Neues Pester Journal, Januar 1878 (Jahrgang 7, nr. 1-31)

1878-01-22 / nr. 22

-—V-—-s-——x.»· —-...-.....—-...—.—- .— . -.--.---.»..-..-.—..—. . ..---.---l « - · Abgmtekuenthanzst«14,halbj.fl.7, Das,,Neue Pester Journal«erscheint Redaktion und Administration. Einzelne Nutlt ist«-W MWLT3«50-mo"at«chfcs1s20- täglich,anch an9­ iontagen.Leopoldst.Kir­tzenpla­tz Nr.2. Zuletut suutliuullitgtudmcatif«« a Yachxeon stattttiopelt Budapest,21.Januar. Noch nicht Bis zur­ vorgerückten Abendstunde ist noch keine Meldung vom Abschlusse des­ Waf­­fenstillstandes eingelaufen.Er verlautet auch,daß in Kazanlik,wovor gestern die türkischen­ Unter­­händler eingetroffen sind,ein neuer Modtter der Verzögert­n­g auss gesonnen sei die tü­rkischen Bevoll­­mächtigten sollen um ihre Wünsche befragt und über diese soll dann nach Peterelmng berichtet wer­­den.Heute ist kaum noch ein Zweifel daran zuläs­­sig,daß der Czar die Friedensbedingungen,deren­ Annahme den Verhandlungen ü­ber Abschluß des Waffenstillstandes vorausgehen soll,erstitk Sta 111­ buldiküiren will .derstemdsf(«jl)igkeit des türkischen Reiches ist bis auf Wieso andersnm,dass Gewissen eines Selbstherrschers konstruk­t sein,als dasjenige eines anderen Sterblichen ist.Die Pforte hat ihre­r Ab­­gesandten aufgetragen,ohne Umstände Alles zu­ bewilligen,was Rußland fordern werde;die Wi­­die—2B11rzeh­r gebrochen­:nichtmilitärische,nicht politische Gründe können geltend gemacht werden für die noch bevorstehenden Gemetzel,für die biss Ztnthocaptzlusfischmälzende Flut unmermeßlichen Elend.Aber den Hochmuth des Autokraten küm­­mern nicht die Hunderttausende von Flüchtlingen, welche mit beid­en ihren Weg besäen,küm­mern nicht die unter der Last des Elet­då zusammenbrechenden Weiber,a111 Hunger verwelkenden Kinder,an der ver­­dorrten­ Mutterbrust sterbenden Säuglinge.Hun­­derttausende von Todtenme«hr——was gilt’g: »wird doch Alexander II.in Stambul eine Parade sabhalte1­.Ganz undenkbar ist,daß deut­schen ,eine dauernde Besitznahme der türkischen Haupt­­stadt beabsichtigt wird;die vorübergehende Okku­­pation soll nur die Eitelkeit des Czcirenkitzelmund für die Nachkommen des Letzteren­ ein Markstein künftiger Eroberung­­politik sein.Auf dem klassi­­schen Boden des einst weltbeherrschenden Byzanz sichtm ·Glan­ze,der9­rachtsonnend,sich berauschend am Abrblicke jeties,von­ der Natur auchrg und Meer,aus 3.Wald und Gärten geflochten ethah­­­menc 3 für dhs unsägliche,unermeßliche Elend,das ,von­ der russischen Barbarei in Konstantinopel zu­­samm­engedrängt worden,so will der Czar seinen Söhnen und­ Engeln die vorzeitige Verwirklichung­­ eines­ Zukunftstraumes zeigen, und will den von der Geliebten Potemkins in Cherson aufgerichteten Weg­weifer mit der Inschrift: „Weg nach Kon­­stantinopel”. — dur) einen neuen erregen: „Weg zur Weltherrschaft.” Das Niesenreich, welches vom Eismeere­­ bis zum­ Bosporus sich strebt, und mit dem oberen Laufe des, Euphrat den Weg zum persischen Golf gewonnen hat, das Reich, dessen ein Vorposten, Montenegro, schon zum­­ adriatis­­chen Meere vorgedrungen ist, und das im Osten vom großen Ozean bespült wird, soll nach dem mittelländischen und dem atlantischen Meere vor­­mwärts drängen und unter der Wucht seiner Ex­pansionskraft ‚die Freiheit und Kultur Europa’s begraben. Von der Spibe des goldenen Horns hinaus bildend in’s Marmara-Meer, so wird Der Beherrscher aller Neuffen dem Erdtheile und Allen, was in Europa für Freiheit und Menschenmwhürde empfindet, den Fehdehandschuh in’s Angesicht werfen. E3 ist nicht mehr die Türkei — sie ist verloren — e3 ist der Erdtheil, Der sich feige selbst preisgege­­ben hat, und es ist alles Edle und Erhabene, das hinter dem­ um S Konstantinopel geschlungenen Schanzen­streife einen­ fragwürdigen Schuß auf Jugendlich findet. Nicht das erste Mal sind russische Truppen der türkischen­­ Hauptstadt nahe gerückt. Priebitih Sabalfanski umspannte Konstantinopel 1829 in einem­ von Burgas über Adrianopel nach Ennos reichenden Bogen. Damals rafften sich endlich die Mestinächte, deren Mitionskraft Durch Die phil­hellenische Agitation und den Traktat zu Gunsten Griechenlands — wie jeßt durch, die Besclüsse Der Konstantinopeler Konferenz lahmgelegt war, zum Einschreiten auf, für­ welches Metternich sich schon seit Jahr und Tag vergebens­ bemüht hatte. Eng­­land war nahe daran, S Konstantinopel zu belegen, un­d wie es vorgab — die Niederriegelung­ der Christen durch­ die zur V­erzweiflung getriebenen Wohamedaner zu hindern. Dasselbe Motiv wurde auch beim russischen Oberfeldherrn gegen den Weiter­­marsch nach der Hauptstadt geltend gemacht und Diebitich gab nach, weil seine Armee nur noch zwölftausend Kampffähige zählte und die Intervention seine Rettung vom Untergange war. Heute ist die militärische Lage Naßlands weitaus günstiger und nur eine bewaffnete Intervention könnte die Kojaken von Konstantinopel fernhalten. Zu folder scheint es, Groß aller von Großbritannien erwiesenen Nerven Schwäche, kommen zu sollen. Der „Standard“ kündige ihre Nothwendigkeit an und Mr. Austin Layard hat die schleunige Landung eines englischen Armeek­­orps in der türkischen Hauptstadt zur Rettung der bedrohten christlichen Bewohner gefordert. Die Gefahren führ Eigenthum und Leben der Vielleicht ist auch an der Themse derme Egoistlexis durchgedrungen,der­ weil er diese sse nicht an dem Verschlingen der Beute hindern­, nach einem Untheil ab­er letzterei thascht.Wie­leicht findet die erste Theib­ung Polens in des­n nächsten Monaten ihr Seitenstückz England m­iu 11 Kreta und einige P­ositionen an den Dardanellen : den Italienern­ ist ein schönes Stück der albanischen Küste zugedacht ; für Montenegro und Serbien und Rumänien sind fette Bifsen präparirt,­ den Gr­een sind von ihren guten Freunden sänast Thesi­lien und Epirus versprochen, und für Desterreiche Ungarn soll, wie bekannt, von der reich bejekten Tafel Anderer ein abgenagter Knochen herabgewor­­fen werden, das seit zwei Jahren durch Räuber­horden, so sich „Sujurgenten“ tituliren, verwüstete Bosnien, ein großer Kirchhof für unsere Soldaten, ein Vampyr, der unsere legte Kraft aussaugt, ein Nekrutirungsdepot von Henkern für jedwede Real­tion, ein Geschenk, wider dessen Annahme un der Bolt sich mit dem Aufgebote seiner äußersten Kraft wehren wird und muß.­­­. Vielleicht aber auch wird England zrink Eisn­s` greifen nicht durch kurzsichtigen Egoismu­s,sondern" von weitgehender Politik getrieben;vielleicht betritt­ es den besten Weg zur Wahrung seiner Interessen­,­ indem es, wie einst gegenüber der heiligen Allianz der Sache der Menschheit die Fahne voranträgt, indem es nicht auf Beute, sondern auf Nieder­beugung des russischen Prestige ausgeht. Damm, wenn es die freiheitsliebenden Völker um sich sam­­melt, und dann allein könnte es Erfolge erringen werden. Beide waren zu­ einer Zeit, wo die Dichtkunst noch weniger einen goldenen Boden hatte, als heute, auf die Gunst der Fürsten angewiesen, an deren Hör­­en sie lebten, ohne deshalb Dieser Gunst ihre geistige Unabhängigkeit zu opfern. Beide betrachten si als Die Zunge und den Spiegel ihres Bolfes und trugen heilige Berge, daß die Zunge rein bleibe und der Spiegel nicht getrübt werde. Der Nebner meist dann in einigen­ Zügen auf die eigenthümlichkeit der orien­­talischen Dichter Hin, sich selbst am Schluffe eines jeden Chafels zu loben , wie z. B. : «. Der ere DModenftedf-Abend,. Budapeft, 21. Januar. Das distinguirierte Publikum der Hauptstadt füllte heute den Saal­ des Vereins der Musikfreunde, um Friedrich Bodenstadt, den Sänger Der Lieder „Mirza Schaffy’s”, den genauen Kenner des Orients und orientalischer Dichtung, zu begrüßen. Lebhafte Zus­tufe empfingen den Dichter, als Dessen stattliche Ge­stalt mit dem geistvoll geschnittenen Kopfe auf der Tribüne erschien und ihm Namens des Bodenstedt- Komitee 3 ein prachtvoller Lorbeerkranz überreicht wurde. Hafis, dem gottbegnadeten Sänger aus Schiras, der bei Mirza Chaffy das Lob des Weines und der Liebe anstimmt, galt sein heutiger Vortrag, mit welchem er jene Zuhörer in umwiegendster Weise­ zu fesfeln verstand. In freiem, fließenden, trefflich poin­­­tirten Vortrag entrollte Bodenstedt die Lebensichidjale des großen persischen Dichters, mie den­­ historischen Hintergrund seiner Lebenszeit, um daran Proben aus dessen Liedern in äußerst gelungener Welteziehung und Nachbildung zu fügen. Hier der wesentliche Inhalt seines Vortrages : Ein halbes Jahrtausend liegt zwischen uns und dem Dichter, der­ den Gegenstand des heutigen Vortrags bildet. Der Name Hafıs ist ein weltbe­­­annter, aber seine Werke sind bis zum heutigen Tage außerhalb des Kreises von Fachgelehrten dem größeren Publikum so gut wie unbekannt geblieben. Es erfjh­ren Ichon:längst zwei vollständige metrische Niederregungen­­ des großen persischen Lyrikers und beide verdauten ehemaligen Angehörigen der orientalischen Akademie in Wien ihr Dasein. Die eine, Die ältere, rührt von dem berühmten Orientalisten Baron Hammer Burgstall her, dessen bahnbrechendes Werk [chon 1813 erschien und bekanntlich‘ Goethe Abwegung zu seinem „Westöstlichen Divan” gab, durch melden der Namen Hafis’ zuerst in Deutschland allgemein be­­kannt geworden. Die zweite Ueberregung, von Vinzenz v. Notenzweig, ehemaligen Direktor der orientalischen Miademie, erschien fast ein Halbes Jahrhundert später, und kommt poetischen Anforde­­rungen schon mehr entgegen als die erstere, ohne jedoch den poetischen Reiz des Originals wiederzugeben. Beide Verse sind über die Streife der Fachgelehrten kaum hinausgenommen, und eigentlich nur für solche Leser recht verständlich, welche zugleich persisch verstehen. (o erfläre sich), daß mit Ausnahme weniger Gedichte, welche Nüdert und Platen verdeutscht haben. Alles, was in deutschen Sammelwerfen als Hafis’iche Poesie sich findet, mit dem Urtert wenig gemein hat, sondern nur auf den Namen Hafis’ getauft ist. Das gilt zumeist von dem Buche, welches die größte Berbreit­­ung gefunden, nämlich Hafıs von Duamar. — Goethe Sagt: „Wer den Dichter will verstehen, muß in Dich­ters Lande gehen.” DVer gehen wir und nun einen Augenblick in die Zeit und das Land des Dichters, so finden wir dort Glaubenszwist und politische Zersplit­terung. Aber inmitten aller Kriegsgräuel fanden sich immer einige Fürsten, welche den Künsten des Friedens hold blieben und Willenschaft und Boeste pflegten. In Bersien knüpfen sich besonders an die Dynastien­ der Gosnewiden und Musfafferiden ruhms­volle Erinnerungen, welche durch unsterbliche Werte frisch erhalten werden. Redner erwähnt hier nur des Schah Naa­va) oder­önigsbuch des großen Epifers Firdufis, der vom Jahre 940—1020 lebte und des­ Divans Hafis , dessen Leben und Schaffen den größten Theil des XIV. Jahrhunderts ausfüllt. Tag und Jahr seiner Geburt und seines Todes sind so wenig genau zu bestimmen, wie Die des größten deutschen Minne-Sängers Wal­­ther von Der Vogelweide. Es würde das höchsjt inz­­eressante Thema eines besonderen Vertrages bilden künnen, die Aehnlichkeiten zwischen Diesen beiden holz­begabten, freimüthigen und klangvollen Dichterleben darzulegen ; hier kann nur kurz darauf hingemieten „Der in Gesang und Melodie Hafffens Kunst erreichen will, Der gleicht der armen Schwalbe, Die dem Adler sich. vergleichen will.” FR Dabei weist er auf Beispiele der klassischen Dichpis­ter hin,die den Nachruhm in ähnlier Weise vora­n­genommen haben.Er geht dann aber auf das Weseer der persischen­ Dichtkunst ein,welche für die Erotik des­ ganzen Morgenlandes den Ton angegeben hat,und er­« läutert das­selbe durch einige Verspiele,indem er zuerst­­das Rubaj,d.h.die persische Vierzeile,erklärt,welches’ verlangt,daß unter vier Verszeilen die beiden ersten, und die vierte sich reimen,während die dritte unge­­reimt bleibt.Er zeigt dann,wie man durch Erweite­­rung dieser Form das Ghasel bildet,und erklärt..zu-s letzt die MaHnachoder gereimten Doppelzeilen,­in-Z welchen Hafız,sein Satih-Nameh oder Schenfenduh, und sein Mugahni Nameh, Buch des Sängers, ‚ges­­chrieben hat. ; ... Wir gelten als Proben einige Rubajs,einige Ghaseln und einige Masnawizz.V­ das Rubaj: Seit deine Blicke meine Vlicke trafen, Sind meine Augen deiner Augen Sklavenz Der Schlaf ist Allen süß­ dein Bild im Auge Vermehrt den Eintritt ihm,ich kann nicht schlafen. Ein Ghasel: Seht, wie Schön jet im Frühling die Note blüht — Schön’ves gibt»s nicht. BET Die heutige Hummer umfaßt zehn Seiten, ER « ,

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