Neues Pester Journal, März 1894 (Jahrgang 23, nr. 60-90)

1894-03-26 / nr. 85

,,··.··· 3 TE TPUERR a, „Dreiundzwanzigfier daftgang Ar. 85. Neues Pester Abonnement: Ganzl. fl. 14, Halbj. fl. 7, viertel­. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. Erscheint täglich, and an Montagen. » a ung = = 4 = A­a =, d Bß 7 Wir richten namentlich an unsere geehrten Abonnenten in der Provinz­brechung erleide­ die­ höfliche Bitte, die Erneuerung des Abonnements bei den betreffenden Post-Anstalten möglich­st frühzeitig anmelden zu wollen, damit die Zusendung des Blattes seine Unter. Bulgarische Schatten. Fürst Ferdinand weilt nur kurze Zeit bei seiner ertrankten Gemahlin in Ebenthal; er wird bald heimkehren, wie schon der Umstand hat errathen lassen, daß er, anders als früher, A Stambuloff nicht zu seinem Stellvertreter er­­nannt hat. Die Lage des Fürstenthums ist seineswegs eine so beängstigende, daß sie nicht eine längere Abwesenheit des Herrschers ge­­statten würde; doch sie ist leider auch nicht mehr eine so erfreuliche, wie sie vom­ Beginne der Regierungszeit des Seoburgers an, bis in die jüngste Zeit gewesen ist. Während die Stel­­lung des Fürsten durch die Heirat­ und durch, während dessen ist die Uebung der­ Herrscher­­­­ die Geburt eines Thronfolgers beseitigt ist, pflichten schwieriger geworden. Zunächst treibt die Volksstimmung einem «,«««Konflikte-«»mit der PfM­·te entgegen,und zwar wegen Schließung einigerbtzlgarischer Schulen in Mazedonien. Leiteres it bekanntlich das­ Feld der NRi­valität für‘ alle Balkanstaaten, ‚von welchen die versümmern müssen, denen nicht aus einer Fünfzig zu Fiquidirenden tür­­kischen Erbschaft das mazedonische Gebiet zu­­fällt. Mit äußerstem Wohlwollen für Bulgarien hat der Sultan, Groß der Proteste des russischen Botschafters und der serbischen und griechischen Wuthshreie, die Einlesung bulgarischer Bis­chöfe in dem erwähnten Gebiete gestattet und dadurch legteres an die bulgarische Kulturarbeit überliefert. Warum nun einige Schulen ge­­schlossen sind, das wird in den sämmtlich aus bulgarischer Quelle stammenden Meldungen nicht gesagt, it aber leicht zu errathen. Der Unter­­richt in allen christlichen Schulen des osmanischen Reiches it nicht geeignet, Loyalität für den mohamedanischen Souverän und Staatstreue einzuimpfen; die früheren bulgarischen Bes­chmwörungen und Aufstände sind ausnahmslos der Schulmeister angestiftet worden und die bulgarischen Schulmeister in Mazedonien ar­­beiten nicht für das osmanische Reich, sondern für das fünfzige Großbulgarien. Nun hat die zwar in der Sobranje sehr schwache, aber im Lande stärkere Opposition einen Sturm gegen das angebli von Rußland inspirirte Vorgehen der Pforte entfacht und höhnt den Minister­­präsidenten täglich, daß er nicht die Türkei zur den serbischen Kaaditalen, zur Beurtheilung der Nachgiebigkeit zwingt. Stambuloff aber müßte seine ganze auf Freundschaft mit der Pforte zielende Bolitit verleugnen und den Rufsen in die Hände arbeiten, wollte er einen Brugg mit dem Sultan herbeiführen.­­ Der Widerstreit zwischen Regierung und Opposition in­ Bulgarien wäre nur be­­denklich, wenn nicht diese Opposition durch Stambuloffs Schuld raid­mwahlen würde. Der Ministerpräsident erfüllt nach wie vor die dem Fürstenthume durch das ihm zugemandte Mohlmollen der Friedensmächte ermachtenen Pflichten ; er hält Ruhe und Ordnung, hindert, daß Bulgarien das Zimbhölzchen für den Weltbrand werde. Damit verdient er fid : die Anerkennung Europas, aber nidt den Dant der Bulgaren, die zum großen Theile, gleich Staatsnothwendigkeiten unfähig sind und­ zum anderen Theile von irgend einer Erihütterung ein wundersames Emporkommen erhoffen, wie es den jegigen Machthabern zutheil geworden it. Und Stambuloff verfällt in die Fehler aller Emporkömmlinge, welche nicht durch gediegene Bildung in der rechten Bahn erhalten werden ; er wird immer despotischer, immer skrupelloser in der Wahl der Mittel zur Erhaltung seiner Dikta­­tur. Zur Stunde besteht in Bulgarien nicht mehr die Reinste russische Fraktion, und doch Handelt der Ministerpräsident stets, als wäre das Land mit Hochverräthern überschwemmt und könne nur dur­chrafonische Mittel gerettet werden. Der Wahlbruch ist, wie die Opposition fragt, bei­spiellos, oppositionelle Schriftsteller werden ein­­gesperrt oder in Landstädtchen internirt, frei­­denkerische Studenten war­en Vergehens an der Orthodoxie verfolgt. Die Verfolgung des Metro­­politen Clement schafft, troß der jüngsten Be­­gnadigung, kaum lösbare Schwierigkeiten. Die gewaltthätige Annexion eines Stades der Orient­­bahnen und dann der Rückzug haben Berstim­­mung außerhalb des Fürstent­ums und in dem­­selben gewebt. Von allen Seiten wird Fer­­inand I. bestürmt, seinen Ministerpräsidenten fallen zu lassen ; aber, wie kann er den Mann, welchen er und der Staat so Großes ver­­danken, entlassen und der Rache seiner Feinde preisgeben? Ja, wenn au nur ein anderer ‚Bulgare Gleiches zu Teisten versprähe! Die Lage des Fürsten ist ohne Gefahr, aber nicht ohne Schatten. Auch­ Ferdinand I. mag senfzen : „Schwer ruht das Haupt, D’rauf eine Krone drüht !" Budapest, 26. März. # Defam­tlich wurden von der Karlomiker griechisc-orientalischen serbischen Bischofssygnode zwei serbische Bifrgufssige, die rasant waren, doch Wahl neu belegt, und zwar wurde zum Bácser Bischof, der Protosgncel German Dpacsics und zum Szent-Endreer Bischof der­ Bermejer Gerafim Petrovics r. Die gestrige Nummer des Amtsblattes tahte nun ein vom 11. b. aus Cap Martin datirtes königliches Handschreiben, in welchem nur die Wahl des erstgenannten Bischofs bestätigt wird, die bes Gerafim Petro­­vics aber nicht. Die Ursache dieser Nichtbestätigung ist leiht zu errathen. Man erinnert sich der sen­­sationellen Affaire, im welcher der Abgeordnete Georg Linder als. Derjenige figurirt, der sich dem Setrovics erbetig gemacht hat, die Bestäti­­gung der Wahl durchzufegen, wenn ihm der Bis­­chofskandidat eine höhere Summe behufs Be­­stehung eines Ministerialrathes zur Verfügung stellte. Betrovics gab die gemünschte Bestehungs­­summe her und besuchte später den erwähnten Ministerialrath, um die Erledigung seiner An­­gelegenheit zu urgiren. Es stellte sich dabei her­­aus, daß Linder den hochachbaren Ministerial­­rath gar nicht besucht habe, und das Fazit it, daß Herr Gerafim Petrovics sein Geld und seinen Bischofsfis verloren hat. Die Karlomiger Synode wird nun einen anderen Bischof zu wählen haben. * Eine Pariser Agentur kündigt als dem­­nächst bevorstehend große Veränderungen in der russischen Diplomatie an. Mt­c h­­rtenheim werde nicht mehr­ nach Paris zurüc­­kehren und durch Nelidoff, Botshhafter in Konstantinopel, oder Lobanoff, Botshaf­­ter in Wien, erregt werden. Ersterer wäre über­­dies zum­­ Gesundbefessut Gu­ers’ ausersehen, falls wefsen Gesundheitszustand ihn zum Na­ch­­tritt nöthigte. Der Pariser Botschaftsrath Ni­­colaus v. Giers sol Bertrani, der seine Abberufung verlangt, in Belgrad ablösen und Shishfin eventuell für Nelidoff nach Konstantinopel gehen. Die Meldung ist mit großem Vorbehalt aufzunehmen. « »s» Ludwig Koffuth. Aus Turin wird vom Gestrigen gemeldet : König Umberto ließ der Familie Koffuth's dur den Präfesten sein Beileid aus­drücken. Ministerpräsident CE ri3pi telegra­­phirte nämlich an den hiesigen Präfekten:­­ „Der König beauftragte mich, Sie unanfor­­dern, "den Brüdern Kojfjuth anläglic­h Todes ihres illustren Vaters die Kondo­­len d­er Majestät persönlich zu überbringen.“ Der­­ österreichisch-ungarische Generalfonjul erg der Familie mit, der Minister des Neufern tof Kolnotpy habe gestattet, Tert: K­ofjuths » * durch Das die­ dftertei Leide Hishes Gebiet geführt werde. Das Schreiben, das der Turiner Ge­neralkonsul an die Söhne Kof­­uth’s richtete, hat folgenden Wortlaut : Der geehrten Familie Kofjuth in Turin ! 8. u.­­­. Generalkonsulat in Genua. Zufolge Auftrages des­ hohen Wiener F. u. E. Ministeriums des Neußern habe ich die Ehre, den zur Heim­haltung der irdischen “Weberteste des Herrn u­mt Begleitschein zur Verfügung zu stellen. Stelle des Ministerialraths und Generalkonsuls Sulius Bombiero, Vizekonsul. Kossuth von Turin nach rg nöt­igen Der Begleitschein·»hat·folgendetk2sx 8. u. % Generalfonsulat in Turin. 8. uf. österr.zungar. Leichenbegleitschein. Da das unter­fertigte Generalfonsulat es gestattet hat, daß der einbalsamirte und in Doppeltem Sarg in einer Holzkiste versperrte Leichnam des am 20. März in Zurim verstorbenen Ludwig. Kossuth zollfrei und unbehindert über Cormons, Nabresina und Prager­­hof nag Buddapest befördert werde, melden die Civil, und militärischen Behörden aller jener Ortse haften, wo der Leichnam durchbefördert wird, gegen­­ Vormessung dieses­­ Begleitschemnse den unbeh­inderten Transport des Leichnams gestatten und fördert Datum. Bisher ist es so nicht betchoffen, dak beide Söhne Koffuth’s nach Ungarn zurückkehren, ja es ist wahrscheinlich, was Ludwig Koffuth jun. in­ Italien bleibt. Franz Noffuth Hingegen kommt nachhause und wird am politischen Leben theilnehmen. Kurz nach Mitternacht wurde die Leiche­­ Ludwig Koffruths in aller Stille nach der Waldenser Kirche gebracht, wo der protestan­­tische P­astor ein französisches Gebet sprach. Hieran entfernte sich die Begleitung. * > . Gestern Abends 10 Uhr versammelten sich die Mitglieder der Turiner Deputation im­­ Generalbahnhof, um die Reise nach dem Sterbeort Kosiuth’5 anzutreten. Ein Theil des­­ Studentenordner-Komites war im Wartesaal erster Klasse in Trauergala­­ erschienen, um den abreisen­­den Abgeordneten­ und­­ der Abordnung der nach Turin entsendeten Studentenschaft das Geleite zu geben. Mit dem Zug haben außer­ den Abgeord­­neten no zahlreiche Provinz Deputa­­tionen und die aus­ 15 Mitgliedern bestehende Deputation der akademischen Jugend die Reise nach Turin angetreten. ge- Pe­eg­ag sen hielten a Vormit: FR 8 Die Mitglieder der nach Turin fid. bege­­benden egere u ed­e ; tags unter dem orfite des­ Baron Defiver Bánffy eine Konferenz, in welcher­ der Bor­­fitende meldete, daß er an der Reise nach Turin verhindert sei; statt seiner brachte er zur Führung der Deputation Ludwig Terenyi oder Ge­­deon Rohonczy in Dorshlag. " Arpád Szentiványi bemerkte hierauf, da er weder gegen die Person Terenyi’s, noch gegen diejenige Chonczy’s etwas einzumenden habe. Doch­ sei er der e8 «­­n—« u­nd SERA : B : WE EM B Ba MG

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