Neues Pester Journal, Oktober 1878 (Jahrgang 7, nr. 272-302)

1878-10-09 / nr. 280

LIMSZBZstxun­t twoty «. steueö Peser Journal.­ . 3ur Krise. Budapest, 8. Oktober. , Die österreichische­ Ministerkrise,ist mit dem heus­tigen Tage in ein akutes Stadium getreten. Die „Diener Ztg.” veröffentlicht heute das Allerhöchste Handschreiben, durch welches die Amtsdemission­ des Stammtministeriums angenommen wird. Schon die Klafjung dieses Handschreibens entbehrt nir des ieveises; denn schon im Juli I. 3. brachte das er Amtsblatt ein kaiserliches Handschreiben zur Stichung, welches die Annahme des unter dem überreichten ‚Demissionsgesuches enthält und Drogen gegenüber an den Tag „Ein Organ der­ äußersten Linken hatte das Ge­ ‚zücht von einer angeblichen S Konspiration der alten Dentisten mit der vereinigten Opposition zum Zmede des Sturzes Tipa’3 verbreitet und den Rücktritt Szel’3 auf d­iese Berjchwörung zurückgeführt. Auch in Kreisen, welche Tia nahe stehen, wurde tagelang von dieser „Neätöter Konspiration” gesprochen, welche auf Szell’s Entschluß be eingewirit haben soll und es wurden die Namen einzelner Bolitifer genannt, welche an dieser Konspiration Theil genommen haben sollen. Dem gegenüber erklärt heute , Rezw." auf das bez ftimmteste, daß zwischen Koloman Széll und den Mit­­gliedern der vereinigten Opposition und den Dissiden­­ten der Regierungspartei keinerlei vorläufige Verhand­­lungen gepflogen wurden, noch heute gepflogen wer­­den. , Ellener" andererseits [pr­­t die Ueberzeugung aus, da­ den Entschluß Szell’s eher alles andere zur Neffe gebracht haben mag, als der Zerfall der libe­­ralen Partei und die Ertheilung einer carte blanche zu einer. Intrigue. In Betreff der Neffe des Ministerpräsidenten Tia­nah, Wien wurde,­ wie die „Budap. Korr.” angibt, bisher noch nichts entschieden, und falls Se. Majestät zu Ende dieser Woche nach Budapest kommt, was wahrscheinlich sei, werde die Reise Tipa’S ganz unterbleiben. b d Die zur Regierungspartei gehörenden Bee ber werden am .15. oder „am 16. 0. ihre erste Konferenz halten, in welcher der Ministerpräsident über­ die Kabinettkrise Bericht erstatten wird,­­ die Wahlen die allerhöchste Bestätigung nicht erhalten und in Folge dessen kann auch Der Generalrath die von ihm vorzunehmenden Kandidationen und Wahlen nicht vollziehen. Mit Recht macht , B. N.” darauf aufmer­­­sam, daß die Fortdauer dieser Stodlung leicht dazu führen könnte, daß die vier Filialen, welche nach dem Gesetz im Laufe des Jahres 1878 errichtet werden müssen, erst am Ende des Jahres oder gar erst 1879 ihre Wirksamkeit beginnen. Das genannte Blatt dringt aber darauf, daß die Negierung Die diesbezüglichen Borschläge Szel’3 acceptite und bieten gemäß dem Bankgouverneur die Städte bezeichne, in Denen­ „die neuen Filialen zu errichten sind. Daß Das Kabinet nur einen provisorischen Charakter habe, jem­mt.Dieser Beziehung kein Hinderniß, denn “auch die demissionirte österreichische Negierung habe , bereits die Errichtung neuer Filialen in Salzburg, Stanislau und Budmweis gefordert, soi, um seine Entlassung anzufuchen, so oft in den legten sieben Jahren eine österreichische Ministerfrise in Gicht war, wurde ja Baron Hoffmann als Kandidat für das Ministerpräsidium genannt. Zur ungarischen Ministerkrise liegt keine andere Mittheilung vor, als die, daß die extreme Opposition entschlossen sein sol, dem provisorischen Ministerium Tipa Schwierigkeiten zu bereiten und demselben baz Medt zu bestreiten, nach seiner Demissienirung vor dem Rane zu erscheinen. Die äußerste Linie hat ed dabei nicht Due auf das Ministerium, als auf die Delegationen abgesehen. Sie will "Dur Dieses Manöver, welches wohl unmittelbar nach der Kon­­stituirung des Hauses zur Durchführung gelangen dürfte, den bekannten Plan der Regierung und des Grafen Andraffy durchkreuzen, der bekanntlich darin gipfelt, daß dur den am 26. oder 27. Oktober statt­­findenden Zusammentritt Der Delegationen , diesen Körperschaften vor dem Beginne der ungarischen Adreßdebatte Gelegenheit zur Meinungsäußerung ge­boten werden sol. Die Äußerste Tinte will über die oben erwähnte, sowie über andere Formfragen Dis­­kussionen provoziren und bei ihrer heutigen Grürze wäre Die äußerste Linie immerhin im Stande, die rechte Ach Wahl der Mitglieder der Delegation zu ver­­ändern, vorhanden, die am 7. April 1808 geborene Comtesse Agathe, die später Gräfin Szechenyi wurde. Es bleibt somit nur die andere Gräfin Marie, die Gattin des Grafen Sigismund. Zwar Alles stimmt auch hier nicht. mag Neihardt zählte Beethoven’s Freundin im Jahre 1808 fünfundzwanzig Jahre, sie war also 1783 ges­boren. Wurde sie als fünfzehnjähriges Mädchen ver­­heirathet, so­lle dies im Jahre 1798 geschehen sein; als Datum der Vermählung der Gräfin Marie Fejte­­tics an den Grafen Sigismund Erbödy steht indes der 4. November 1801 fest. Auch gibt das Gothaische gardenbuch für das Jahr 1808 nur zwei Kinder (und nur drei) an, nämlich den am 10. August 1804 ge­­borenen Grafen Alexander, nachmals Kämmerer und Erb,Obergespan des Warasdiner Komitates, und die Gomteije Natalie, die am 27. April 1808 geboren war und 1894 den Grafen Franz Bálffy heirat­ete. Die zwei anderen Kinder (Gräfin Camilla, geboren 1811 und seit 1832 Gräfin 90908, und Gräfin Malvina, geboren 1813, später Stiftsdame) fallen außer Bes­trat. Da, mag vielleicht 1808 und 1809 ein Drittes Kind gelebt haben, das zwischen 1802 und 1803, aber zwischen 1805 und 1807 geboren war und jung starb, weshalb das Taschenbuch es nit anführt; und be­­züglich des Alters­ der Gräfin Marie zur Zeit ihrer Vermählung irrt sich Neihardt möglicher­weise. Ent­­scheidende Antwort könnte nur die Familie Erböby geben, bis auf Weiteres müssen wir Die 1837 verstor­­bene Gräfin Marie, geb. Gräfin Festetics, für Beethos­ves Freundin halten. Hören wir­ nun, wie Reichardt sie beschreibt : „Hu einem anderen recht angenehmen Diner (heißt es im Briefe vom 5. Dezember 1808) warb. ich durch ein sehr freundliches Billet von Beethoven, der mich per­sönlich verfehlt hatte, zu seiner Hausdanne, der Gräfin Erbödy, einer­ ungarischen Dame, ein­­laden. —­­Für den Nichtlundigen wird hier Die Erinnerung nöthig . Im Briefe vom 10.Dezember schildert Reichardt einen Quartettaben­d mit Beethoven bei der Gräfin Erdödy und sagt zum Schlusse:,,Die liebe,kränkliche und doch so rührend heitere Gräfin,und eine ihrer­­ Freundinen,auch eine ungarische Dame,hatten solchen 9.Oktober 187ß· Budapest, 8. Oktober. ‚Das allerhöchste Handschreiben, durch welches die Demission des­ österreichischen Ministeriums aus­genommen wird, lautet: Lieber Fürst Attersperg! Indem Ich dem Mir am 4. A­ult b. 9. überreichten Ansuchen willfahre, finde 34 Mich bestimmt, die Amtsdemission des Gesammts­ministeriums für die im Neicherathe vertretenen Könige reiche und Länder unter Anerkennung seiner eifrigen und treuen Dienste anzunehmen. Bis zur Bildung eines neuen Ministeriums haben Sie und alle Mitglieder des bisherigen Kabinets die Amtsführung fortzulegen.­­ Wien,7.Oktober 18?­8. Fraanosephm.p. Allersvergw.p. g Die Reichstags-Eröffnung wird,der»Buda­­pester Korresp.«zufolge,keineswegs über den be­­kannten Einberufungsterm­in­ hinausgeschoben werden. Als Alterspräsident dürfte wieder Anton Boer funk­en,da man bisher von keinem Abgeordneten sei,daß er älter wäre wie Boer.Bis zur Konsti­­tuirung des Abgeordnetenhauses haben bekanntlich die sechs jüngsten Abgeordneten als Schriftführer zu fun­­gären.Als solche kennt m­an bisher erst vier­ Ab­­eordnete,nämlich:Alexander Bölön­yi,Bela erczel,Guido Rohoticzy und Oliver Szlavy.Das Abgeordnetenhaus wird diesm­al in die Lage komm­en,mehrere Wahlen für ungiftigers klären zu müssen,da die be­treffenden Abgeordneten­ nirgends als Wähler in die Wählerlisten eingetrof­fen sind.­­ Für den Ausbruch der Ministerfrise ist die Konstituirung der österreichische ungarischen Bank in’s Stoden gerathen; denn bereits ist seit der Wahl des Generalrathes eine Mode verfroffen und noch haben sein, daß Beethoven sich im Bor 1808 mit seinem treuesten Gönner, dem Fürsten Soblomchs, überworfen und in Folge dessen Die Wohnung bei ihm verloren hatte. In dieser Lage fand er im Hause der Erbödy’s ein schübendes Asyl.­ — Fast hätte mir "die zu große Rührung die Freude verdorben. Denkt Euch eine sehr hübsche, Heine, seine fünfundzwanzigjährige Frau , die im­ fünfzehnten Jahre verheirathet wurde, gleich vom ersten Wochenbett ein unheilbares Uebel behielt, seit den zehn Jahren nicht zwei, drei Monate außer dem Bette hat sein Tönnen, Dabei doch drei, gesunde liebe Kinder geboren hat, die wie Die Kletten an ihr hän­­gen , der allein der Genuß der Musif blieb, die selbst gethoven’sche Sachen recht brav spielt, und mit noch immer did geschhwollenen Füßen von einem Fortepiano zum anderen hinkt, dabei doc so heiter, so freundlich und gut — das Alles machte mich schon oft so weh­­müthig während des übrigens recht frohen Mahles unter sechs, acht guten muftialischen Seelen. Und nun bringen wir den Dhumoristischen (2­­) Beethoven noch an’s Fortepiano, und er phantasirt uns wohl eine Stunde lang aus der innersten Tiefe feines Sunitge­­fühle, in den höchsten Höhen und tiefsten Tiefen der himmlischen Kunst, mit Meisterkraft und Ge­wandtheit herum, daß mir wohl­ zehnmal die heitesten Thränen entquollen, und ig zulegt gar seine Worte finden konnte, ihm "mein innigstes Entzüden auszudrücken. Wie ein innig bewegtes glückliches Kind hab’ ich an seinem Halse gehangen und mich wieder wie ein Kind darüber gefreut, daß ihn und alle Die enthusiastischen Seelen auch meine Goethe’schen Lieder glücklich­ zu machen schienen." Die Okfinpation Bostiens. Gefecht bei Pech, „Der Aufstand in ganz Bosnien ist nieder­getrorfen, 908 Land in Den Händen unserer Truppen.” So verkündete Stolz am 4. Oktober FZM. Baron Philippovich und die "Bevölkerung der Monarchie athmete freudig auf bei der Kunde vom Ende der Blutarbeit und das gemeinsame Preßbureau machte in den lethten Tagen einen wahren Entenstall über die Naclehr unserer Truppen flügge. Leider war die EDEN des Oberkommandanten, dessen Feldherrn­ sich nicht allzu scharf erscheint, verfrüht. Ein offizielles Bulletin meldet heute, daß GM. Rheinländer am 6. 5. ein „glückliches” Gefecht gegen die Insurgenten bei Bec­, einem Dorfe­tan um eine Meile von der k­roatischen Grenze, vier Meilen von Bihac, bestanden hat... Dieses , glüdliche" Gefecht Eoftete und 170 Soldaten und 9 Offiziere, und trogdem er „glück­lich” war, mußte es am 7. b. wieder aufgenommen werden, und von dem Ausgange des neuen Kampfes verlautet nichts. Die Insurgenten-Abtheilungen waren — nach Aussage des Bulletins — starr; unsererseits kamen mindestens drei Regimenter Infanterie Reservez Regiment Nr. 76­­[Oedenburg], N Reservestregiment Nr. 71 [Brencaim], Infanterie-Regiment Nr. 48 [Gros Kanizja]) und zwei Läger-Bataillone (Nr. 12 und Nr. 1, beide in Böhmen rek­utirt) mit entsprechender Artillerie in’3 Sener. Danach dürften die Insurgenten sehr zahl­­reich gewesen sein. Leider wird das Gefecht bei Veci nit daß legte gewesen sein. Der von uns schon er­­wahnte Lehler, daß bei der doppelten Umgehung der Posfavina die südliche Umgehungskolonne von Serajewo zu spät ausgerüct und zu [hwach) war, hat den bei Tuzla mit Einschließung bedrohten Insurgenten das Entschlüpfen ermöglicht und wenn auch einige tausend Mann die Drina überschritten und andere tausend sidh verlaufen haben, so dürfte das Gros sid doc­h unbekannt wo" befinden. Noch ist in ganz Bosnien das Terrain zwischen den Straßenzü­gen nicht gesäubert, noch sind Distrikte im Umfange von 30—50 Quadratmeilen von seinem Soldaten betreten worden, noch müssen die drei­­mal entwaffneten Orte das vierte Mal (mit das legte Mal) entwaffnet werden, noch bleibt schwere Arbeit zu thun und die Ankündigungen der Ball­­plab­s: Offizieren von der Rückberufung des rößeren Theiles der Os­opations­­rmee sind Humbug. Die einzige Mairegel, welche noch, vor Eintritt des Winters realisirt werden dürfte, it Die Zurückziehung jener Truppen, welche zuerst eingerückt sind und semwohl durch Kämpfe als Genuß an jedem schönen Fahnen Zuge, an jeder ge­­lungenen feinen Wendung, daß mir ihr Anblid fast eben so wohl that, ala Beethoven’s meisterhafte Arbeit und Grelation. Glücklicher Künstler, der solcher Zus­hörer gewiß sein kann!" — Endlich im Briefe vom 31. Dezember: „Erst ein Quartett bei der Gräfin Erdödy. Beethoven spielte ganz meisterhaft, ganz begeistert neue Trios, Die er fürzich gemacht, worin ein so Himmlischer Tantabler Gab (im Drei­­vierteltalt und in As dur) vorsam, wie ich von ihm noch nie gehört, und der das Lieblichste, Graziö­­seste ist, das ich je gehört; er liebt und schmilzt mir die Seele, so oft ich dran denke. Er wird die Trios nächstens in Leipzig stechen lassen.” CS sind dies die beiden Trios für Piano, Violine und Cello, die als Opus 70 erschienen und der treuen Freundin gewidmet sind. „Für sie geeignet und ihr zugeeignet”, hatte Beethoven auf den ursprünglichen Klavierpart geschrieben — er, dem eine Widmung niemals ein blos konventioneller Art war, sondern stets Ausdruch echter Gesinnung. Das erste Dieser dieser beiden Trio, das in D dur, ist unter den Musikern als „Lledermaustrio“ bekannt, wegen seines fast unheimlich und s­auerlich ergreifenden Adagios, welches wieder mit dem Adagio der Sonate in­ D dur für Klavier und Cello Opus 102 (1817: erschienen) unverkennbare Verwandtschaft zeigt. Auch dies Opus 102 ist der Gräfin Erdödy gewidmet. Marz, der schon an einer früheren Stelle aus der Herrlichkeit jener Trios geschlossen hatte, jene Marie Erdödy müsse ein bedeutendes Beten gewesen sein, bemerkt bei der Herz­vorhebung der inneren Verwandtschaft der­ beiden Adagios in zwei Wersen, die um mehrere Jahre aus­einanderliegen und einer und derselben Frau gewidmet sind: „Sind die beiden Widmungen nicht Spiel des gedankenlosen Zufalles, so muß ein seltsamer been austausch zwigen jener Freundin Beethoven’. und

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