Oedenburger Zeitung, 1873. Mai (Jahrgang 6, nr. 41-53)

1873-05-28 / nr. 52

. ’F»«" fast = ee K 7 ; EN ES ie; il he­ie­rt ” An wars ‘ Mittwoch, 28. Mai 1873. a­ann: Sonntag. Pränumerationd-Preise­­..0 für Roco: Samjährig . . . IM. — tk Salbjährig . . · Monath­ · » Vierteljährig 3fl,J—kr· » Bittzelsie Nummer tt koste-Timäus. % d «Oevenburg·»—Die « .. | Sn­abe gang. | Im Auslande übernehmen Pränumerationen auf Inserate g» ? f. Y "ig General - Agentschaft 2 bes a ». ««·« Zeit und Pester Lloyd Raupen-«-·« . -’- ." - ; steingasse NrJ in Wiemcjak«« Jenstein & Vogler in Wien, Wall­sig. 10 Hamburg, Berlin, Leip­zig, Frankfurt a/M. Basel. Motto: „Dem Fortschritt zur 'Ehr’ Bebrühten zur, Wehr’ Der Wahrheit eine Gaffe.“ Insertions-Gebühr x 5 Nr. für die einspaltige, 10 Ntr. für die zweispaltige, 15. Nix. für die dreispaltige und 20. Nr. für die durchlaufende MW Bet­tzeile eg« Ganzjährig . Harris To Halbjährig Verlag, Expedition befindet auf der Sraehrunde ee. “ Redaktion Theatergasse Nr. 11­2 Stud. — Ale für das Blatt bestimmte Sen­­dungen, mit Ausnahme von Prä­­munivations- und Infertionsge­­bühren sind an die Redaktion portofrei einzusende­n­. Organ für­ Handel, Industrie und­ Landwirt­schaft, dann für sociale Steresfen. überhaupt, Husive der Stempelgebühr von 30 Er. Auskünfte in allen Ric­­hungen werden bereitwilligst erteilt, . AN. 50 f. Vierteljährig 2:78.20. if. — Für Auswärts: RL Act 4 Der Staatsvoranschlag für 1874. 1. Pet, 24. Mai. Wenn sich der vor wenigen­­ Tagen der Legislative vorgelegte Staatsvoranschlag für 1874 der Form nach wenig von seinem Vorgänger, dem 1873er Budget, nie­terscheidet, so find­et dennoch, die Verhältnisse und der Zeitpunkt, in welchem derselbe zur verfassungsmässigen Behandlung gelangt, die, insoferne als sie auf die Aus­­übung der wictigsten Befugnisse des Parlaments von Einfluß sind, Beachtung verdienen. Dem Ausnahme» zustande der Indemnitätsertheilung, der seit der Amts­­führung des ungarischen Ministeriums — mit oder ohne Verschulden der Regierung­­— mit jedem Sabre ji­ erneuerte, wird nun hoffentlich für immer ein Ende gemacht­­, der ziemlich umnverhohlene Widermillen, wel­ch­en Das Abgeordnetenhaus bei der jedesmaligen Aus­wendung dieser Maßregel zur Schau getragen, lieh er dem Kabinet Szlany gerathen erscheinen, diesmal rechte­zeitig um die Vorlage des Budget zu denken und die Erledigung desselben no vor den Sommerferien zu ermöglichen. &8 schert somit, da die seinerzeit vom Finanzminister vorgebrachten Argumente, durch welche die Unmöglichkeit erwiesen werden sollte, die Budgets­vorlage früher als im September eines jeden Jahres dem Hause zu übermitteln, doch nicht ganz stichhaltig gewesen seien. G läßt sich nicht leugnen, daß das jeweilige Grnteergebniß für die Steuerfraft de­­ Landes, mittelbar daher für die anzuhoffenden Einnahmen von­­ schwerwiegender Bedeutung sei, da aber ohne viele Anhaltepunkte die Zeitstellung des Budgets eine baare Unmöglichkeit sei, wird wohl am besten durch die be­­reits im Monate Mai zur Thatsache gewordene Bors­lage des diesjährigen Staatsvoranschlages widerlegt. Freilich bietet dieselbe wenig mehr al eine Kupte der vorjährigen Borlage, natürlich mit den entsprechenden Renderungen, die aber fast durchgehends un­wesentlic sind. Das Resultat des Operates ist die tröstliche Aufsicht auf ein Deficit von über 2 Millionen im Or­­dinarium und von ca. 31 Millionen im Extraordinas rium. Im Medrigen enthält die Vorlage, die ji auch äußerlich an den 1873er Entwurf anlehnt, so gut wie nichts, was auf eine Besseiung der gegenwärtigen, zur Genüge bekaunten Zustände hindeuten würde. Von all’ den guten Vorlägen, welche im, dem, vorjährigen Er pose des Finanzministers enthalten, waren, von al’ den wohlgemeinten und nachtrüdlich betonten Nachschlägen, welche der Stammzausshuß im­ vershm wenderishem Maße ertpeilt, zeigt Die Negierungsvorlage kaum einige blasse Spuren, hüppterne, kaum evfessbare Anlage zur Her­­beiführung jener, sehnlichst herbeigesehnten geregelten Zustände: ‚Die Allem, Anschein nach noch ziemlich lange ‚auf fi, warten lassen dürften, si so muß sich Ab­­­geordnetenhaus, wie Regierung das beschämende Ge­­ständniß machen, Dab die Dreimonatliche Budgetdebstte au nicht einmal den Nußen gewährt, den man unter ‚allen­ Um­ständen , derselben abzugewinnen gehofft, eine ‚Hare übersichtliche Gintheilung und, Anordnung der Budgetposten,, eine ystematisch aufgebaute Grundlage­­ für künftige Budgetverhandlungen erlangt, zu haben. Mit dem, angekündigten „Normalbudget" ist es ‚Died­­‚mal wiederum nichts. Die ganze Arbeit macht über­haupt den Eindruck, den Oberflächlichen, Flüchtigen das allenfalls zur Not­ brauch­bar til, einer­ eingehenden Kritik aber kaum Stand halten dürfte. Der Herr Finanzminister scheint über die eigen­­thümliche Belaffenheit seines neuesten Werkes nicht im Unflaren zu sein; w­enigstend läßt der resignirte Zon ‚Jeiner­ Geleitrede, im welcher er die Regierungs­­vorlage dem Schuge des Hauses empfahl, verrathen, daß er ji Dessen wohl bewußt sei, hinter den an ihn gestellten Anforderungen zurückgeblieben zu sein. Mit besonderem Nachdruch betonte er­ die unaufschiebbare Nothwendigkeit der Steuerreform, als, deren erste Bar­­bedingung er die Revision der Grundsteuer hinstellte. Damit glauben wir, hat Herr v. Serrapoly stillschwei­­gend das Geständnis gemacht, dab Die diesjährige Bud­­getvorlage die legte jener, Reihe von Cxperimenten und systemlosen, Kompilationen sein werde, welche bis num das Programm unseres Staatshaushaltes bildeten. Auf Grundlage umfassender Vorarbeiten sei nun eine plan­­mässige, gerechte Vertheilung der Steuerlasten angebahnt, die endliche Consolidirung der Staatsfinanzen ermög­­licht werden. Der politischen Motive, welche wohl an manchen Entschuldigungsgrund der gerügten Man­­gel enthalten dürften, geschah nicht einmal andeutungs­­weise Erwähnung - vielleicht deshalb, weil­­ nicht­­ erst der Vereicherung des Finarzministers bedurfte, daß es der sehnlichste Wunsch der Regierung sei, so al ald möglich über die Budgetdebatte hinauszukom­­men. Die gegenwärtige Vorlage läßt jedoch wenig Hoffnung auf die gewünschte Abkürzung der hierzulande beliebten Budgetverhandlungen aufkommen, denn Hr. v. Sterrapoly über­ die Klippe der 30 Millio­­nen­­ Deficite wiederum, mit einer wohlgefegten Rede über den zunehmenden­­ Wohlstand und die tröstlichen Aussichten für die kommenden Geschlechter hinwegzu­­fegen? Die­ stattliche Reihe von großartigen Staats« bauten, nußbringenden Imvestitionen, die in geschickter Gruppirung aufgezählt werden, kann da unmöglich den niederschmetternden Eindruck einer abermaligen Bes­tattung des überbürdeten Staatshaushaltes abschwächen. Wie sol dieses neue Deftcit bedeckt werden? Auf diese brennendste Frage bleibt uns der Herr Finanze­minister die Antwort schuldig. Daß der bisher ber­­iebte Modus der Bededung im Wege von Ansehend­­e aufnahmen nicht mehr zur Anwendung gelangen dürfte dad scheint der Finanzminister selbst zuzugeben, da er es sonst wohl nicht nöthig gehabt hatte mit solcher Destentation auf das schreiende Mischverhältniß hinzu­­weisen, welches zwischen der Höhe deh erborgten und des hiefür rückzuzahlenden Capitals besteht. Die Auf­­nahme, welche das 1872er Ansehen im Auslande, na­­mentlich auf dem englischen Geldmarkt gefunden, lädt seine Hoffnung auf ein mögliches Gelingen einer ähn­­lichen, abermaligen Operation aufkommen. So wird es denn das Abgeordnetenhaus wohl oder übel dazu bequemen müssen, im diesjährigen Bud­­get den DVerJuch zu wagen, in allen Posten, besonders aber im außerordentlichen Erfordernis, mit unnachsicht­­licher Strenge alles nur irgend­wie Entbehrliche und lieber auf die Ausführung jener problematischen Ine­vestitionen ganz zu verzichten, als durch­ unausgefete, übermäßige Belastung den, bedenflich erschütterten Gredit des Landes vollends preiszugeben. Slaubt ” a - & 2 a 3 "A A Ya « Feuilleton.­ ­ Raiferin Maria THerefia’3 Bejud, in Epterhäz Solu.) Die Kaiserin verweilte, anderthalb Stunden in Während der am 31. August 1773, diesem Saale und joupirte sodann in ihren Gemächern. Später begaben sich Erzherzog Maximilian und Herzog Albert jament Gefolge, diesmal massirt auf den noch immer in voller Luft d­ahinwogenden Diassenball, der erst mit Tagesanbruchh endete. — An­ diesem Zuge war ‚im Practsaale öffentliche Tafel. Allen Fremden und Einheimischen jeden Standes war hier abermals­ Gele­­genheit geboten, den kaiserlichen Hof zu sehen und die ERBE ENRS, eines fürstlichen Hauses zu bewundern. Zafel producirten si die vorzüglichsten Bittuosen der „Gapelle mit Goncertstüden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Haydn seiner Monarchin vor­­gestellt.. Ed war nicht das erstemal, das er ihr gegen­­überstand, und um unwilk­ürlich mußte er wol bei dieser Gelegenheit an eine Episode aus seinen Jugendjahren erinnert werden. In den vierziger- Jahren nämlich be­­suchte Maria Theresia häufig die nahe gelegene Kirche. Beim Gottesdienste wirkte auch die Hofkapelle mit, Die, seit dem Jahre 1741 stark veduck­t, nicht im Stande war, außer dem Dienste in der Hofburgkapelle auch bei auswärtiger­ Kirchenmufik die nöthige Anzahl Diusifer zu stellen. Sie mußte sich daher, in jed­en Fallen Durch­ den Kirchenchor von St. Stephan verstärken. — Auch Haydn, damals Sängerm­abe im Dome, ‚traf die Reihe, und er­ wagte solche Gelegenheit, sie freier bewegen zu können, weidlich aus. Zunächst zogen ihn die zum Aus­­baue des Schlosses aufgerichteten Gerüste unwidersteh­­ih an; er kletterte von Stodwerf zu Stodwerf, die Kammeraden durch sein Beispiel aneifernd. Wiederholt, aber immer vergebens,­­ hatte Die Kaiserin, von ihrem Senfter aus das waghalsige Treiben der­ Jugend bemer­­kend, Befehl gegeben, den Jungen das Hem­miklettern zu untersagen. Endlich wurde ihr­ die Sache zu arg. Sie wen­dete sich an ihren Hofcapellmeister Neutter, dem sie, nament­­lich einen blonden Didfopf als Rädelsführer bezeichnend bes­tahl, daß diesem ein tüchtiger Schillin­g zugemessen werde. In­ dem­ mittlerweile zum berühmten Manne gereiften Sängerknaben tete auch, jegt no der Shyalf: er be»­dankte ich gehorsamst für den „allergnädigst” verordne­­ten Schilling, worauf die gutmüthige Monarchin Lib­gelnd meinte, daß ihm jedenfalls dieser Schilling gute Früdhte getragen habe. Für diesmal aber gelang es einer golde­­nen, mit Ducaten gefüllten Zabatiere, gegenseitige V­er­­söhnung herbeizuführen. EERITE — Um 4 Uhr wohnte die Kaiserin mit ihrem Hof­staat einer Vorstellung im Marionetten = Theater bei. Puppen.­komödien, schon im fünfzehnten Jahrhundert bekannt, waren sehr beliebt ; die Figuren hatten be­weg­­liche Glieder, die mit einem Draht von oben dirigirt wurden. Man führte nicht nur Volksstücke auf, sondern machte sich auch an Shakspeare, an D­peretten und was­sentlich gefielen travertirte heroische Opern. — Dies­­mal nun wurde vor der Kaiserin die Marionettes Oper „Philemon und Baucis“ aufgeführt, nebst einem Bei­spiel: „Der Götterrath, oder Jupiter's Reise auf Die Erde,“ von C. Gottlieb Pfeffel geschrieben. Hatte schon beim Aufziehen des V­orhangs die Darstellung des Olymp und der versammelten Götter überrascht, so erregten Die folgenden Scenen no mehr die Bewunderung der Zus­chauer. Die Schönheit und Vollendung der Decoratio­­nen, die Trefflichkeit der Maschinerien und die ernd­en Bewegungen der reicheostümirten Puppen riefen lauten Beifall hervor. der feinen Gipfel erreichte bei den allen gern­lten Darstellungen am Schlusse der Oper. Die hier zu einer Huldigung der Minarpin und des Herrscer­­baujes umgeändert, war, Maria Theresia erstaunt über Ales, sprach dem Fürsten wiederholt ihr Wohlgefallen aus und­ steigerte durch ihr DBeispiel den Beifall ihres Gefolges. — Der E­indruch dieser Vorstellung war so nachhaltig,­ dab Die­­ Kaiserin einige Jahre später das ganze Personal, Oper und Orchester, rammt den Pups­pen-Apparat nach Schönbrunn kommen und sich Datelbft ebenfalls eine italienische und eine Marionetten - Oper aufführen ließ. Bekannt ist auch ihr Aussprug: ‚Wenn ich eine gute Oper hören will, gehe ich nach Echterhä­." — In der Vorstellung begab sich die Monarchin mit ihrem Gefolge in den unteren Saal zum Souper und nach dessen Beendigung außerhalb des Parks, um ein von Nabel veranstaltetes Kunstfeuerwert anzusehen. Der Weg zur Tribüne führte durch eine doppelte Neihe fare­biger Laternen. Die Kaiserin selbst jegte mit der Stop­pine*­ die Feuerkörper in Thätigkeit, deren Zusammenstel­­lung, Reichhaltigkeit und Pracht allgemeines Erstaunen erregten. Der Zürst geleitete hierauf den fatserlichen Hof zu einem andern, seitlich decorirten und den EIE beleuch­­teten Theil der Parkanlagen. Besonderes Interesse er­­regten hier­ namentlich die in einer­ bis dahin unbekann­­ten Art von südwärts erleuchteten ‘Darstellungen nach Gemälden von V­andys. Der ganze, über achttausend Besucher fassende Flächenraum war wie überragt mit buntfarbigen Lampions, die verschiedensten Figuren fort mirend. — Im festlichen Aufzuge, ihre Fahnen be Ichwingend, erschienen nun bei tausend Zandleute beider­lei Geschlechts, geschmückt mit Bändern und Blumen, und führten beim lange nationaler Musik feurige Tänze nach Art ihres Landes auf. Um ihrer Freude die geliebte Landesmutter in ihrer Mitte zu sehen, erfüllten sie die Luft mit Zurufen: „Es lebe Maria Theresia! Ho une jere Königin!" während das kaiserliche Gefolge si un«­ter die Fröhlichen mischte und an ihren Tänzen theil« nahm. Mit Mühe entzog si endlich die Monarchin . Der reich gearbeitete Stab, an welchem die Lunte an­­gebracht war, entfiel, vor Ueberraschung über die schnelle Ent-­­A as­cidlung des Feuerwerfes,den Händen der Monarchin und wurde von Herrn Schiller, Großonkel von Hochzeihäpten Oeden­­burger Bürgers Herrn Braun, aufgehoben. Dieser Stab, den die Familie Braun als eine führbare, Erinnerung an jenem dur­ die Gegenwart der Königin, verherrlichtem Abend "2 in Ehren haltet, war seiner Zeit im hiesigen Museum ausgestellt und ist gegenwärtig im Wiener Industrie-P­alast zu finden.

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