Neues Pester Journal, Januar 1878 (Jahrgang 7, nr. 1-31)

1878-01-13 / nr. 13

. ’Abvttttemettt:cmzj.fl.14,l)all­ j.fl.­7,f viertelj.fl.3.50,monatlich fl.1.20. Administration: Das „Neue Vetter Journal“ erscheint ( Nedaltion und täglich), auc) an Montagen. | Leopoldft. Kirchenplak Nr.2. Einzelne Nummern am Suferate nach anfliegendem Tarif. IsMoegen"(«Mo­ntag)Früh erscheint schmier Blatt wie gewöhnlich. Das Anglik der Türkei. Budapest, 12. Januar. Allah hat seine Gläubigen verlassen. Die Erde versinkt unter den Füßen der Türken, die Himmel fürzen auf ihr Haupt nieder. Der heimathliche Boden hat sich gegen sie empört. Die Berge, statt Schuß zu gewähren, sind ihnen zu Fallen und Mordgruben geworden , die Thäler und Ebenen dienen dem Feinde, um Tod und Verderben zu verbreiten. Die reichbegranzte Ceres des südlichen Bulgariens und Thraziens spendet Nahrung den Kojaten, daß sie, unbefüimmert um den langsam nachschleichenden Train, mit blutiger Lanze vor­­wärts stürmen können. Die Elemente haben sich ge­­gen die Türkei verschworen. Der Herbst in Bul­garien, der mit seinen gewöhnlichen Neben, Stür­­men und Negengaffen das Verderben der Invasion ge­wesen wäre, kleidete sich diesmal in goldglänzende Schlangenpracht und gab dem Feinde Zeit, die Höllen­­maschinen seiner Streitkräfte herbeizuschaffen. Der e­­ter Der Damr sah hersinkend­, mit Masterhohem nee alle Wege verschlittete und mit feinem eisigen Haude die auf den hohen Bergen postirten und an ein fast tropisches Klima gewöhnten Türken erstarren machte, gab dem sibirischen Bären Gelegenheit, seine Kletterfünfte im Schnee und Eis zu vollbringen. Die vormaligen Freunde und Allisten haben die Türken verlassen, alle Welt lehnt ihre Vermittlungsgesuche ab und weit sie an, sich vor dem brutalen Sieger zu demüthigen. Und die stolze Flotte Albions, die zum Schutz Konstantinopels nach den Dardanellen geeilt war, fett nun, da der Feind mit­ Windeseile naht, alle Segel ein, um davonzukommen, und die Richtung, die sie einschlägt, widerspricht dem Ver­­dachte nicht, daß sie an der erwarteten Beute theil­­nehmen und sie der Insel Kreta, des Wächters des Archipelagus, bemächtigen wolle. Aber Niemand hat der Türkei so viel Schaden zugefügt, als der eigene Unverstand. Wo hatten alle die Rafcha’s, denen das Schid­­sal der Armeen anvertraut ist, ihre Augen und Ohren, daß das Unglaubliche geschehen könnte, was sich in den legten Tagen ereignet hat? Die Straße nach Sophia läuft über einen mäßig erhabenen D Bergraden ; auf der Höhe der Straße bei Kamarli, Arab-Konat, Tashlifen wimmelte es von Türken ; die dürren Zweige der Bäume und Sträucher ge­­­währen nach jeder Nichtung hin Fernsicht ; die Art der Pionniere [halt in Winternächten meilenweit­, aber die Türken merkten nicht, daß sich etliche tau­­send Schritte entfernt Maffen von Feinden ansam­­meln, sie hörten nit, daß die Rufen Durch sechs Nächte einen Weg sprengten, sie hörten nicht das Räderm­arren der­ rollenden Kanonen und der Mu­­nitionswagen oder den Hdusschlag von vielen tau­­send Pferden ; sie erwachten erst aus ihrer Sicher­­heit und Unthätigkeit, als der Feind sie umgangen und sein Ziel erreicht hatte und sie mit Geschick­­und Gewehrfeuer aus dem Schafe wehte. Durch Umgehung am hellen lichten Tage gelang es der Kolonne des Generals Lazarus, in den Rüden der Armee Mushtar’s zu fommen und derselben unaufhaltsames Verderben zu bereiten. Durch Um­­gehung wurden Dubnis und Telis genommen und dadurch das Schicsal der Armee Daman’s besiegelt. Durch Umgehungen wurde endlich der Schipra- Armee die furchtbare Katastrophe bereitet. Auf blutgetränkten Höhen und Abhängen, die mit Tau, Sonden von Opfern erobert worden waren, diese Armee. Sie tragte den Angriffen dringen; was lag näher, des die beabsichtigte stand ein des, den eisigen Stürmen des Winters. Der Feind konnte mit aller Anstrengung nicht durch den Ball als daß er eine Um­ge­­hung versuchen werde, zumal die Nebenpäffe in seiner Gewalt waren? Ya mehr, Um­ Welt ausgesaunt worden. med päffe Dob Eyub, den der Scipia- Armee nichts­ bewachen, denn, er über Nuffen stellte um Kommandanten . Er nicht um seine Armee rechtzeitig zurückziehen zu können. Die Nuffen drangen endlich den Balkan, drei Meilen aber Achmed Eyub sie ließ einmal nit Ach. Neben­ Viebetten aus, durch mehrere Seitenpäffe durchzogen, das Triposcha- Thal, sie sammelten eine Armee in Kazanlif,­ hinter Schipra offen im Thale liegt, merkt nichts, wurden sie geschlagen Die Tü­r­­­­ken benehmen sich in jedem Falle so, als wenn diesem Kriege ala bis war. So die Türken ausführten, waren die Türken verloren, verhin­­das er von zwei Seiten angegriffen und zur sofortigen schmäh­­lichen Kapitulation gezwungen oft die angriffen,­­ so oft sie eine Umgehung Diejenigen aber unbehelligt zu lassen, ein SKoranvers ihnen vorschreiben würde, mit­ 2Zöwenmuth gegen Jeden zu kämpfen, der sie anz­greift, sie umgehen wollen. Wenn die Kommandanten wech­selten, so änderte dies nichts, die Grundlage blieben dieselben. Ordam­e aus der Umgehungs:Schlinge gezogen. Ab dafür wurde er auch sofort seiner Stelle enth­oben. Denn vom Darisschuh­, dem Kriegsrath in Konstantinopel, stiegen fast täglich N­abenschwärme auf, die Beziehungen oder Abießungen von Minis­­tern und Kommandanten verfündeten und ü­bers­haupt Befehle nach allen Schlachtfeldern trugen, deren Befolgung das große Unglück hervorgerufen. Sept eilt nun das aus hundert Fehlern zus­­ammengeballte Verhängniß gegen den Lebenswert der Türkei. Es gibt keinen Widerstand mehr gegen die über Thrazien hinfegenden Koralenschwärme. Die Stadt, welche noch gestern fern vom Schuffe lag ist heute vom Feinde belegt; die Linien, die gestern noch gesichert schienen, sind heute von Skofaren­ überschwemmt. Die türkischen Positionen lassen si kaum mehr angeben; sie befinden sich im steten­ Styrosmven. Provinzen werden von dem vor=­dringenden Feinde wie P­apierfarten zusammen= g­n Lage an dem Kreuzungspunkte des Tunordaz und. Aber die türkische Armee, die­ Adrianopel vertheidigen sol, steht bei Tartarz­­gerollt. Adrianopel hat zwar eine gigantisch starre Marita: Thales, Bazardihis und ist vielleicht schon fett verhindert, nach Adrianopel zu gelangen. Im bulgarischen Festungs=­viere h­at sich noch eine 70.000 Mann starke Amee. Aber wie soll sie allein gegen die türkische­­ siegreiche russische Heeresmacht aufkommen? Und wer weiß, ob sie nicht heute schon von irgend einer Seite­ umgangen oder abgeschnitten ist? Seht steht Die Türkei gegen die Takenschläge des russischen Bären, wie gegen die Gefräßigteit der rumänisch-serbische montenegrinischen Meute fast wehrlos da. Es bleibt ihr nichts übrig, als Fries den zur Schließen, wenn derselbe auch nur ihr Uns­glück besiegeln wird. Zwar verheimlicht die rufsische Schlauheit noch die Waffenstillstande, oder Frie­­densbedingungen und weist Die türkischen Unter­ händler wie Bettler von den Ministern an Die Generäle, ohne mit ihren Forderungen herauszus­­­inden. Aber man fennt ja ungefähr die xufisschen­­ Pläne. Die Autonomie Bulgariens, Bosniens und - geltung war in sogar alles in alle Dieses kümmerte die Umgehung Die zu die . Nur Mehemed Ali hat sich einmal bei Wiener Brief. (Original-Feurlleton des „Neuen Pefter Journal") — 11. Januar. Ein weiland Korjuthianer weniger im Ministe­­rium des Auswärtigen — nicht etwa in­folge eines plöglich eingetretenen Personenwechsels im Ministerium, denn der weiland Koffuthianer, welchen ich meine, hatte schon vor ein paar Jahren den Dienst am Ballplace verlassen und ist vor ein paar Tagen gestorben. Weder sein Name, noch sein Titel deuteten auf einen Rof­­futhianer hin, denn er war FF. Hofrath und Ritter von und führte den durchaus nicht weltstürmenden, sondern bedächtig Alles motivirenden Namen Weil. Er pflegte auch im Leben nichts ohne Motiv zu thun, sondern that und unterließ Alles, was er that und unterließ, „weil“ — — — und darum eben war er auch ein­mal Kofjnthianer ge­wesen. Er hatte nach den verun­­glückten großdeutschen Berunchen von 1848 für seine Scherfen no­cht alle Hoffnung aufgegeben, das Groß- Deutschthum auf eigene Faust in das Herz des Klein­­veutschathuma, nach der preußischen Hauptstadt zu tra­­gen und Berlin zu verschwächeln und da „ein Gott” die Berliner Leute derart „mit Blindheit flug“, daß sie ihn zum Redakteur einer Berliner „gutunter­­richteten“ Zeitung machten und ihm Geld gaben, sah er Darin einen politischen Fingerzeig des Him­­mel, nahm von den Berlinern das Geld und redigirte ihnen Die Zeitung, im Anfe­ige natürlich) ganz preußisch, weil er ja doch zuerst ihr Ser­tauen gewin­­nen mußte, um das Terrain seiner „­iefgeheimen Pläne” zu sichern. In dieser ersten Zeit nun hatte er mit einem sei­n Korrespondenten Verbindungen aus­geknüpft, jen­ach Weise zu Schreiben ihm sehr gefiel, an m zu­ nur das Cine zu tadeln fand, daß feine s­­espondeien zu sehr , anti-tofjuthhianisch " gehalten waren. , Diese tofjuthfeindliche Tendenz paßt mir nit in mein Blatt”, schrieb er besagtem Kor­­respondenten nach Wien. So fuhr er fort, sich sein Terrain in Berlin zu gewinnen, hielt es aber etwas zu früh für gewonnen und glaubte damit nach jenen „tiefgeheimen Plänen” manipuliren zu können und wandte sich an die Wiener Regierung mit der Offerte, ihr in seinem Blatte nußre­ich zu sein. Es war etwas zu voreilig, wie gesagt, Denn Die in Berlin tramen ihm Dahinter, dankten ihm für seine ferneren Dienste und nun stellte er sich selber anstatt seiner Zeitung dem Lande­sesterreich zur Disposition. Titel und Rang eines Negierungsrathes war die erste Abschlagszahlung, welche er hier auf Rechnung der schon erworbenen und noch zu er­werbenden Verdienste empfing. Den Amtseid mußte ihm der jüdische Geistliche abnehmen. Als er­­demselben seinen Besuch abstattete, traf er dort jenen ehemaligen Wiener Korrespondenten,­­­essen „anti - kofjuthianische Tendenz“ ihm nicht für sein Berliner Blatt gepart hatte und Der ihm persönlich unbekannt gewesen war. Die beiden Herren wurden einander vorgestellt und bei Nennung des Namens rief er entzüdt: „Nun, Da tst ja Einer, Der mir das Zeugni geben fan, was für ein getreuer Oesterreicher ich allezeit gewesen bin!" Mosenthal war Bekanntlich sein Neffe und auch sein Schwiegersohn. Um dieses Verhältniß dreht sich eine interessante Anekdote vom Testamente Mosen­­thal’s. Der Dichter Der aller Orten gespielten , De­borah” Hatte just seine Schäbe mit Dem Allerwelts­­ftnd gesammelt; er hatte seine ersten Jahre in Wien als Hofmeister verlebt und dann eine bescheidene Stelle im Archiv des Unterrichtsministeriums mit 600 fl. Gehalt und 120 fl. Quartiergeld bekommen. Das bot seine genügend breite Basis für die Grün­dung eines Hausstandes, aber der Vater der gelieb­­ten Cousine galt für wohlhabend und er hatte in die Ehe gewilligt. Baargeld gab er allerdings nicht her, aber die Kinder sollten vorläufig bei ihm leben und wenn späterhin DieSeparirung nothwendig werden sollte, dann wollte er sich schon einstellen, ihnen gekommen zu sein,­­als Die junge auf dem Punkte war, Mutter zu werden. Dem Schwie­­­­gerpapa wurde nun mit aller Schonung begreiflich gemacht, daß jebt die Etablirung eines eigenen Haus­wesens unvermeidlich geworden sei und in Dieser Erz­öffnung allein Ion lag die Mahnung an die gemachte Zulage. Der alte Herr entschuldigte sich indessen mit der augenbllcklichen Unmöglichkeit, Geld aufzubringen, übergab aber, um zu bemeisen, daß es ihm mit Der Erfüllung seines Veisprechens Ernst sei. Dem Schwies­tersohne echsel auf die als Mitgift stipulirte Summe, es demselben freistellend, die Papiere zu verwerb­en. Das zu thun, widerstrebte dem Gefühle und der Traum von dem eigenen Heimmesen war auch zerstoben, wo ehe er Das Bereich der Wirklichkeit auch nur gestreift hatte. Wenige Tage nur war ihm das Diaterglad beschieden — dann legte er au fchon Mutter und Kind in ein gemeinsames Grab und Dent: Witwer in seiner Bereinsamung genügte, was ihm der eigene Erwerb brachte. An die Wechsel wurde nicht mehr gedact. Der Er-Schwiegervater schien gerne daran zu vergessen und der Er-Schwiegersohn hütete ih, ihn auch nur ein einziges Mal während seines Lebens daran zu erinnern. Aber im Testamente­st oz fenthal’s war ihrer gedacht. Bei der Vertheilung seines Befises ging sein Verwandter und sein Freund­ leer aus, also auch der Schwiegervater nit, er ver­ machte ihm — die eigenen, uneingelöst gebliebenen Wechsel, das behäbig breite, immer so wohlgemuthe Gesicht des alten Herrn geflogen sein. Eine etwas unheimliche Anekdote wird von einem anderen Todten und seinem Tode erzählt — von dem" vielbefragten lyrischen Liebhaber des Stadttheaters.­­ Diese Nothwendigkeit Frau Mosenthal’a Da soll aber denn doch ein Schatten über SZE Die heutige Nummer umfast sechszehn Heften. " ' '

Next