Oedenburger Zeitung, 1873. Mai (Jahrgang 6, nr. 41-53)

1873-05-30 / nr. 53

ss 5 ee Ian: ar N­ib. Twr we EREREE SL. ® A = = SE 9 n ee = R Freitag, 30. Mai 1873. Sonntag. Bram­merations.Preise­ Für koco Samjährig . . . IM. — ke. Halbjährig . . . A fl. 50 kr. nannte Vierteljährig 3 fe — le, Einzelne Nummern &offen 10 Kr. Verlag, Expedition befindet auf der Drachen­tunde I 121 „ Devenburg. — Die Revaktion Hrgan­zungen, mit Ausnahme von Prä­­numerations- und Infertionsge­­bühren sind, an die S Revaktion portofrei einzusenden. Monatli Theatergasse Nr. 11 2. Stud. — Me für das Blatt bestimmte Len­­in. Sahrgang. Oedenburger Schridh Im Auslande übernehmen Zeitung „Bester Lloyd“ Rauchen­­feingasse Nr. 7 in Wien, Han­­senstein - Vogler in Wien, Wal­fischg. 10 Hamburg, Berlin, Leip­zig, Frankfurt /M. Basel. Safertrong-Gebühr: 5 Nr. für die einspaltige, 10 Nr. für die zweispaltige, 15 Nr. für die vreispaltige und 20 Nr. für die burglaufende PBetitzeile exe tungen werden bereitwilligst ertheilt. ten. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’ Bebrühten zur Wehr’ Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Pränumerationen auf Inserate Die General» Agentschaft der Husive der Stempelgebühr von 30 Fr. Auskünfte in allen Ride» für Handel, Industie und Landwirt­schaft, dann für sociale Interessen überhaupt. 21. 25 fr it. — Für Auswärts: Sanzjährig . . . 12 f. — kr Halbjährig 6. — fr Die landwirthschaftlichen Maschinen der Weltausstellung.­ ­ Öeräthe Es gab eine Zeit, in welcher die Maschinen und dhe der Landwirthh­aft seitens des technischen Y Publitu us als ein nebensächlicher Zweig der Maschi­­­­nen- Industrie betrachtet wurden, in der man selbst in landwirthschaftlichen Streiten die maschinellen Hilfs­­mittel, welch­e­ dem Landwirthe geboten wurden, als einen Gegenstand der Nazität betrachtete. Diese Zeit ist glücklicherweise vorüber seit der Londoner Auss­­tellung des Jahres 1862. Mit dieser konnte man sich der Erkenntniß von den großen V­ortheiten, welche eine rationelle Anwendung der Maschinen für die Lande wirthichaft befigt, nicht mehr versc­hließen, konnten Zweifel über die Brauchbarkeit ganzer Gruppen von Maschinen, wie der Mähmaschinen, der Dampfdresch­­maschinen und selbst des Dampfpfluges, nicht mehr aufkommen, da die in allen Kulturländern angestellten Versuche eine Summe von Erfahrungen, welche ents­cheidend zu unften der Maschinenbenügung prechen, lieferten. Diese Ausstellung bildete somit den Ausg­angspunkt für die Einführung der neueren landwirts­­chaftlicen Maschinen in die Prarid, welche in den legten Jahren wesentlich befördert wurde durch das sich allerwärts geltend machende Bedürfnis nach mec­­hanischer Arbeit anstatt der bisherigen Meusfelarbeit der Menschen und Thiere. Eine ganze Reihe von Ractoren begünstigt die Einführung und ausgedehnteste Anwendung der Ma­­schinen in der Landwirtschaft, der Arbeiten­mangel, dessen Galarität seinen Stand so empfinde­n­) belastet, wie­ die Landwirthschaft, weil diese zeit«­weije — in der Ernte — einer großen Anzahl von Arbeis­tern, in anderen Zeiten wieder einer geringeren Zahl bes darf. Die Nothwendigkeit, zum Zwecke der besseren Sicherung und directen Erhöhung der Pro­duction un*eine möglichst vollkommene Seldbestellung, wie sie nur doch die besseren Maschinen ermöglicht wird, eintreten zu lassen; ferner kommt hiezu das Bedürfniß. Die geefenteten Produkte möge lichst Schnell in marktfertige Waare umzuwandeln. Kostspielige Scheune bauten zu vermeiden, also das Grundkapital der Wirthschaft möglicht beweglich zu erhalten. In dem Masse, als diese Umstä­nde in einzelnen ändern mehr oder weniger Drängend­­ hervortreten, steigerte ji auch in den landwirthschaftlichen Streijen das Interesse für die Maschinen, steigerte sich der Abs jag derselben, welcher seit Kurzem ein derartig erheb­­licher geworden ist, da­ die Fabrikanten häufig nicht im Stande waren, den Nachfragen rechtzeitig genügen zu können. Wenn vorher die zweite Londoner Ausstellung ge­wissermaßen als Ausgangspunkt für die Einführung der neueren landwirthschaftlichen Maschinen bezeichnet wurde, da mit dieser die wesentlichsten Maschinen in ihrer Grundkonstruction als abgeschlossen bezeichnet werden durften, und auch seit damals das Bedürfnik nach Maschinen immer mehr fühlbar wurde, so wird eine Besprechung der landwirtschaftlichen S Instrumente der Wiener Ausstellung si vornehmlich mit der Frage zu beschäftigen haben, ob in dem lesten zehn Jahren wesentliche Fortschritte in der weiteren Ausbildung dieser Maschinen gemacht worden sind. Zur Beantwor­­tung dieser Frage wird es nothwendig sein, einmal das Bedürfniß nach weiterer Vervollkommnung der land­­wirthschaftlichen Maschinen darzulegen und ferner die Fabrication derselben in dem verschiedenen Ländern ein­­gehend zu beleuchten. In Betreff des ersten Punktes treten wir in Die Beurtheilung des landwirthschaftlichen Zweiges der Maschinen-Industrie mit dem flaren Bemwußtsein ein, das fabt seine einzige der bisher einstirenden Mas­chinen bisher als etwas vollkommen Abgeschlossenes, feiner Berbesserung mehr Bedürftiges anzusehen ist. Hiefür ist bereits ein Äußeres, aber positiv sicheres Anzeichen vorhanden, und das it die überaus große Mannichfaltigkeit in der Gonsteuction einer und derselben landwirtcchaftlichen Maschine. Einige Modificationen werden immer, entsprechend der verschiedenen Boden­­beschaffenheit und der Kulturmethode, der in den einzelnen Ländern in sehr abweichender Stärke zur Verfügung stehenden Spannkraft, der Gewohnheit und Beigiedlichkeit der Arbeiter in der Handhabung der Maschine, nothwendig werden, aber im Wesentlichen in ihren organischen­­ Theilen müßten doch Pflüge, Säemaschinen, Ei­­na so aussehen, wie ein anderes, demselben Zweckk dienendes Instrument. Daß man noch so viel herumtrat in der Auffindung der weltentsprechendsten Gestaltung, daß die tüchtigsten Sabritanten alljährlich mit­­ Verbesserungen — zuweilen von sehr zweifelhaftem Werthe — auftreten, ist der positive Beweis dafür, da man noch immer damit ee­ift, die passendsten Konstructionen herauszul­eden ! Und hiezu halte man die wirkliche Leistung­s­fähigkeit der neuen landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen: der fvollkommendste englische Pflug von Ransomes und Howard, dad Cdert'iche Nachadle, sie­­ liefern nur eine TE Arbeit, welche 40 bis 50 Percent der in der Zugkraft stehenden Arbeit beträgt. 55 bis 60 Percent der zur Verfügung gestelle­ten Arbeit gehen verloren doch schädliche Wider­­stände. Die ostpreußische Zeche, die Stagutte, welche wir in der unvergleichlich lehrreichen auf Veranlassung des Ef. Aderbauministeriums von Herrn Hofrath Nitter v. Hamm angelegten historischen Pflugsamme­lung finden, liefern eine gleichgute Arbeit,­ oft mit ges­ringerem Kostenaufwande, wie der beste Pflug der be­­rühmtesten Fabrikanten. Bereits in der Ausbildung dieses einfachsten Geräthes ist dem denkenden Techniker FE ein weites und lohnendes Feld der Thätigkeit er­­öffnet. In noch höherem Maße ist Died aber der Fall mit den Maschinen. Einzelne bderselben, zum Beispiel die Gruppe der Säemaschinen mit ihren vielen Unters­abtheilungen, entsprechen in der That den Anforderun­­gen der Praxis; selbst die Maschinen zur borstweisen Saat sind in den legten Jahren so weit ausgebildet worden, dob nicht viel mehr zu verbessern sein wird. Aber wie sieht ed mit den Kartoffelege-Maschinen, den Mähmaschinen, den Kartoffelernte-Maschinen aus? Die ersteren ist noch gänzlich, trog dem dad Bes­chürfung nach denselben allerwärts hervortritt. Die zweite Gruppe, jegt bei dem immer mehr hervor­­tretenden Arbeitermangel die wichtigste sammtlicher landwirthschaftlicher Maschinen, ar­nody mancher Bervolfkommnung, um allen billigen Anforderungen Genüge zu leisten. Die Kartoffelernte­ Maschinen, deren Wichtigkeit fast eine gleiche ist, wie Die der Mähr Feuilleton. Die sieben Todsünden. Ein Gedicht von Robert Hamerling. (Hamburg I. 3. Richter 1873.) Der berühmte Dichter des „Ahasver“, des „Kö­­nigs von Sion“ u.­­. w. nennt diese jüngste seiner poetischen Schöpfungen eine­ „antate“, die als mufis­kalischer Zeit ausschließlichs Eigenthbum des Compo­­nisten, Herrn Albert Goldschmidt, demselben auch ihrer Idee und ihrem Plane nach angehörte. Auf 130 Dctavfeiten shidert Hamerling den uralte mythischen Kampf des Lichtes und der Finster­­niß, die Drmuzd und Ahriman und ihrer Heerschaaren,­­ den Kampf zwischen Himmel und Hölle in der Men­­schennatue und den endlichen Sieg des Guten (der „Lichtgeister") über das Diöse (die „Dämonen“). ‘Das Ganze besteht sachgemäß aus drei Abtheis­tungen: 1. Einführung in das Wesen und Treiben der sieben Dämonen , der Trägheit, der Hoffahrt, der Habsucht, des Neides, der D­öllerei, der bösen Luft und des Zorneds — und den „S Fürsten der Sinsterung“ mit dem Entschluß, die guten Genien der Dienschheit zu bekämpfen und für immer zu unterwerfen; 2. Ankunft und siegreicher Kampf der Dämonen gegen die Licht geiste auf Erden; 3. Sehnsucht der Menschen nach tlösung und Griheinen des das „Unliht“ (dessen Strafen: Wahrheit, Freiheit, Schönheit, Güte, Liebe) wiederbringenden und die Höllengeister für immer vers­­peuchenden Sängers und der „Königin des Lichts". Der Stoff ist dramatisch gruppirt. Die Dichtung ist im den kurzen, schwungvollen Rhythmen des ältesten germanischen V­olfegesanges — in freien Stabreimen, vermischt mit Endreimen — ge­­schrieben, welche an die Gotheiden Hymnen erinnern. Aliteration, Assonanz, Anaphora und ähnliche Figuren­­ spielen in­ diesen Reijen eine Hauptrolle. In diesem theilweise neuen Gewande weilt der Dichter den Riesentampf der Geisterwelt um die Mensch­­heit und zu veranschaulichen und mit gewohnter Bras vour die Geisterschlacht mitzuschlagen. Die Dichtung ist reich an den tiefsten Mensche­nei­gehanfen, reich an Schönheiten jeder Art. Die gelungensten Partien sind ohne Zweifel folgende: 1. Die Schilderungen der Hoffahrt und Hab­­sucht, vor Allem die gerade gegenwärtig sehr zu bee­herzigende Partie: „Des Teufels Börse“ (Seite 31— 67); wunderlieblich und an Schillers „Clode“ mah­­nend singt der „Wechselgesang der Liebenden.“ Dagegen erscheint und der Neid (dasselbe Later wie die Habs oder „Schlucht“ I) etwas tendenziös geschildert in den Worten (Seite 68): in o­, Wir sollen und mühen, Indeß sie (die Reichen) si mäften ? Auch wir wollen wandern Die neuen Wege Des mühelosen, Des raschen Ermwerbes u. |. w. Wenn das arme, gedrückte Volk endlich zum Be­­wußtsein kommt und seine, ihm geraubten, Dienschens rechte reclamirt — so nennt Robert Hamerling dies „Reich 2!" Der Dämon der V­öllerei scheint und etwas zu ehr nach der Natur, der Dämon der „bösen Luft“ mit moralisirender Einseitigkeit gezeichnet zu sein. Auch glauben wir nicht, daß sich wirkliche Liebes­­paare doch fremde Körperreize so leicht lösen lassen, oder gar, daß die Korruption in der Liebe Spontan vom Weibe ausgehe, wie der Berfaster (Seite 81—89) anzunehmen scheint. Der Dichter hat es selbst ausge­­sprochen, (Seite 37—39), dach dur de Jünglings Schuld der Jungfrau Liebe stirbt — „wie Blumen am Wege, zertreten, allein‘. Den ärmsten, meistens der Schuld der Männer oder zwingender Lebensverhältnisse „Befallenen" thut der Verfaller grausames Unrecht, wenn er sie ohne Ausnahme zu „Baccantinen' stempelt und ohne tiefere psychologische Begründung ' verdammt. 2. Um so gewaltiger tönen die Worte des Bo­r­­nes (Seite 94—98): Auf die Höhe des Unheils Will ich ed nun heben. Aufbaumen sich had Auf dem Haupt mir die Schlangen : Die Fabel entfach' ich, Die Badel des Zornes u. s. w. Doch möchten wir daran erinnern, daß nicht je­der Zorn eine „Todsünde* — dab vielmehr im ges­tissen Fällen der Zorn (Entrüstung) eine men Tugend sein kann, daß jeder Zorn eine gewisse moralische Kraftfülle vorauslegt, und daß diese Leidenschaft dem» nach ‚nicht erst nach „gänzlicher Demoralisation* eine treten kann. Entschieden falsshh ist die moderne soziale Reform­­bewegung gezeichnet (Seite 99—105), von einzelnen ephischen Wendungen ganz abgesehen. So widerspricht es der Wirklichkeit, daß der „Zorn“ dem Volke weis zur machen vermöge, die „Wurzel des Möbels” sei Das Treiben „der Dunklen, der Gäuche mit geschorenen Ölagen" — und daß das Volk mit dem Aberglauben zugleich „jede Lehre“, Moralität und Gemissen able­­gen werde! Kein „Chor der Priester“ wird ferner je laut oder in Gedanken folgende Worte sprechen (Seite 102) : Zod dem Licht! Berfallen ist Zeder Dem böllischen Gericht, Wer hab­et nach Licht u. s. w. (Speziale Demokraten? oder Hebertrieben klingt der Gesang der Dämonen bei den rothen „Meuterern“ Pariser Communisten ?). 3. Um so berechtigter ist das Anathema, das der Dichter (Seite 105—110) der Rassenfeindschaft und­­ den Nationalitätsfanatikern entgegenschlendert : M Be 3 ei TE ae 2 PN = RE a & N 4 ke 3: Sr, AERE BorEh |

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