Neues Pester Journal, Februar 1878 (Jahrgang 7, nr. 32-59)

1878-02-23 / nr. 54

ab. Entweder fügt sich Rußland den britischen Anwendungen, dann hat England, “Dank seiner Energie, erreicht, was es erreichen wollte, und wir­ stehen auf der Konferenz total tfolirt da, eine Beute aller Webermüthigen und Ländergierigen im weiteren BZu warten "auf Diese Areonag Over Rusland fügt si nicht, dann haben "wir der „britäich rufftischen Krieg, also Feine Konferenz, Komddie zerrinnt uns die lette Möglichkeit der töb­wehr unter­ den Händen. So oder so,­­­ine Wiener Konferenzseligkeit führt zum Unheil der Monarchie, und die Freundschaft des Fürsten Bis­­marc Für den Grafen Andraffy bietet dem Volt e­inen Troft. Diese Freundschaft ist, wie nur zu Tat ge­­b­en, nut identisch mit Der Freundschaft­­ für inere Dionarchie. Graf Andraffy ist dem Irrthume Enslelvengh’s verfallen, der die ihn persönlich bar:­achten Huldigungen für baare Münze und ein mp des wachsenden Ansehens seines Vater­­landes nahın. A­z dann, zu spät, dem britischen­norájjy die Schuppen von den Augen fielen, da erzweifelte er; aber sein Tod hat nicht von Eng­­ad die Folgen seines Strdiums abgewendet, so wenig, wie uns der Rücktritt des Grafen. Andraffy würde, wenn Rußland das geplante Berg über andere Monarchie herauf­geführt und­­­­­­­­­­­­ x Wie Wiener Blätter berichten, waren die hervorragendsten Österreichischen­ Defegirten vorgestern die Gäste des Grafen Andraffy und ventwickelte Der­­ Minister bei­­ dieser Gelegenheit das Arbeitsprogramm der Delegationen. "Danach werden die Delegationen nuri­u wenigen Sichungen­ zusammentreten . Graf Ans­drasiy wird Die Bewilligung der Kredite für weitere drei Monate verlangen und in Den Ausschüssen der Delegationen en Erpofe über die äußere Lage ge­­ben. Die Bewilligung der Indemnität fordert Graf Andressu­s als Vertrauensvotum, welches seine Position in Baden-Baden kräftigen soll.­­ Die l­iberale Partei des­ Abgeordn­etenhauses verhandelte in ihrer heutigen Abendkonferenz den Ar­­tikel .XXIL des Zoll-­und Handelsbünd­­nisses, resp. den imi der heutigen Sitzung des­­ Ab­­geordnetenhauses von Bitte eingebrachten Antrag auf Einhaltung Der fünfjährigen Kündigung­s­tlaufel. Es gab darüber eine erregte Debatte, da zwei Mitglieder unummunden ihre Bedenken darüber aussprachen, daß Die Negierungsvorlage Diese wichtige Bu­dapest, 22. Februar. # Die Stimmung in den Abgeordn­eten freiten eine sehr erregte, Die Krise steht — um uns eines rivialen Ausbruches zu bedienen — Allen in den Glie=­n. Schon die Atmosphäre im Situngssaale ist eine ubehagliche, gewitterschwere. Selten wag hat der Bungstaal andauernd so viel Abgeordnete versams­melt gesehen ; beide Parteien stehen unausgefeht auf Dem qui vive, die Opposition, um jede Schwäche der Negierungspartei zu erspähen, diese in Bereitschaft, jenen plöglichen Angriff abzuwehren. Dem Gegenstande der Debatte wird unter solchen Verhältnissen kaum­­ ein allzu lebhaftes Interesse zuge­wendet ; die­ Privat:­konversation der Abgeordneten wird stellenweise eine so lebhafte, den Renner übertönende,das der Präsident ot außer Stande ist, mit Hilfe der Globe die Ord­­nung aufrechtzuhalten und heute wiederholt zu­ der Drohung seine Zuflucht nehmen mußte, daß er sich bemüssigt sehen werde, die Sikung zu suspendiren. Die Verhandlungen zwischen den aus der Negierungs­­­partei ausgetretenen Abgeordneten und der konserva­­tiven Partei, über welche wir gestern berichtet haben, Dauern inzwischen fort, ohne noch zu einem Resultat ‚geführt zu haben. Als pilantes Detailı zu Dem erfolg­­losen ‚Susionsversuch zwischen der erwähnten Abae­­‚oronetengruppe und den unabhängigen Liberalen wird ums mitgetheilt, daß Die Acteurs jener Gruppe zur "Mevande für die ihnen zu Theil gewordene Abweisung bemüht sind, der unabhängig liberalen Partei Die Mit­­lieder abwendig zu machen und daß ihnen dieses­­ Manöver bereits bei 10 Mitgliedern der Partei ge­­lungen sein soll, men Klausel nicht venthält. Joseph Szlávy hielt eine längere Rede, welche sich auf den ganzen Ausgleich ausdehnte und seinen tiefen Eindruck machte. Nachdem sich an der Diskussion Desnisterpräsident Ti­a, Te­le$fy Mariaffy, Barrady, Falk Wahl­­mann und $Hfai betheiligt ‘hatten, wurde der Artikel unverändert angenommen... Die Ver­­handlung der Vorlage wird in der nächsften Sonntag­s stattfindenden Konferenz fortgefeßt werden. E Die unabhängige liberale­ Partei beschloß heute, gegen die Zumessung der 80 Millionen­ Squid an die Quoten = Deputation. zu stimmen "mit Der Be­­gründung, daß durch Gefeh-Artikel 14 vom Jahre 1867 Ungarns Beitrag zu den Lasten der Staatsschuld, genau präzisirt worden sei und es demnach einer weiteren Veifügung in dieser Angelegenheit nicht bewürfe. Die Mitglieder der Partei, die zugleich Mitglieder des Bankausschusses sind, erhielten die Weisung, in dem genannten Ausschusse in diesem Sinne zu stimmen und eventuell gegen die Anträge des Ausschusses ein Separatvotum einzureichen. i = Im Alid-Kubiner Wahlbezirke des Arvaer Komitats hat gestern die Abgeordneten zwanf stattgefunden. ‚Nach einem Telegramm des , Kelet Népe" wurde Árpád Kubinyi (von der Opposition der Nechten) mit Mflamation zum Abgeordneten gewählt.­­ Das österreichische Herrenhaus nahm in sei­­ner gestrigen Situng das Zoll und Handels­­bündnis ohne Debatte an.­­ Weder die politisch höchst bedeutsamen Eröff­­nungen des Fürsten Bismarc im deutschen Reichs­­tage veröffentlicht Die einflußreiche „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ einen ebenfalls sehr be­­merkenswerthen Kommentar, Der aber unserem offiziel­­len Korrespondenz-Bureau wahrscheinli­cheshalb ent­­ging, weil er Rußland gegenüber einen fühleren Ton anschlägt ; zum Mindesten fand sich das besagte Bureau nicht bewogen, Den Artikel telegraphisch anzuzeigen. Das genannte Berliner Blatt schreibt : Mer die vorgeitrige Rede Bismards m 752% .­­—- Feb var authentischer Fassung liest, wird schwer begreifen, wie iie Publitum und an der Börse vorgestern verbreitet werden­ konnte, daß der Fürth ausschließlich die Hinneigung sn Rußland betonte. So entschieden auch die Freundschaft mit Nußland ımd Die Nothiwendigkeit der Wahrung ders­­elben hervorgehoben wurde, so stehen doch daneben dies en­terfiderung er­kündigften, war mit und in eines wahrhaft vertrauensvollen Berz­hhhältnisses zu Desterreich- Ungarn und zus­­gleich die bestimmteste Ankündigung der Desterreich-U­ngarns und Deutschlands gemeinsame der Donau Meerengen nicht einmal in Frage gestellt seien, die Hinweise auf die guten Beziehungen zu England "und auf die Möglichkeit, auch dort vermittelnd einzutreten. Thatfadhe, daß Bedeutungsvoll sind auch Endlich iit auch der­ Hinweis’ wichtig auf die guten Beziehungen zu allem Mächten, auch Frankreich, und der Zutat, daß nirgends‘ Parteien regieren, denen ein gutes Verhältniß zu Deutsche Der Gesammtenbrud der­ Nede it ein entschieden­ friedlicher. Wenn einerseits Deutschland die Rolle eines ehr­­lichen Mäflers beansprucht und Fürst Bismarc stark bes­tont, daß dies nicht mit einer Schiedsrichterrolle oder­ der Rolle eines die eigene Ansicht aufdrängenden Vermittlers so ist andererseits Doch der deutlichste Hinweis vorhanden, wie unflug die Interessenten hann wenn sie es auf einen Konflikt ankommen lassen, anstatt sich friedlich auszugleichen.“ Interessent an zu verwechseln ist, fand ein Dorn im Auge üt. deln, der Das Htrafgefeb im Oberhanfe. — Eitung vom 22. Februar. — In Oberhaufe wurde heute die Berathung über jenen Aufreizungsparagraphen zu Ende gebracht, wel­­chen Baron Radvanscky gegen die panslavistischen Agit­tationen in Oberungarn vorgeschlagen hatte. Bon Bas von Nudnyäansky wird dieser Antrag dahin modifiz­ii­t, daß die Benütung von staatsfendlichen Büchern und L­ehrmitteln, falls darin seine andere strafbare Handlung gelegen ist, mit Gefängniß bis zu einem Jahre und einer Geldstrafe bis zu 1000 Gulden be­­straft werden soll. Bischof Ipoly tritt gegen diese Anträge ein, welche auf die Nachahmung der Kanzel­­paragraphe hinauslaufen; nicht das Strafgebet, son­­dern eine starke Staatsgewalt sei geeignet, den Umz­trieben in Oberungarn ein Ende zu machen. In ähnl­icher Weise äußert sich auch Staatssekretär 6­8 er­mögt, der insbesondere nach hinweist, daß die SS. 172 und 173 den von den Varrednern geforderten Schu in ausreichender Weise gewähren und daß selbst diese Bestimmungen schon präventiver polizeilicher Natur sind. Bei der Abstimmung werden die gestellten An­­träge abgelehnt und die §§. 172 und 173 unverändert angenommen. Eine interessante und lebhafte Debatte entspann fic. beim IX. Abschnitt, der von den Delitten gegen die freie Religionsübung handelt. Von Seiten der Kir­­chenfürsten wurde bei diesem Abschnitte die Aufnahme einer Strafbestimmung gegen die Gotteslästerin in Antrag gebracht. Erzbischof Hajmald war der Erste, der hiefür unter Berufung auf das deutsche Neidhar ftrafgefet und den österreichischen Entwurf eintrat. ‚Jedes Net auf Erden sei in dem Entwurfe gefehtigt, der lebte Dorfrichter werde gegen Beleidigung ges­chüßt, nur die Beleidigung Gottes, der Grundlage der menschlichen Gesellschaft, werde nicht geahndet. Durch Aufnahme der Gotteslästerung in den Entwurf, erfülle der Staat auch eine Bilicit gegen die Kirche die Wahl dieses unheiligen Musentempels eine ver­­fehlte, so war die Spekulation mit dem Orchester da­­­selbst vollends verunglückt. Der arme Ole Bull, der nicht gut voraussehen konnte, daß Das Allompagne­­ment seiner gar nicht komplizirten Orcestersachen selbst einer nur mittelmäßigen Kapelle Schwierigkeiten be= | Bogenstrich leicht auf einmal erklingen kann. Der­ S­zeitenwerde, sah sich zu feinem Echreden jeden Augen: | Bogen selbst it wieder von ganz unerhörter ‚blie von feiner Begleitung im Stich gelassen und wäh: | Breite und Schwere. Mit al diesen und ähn­­end er im heftigen Verger mit dem Fuß aufstampfend Die Fühlung mit dem­­ Orchester auf Diese drastische­­ Messe herbeizuführen versuchte,, taltigte Der Kapell­­meister Drunten unbeküümmert um ihn fort. Selbstver­­ständlich it Der Künstler äußerst verstimmt und auf­­­gebracht über die Art, wie ihm Die Kapelle Des weutichen Theaters in Dem übelsten Sinne des Wortes ‚mitgespielt hat und man bringt seine beharrliche Wei­­gerung, ein zweites Mal hier aufzutreten, mit diesem Mißgesihd in Verbindung, dem Zeitraume von weniger als einem Jahre eine Anzahl der bedeutendsten Geiger in unserer Stadt konzertirren, und die Gelegenheit zu einem flüchtigen Vergleiche, die si nun so oft schon aufgedrängt, läßt, sie heute fast nicht mehr abweisen. Wieniamsfi, arafate, Lauret, Die Bull sind nacheins ander bei uns erschienen. E38 fehlen nur noch die Ber­­­treter einer anderen, der germanisch-Haffischen Richtung, Joachim und Wilhelmj — freilich gerade die Be­­deutendsten der Gattung — um so ziemlich Die ganze­ Ruhmeshalle berühmter Geiger beisammen zu haben. (Den Lebgenannten, Wilhelmj, dürften wir übrigens, nebenbei bemerit, Gelegenheit haben, in nicht allzus ferner Zeit hier zu hören.) Es fällt uns nit em, eine gewillenhafte Abschälung der Vorzüge der oben­ genannten Geiger vorzunehmen ; es gibt nichts Ab­geschmachteres, als ein solches Beginnen, nach melden, bei dem Einen so und so viel Quantum Technik, Vortrag 2c., bei dem Anderen dagegen so und so viel­ Medergewicht an­mpfindung herausfab­ulirt wird, mit welchem das Manto an Tongröße gedecht erscheint. Aber, um es kurz zu sagen, ich möchte in Wieniamatt die starre und eigenthümliche Empfindung mit ihrer mannigfach abgestuften Ausdruchsweise, in Sarasate die klare, „goldene“ Süße des Frustallhellen Tones­ und die Haffischen Ruhe, wie die merkwürdige Plastik­ des Ausdruches, in Lauret endlich die stupende Sic­herheit, ja Unfehlbarkeit und die echt konzertmäßige­ Bravour als besonders charakteristische Eigenthümlich­­keiten hervorheben. Das sind Erscheinungen, Die alle­' sammt mehr oder minder aug dur ihre Technik glänzen, aber durch eine moderne Technik, Die dad etwas anderes ist, als die Flageolet-Künste und­ Staccati, der alten Schule, einer Technik, die, um er mit einem Worte zu sagen, fi dem höheren fürstleris­­chen Zweck als Mittel unterordnet und daher fi ein höheres Ideal zu stehen weiß, als eine Waffe auf der G-Saite oder eine­r Polaeca guerriera, je welten Melte einer längst vergangenen. Blüthezeiki Mar Shräk, audyi hang Die Spielweise Die Bulla laßt sich mit einem Die Bull­it Naturalis, ein Ort das aber bei allerem weit entfernt von In jener glücklichen Zeit Des als er zuerst auftrat, konnte er mit ‚den originellen und frappirender Kunststüdden Be, wenn er auch orte fennzeichnen. .­ginal und ett ‚merkwürdiges, Hochbegabtes Dazu, Alt Teine Frage, “dealer Künstlerschaft. Wirtuosenthung, w­underung, ja “D Begeisterung erregen, 1 c im werhin nicht wiel Anderes war, ala eine kopf des amerreichten Zauberers der Geige, Nicole Vega mini. . Diese Zeit mit ihren naiveren Anschauungen ist "vorü­ber. Das Bubldum it Fritifcher und Die Krititer sind a­igoroser geworden in ihrem Urtheil und mit dem blonde­nen Tand, den bloßen Neußerlichkeiten wird Schonun­­geles aufgeräumt. Bloße Kunstfertigkeit als Celbstzu­ch, ohne die Lebensbedingung künstlerischer Berechtig­­ung und Kothwendigkeit wird heute nicht mehr ange­fennt, wie ehemals, sondern achtungsvoll, aber fahl bei Seite gelegt. Und mehr als bloße Heuper­­b­reiten d­e Birtunfenthums vermag au Die Bull nicht zu bien m, troh aller Birtuosität im Spiel wie im Bortrage, trog’, aller werden Kapricen und Eigen­arten, Die bei ihm nicht blos der Persönlichkeit, denn auch feiner Geige anhaften, einem wahren Uns­­am von P­ioline, die nebst anderen Rumiosa auch einen so niederen Steg befibht, daß der Eartenbezug fast in einer Fläche zu liegen kommt und mit einem fon Komposition, wo­zu Der ligi­ten Oberstimme eine Bizz­zicato-Begleitung hinzutritt, Fein mehrstimmiger Cab zu hören war. Ein gericistes elementares Feuer im Vortrage und die durchaus noble Empfindung verleiht selbst dem alltäglichen Inhalte seiner eigenen Kompo­­sitionen einigen Netz, fast möchte er uns scheinen einen wehmüthigen Reiz, denn der Blüthenstaub der Jugend ist von ihnen gestreift, wie von ihrem Schöpfer und lei­­der auch von dem Spiele desselben. Zwar hat ihn ein e gütiges Geist vor dem traurigen Lofe bewahrt, sei­­­nen eigenen Ruhm zu überleben und von dem Almo­­sen der Erinnerung an vergangene Herrlichkeiten zu zehren, aber wenn auch die hohe, Schlanke Gestalt mit dem Lißt = Kopfe noch stramm und ungebeugt ist, an jenem Spiel sind die Sabre nicht spurlos vorüberge­­gangen. Der Ton von Ole Bull’ Geige war wohl niemals groß, aber rein und ficher und fein berühmtes Staccato haarscharf auch im‘ rasenden Prestiffino.­ Das it nun nicht mehr ganz so geblieben; nach so viel Jahrzehnten des Trium­phes z­war Feine Schande, aber doch ein Uebel, ein Memento nun unter aller Sterb­­igkeit und Einfälligkeit. Ein besonderer Zufall hat es gefüglt, daß im icchen Mittelchen, die einen Paganini in den Geruch­ eines Bindrifses mit Beelzebub bringen konnten, erzielt Die Bull auch heute noch manchen artigen Effekt, wie beispielsweise in dem R­efrain der als Zugabe gespiel­­ten Kaprice von Paganini, was allerdings etwas an das vormärzliche „Holz und Strohinstrument” erin­­nerte. Die vielgerühmte Fertigkeit im polyphonen, nament­­lich im vierstimmigen Spiel vermochten wir leider nicht zu beurtheilen, da außer einer Stelle in Dem Konzerte eigener BEERRTARWET

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