werden. Freilich haben die Erfolge, welche Fürst Nikita über die Türken davontrug, auch das Ihrige zur Steigerung des Kriegsmuthes der hiesigen Macht­­haber beigetragen. , Der Separatfriede. Budapest, 3. Dezember. Man schreibt der „Better Core" an Komsan­tinopel, 25. November: Obschon hier mit der größten Energie an der Ort­­felgung ds Kamp­fe­s gearbeitet wird, so mehren sich dennoch die Anzeichen eines baldigen direk­­ten Friedensschluffes zunischender Bforte und Rua­plan b. Die hiesigen maßgebenden Breise sind nämlich zu der Hebezeugung gelangt, dab ein Separatfrieden, respeltive eine direkte Bes­tändigung mit Rußla und fürte Tür teifich vorb­leib­hafter erweisjen­ werde, als eine etwaige Intervention der neutralen Mächte: Der Vertreter des deutschen Reiches, Prinz Neu­f, hat nicht wenig dazu beigetragen, daß eine derartige Ansicht in den Pfortenkreisen zum Durchbruch gelangen konnte, in­­dem derselbe, nestatt auf historische Präzedenzfälle, den hie­­sigen Machthabern nahelegte, das das Petersburger Kabinet sich weit eher zu Konzessionen herbeilassen dürfte, wenn der Sultan sich behufs Frieden zschlussos direkt an das russische Hauptquartier wenden würde. Diese Auseinanderlegung des P­rinzen Neuß erscheint dem türkischen Gouvernement sehr einleuchtend und dies umso mehr, als man hier weiß, daß Y 4 mia hofnydersa Bomicht ee Y t DEN­aoR Ült énlát Sonderfrartit. OBpihuöße, A­us dem unwohlmesslich eine Handhabe zu Binstigen Verwiclungen vorgesehen sein wird. Da also das deutsche Reich die Absichten Auslands nachhaltigst fördert und unterstüßt, so ist ein separater­ Fries denschluß smitchen den kriegführenden Barteten fast am eifel: 103. Die ü­brigen neutralen­chächte, welche in der Orientfrage am meisten interessiet sind, werden sich ü­ber das Vorgehen der Pforte durchaus nicht befragen können, welche von ihren natürlichen Verbündeten verlassen und durch die europäische Diplomatie unaufhörlich gehebt, ihr Heil nunmehr darin suchen muß, mit ihrem Feinde direkt zu unterbinden. Die Hoffnungen, welche man früher auf England und Oesterreich, Ungarn auf Grundlage der Interessengemeinschaft feste, sind fest gänzlich geschwunden ; man weiß, dab die ü­brigen Mächte Ruhland einen Freibrief ausstellten, mit der Türkei nach Belieben zu verfahren und dieses Bewußtsein ist es eben, welches die P­fortenkreise fü­r eine direkte­­ Verständigung mit Rußland zugänglich macht. „Unsere Freunde haben, sagte mir legthin ein hiesiger MWiardenträger, uns mehr Schaden zugefügt, als unsere Feinde, England und Oesterreich-Ungarn nöthigten und zu Gunsten der Basallonsta­ten Konzessionen ab, welche Rukland nie­­mals von uns verlangt haben würde. Die Politik unserer Freunde hat Aukland zum Kampfe gegen die Türkei ermm­­thigt." Diese Ansicht wird hier von Vielen getheilt und fann man­det er nach dem, was seit drei Jahren auf der Ballan­­halbinsel sich zutrug, den so Deutenden nicht Unrecht geben, was umso bedaue­licher ist, als der daraus entstehende Nach­­theil nicht nur der Türkei, sondern auch England und der österreichisch-ungarischen Monarchie zukommt. Die Hegemonie des russischen Einflusses im Doriente­n­ ein Zobelstoß fü­r die benachbarte Monarchie, welche Clemente enthält, die den russischen Intriguen ganz so zugänglich sind, wie Die Serben und Bulgaren. Ein Umstand verdient hier ganz besonders noch hers vorgehoben zu werden, nämlich der, dab die Türken unter Umständen weit eher zu der eventuellen Autonos­mischung Bulgariens sich bereit finden lassen werden, a­­ 8 zu irgend­einer Kom­mession auf asiatischem Gebiete, denn die Osmanen wollen unter allen Umständen ihren Länder befis in Aften behalten.

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