Oedenburger Zeitung, 1878. Januar (Jahrgang 11, nr. 1-13)

1878-01-13 / nr. 6

',"·-;—i ;-.««-s« -—«.,j’,-F"IF.-i —--.k.«-,O.-E·««·-7-.-.n..I,-«H,«.«;««" FETTE EEE ET Sonntag,13.Jånner 1878, _ RL Jahrgang. (Bormals „Oedenburger Nahriditen“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. ,FükL-co:G­azjibris9fl»Halbja­bri Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. I M II Motto: „Dem Fortschritt zur Er! — Beprüdten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gasse.“ Das Blatt ersieint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preise: 1­4 fl. 30 fr., vierteljährig 2 fl. 25 Er., Monatlich 1 fl. ur­auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl. vierteljährig 3 fl. Mile für ans Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von een Pränumeration d= ı. ei near « seithrmstudmsefies actionportsirei einzu endm Einzelne Nummern Kosten MB Kreuzer. en Redaktion : ERSTER VERTRETERIN SET SInferate vermitteln: die Herren hier gr . Bogler, Wal­­fifgasse 10, Wien, V Budapest. A. Oppelit, I. Stubenpartei 2, Wien. Heinrich Schalet, I. Gingerstrasse 8, Win. Infertions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. fü­r Sie durchlaufende Weritzeile er­­ek­sive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt. [ „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Allerlei vom Tage, (Der Tod des „Könige Ehrenmanns“. — Die Wiedereröffnung des ungarischen Parlamentes., — Waffenstillst­and und seine Folgen.) Dedenburg, 11. Jänner 1878. Der italienische König Bischor Emanuel, II. an dessen Namen fi eine neue Epoche knüpft, denn unter ihm ist das zerslückte Italien wieder groß und einig und die heilige Noma wurde dem aus jahrhun­­dertjährigen Schutt und Moder erstandenem Reiche, als Hauptstadt uüderobert. Victor Emanuel, den schon seine Zeit ges­toffen, freilich nicht ganz ohne Malice, denn man spielte auf seine vielen Kiebschaften an, den Beinamen „Re­galantuomo“ gaben, war wirklich­­ ganz im Reiche des Doppelsinnes des Worte) sowohl ein galanter König, als ein Ehrenmann im volle­sten Sinne des Wortes. Er hat sich der Zuneigung des Volkes erfreut, wie nur wenige Herrscher, und er hat diese Liebe verdient, wie wenige Monarchen, welche die Geschichte als die Lieblinge des Volkes nennt. Nicht in den Erfolgen seiner Politik ist das Geheimniß die» ‚­ner nahezu abgöttlichen Zuneigung zu finden, denn zum großen italienischen Einheitswerte haben die gesammten europäischen­­ Verhältnisse mächtig beigetragen und zu seiner Zeit hat ei der Dahingeschiedene, als der Ber freier ‚Italiens ausgegeben. Was aber sein ureigenstes Berdienst ist und was ‚die Liebe seines­ Volkes erklärt, das war die schlichte Ehrlichkeit seines Charakters, die Hetzendgüte, welche über alle Vorurtheile und Stan­­­desunterschiede hinweg ab, das war seine ‚Liebe zum ‚ 58. Sabre. Bolt; nicht­ zu einzelnen­ Ständen und Schichten des Bolkes, sondern zu dem großen ganzen Volke. Er war der eifrigste Patriot, der erste Bürger seines Staates und­ wurde vom ganzen Bolfe geliebt, weil er das ganze Bolfi geliebt hat. Er starb verhältnißmäßig jung, im Über die dreißig Jahre seiner Regierung bedeuten den vollständigen Sieg des jungen Eu­­ropa. Zwei Söhne stehen an der Bahre des Königs, dessen erste Brau­t eine Prinzessin Adelheid, Tochter des Erzherzog Rainer von Oesterreich — Schon von zwölf Jahren starb, Kronprinz Humbert der nun ‚den Thron Italiens besteigt, Prinz Am­a­­deus, der das Königthbum bereits in Spanien ein wenig gefottet hat. Die beiden Töchter sind ferne ; die eine, Klotilde, Gemalin des Prinzen Napoleon, hat si, wenn wir nit irren, mit ihrem Gatten in London niedergelassen; die andere, Maria Pia, ist die Gattin des Königs von Portugal. Kronprinz Humbert erbt wohl das König­­reich, aber nicht die­­ Verdienste seines Vaters. Auch­ seine Thronbesteigung erfolgt in einem frittischen Zeite­punkte. Ge­wichtige Entscheidungen werden in naher Zukunft schon getroffen ;; die größte und schwierigste Frage des Welttheils, die Orientfrage, drängt mit Macht einem Abschluffer zu; wird Kronprinz Humbert, der nun ein­ gefröntes Haupt sein wird, der großen Zeit geroachsen sein ? wird er einen Gavour finden? wird er die Erwartungen, die Italien, die Europa an ihn knüpfen, «erfüllen? Das sind Fragen, die vorläufig unbeantwortet bleiben müssen, ebenso, als die Frage, wie der neue König dem Batk­an gegenüber sich stellen wird, ob die Liberalen oder die Ultramontanen an sei­­ner Seite zu finden sein werden. Eines wird der junge König sich sagen müssen, da er nämlich nicht in der Lage­ gewesen wäre,, die Szene eines geeinigten Italiens auf sein Haupt zu drücen, hätte sein königlicher Bater es nicht verstanden, die Ziele der Nation, zu den­ Seinen zu machen. — — Nach längerer Unterbrechung in Folge der. Beier­tag8- Ferien werden die Gigungen im ungarischen Parl­­amente so eben wieder aufgenommen. Aufs Neue werden die Au­sgleichevorlagen und außerdem auch noch das Staatshaushaltungs-Budget diskutirt. Siener Aus­­gleich aus dem und eben nicht viel Heil erwäh­st und jenes Budget, welches­ ein Defizit von zwölf Millionen verspricht, aber gewiß nicht weniger als dreißig Millio­­nen betragen wird. Was werden­ die Herren Vertreter der Nation im­ ‚geießgebenden Körper, wohl beschließen um eine Beßerung der Y Lande­r Zustände herbeizuführen? Wir füchten es wird Dieb ein unlösbares Problem bleiben. Bon Jahr zu Sabre hat noch jeder Reihetag in Uns­garn alles Mögliche versprochen, was aber davon gehalten wurde, war blutwenig. Mit dem Staats­­haushalte steht es schlechter als je. Das Defizit ist ungeheuer groß, trog dem die Steuerschraube nicht mehr mit Strenge, sondern geradezu mit Drausamfeit ges­tandhabt wird, alle Präliminarien und Erpose’d des Finanzministers erweisen fi als eitel Spiegelfechtereien. Die Verwaltung ist durch Anhängung­­ des fünften Rades , „Verwaltungsausschuß” genannt, laut des Flaje fischen Zeugnisses des vornehmsten Verwaltungsauss­chusses nur noch verschlechtert, gelähmt worden und auch die Nechtepflege ist eher­ schlechter, als besser geworden. Von allen den liebevollen Reformen, welche die heilige Tradition, das hehre Glaubensbekenntniß der ungaris­chen Nation bilden, ist seine­s einzige,auch nur anger bahnt worden, vielmehr droht das Kabinet noch mit der Ein­kränfung der Prepfreichheit und des Versammlungsrechtes. ‚Der Ausgleich mit Oesterreich ist gründlich verfahren, trog dem das Kabinet Konzession um Konzession machte, ein kosthaf­res Interesse nach dem andern preißgab. Die leeren Abgeordneten stehen also angesichts einer Riem­aufgabe, wollen sie nur halbwegs das­in sie gefegte Vertrauen rechtfertigen. Harte, heiße Kämpfe und wahrscheinlich lauter Sisyphus «Arbeiten harren ihrer. && wäre in diesem Momente verschwendete Mühe, das Stadium jeder einzelnen Ausgleichsfrage, ausführlich darzulegen; allesammt künnen damit charakterisirt wer­­den, daß eb schwere Arbeit offen werde, sie nur halb» wegs in ein rechtes Geleite zu bringen.­­ Von einer ruhigen, intensiven Wirksamkeit zur gedeihlichen Lösung, der, obschwebenden, hochhin wichtigen Fragen, kann­ seine Nede sein, solange Europa, ja die Welt sich in furchtbarer Aufregung über­ die Gestaltun­­gen und Ereignisse der nägesten Zukunft befindet. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Waffen­­stilstand nicht lange mehr auf fi warten lassen werde. Im Stambuler Serail ist man bereits zu Konzessionen der weitgehendsten Art geneigt und man meldet sogar, BEEREIES SEES EEE BEE — = ron al Seuilleton. Drei Medaillons. Erzählung von Edmund Magen. (Scluß.) E 8 blieb sein anderes Auskunftsmittel als die Thüren gewaltsam zu erbrechen, um sie zu entführen, es war ein gefährliches Unternehmen, bei welchen wir unser Leben auf's Spiel jeßten, da das Grbrechen der Thüre unbedingt Geräusch verursachen und die Aufs­merksamkeit der Hausbewohner auf unser Treiben senfen mußte, — doch was wagt man nicht Alles, um in den Befug eines Mädchens, das­ man zu lieben wähnt oder wirklic­­h liebt, zu gelangen. Meine mir ganz ergebenen Leute waren­ gerne bereit, Alles für mich zu opfern. Eh war eine finstere, stürmische Nacht, die ich zur­ Entführung bestimmt hatte. — Ich machte mich, von dreien meiner tüchtigsten Leute begleitet, auf den Weg. ü ' Dort,angekommen, begannen wir das Schloß zu bearbeiten, er fottete nicht geringe Mühe, bis es nach gab; nun kam eine Thüre, diese war von innen mit einem­­ Riegel vorgeschoben, «6 blieb nichts anderes übrig, ald Sie zu erbrechen. Wir stemmten und mit solcher Gewalt gegen die Thüre, dab sie nac­hgab und Die zwei Flügel auseinan­­der prallten, doc nicht ohne Geräusch ließ sie das bes werfstelligen, die Bewohner waren erwacht. . Schnell huhten wir in das Schlafcabinet meiner Erwählten, so voran, Im Nu hatten wir die Schlafende in einen Mans­ter gehüllt, ihre Kleider mitgenommen, und so schnell wie hineingefommen, schnerer noch ergriffen, wir die Blut mit der theuren Last ; die Hausbewohner hatten vor. Schreden noch nicht Zeit gefunden, Licht zu machen, indes entfamen wir glücklich. Meine Leute begrüßen mich mit freudigen Hur­­abrufen. — Sogleich­lich ich so gut es unter Gottes freier Natur anging, eine comfortable Wohnung für meine Schwester einrichten, «und befahl meinen Leuten aufs strengste, Ilona mit dem größten Respecte und zuvorkommend zu­ behandeln. Meine Schmetter selbst muß bezeugen, daß auch ich ihr immer mit der größten Achtung und Chrerbietung­ entgegenkam, ja daß ich sie sogar mit jeder persönlichen Berührung meinerseits­ ver­­schonte, wenn uns Gefahr drohte, war ich immer vor Allem darauf bedacht, sie in Sicherheit zu bringen. Wir haben nun die Grenze Desterreichd passirt, auf ungarischen Boden wollten wir,uns gegenseitig uns ehe Schmwured entbinden und Jeder seined Meged­ieben. “ Die Beziehung hat mich vor einem großen Berg brechen, meine Schwester vor, Unglaf bewahrt, hütet auch ihr,mich vor ferneren Verbrechen, lasset meinen guten Entschluß zue­rhat werden, habet Erbarmen mit einem elenden Verbrecher, der innig bereut. Nehmt mich auf in Guter Mitte, damit ich meine großen Sehltritte theilweise wieder gut machen und abbüben kann. „Gnade I“ schluchzte er, auf die Knie sinkend, „Gnade dem Mörder und in ihm Eurem Bruder !" Weiter konnte er nicht sprechen, da lag er vor seinen Geschwistern, ein Bild der Verzweiflung und Neue, mit bangen Zweifeln den Gnadensprach, oder die Verdammung Jeines Geschmisterpaares erwartend. Sollten sie ihm verzeihen oder nicht? Sandor fiel eine drühende Sorge, die, da seine, Schwester kein sträfliches Verhältniß mit Lajops unterhalten, daß Ilona rein geblieben war, vom Herzen. Sie verzieh ihm schon ob feiner­ blinden Kin­derliebe, durch die er das wurde, was er war. Eine Thräne brach aus Beider Augen, eine goldene Thräne sie war die der Begnadigung, der Verzeihung. AG! edle Herzen verzeihen so gerne, besonders wenn dadurch ein Menschenleben und Bruder gerettet wird; sein Wunder also, daß sie vergessen wollten; sie vergaben ihren Mörder, sie gedachten nur­ ihres verirrs­ten Bruders ! „Berzeihen wir ihm" Ich suchzte Ilona, doc nicht leise genug, um nicht von Lajod gehört zu werden. ‚Ach, die großmüthige Schwester verzeiht mir, thue Du­ed an mein Bruder, rief er zu Sander gewendet. Dieser konnte nicht länger der edlen Stimme ei­­nes Herzens widerstehen. „&8 sei Dir verziehen! rief er tief bewegt. „Gott, ich dante Dir, war Alles was Lajos ja­­gen konnte und schon sagen si die drei Geschwister in den Armen. Was diese drei Herzen in diesem Augenblice em­­pfanden, das dann nur ein großfühlendes Herz begrei­­fen, mit Worten laßt sich Died nicht Schildern; selbst die Räuber, diese rauhen, abgestumpften Seelen, hatten Thränen der Rührung für diese ergreifende Ebene. Vom hohen Griffe dieses Augenblies befeelt, |

Next