Oedenburger Zeitung, 1878. Juni (Jahrgang 11, nr. 66-78)

1878-06-30 / nr. 78

k­­ c­ a­rier­­­ar l­ m # ”­i A und Kommunalbeamten eine Verordnung gerichtet, wor rin darauf hingewiesen wird, da keine Befreiung von dem Miliärdienste im Sinne des betreffenden Geseßes vom Jahre 1868 und der allerhöchsten Entschließung des Königs nur bei jenen Personen Plan greifen könne, welche von ihren respektiven Behörden als unumgäng­­lich nothwendig für den Dienst bezeichnet werden. Nach­­dem Diet aber seinerzeit Ion geschehen ist, können jene Beamte, für welche bisher die Befreiung nicht erwirft wurde, von dieser Begünstigung seinen Gebrauch machen und wird jener Beschluß, wonach allen diesfälligen nah­e täglichen Reflamationen seine Folge zu geben sei, bis auf Weitered aufrechterhalten. * In S Kongreßkreisen wurde die Bejepung der Herzegowina und Bosniend durch österreichische Truppen schon für die laufende Woche prognostizirt. Die Aus­­­nahme oder Ablehnung der Kongresbeschlüsse durch die­­ Türkei wird bestimmend dafür sein, ob die österreichische Aktion in Form einer Observation erfolgen, oder ob sie evelativen Charakter haben soll. Inzwischen hat Fürst Gortschakoff seinen Rück­tritt vom Kongreffe bewerfstelligt. Die Motive für Sortihatoff's Rücktritt sind weniger Krankheit als Un­­zufriedenheit und verlegter persönlicher Ehrgeiz, weil Schuwaloff ihn in den Hintergrund gedrängt.­­ Ein großes vollewirthschaftliches Ereigniß ist dem Abschluffe nahe. Am ersten Suli beginnt die österreichisch-ungarische Bank ihre Thätigkeit. Eine Epoche von ge­­waltiger nationalökonomisyer Bedeutung schließt hiemit ab. Sechzig Jahre hindurch war d­ie Nationals bank ein rein österreichisches Institut und sorgte rein für österreichische Interessen. Daß sie der jen­­seitigen Neihehälfte sehr viel zur Blüthe verhalf, wer wid er leugnen? der die nationalökonomische, theilweise durch die Nationalbank hervorgerufene Blüthe Oesterreichs war mit dem Darniederliegen der rein mne­garischen wirtssgaftlichen Interessen zu innig verknüpft. Die Feffeln, welche die Nationalbanf unserem Vers fehre und Handel fehmiedete, gelang­en zu brechen. Beim 1867er Ausgleiche lange nicht, wurde die Nationalbank übergangen. Denn man verbreitete absichtlich den falschen nationalökonomischen Irr­­thum daß eine ungarische Bank von vorneherein insols­vent sein müsse, daß ihre Noten im Kurse unter dem»­jenigen der Österreichischen Noten stehen müßten und was dergleichen Baseleien, für den Sinderverstand berechnet mehr sind. In der Politik sol jed­och das Bessere nie der Feind des Guten sein, und­­o fehnte si denn die Na­­tion allmählig mit dem Gedanken der dualistischen Bank aus, wie sie nunmehr am 1. Juli in’8 Leben treten wird. Es ist darin sowohl dem politischen Rechte, als an den wirtsschaftlichen Forderungen der Nation einigermaßen Rechnung getragen. Wir wünschen, daß die ungarische Direktion die nunmehr in Budapest instalirt wird, sowie die un­­garische Regierung die größeren Mittel, welche ihnen vom 1. Juli ab zur Verfügung gestellt sein werden, auch entsprechend zum Heile der ungarischen DBolld­­wirtbschaft verwenden werden. *Begünstigungen für Beamte in den Kurorten: Von der Absicht geleitet, den weniger bemittelten Beamten Erleichterungen beim Gutgebrauhe­im den Curorten Oesterreich-Ungarnd zu erwirfen, hat fi die Verwaltung des allgemeinen Bes­amten » Vereines mit einer diesbezüglichen, motivirten Bitte an die betreffenden Kurcommissionen (Badevers­waltungen) gewendet. Das Resultat dieses Schrittes war ein überraschend günstiges, indem die Verwaltun­­gen der nachbenannten Gutorte — theilweise sehr name­hafte —Begünstigungen bewilligt haben, nämlich: Ba­­den bei Wien, Dachsberg bei Linz, Breiwaldau, Rei­­chenberg, Gräfenberg, Herculesbad, Karlsbad, Krapina- Töplig, Radegund, Roznau, Teplig (Böhmen) Warten­berg. Die ausführliche Mittheilungen hierüber, sind in der eben erschienenen Nr. 26 der „Beamtenr Zei­­tung“, Beitferift des allgemeinen Beamten,Dereines, veröffentlicht werden. Tagesneuigkeiten.­ ­ Der Schah kommt nach Wien. Nazr­­ededin trifft am 3. Juli in Wien ein. Wie man mel­det, wird der Schah von Persien auf Einladung des kaiserlichen Hofes in der Hofburg sein Absteigequartier nehmen. Darnach müßte die früher gemeldete Mtieihe einer Privatwohnung in einem Hotel wieder rückgängig gemacht worden sein. "Südbahn- „Hotel Toblad". Die­ses von der Südbahn am Eingange des Umpezzaner Thales, zunächst der Eisenbahn-Station Tobladh neuer­­baute Hotel ist an den bekannten Hotelier in Gries, Herrn Unterbacher, v­erpachtet worden und wird­ unter dem Namen „Hotel Toblach“ am 7. Juli d. J. eröff­­net werden. Das mit allem Comfort eingerichtete Hotel enthält 46 Fremdenzimmer, einen Speisesaal, einen Refesalon, ein Spiele und ein Rauchzimmer, Bäder und Restaurations-Lokalitäten ; auch befindet sich daselbst ein z. f. Postamt und ein Telegraphen-Burau. Dieses in der unmittelbarsten Nähe eines großen Nadelholzwaldes und einer vorzüglichen Quelle gelegene und von den höchsten Bergipigen Tirols umgebene Hotel eignet sich vermöge feiner überaus günstigen Lage an der Einbruch- Station des Ampezzaner-Thales nicht nur zum passende­ren Standquartier für die Besucher dieser an Natur­ 8 um NEN Schönheiten so reichen und vielberühmten Gegenden, son­­dern insbesondere auch als bester Ausgangspunkt für die Besteigung des als Aussichtswarte ersten Manges anerkannten 8000 Fuß hohen Pfannhornes, welche von hier aus auf mühelosem Pfade leicht in drei Stunden ausgeführt werden kann. Wagen und Neitpferde stehen stets zur Verfügung. Die Tarife hiefür sind behördlich genehmigt. N. Im Interesse der Hausindustrie. Derzeit braucht die Thatsache kaum mehr erwiesen zu werden, daß in unserem Dinterlande die Sache der Verbreitung der Hausindustrie zumeist in der Hand des Frauengeschlechtes liegt. In einem Mgrifulturstaate haben die Männer auch im Winter irgendwelche Beschäftigung, die Frauen aber außer der häuslichen Arbeit — feine. Dazu kommt, daßs Ungarn eine im Theil sehr herabge­­kommene Mittellasfe hat, deren weiblicher Theil Felde­arbeit nicht verrichten, und darum gar nicht­ erwerben kann, während andererseits die Ansprüche und Erforder­­nisse des Lebens sich täglich steigern. Da kann die Ein­­bürgerung der Frauen-Hausindustrie großes Elend bint­­anhalten. Diese Umstände hatte ich vor Augen, als ich mit dem zur Verbreitung der Hausindustrie gegründeten ersten DBereine eine Lehrerinen-Bildung dann ftalt für Hausindustrie, zu Preßburg uns Reben tief. Die Anstalt ist während ihres dreijährigen Bes­­tandes im ganzen Lande vortheilhaft bekannt geworden und wurde auch mit dem Charakter einer Staatsans­­talt bekleidet und sie hat bereit 17 Lehrerinen gebildet die der Verein in die verschiedensten Gegenden plach­te, damit durch sie die Institution der Arbeitsfäie thatsäche­liche Verwirklichung finde. Diese Anstalt hat die Gesellschaft gegründet und erhält sie auch. Dem Staate kostet sie nichts Ninnends werthed. Allein ihre Existenz ist nur dann wirklich ger­eigert, wenn das Gebäude, in m welchem sie mit vielen Opfern aber auch mit großer Zweckmäßigkeit bisher ein­­gerichtet war, auch für immer­ für sie angefauft wird. Im Vertrauen auf die erprobte Opferwilligkeit aller gesellschaftlichen Schichten in unserem Vaterlande, was mentlich aber im Vertrauen auf diese schönste patriotis­che Jugend unserer Frauen, die schon so viel Nahs mendwerthen und Herrliche auf dem Gebiete der Er­­ziehung geschaffen haben, organisirt der Verein Geld-­sammlungen im ganzen Lande zum Ziele des Hausankaufes. Ein Exekutiv­e Comite hat si zu diesem Z­ede eonftitwirt und besteht dasselbe außer dem Präsidium des Vereines aus folgenden Damen: Gräfin Mathilde Palffy» Defjewffy, Baronin Aloisia Sehenät» Forgád, Sıafin Stefan Ehterházy, Frau Stefan von Rafovhly geb. Baronin Majthenyi Ilka, Gräfin Barbara Sza­­gary-Naday, Witwe Frau Eufanna Botl­, geb. Szer­leszty, Frau Paula Stubel und Frau Theodor Weib. Die Sammlung hat begonnen und der erste Auss weiß „wurde bereits veröffentlicht. An der Spike der Spender stehen wie immer, wenn es sich um gemein­­nügige Zwecke handelt. Ihre Majestäten unser allergnä­­digster König und unsere erhabene Königin. Auch die fön, ung. Regierung wird ihre Unterfrügung nicht versagen. Der trauend voll wende ich mich daher an Die gebildeten und opferbereiten Bewohner dieses Landes mit der Bitte, ihre Aufmerksamkeit unserem Institute zugumwenden und mit ihren Gaben den angestrebten Zweck zu fördern. Auch der kleinste Betrag wird mit Dani angenommen und von der Prebburger Gewerbes­chanf quittitt. Ein neues Heiligthum, einen Tempel der Arbeit wollen wir errichten, ein Palladium der Moralität und des materiellen Aufschwunges. Sofetv Peterfiy Ministerial-Somisjär. Wiener Wlaudereien. Der Mörder seiner Geliebten. — Die drei Vertreter Oesterreichs Ungarns am Kongresse. — Frau Sanitch. — Eine Badegeschichte, aber war eine s Safette, welche er von Zedermann hoffren ließ und mit ver­heiratheten Männern sogar zu liebäugeln pflegte. Darob entbrannte sein Herz in wilder Leidenschaft und er bes­chloß, sich und das charakterlose Mädchen zu tödten. Er führte den ersten Theil seines Planes auch aus, in­­dem er dem Mädchen eine Kugel durch die Stirne jagte, während ihm zum Selbstmord der nöthige Muth fehlte ; er brachte sie nur drei ungefährliche Verlegungen mit einem Rindermesser bei. Gestern wurde er — mie ger fagt — gleich jedem andern gemeinen Mörder zum Tode durch den Strang verurtheilt. Denn unser Strafgefeß kennt seinen Unterschied zwischen dem Bravo, der um den Schandlogn von etlichen Groschen den Andern nächtlicherweise und hinterrücks tödtet, zwis­chen dem Mordgesellen, bdessen Handwert Mord und Am meisten |pricht man jegt vom ofef Schmidt, dem Bindergesellen, der am 23. April in Maria-Enzerd+ dorf bei Wien seine Geliebte, die Kafsierin Nora Blöchner, mittelst eines Schufjes, aus Eifersucht, er­mordet hat und dem gestern die Geschworenen schuldig gesprochen haben. Es gibt ja nichts Neues mehr unter der Sonne und das war die alte Geschichte: Er liebte sie innig und leidenschaftlich und schwor es ihr mündlich und auch schriftlich zu, sie Raub fird, und dem warmseligen,Zropf, der von Eifer­sucht verblendet, die Mordwaffe gegen die ungetreue Geliebte richtet.­­ Sie müssen alle zum Tode verurs theilt werden, wenn all die Gnade des Kaisers die Härte des Gefeges nachträglich korrigirt . . . . Die Zeiten mögen si ändern, die Leidenschaften der Menschen aber sind immer dieselben, wenn alle ihre Wirtungen nicht fiel das gleiche Ergebnis liefern. Mo sind die seligen Zeiten, da das Dampfroß den Braten Andrasfy aus dem Bereiche der diplomatischen Noten nach Terebes entführte? In der Regel fielen sie in den Juni, diese glücklichen Reifen, deren Endziel das kleine, öde Dorf war, abseits vom Altenstaube der gros­sen Welt. Dort jagte und su­chte der aadere Graf, vere gab die Sorgen um das Heil der Monarchie, und die Belfer Oesterreicher Ingarnd hatten wenigstens das ber­­uhigende Gefühl, das in solchen Zeiten kein politisches Malheur passiren könne. Nicht, daß man diese Beruhi­­gung mit den Lesern der Amtsthätigkeit unseren Mi­ nisters den Weußern im Verbindung brachte, behüte! Aber wenn sie der Leiter unserer Politik in die Sommer­­frischen zurückzieht, so muß wohl Ruhe und Frieden bereichen in der Welt. — Diese Ueberzeugung drängte sich jedem auf, wenn er von dem idyllischen Leben hörte, das Graf Andrasfy führte. Heuer brachte ihm aber der Zunt kein Terebed. Mit dem Grafen Kärolyi und dem Baron Haymerle muß er auf dem Berliner Kongresse unsere Interessen wahren, wie er es sonst das ganze Fahr thut, als ob eben jeit gar nicht die Zeit der Urlaubereifen wäre. Daß Graf Kärolyi mit ihm unsere Interessen verteidigen wird, ist ganz natürlich. Er ist Botschafter in Berlin und muß Ihn darum im Kongrefje figen. Aber Baron Haymerle? Was war die Veranlassung, daßs die Wahl zum dritten Vertreter Oesterreiche Ungarnd in Berlin gerade auf ihn fiel? Diese Frage legte sich Mander vor und selbst einge­­weihte Politiker wußten seine Antwort auf diese Frage zu geben, sie am wenigsten. &8 scheint eben, daß «8 noch eine andere Qualification gibt, welche zu ledergleic­hen Auszeichnungen führen kann, und diese Qualifikation befigt unser Botschafter in Nom. Es ist nämlich — warum sollen wir das große Geheimniß nicht ver« rathen ? — der beste französische Stilist unter allen Botschaftern Oesterreich Ungarn. Derjenige, der uns dieses Geheimniß verrieth, ist ein boshafter Mensch und darum wurde und auch von ihm seine Diskretion aufe­erlegt. Wir erzählen es daher getroff weiter, in der Hoffnung, daß, wie die Ergebnisse des Gongreffes immer seien,­­ den Völkern der Monarchie jedenfalls zum Zrofte gereichen wird, zu wissen, die von Oesterreich auf dem Gongreffe vorgelegten Scriftfuüce seien in einem geradezu klasst­hen Französisch abgefaßt. Diese Heine Pilanterie war nicht die einzige, welche sich in den legten Tagen zum Gesprächhaftoff ge­­stalte. Die Hofburgschauspielerin Frau Sant cd, labo­­rirt seit einiger Zeit an allerlei Möglichkeiten ; sie wird von allerlei Katarrhen geplagt und dazu hat si­e wahrscheinlich in­folge dieser organischen Störungen — eine hoohgradige Nervösität gesellt, die in sonder­­barer Weise darin äußert, daß die Künstlerin fortwähe­rend von Todesahnungen gequält wird. So oft der Theaterdiener seit beiläufig einem Jahre in ihre Woher­nung­sam, um ihr eine neue Rolle zu bringen oder eine Probe anzusagen, seufzte sie: „Das ist gewiß meine legte Rolle, ich werde bald sterben.“ Zum Glück haben si diese Ahnungen nicht erfüllt , doc hat si in der legten Zeit der nervöse Zustand der Dame so verschlim­­mert, daß sie einen renomirten biesigen Arzt der auch mit den Theaterverhältnissen sehr vertraut it, zum Con­ filium berief. Auch diesem Praktiker gegenüber äußerte sie ihre bangen Zodesahnungen, er aber strich ihr läs­chelnd die­se­fiehten aus der G Stirne und sagte: „Beruhigen sie sich meine Gnädigste, Sie haben vielleicht etwas zu gut gelebt, aber deshalb müssen Sie doch nicht Schon sterben.“ Brau Janisch lächelte ver­­ständnißinnig und ging nach Gastein um ihre angegriffe­­nen Nerven wieder zu stählen. Weil wir gerade vom Theater sprechen, wollen wir hier die eigenthümliche Geschichte erzählen, melche einer jungen hübschen Frau passirte, die während der legten Saison beinahe allabendlich in einer Loge D­ieses Schauspielhauses zu sehen war. Wir enthalten und je der Beschreibung der Dame, da die delifate Geschichte die höchste Diskretion auferlegt und wollen nur erwäh­­nen, daß sie die Gattin eines höheren Beamten ist. Diese Schöne nahm also dieser Tage ein Bad. Daran ist nichts merkwürdiges. Die Sonstage sind manchmal heiß, die Dame hat ein sehr einladendes Badezimmer in ihrer Wohnung, mit allem Komfort versehen, mit dem sich eine schöne junge Frau zu umgeben liebt. Das Malheur, das ihr pafsirte, hatte seine Ursache in der Vergessenheit der Dame, welche die Thüre ihres Zimmers nicht abschloß. Zur selben Zeit besuchte Ier­mand ihren Gatten, wußte in der Flucht der Zimmer nicht den Weg zu ihm zu finden, durchschnitt einige leere Salons und öffnete schließlich auf gut Glüd eine Thüre hinter welcher — Venus im Bade­fich) befand. Er öffnete weit die Thür und trat ohne Niederlegung in das Heiligthum, fuhr aber dann allerdings frappirt zurück. Die Dame stieh einen Schrei aus; in ihrer Verwirrung und in ihrem gerechten Zorn, daß jemand, und noch dazu ein hübscher junger Mann, bei ihr in solcher Situation einzudringen wage, sprang sie in obe­rer Badewanne auf und hielt dem frecden Eindringling mit zorngerötheten Wangen und birgenden Augen das Unziemliche seinen Benehmens vor. In ihrer Rede rege Wien, am 24. Juni 1878,­­

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