Oedenburger Zeitung, 1877. Mai (Jahrgang 10, nr. 52-64)

1877-05-30 / nr. 64

«.-"Mittiiioch,30.Mqi1877. e $ Cechlj x.Iabrgang. (Bormacs,,9edenburgerYachrichten«.) Grgan für gkokititi,gbandek,Industrie und landwirth­schaft dann Fidministration,Verlag,Ekoedition: . . .· » f, 2 Bir Soco, Gamlünein 9 It, Satsiätsin a mon h­abenrunde Nr. 121. | Hotel „Rose“ Nr. 19, 2. Stock. Motte­»Dem Fortschritt zur Ehr’­—BedrücktenkuhWehr’—Der Wahrheit eine Gasse.« Du blickte­ scheint ic den gcttt von Freitag aus«-stag- ståm­merallinssgkreisb IütsknswartH Ganzjährts12ff.,Halbjä­hrigsfl» sietteljåhkiguL AlleintvgiBlatt bestimmte StUdUUllM­­Illtlustribmevansekatm,Pränumerationss11.Insectionss gebl­bcen sind an die Reduktion portofrei einzusenden. I ner >eihung, AAHAI­I­T IRINA Redaction: Einzelne Nummern Kosten MED Kreuzer. Mr. 4­3 für sociale Interessen überhaupt.­­ Inserate vermitteln : die Herren er & Vogler Waltfischgasse 10, Wien, Budapest. U. Oppelit, I. Stu­­benpartei 2, Wien, Heine. Schaler, I. Singerstrasse 8, Wien. Insertions-Hebäpr : 5 Er. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige 15 Er. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlau­­fende Petitzeile ekflusive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in alten Nigtungen werden bereitwillig v­ertheilt ohne Schwungkraft. Debenburg, 28. Mai 1877. &3 ist eine eigenthümliche, durch die Zeitereig­­nisse aber volständig erklärte Erscheinung, daß unsere Politik, ebenso wie unser socialer Handel und Wandel ‘ein ausschließliches Prädikat verdient, die Bezeichnung nämlich: ohne Schwungkraft. Die äußere Situation drüht eben zentnerschwer auf die politische und bürgerliche Thätigkeit und raubte auch den gegenwärtigen Berathungen der beiden Au­s­gleichs-Kommissionen so ziemlich jede Schwungstraft. Man war — schreibt das „NP. 3." — durce­aus nicht in der Stimmung, das trockene Thema zu disfutiren, während an der Donau Lebendfragen der Monarchie und Ungarns auf dem Spiele stehen und Oesterreichs Ungarn selbst vielleicht demnachhaft in die­ bes­waffnete Aktion tritt. So kam ed, daß der nunmehr abgeführten Generaldebatte über das Banfstatut wie über das Zolle und Handelsbündniß jeder höhere Auf­schwung abging und dab­ed den Parteien, melde fit­ befam­tlich auf dem Gebiete des Außgleiches s­chroffer als sonst irgendwo gegenüberstehen, an jener schneidigen Kampfesluft gebracht, die sich sonst mitten im friedlis­chen Verlaufe der Parlamentsielsion alsbald einstellte, sowie­ ein Zufall die Ausgleichsfrage auf's Tapet ges­pracht hatte. Und nun, da der Ausgleich im V­order­­grunde der parlamentarischen Aktion steht, nun, da er dem Neid­etage als erster Gegenstand der Diskussion vorliegt, haben die äußeren Ereignisse, wenn auch nicht die Gegenlage abgeschwächt, jo doch die Wogen der Erregung geglättet, welche vor nicht allauf einer Zeit überaus hoc gingen. Fast geschäftsmäßig widerten sich die Generaldebatten ab; von Leidenschaft oder Erregung war kaum eine Spur zu finden; pflichtge­­mäß und fahl, wenn auch nicht immer objektiv mark firte jeder Wortführer den Standpunkt seiner Partei ohne den Ausgleich mit anderen Argumenten anzugrei­­­­­fen oder zu vertheidigen, als denjenigen, welche den Herren Abgeordneten seit Monaten von der öffentlichen Presse mundgerecht gemacht worden sind. Nur ein ein­­ziger oppositioneller Redner ließ sie zu größerer Leb­­haftigkeit fortreißen; es war Derjenige, unter dessen Mitwirkung die Man­tipulationen zu Stande gekommen waren. E 3 war ein leichtbegreiflicher, menschlicher Zug, welcher den Baron Ludwig Simonyi veran­ labte, gegen den Ausgleich zu reagiren, an dessen Wiege er wenn auch widerwillig gestanden und gegen seine Ministerfolegen von ehedem in schärferer und entschie­­denerer Form Bront zu machen, als dies seitens der Redner der Äußersten Linken der Fall war. Don Simonyi stellte ei namentlich in Be­­zug auf die Zolfrage gegen den diesen Ausgleich befürwortenden Redner Herrn Malettovics. Leber­terer versuchte die Dortheile des Bündnisses in das schönste Licht zu legen. Da die Einfuhr von Masche­nen zugenommen hat, müsse er auch folgerichtig die Industrie mehr entwickelt haben. 63 sei einfach nicht wahr, daß durch die Errichtung eines selbstständigen Zollge­­biete die Einnahmen des u­ngarischen Staates um 20-49 Millionen vermehrt würden, denn die Ver­­theuerung des Konsums müsse die eventuellen geringen Bartheile abschwächen. Simonyi — wie gesagt — remonstrirte heftig gegen diese Anschauung in dem er in den angeführten Daten seinen Beweis für die Aus­nahme des Wohlstandes erbliden könne; im Gegen­­theile nimmt der Bolfswohlstand in Ungarn in er­schrechender Weise von Monat zu Monat ab. Der Zolausschuß erhob endlich folgenden Antrag zum Beicluß: Die Kommission gibt ihre Zustimmung, dab das unbezweifelbare Net Ungarns auf eine selbstständige Bank in Anbetracht der gegenwärtig abschwebenden Schwierigkeiten während der nächsten zehn­­Iahre nicht in Anspruch genommen, sondern im Einver­­nehmen mit dem anderen Staate der Monarchie das durch die Regierung vorbereitete Medereinkommen in’s Leben gerufen werde, welches dadurch, daß die Angele­­genheit der Notenbank fünfzig nicht mehr außerhalb des Geseßes stehen wird, im Vergleiche mit den jenigen Zuständen, eine Besserung bedeutet. Sie nimmt daher im Allgemeinen und als Basid der Spezialberathung die auf­ die Errichtung einer österreichisch-ungarischen Bankgesellshaft bezüglichen Borlagen, sowie die als Beilagen derselben beigeschlossenen Statuten und Sti­­pulationen an; doc macht sie sowohl diesen allgemei­­nen Beischluß, als an alle späteren auf die Details bezüglichen Beischlüffe davon abhängig, daß der hiterr. Neiderath die Vorlagen der Legierung in gleichem Sinne auffassend, denselben ebenfalls zustimmen wird. Im entgegengelegten Falle behält es sich die Kommission vor, dem Abgeordnetenhause einen anderen, dem Abgeordnetenhause entsprechenden Antrag vorlegen zu künnen. — Ob die angedeutete Neserve eine größere Bedeu­­tung hat, als die, so lange wie mög­lichy fi den An­­schein zu geben, daß man so unter gewissen Umstän­­den dem Ausgleiche opponiren will, möchten wir bez­weifeln; darüber aber hegen wir nicht den mindesten Zweifel mehr, daß der Zolltarif eine Handelspolitik zur Geltung bringen wird, welche den Interessen Ungarns nicht entspricht. Die Schwierigkeiten, welche die Vers­­andlungen mit Deutschland bieten, bilden hiefür einen sehr gewichtigen Beleg; noch mehr aber die Erklä­­rungen, welche der Ministerpräsident in dieser Richtung abgegeben hat. Wenn man den drohenden Sturm mit nichts Anderem zu beschwören vermag, als mit dem Hinweise darauf, daß der Zolltarif ein Kompromiß sei, und daß dessen einzelne Posten deshalb die Spe­­zialinteressen Ungarns nicht vollständig befriedigen kün­­nen, so ist dies ein sehr trostlose Zugeständnis. Die Wiener werden über das getroffene Kom­promiß vielleicht noch immer eine gewisse Unzufrieden­­heit beuicheln. Aber die­ss auch in dem dortigen parlamentarischen Kreisen immer geäußert werden möge, ob mit u­nverholener Freude, oder mit affeftirter BEEESPESEEBERBEE ze NEIN su BEE Jeuilleton. Das Loch im Halle. Roman aus dem Französischen, frei bearbeitet von Gruft Marbach. (Fortlegung.) — Eind Sie zu Jolchem Besuch autorisirt ? weiß die Dame überhaupt darum ? und wenn nicht, mit welchem Nechte wollen Sie si aufdrängen ? — Um Bergebung, aber ich bin nicht gewillt Ihnen Nede und Antwort zu stehen. — — Herr, ic sage Ihnen, Sie werden sich nit unterfangen Ihren Weg fortzujegen. — Doch, ich unterfange mich dessen — verjegte Semindft im hämischen Zone. — Ich erkläre Ihnen hiermit nochmal meinen ausdrücklichen Willen, ich bin der Onkel der Dame und ihr natürlicher Beihüger. Sie werden erst dann der Frau Zürstin Ihre Aufwartung machen, wenn je die­­selbe dur meinen Mund hierzu einladen lassen sollte. Bis dahin Gott befohlen Herr...» . — #lorestan Ritter von Seminodfi. — Schön, also haben Sie mich verstanden, Herr Ritter ? — Ganz und gar nicht; ich werde thun, was i­ch für angemessen halte und Dieb ist eine augenblicliche Unterredung mit der Frau Fürstin. — Dieb wollen wir doch sehen,­­dachte der Oberst, sprach es aber nicht aus. Ein Moment des Schweigens trat ein: es war die Folge eines unfernen unbeugsamen Entschlußes, der von beiden Seiten gefabt schien. Der Oberst dachte an eine Herausforderung, aber auch gleichzeitig an die Möglichkeit einer Weigerung seitens seines Gegners fi zu stellen. Er 709 also rasches Handeln vor. — Her von Semindti — hub der Oberst plöglich an — da Sie nun einer von Ienen scheinen, die um jeden Preis ihren Willen durchzufegen bestrebt sind, durchaus eine Unterredung begehren, und sic­h den Leuten förmlich aufbringen, so erkläre ich Ihnen, daß ich gerade dasselbe Bedürfniß­ empfinde, und Sie daher ersuchen muß, mir auf mein Zimmer zu folgen, dort habe ich Ihnen eine wichtige Erklärung zu geben. Ich werde Ihnen dahin nicht folgen. — Sie sind ein prächiger Junge! Alle Sie weigern si mir dahin zu folgen? — Gut, zwischen zwei Willen, wie die unsern sind, gibt es nur noch ei­­nen dritten, und dieser dritte Wille ist die phaysische Kraft, da ich diese­ im hohen Grade befite, so werde ich sie im roten Sinne anwenden, ohne Ihnen übrie­gend ein Leid zuzufügen. Bei diesen Worten faßte der Oberst den jungen Mann am Nochkragen und Gürtel des Beinkleides, hob ihn in die Höhe und trug ihn ruhig mit ausgestreckten Armen in sein Zimmer. Dort angelangt verschloß der PL — ©­ift e8 gut, nun sehen Sie, daß Sie kom­­men mußten, hob der DOberst an, wären Sie artig­ gewesen, so hätte ich Sie nicht gleich einem jungen Mädchen entführt. Sprechen Sie aber nun, ihnen Sie den Mund auf, sonst schwöre ich Ihnen, hab ich Sie so lange ohne Speise und Trank lasse, bis Ihnen die freiwillige Mundsperrung vergeht. Sie haben sicherlich in Zichernetz seinen solchen Teufel erwartet, wie der Oberst Harold einer ist, der ist Ihren Projecten durch den Sinn gefahren. Semindji mußte überlegt haben, daß sein Schweigen zu seinem Erfolg führte, er entschloß si daher zum Reden. Seine Sprache war furz, krampfhaft im Tone, aber bündig. La­u­t Nicht so viele Worte mein herrsch ober at, was wollen Sie von mir. —Endlich einmal ein paar Worte­—brave mein Herr,doch hören Sie mich,offenbar geniere ich Sie hier?——Florestan zuckte fast unmerklich mit dem Munde.—Sehr gut,ich verstehe—da ich aber gleichs falls deann Ich hiege ihrer loszuwerdet,so ichlage ich Ihnen ein Duell vor, Sie wählen die Waffen und wir thun die Sache allsogleich ab. — —Nein,sprach Seminsk­i,ich werde mich nich­t«schlagen.­­ ——Wiesonein?knirschte der Oberst im Gesichte kirschbraun vor Zorn über die Ruhe und Entschieden­heit des Ritters. —Ich finde darum keinen Gefallenaam­em Vorschlage,weil ich durch dessen Annahme an’eden Oberst die Thüre,steckte den Schlüßel zu sich,zündete­ Fall im Nacht heil wäre.Ich weiß,daß die Fürstin eine Cigarre an und setzte sich nieder.Der polnische Edelmann konnte nicht blasser werden,als etway­ doch wurde er aschgrau,fast leichenähnlich im Gesichte.«. Die Physiognomie verblieb sonst dieselbe unbeweglich,so nur der Zustand unbeschreiblicher Weith verrieth sich H. durch das Keuchen seiner Brust und das Beben seimer Stimme. Niemanden liebt, was liegt mir daher daran, ob ich sie tödte oder nicht, meine Stellung bleibt immer dieselbe,­­nur mit dem Unterschied, daß dur ein Duell meine­r Freiheit oder meine Lebn bedroht wäre. Ich bedarf nur der Geduld, denn der Tag Ihrer Abreise wird auch kommen. O — Gi­­er, mein fluger Herr Ritter, so logisch Sie au­ deuten mögen, Sie müssen si nichts destos weniger mit mir j&ieben. Wie feig Sie auch seien, et« wat Ehre wird doc'noch in Ihrer Rage stehen. Dieser Ehre will,iol> aber ein Geheimniß anvertrauen, welches unverlegbar ist.“ Wollen­ Sie darauf Ihr Wort geben ? — Ich gebe ed, wad weiter ? Die Fürstin, meine Nichte, sol — hören Sie mich wohl an! — soll meine Frau werden. Die Gründe zu erörtern, welche mich zwingen, diese legteren Bezie­hungen zu Sidonien vor der Welt einstweilen noch zu verheimlichen, bin ich nicht verpflichtet zu sagen, ich ,. j ® 2 Ss 5 a >4 u 5 4 a Fe A Pe: Kan A m A %

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