Neues Pester Journal, Mai 1878 (Jahrgang 7, nr. 120-150)

1878-05-28 / nr. 147

w 1878. Abonnements Ganzi. fl. 14, balti. fl. 7, Ginzeine Nummern At Sufernte nach aufliegendeur Baris, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. ; » · PER 3 wet EREISEHONEI: Zur felßen:gest­­af sind Ausgleich selbst unmöglich zu machen. Aber gerade welche Die Thaten der Negierung nur platonisch bekämpft, verliert schließlich jeden Kredit und hört zwei Oppositionifte auf, als ernster Faktor in die Rechnung einbezogen .Dur­ch zwei zu werden. Die Krankheit, welche Baron Sennyey Manifestationen der Deffentlichkeit übergeben war­ heimsuchte, um ihn somit zu sehr gelegener Zeit, denn das Sendschreiben des Baron Paul Sennyey sie bot ihm den Anlaß, sich vom parlamentarischer an seine Wähler und das Wahlmanifest der, ver- Leben zurückzuziehen und wenn seine Partei damit einigten Opposition. Das bedeutendere der beiden auch ihre hervorragendste­n Verfüglichkeit verloren Scriftftüde­n­ unzweifelhaft der Brief des Baron ee B­­agenbite, Meran fel ÖTLE[ hatte, so hatte­ sie damit zugleich ein größeres Dennyey , der, so zufällig das gleichzeitige Zusam- Maß der Aktionsfreiheit gewonnen, Imnentreffen der beiden Enunziationen auch sein mag. Die des­ Führers beraubten Konservativen in einem unverkennbaren Zusammenhange steht mit wurden fid nur: allzu bald darüber klar, daß es dem Wahlmanifeste der ‚vereinigten­ Opposition, wie £ A á ihnen kaum möglich sein würde, fid als Selbstíráne mit dem Parteiprogramm der legieren, auf welchei dige Partei zu behaupten. Aus den Wahlen des , fi­ ja das Wahlmanifest stüßt, tüßt. Jahres 1875 waren sie in verschwindend Kleiner Paul Sennyey's Brief gibt Zeugniß von der Zahl hervorgegangen ; die bevorstehenden Wahlen interessanten Erscheinung , daß­ der­ Konservative drohten ihrer Existenz als Partei die völlige Staatsmann gerade seit der Zeit, da er das Part nich tung. Sie mußten sich ,also an eine große lament verlassen, wieder den Boden unter den Füßen Partei anlehnen , von ihrem egoistischen Bart gewonnen hat, daß er si, seitdem er seine aktive A , 1­standpunkte aus war­e, somit dringend gebotet Sührerrolle aufgegeben , sicherer und freier fühlt, die Fusionsidee aufzugreifen und sich der von 9 als zu jener Zeit, da er an der Soige eines Fähn- oppositionellen, Elementen gebildeten großen Part Teins Getreuer seinen Plan in der parlamentari­ anzuschließen. Die Bildung einer kräftigen Opp­iden Arena behauptete: Denn daran­ zweifelt heute fitlon war zudem auch der höhere, allgem Baron Sennyey selbst nicht mehr, ‚daß er sich im Gesichtspunkte und Interessen geboten, den hä Parlament von allem Anfange an in einer schiefen figen Uebergriffen des Regimes Tiba, welches Position befand. Erinnern wir uns Der Zeit, da nachgerade den Charakter einer parlam­entarischen Baron Sennyey in’s Abgeordnetenhaus eintrat. Cr .. .. . . Diktatur annahm.,kann nur durch den«B yxirdeåykitglied der Denkparten und doch trat ihm­ Stand einer kompatten Opposition entgegenget diese mit­ unverkennbarem­­ Mißtrauen entgegen. WIE AN » 7 werden. Der große Fehler, der aber bei­ch Und dieses Mißtrauen war keineswegs ein unge­ fer Bartelbildung begangen wurde und Der dem rechtfertigtes, die Vergangenheit Sennyey’s, die­­ 3 „ee Ar Werthe , der neuen Zufion bedeutenden Eintrag Rolle, welche er während des Provisoriums gespielt hhat, liegt eben darin, daß jede Der fusionirenden hatte, der Ruf Eleintaler, Neigungen, den er 1i Barteien, die Konservative, wie die unabhängige erworben hatte — das Alles war Grund genug, liberale ihre Prinzipien aufgab. Die Folge davon, daß die Dealpartei sich ihm gegenüber eine gemisse war, daß das neue Parteiprogran­m jedes poft Zurückaltung auferlegte ; sie­ betrachtete ihn so ven Inhaltes entbehrte, denn wennn man aus dies eigentlich nie ganz und vol­­ alg Einen, der yhren dem Programm die Ausgleichsfrage ausscheidet, und Baron Sennyey machte auch seinen Berjuch, dann erübrigen nichts als allgemeine Nebensarte fi den Dealisten zu assimiliren ; er blieb abseits auf leere­n Versprechungen und iden gebrechselte Stehen, so lange die Dealpartei einltirte. Phrasen aber versteht sich Tiba weit besser als die Am­treffendsten wurde dieses eigenthünliche DOpposition. Im Laufe des Juni geht glückicher Verhältniß Sennyey’s zur Dealpartei durch die M­eife die­ Ausgleichsmisere , zu Ende, wie Dies Der dulion . vorangegangenen Verhandlungen aber der Fall ist, entbehrt die Faum gebildete uftritt. Koloman Zipa betrachtete und behan­­delte Sennyey als eigenen, selbstständigen Faktor ; ‚dadurch­ gerieth er in eine immer schiefere, immer Mai er verhandelte mit Sennyey, wie er mit den Füh­­rern­ der Denkpartei verhandelte, er nütze Sennyey gegen Die Deatisten aus, wie er diese wieder gegen Sennyey auswüßte. Der Pakt mit den Deakisten fohien Tipa ber ersprießlichere, nüßlichere; er ließ darum Sennyey ohne Bedenken fallen und vollzog die­ Fusion mit der Denkpartei. Es war ein Grund­fehler, daß der Staatsmann Sennyey sich damals von der Aufregung des Moments und dem aller­­dings gerechtfertigten Berdruß bestimmen ließ, un­­ter dem Einflusse Dieser Stimmung seinen Weg von jenen der­ Dealpartei trennte und an die Bildung einer selbstständigen Partei schritt. Die Konstellation war unter den damaligen­­­erhält­­nissen der Bildung einer Opposition nicht günstig ; der­ Fusionstaumel hatte das ganze Land erfaßt, an die durch eine nie dagewesene Majorität unter­sügte Ministerschaft Tipa’s wurden, allenthalben die überschwenglich­en Hoffnungen, geknüpft. Neben dieser Nierenpartei, aus welcher Tiba seine Omni­­potenz schöpfte, verschwand die winzige konservative OOpposition und nur einmal das von Sennyey aufgestellte Program­n, obwohl einzelne Säbe desm selben in hohem Grade Beachtung verdienten und auch thatsächlich die Aufmerksamkeit der politischen Steife auf fi zogen, ja zum Theile Die theore­­tische Billigung derselben erhielten, vermochte der Kwachen DOppositionspartei, den Boden zu ebnen. Noch schwieriger wurde Sennyey's Position, als der Ausgleich die Lage zu beherrschen begann. Sennyey’s Streben ging naturgemäß dahin, sich dur s einen Schritt nach Oben hin unmöglich zu machen, er wollte von vorneherein einen Ausgleich mit Oesterreich, durch welchen das staatsrechtliche Band zwischen­ den beiden Staaten nicht gelodert würde. Und wenn er auch zu Beginn des Jahres 1877 bei Gelegenheit seiner­ Berufung nach Wien vor Sr. Majestät erklärte, die bis dahin stipulir­­ten Abmachungen müßten als ungeschehen betrach­­tet und die Verhandlungen auf vollständig ver­­änderter Basis von vorne begonnen werden, so ging Dom aus­ allen­ feinen Handlungen und Aeußerungen hervor, ‚daß­ es ihm ferne lag, wen en z— nn nn nn Zn Be nn nn mn nn nn I — 2 m sn nn mn en Dam nennen b · 5 Die heutige Kammer mit fast zwölf Seiten, Die Rezeption Sardow’s. Original-Feuileton des „Neuen Peter Journal.“) maris, 23. Mai. Wenn ich­ heute meine Ausstellungswanderungen unterbrach und seit frühem Morgen in strömendem Rei gen vor dem Institut Queue machte, um Nachmittags­u einem erbärmlichen Plässchen unter der Kuppel des tazarinischen Palastes zu gelangen, so geschah Dies Darum, weil eben heute der Schwerpunkt des Pariser Lebens nicht auf dem Märzfelde, sondern in der Aka­demie lag, welche ihr jüngstes Mitglied, Herrn Bicho­­zien Cardou, feierlich in ihren Schoß aufnahm. Man weiß, daß Herr Sardou schon vor Jahresfrist zum Nachfolger des Marseiller Dichters Autran gewählt wurde. Diejenigen, die den Verfasser der „Dora“ näher Iennen und von seiner fabelhaften Eitelkeit eine genü­­­gende Vorstellung haben, behaupten, es sei durchaus nicht unmöglich, daß Sardou seine feierliche Rezeption Darum so lange hinausgeschoben habe, damit sie in die Ausstellungszeit falle und durchh Die mögliche Anwesen­­heit fremder Fürstlichleitei einen im heutigen republi­­kanischen Frankreich von gemiissen Kreisen besonders hoc veranschlagten Eklat erhalte. Nun hatte zwar sein einziger Der zur Zeit in Paris anwesenden fremden Prinzen ein genügendes Interesse für Herrn Sardou und Die übrigen Unsterblichen, um eine Fahrt auf's Inte­reineufer zu unternehmen, und insoferne hätte der neue Akademiker sich verrechnet, wenn nämlich seine „Freunde” seine, geheimen Gedanken richtig erhab­en haben. Allein das gewöhnliche Publik­um­ der Akademier Rezeptionen war in einer Rollzähligkeit erschienen, Die man weder bei der Aufnahme Dumas’, noch selbst bei der Des Herzogs von Aumale, Bisher der zugkräftig­­sten in v­iesem Jahrhunderte, hatte Fonstatiren fünnen. Die literarische und menschh­liche Individualität Sarbou’s ideit mir , weder besonders groß, noch be­­sonders sympathisch und ich habe erst vor Kurzem unhaltbarere­­ Stellung, denn eine Opposition, Gelegenheit gehabt, meine Meinung über die Natur und die Dimen­tion seines Talents auszudrücken. Gar­­don’s Komödien sind der höchste Ausdruck der Ge­­schielichkeit, Die weder mit der Wahrheit, noch mit der Boesie etwas gemein hat. Es ist eine von jenen lär­­menden Reputationen, die ein halbes Jahrhundert mit tausend Echos erfüllen und dann mit fast lächerlicher Plöglichkeit verflummen. Ein Bisschen Brausepulver, in einen Löffel voll Wasser geworfen, bringt ein über­­aus prätentiöses Gerausche und Gebrause hervor und füllt ein ganzes großes Glas mit einer Gifchte und Schaummasse, die das Gefäß für ihre Fülle zu eng findet und heftig überläuft. Das währt so eine halbe Minute lang — und dann ? Und dann sieht man, daß das ganze Gerausche und Gebrause ein Schwindel war, daß­ die scheinbare Fülle, die das Glas nit faffen konnte, aus Luftblasen­­ bestand und daß das ganze lärmende Geprudel von einem Flug ausgeson­­nenen chemischen Gemisch und einem jämmerlichen Löffel voll Wasser herrührte. Es gibt aug Reputa­­tionen, die ein Brausepuler aufbranden macht und ich kann­ mir nicht helfen, ich muß auf Sardou’s Be­r­uhm für eine Brausepulver - Reputation alten. Eines muß man Herrn Sardou lassen — Geld zu machen versteht er, wie Wenige. Er hat den Be jtrnft, aus den wenigst versprechenden Felsen­wänden G­oldquellen hervorzuschlagen. Sogar wenn er sich an Feinden rächt, geschieht er in der Form von starren Schaltungen, die er ihnen auferlegt. Befriedigter op bedeutet bei ihm eingestrichene Bantbillets. Eine Anek­­dote möge diesen reizenden Charakterzug illustriren. Man weiß, daß die Anfänge Sardou’s schwierig und zu kämpfen. Ein erstes Stück, das er schrieb und glück­­lich im Odeon zur Aufführung brachte, „La taverne des &tudiants” (Die ‚Studentenherberge), fiel ihm üb­­lich dar. Er verfaßte ein zweites Stüd, " Candide", bitter waren. Er hatte als junger Student Der Mer­­dizin im Quartier Latin mit dem prosaisherten Elende anläßlich der ersten Aufführung der „Bürger von Bont-Arcy” und ‚der „Fonehambault” von Augier mit großer Rüdbnheit aus dem gleichnamigen Roman Opposition jedweder Programmbasis. Der gleiche Vorwurf kann wohl auch der Negierungspak­et von Voltaire gezogen und trug es zum damaligen Die reltor des Diarietes-Theaters, Herrn Cogniard. Dieser fand die Komödie nicht nach seinem Geschmache und verlangte „etwas Anderes”. Kurz darnach kam Sardou mit jenen „Ersten Waffenthaten Figaro’s”. Diesmal erklärte Herr Cogniard das Stück für verabscheuens­­werth und rieih Sardou dringend, auf Die Dramatische Thätigkeit zu verzichten, da er seine Ahnung von den habe, was zu einem Theaterstüce gehöre. Sardou war zwar sehr gefränzt, ließ sich jedoch nicht völlig ente­muthigen und reichte beide Stücke bei der Dejazet ein, die sie aufführte und Erfolge mit ihnen erzielte. Die „Pattes de Mouches”, die bald darauf im Gym­­nase gespielt wurden, vollendeten jenen Ruf und nun waren die Theaterdirektoren gezwungen, mit Dem Neus­linge zu rechnen. Die Nevandie begann. Eines Tages trat der Diener Cardou’3 zu diesem ein und­ meldete Cogniard an. Der Direktor, der ihm auf dem Fuße folgte, erschöpfte sich in Komplimenten und erklärte dem Autor, er wünsche von ihm ein Etüd zu haben. Sardou­ma. Herrn Sogniard fuhr von oben bis unten und antwortete ihm: „Mein Herr, ich bin bereit, Ihnen das Stüd zu schreiben, das Sie von mir verlangen. Allein bevor ich die Feder eintauche, werden Sie mir auf diesem Tiihe zwanzigtausend Franc aufzählen, die Summe, auf melde ich den Kummer, die Krü­fungen und Gntbehrungen schäße, die mir Ihre unges rechten Zurückweisungen von ehedem verursacht haben Cogniard griff unwüthend nach seinem Hute und ging ohne ein Wort zu jagen. So lange er Direktor des Varieté-Theaters blieb, war dieses für die Stüde Sardou’3 unzugänglic. In einem anderen Falle, der dem vorhergehen­­den ganz ähnlich ist, hatte der Theaterdirektor thats­­ächlich zu brechen. Sardou, der die „Zamille Benoiton" beendet hatte, empfing den Besuch des Herrn Har­mant, Dirertors des Vaudeville-Theaters, der ihm fügte: „Es scheint, daß Sie ein Stück für mich ha­ben 2” Gardou bejahte, und gleich auf Die Noffenbe= fegung übergehend, erklärte er, daß er Fräulein Farı Bes” er N

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