Oedenburger Zeitung, 1878. Oktober (Jahrgang 11, nr. 118-130)

1878-10-09 / nr. 121

. . j. i .. «­­ für den Minister des Auswärtigen sein.Ein Mann, welcher vom Anbeginn der Orientivirren alle Nachs­­chläge der einsichtigen Politiker in den Wind geschlagen, tieflehentlichen Bitten und Vorstellungen der Völker die Ic­onarchie ignorirt und belächelt hat,ein Mann, welcher seinen Ministerkollegen gegenüber nicht aufrichtig war und sie durch allerlei Vorspiegelun­­gen immer weiter mit sich fortgerissen und unmöglich gemacht hat:ein solcher Mann kann kein Vertrauen mehr erwarten. Brauchen wir heute noch darzulegen, wie Graf Andraffy die Welt zu täuschen glaubte und schließlich nur fi­neleft getäuscht, leider aber sein Denterland tief geschädigt hat? Als er zu Beginn der Orientfrise sagte, er befolge eine Politi­ „von Tal zu Fall,­ da hatte der gar zu leichtgläubige Kavalier-Minister noch eine Ahnung, wie er si eigentlich den kommenden Ereignissen gegenüber zu verhalten habe. Als dieses Auskunftsmittelen nicht mehr half, da bekamen wir auf jede Frage, auf jede besorgungvolle Hinwendung, auf jede Interpellation immer und immer wieder die e ins tönende Phrase zu hören: „Wir werden unter allen Umständen die Interessen der Monarchie zu wahren wissen.”" Und nun —fraht es in allen Fugen! Darum wollen die andern Herrn Minister aber al nicht mehr mit dem Grafen Andraffy geben, er wird ihnen allzu unheimlich. Er aber — der all­ dieses Mißgeb­­iet herauf beigworen hat — er zieht fi­ vorläufig nach Terebes zurück, während fi die wichtige­sten Vorgänge vollziehen, er denkt fi wahrlich, waß es gut sei den Anprall des Sturmes an einem ruhigen, laushigen Ort auszuumweichen und zu thun, als ob «# Einem gar nichts anginge wenn er in allen Lagen fracht. Die Kosten des Diskupations-Krieges. Die „Panonnia" veranschlagt, nach den von ihr in Wien eingeholten Informationen, die SKosten des abentheuerlichen Kriegszuges gegen Bosnien und die Herzegowina auf netto 200 Millionen. Dich ist wohl eine etwas wilführli angenommene Summe, allein gar zu hoch gegriffen dürfte sie doch nicht sein, um so weniger, als in derselben die Ausgaben für die in den anektirten Ländern zu erbauenden Strassen, Kasernen w­­einbegriffen sein solen. Wie ed aber auc set, auf ein paar Millionen mehr oder weniger kommt es hier wohl nicht an, unbedingt fortet und dieser Länderzumachs uns endlich mehr, als er werth ist. Zwar hat jeder Krieg, noch zu allen Zeiten Geld gefoftet, aber da niemals so viel wie in unsern Tagen, da wir über die neuesten und zugleich fortspieligsten Behelfe erfordernden Waffen und Mordwerkzeuge verfügen. Ein Schuß stimmt heute zutage mindestens jedemal so theuer, wie in früheren Zeiten. Dazu stimmt no, dob wenn früher ein Staat - Sieger blieb, ihm der Unterlegene natürlich die Kriegs­­kosten erregen mußte, wer aber soll uns in unserem Feldzuge die Kosten dafür erfigen ? Unser Osfupationskrieg in Bosnien kostet überdieh weit mehr, als ehemals ein langwieriger, Sabre lang andauernder Krieg gefoftet hat. Wir siegen, gut ! denn vor unseren tapferen Soldaten fliehen überall die Ins­­urgenten. Werden sie aber die Kosten deden 9 Wird und das eroberte Bosnien je etwas eine dringen ? Nein ! Der Krieg, den wir führen, ist der und auftarfte, der je geführt worden ist. — Wir sind geschlagene Leute, wenn wir siegen, ebenso wie wir es wären, wenn man und besiegt hätte. Wir führen einen Krieg gegen ein armes und­e­vilisirtes Barbarenwolf, welches im Ganzen nit den Werth repräsentirt, den und dasselbe bis jegt kostet. Die Herrn Bodnyaken sind durchgehends bettels­­arme Leute, welche nicht im Stande sind, uns die Sriege­­forten zu bezahlen. Aber dies Alles ist wo nicht das Schlimmste. Wenn schon ganz Bosnien unterworfen sein wird, wenn — was nicht so bald der Fall sein dürfte — die Did»­nung daselbst hergestellt sein wird, auch dann wird und diese eroberte Provinz immer mehr kosten, als sie je einbringen wird. Das ist’d, was und beruhigt, das ist cd, was und die vom Oisupationd-Schauplage anfangenden Sieges­­berichte mit Glihmuth hinnehmen lässt. „Ellener­ behauptet zwar unsere Geldopfer wer­­den so groß nicht fein und meint dabei, tab es ja durchaus nicht unsere Aufgabe sein kann, aus Bosnien im Handumdrehen einen Kulturstaat zu machen und für die, Nasen und Ohren abschneidende Bosnyafın prächtige Strafen zu bauen. Wir werden eben nur so viele Kasernen bauen, als in Sriebendzeiten unumgänglich nöthig sind. Bis dahin werden schon unsere Truppen anderweitig ein­­quartirt werden künnen. Was den Bau der Strafsen betrifft, so werden schon unsere neuen bosnyafischen Mitbürger so freundlich sein, eigenhändig Straffen zu bauen. An Steinen fehlts du gewiß in Bosnien nicht. Auf diese Weise combinirend, kommt „Ellener“ zu dem Schluffe, dab uns Bosnien auf kaum mehr als 1 Million jährlich kommen wird, von welchem Betrage Ungarn den dritten Theil zu tragen habe wird. Fa, wer's glaubt, der wird selig !! -2 oo falle "Allerhöhstes Handschreiben. Bereits ist von Se. Majestät die Demission des fönigl. ung. Binanzministerd und (in weiterer Konsequenz) des fönigl. ung. Gesammtministerium 8 angenomes­men worden. Die fönizlichen Handbillits lauten: „Lieber v. Sz6 N! Indem Ich Ihre Demission von der Stelle eines ungarischen Landes-Finanzminis­­ters unter Anerkennung Ihrer eifrigen und fruhen Dienste annehme, fordere Ich Sie zugleich auf, die An­gelegenheit in diesen Nefforts bis zu Meiner anderweiti­­gen Entschliehung provisorisch weiterzuführen.” — „Se. fatierlich und fönizliche Apostolische Maje­­stät hat mit a. h. Entschliefung vom 3. Oktober d. 93. die Amtsdemission des ungarischen Gesammt- Kabinets unter Anerkennung seiner eifrigen und treten Dienste allergnädigst anzunehmen, gleichzeitig aber zu verfügen geruht, dab die einzelnen Minister bis zur Ernennung ihrer Nachfolger ihre bisherige Amtswirksamkeit fortlegen.D &i­st noch immer die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen, dab das Kabinet Tiba doch auch noch weiter funktioniren werde, denn ein gut informirtes Budapester Journal versichert, das aberm­als Mi­ nister-Präsident Tifa mit der Bildung des neuen Kabinetes betraut werden wird. Wir beziehen und auf unseren heutigen Leitartikel und erklären, falls dennoch wirklich Tipa und Konsorten fallen müssen, doch nur dem Grafen Andrasiy Politik daran Schuld sei, denn ohngeachtet einiger nicht hinweg zu leugnender Heiner Schler, hat doc unser gegenwärtig noch beste­hendes Ministerium das Gefhhd und die Kraft gehabt, dem Lande innere U­mwälzungen zu er­­sparen, wad wir vom nächsten Ministerium we­­niger bestimmt zu hoffen haben und darum befragen wir die Demission Sz­el!’ und die 88 Gesammte- Ministeriums aufrichtig­ danken, die dem armen H . . . Durch’s Gehirn fuhren und ihm manchen Seufzer auspreßten ! Sc lieblich kam er zum Entschluße, daß er mit Marie ins Reine fom­men müsse, bevor noch die befürch­­tete Traudfeh­rung kam! Am nächsten Tage war im Offizier Gfafino Tombola mit Tanzunterhaltung, da war die beste Gelegenheit geboten, si der ätherischen Marie­­ erklären zu können. Wenn nur sie ihm Gegenliebe dien» fen wollte, so war die Einwilligung des alten Regis­mentearztes sicher, denn was Marie wollte, wollte auch­ ihr Vater, der auch genug wohlhabend war, um die Gaution leisten zu können! Schon bei dm Gedanken, daß ihn Marie erhören könnte, wadelte unserem 9... ‚das Herz im Erbe. Der entscheidende Abend war da! 9... hatte sich in Parade geworfen und blütchenweiße Beinkleider angezogen, mit denen der dummelblaue Nod vortrefflich kontrastirte. Marie war schon anwesend, als 9... Jam, und zwar heute ausnahmenweise zum­ großen Verdruß unseren liebesfranken Kameraden nicht bloß in Begleitung ihres Vaters, sondern auch noch mit ihrer Tante, einer zwar luftigen, aber alten Dame, und eine Cousine gek­­ommen. Auch Marie hatte Heute weis und blau bei ihrer Toilette bevorzugt und sah entzüdend aus. Ihr Naden und ihr Busen wetteiferten mit dem duftigen Grepp­­fleisch an Weihe; ihre Taille, Schlanz wie die einer Elfe, war von einem blauen Gürtel umspannt. 9... konnte sich an der holden Eylphiden-Erscheinung nicht satt wer­ben. — ‚Bei der Tombola, an welcher er ein Paar ger ftiefte Pantoffeln gewonnen hatte, die er all günstigen Omen mit verrühkten Blicen betrachtete, war er einfile­big — der Tag oder richtiger, der Abend war ja auch wichtig, zu folgenschwer! Die feierliche Stimmung war unserem 9 . . . aus dem Gesichte zu lesen. Nach der Tombola hatte der Tanz begonnen ; 9... hatte einige Male getanzt, si aber dann in einem Winkel des Sp­ilefanled, von wo man das Tanz­­lokal übergeben konnte, in einen bequemen altväterlichen Lederfautenil gefügt, um si für die Nähtpause, wäh­­rend welcher er seine Idee zur Ausführung bringen wollte, zu sammeln. Der rechte Walzer war aufgeflungen. Marie fommt erhigt, mit rosig angehauchten Gesichtchen, glüd»­lichherweise allein, in den Speises­al, — greift si mit den zierlichen Händchen an die, der herrschenden grau«­samen Mode gemäß bis zur idealsten, das Umsspannen mit zwei Mädchenhänden ermöglichenden Schankpeit angeengte Taille, macht den Berfuch, sich etwas an den Hüften zu heben, wobei ihr zarter, aber voller Arm zur ganzen Geltung kommt und geht, ohne unseren 9... zu bemerfen, gerade auf ihn zu. (Schluß folgt.) * Königliche Spende. Se. Majestät der König hat der Kid-Droper ev. ref. Gemeinde im Neograder Komitat zur Reparatur ihrer Kirche weit hundert Gulden aus der Alerhöhltn Privatichar­tulle gespendet. * Herr Oberstlieutenant v. El. +­. Wir behandeln die Trauerbotschaft, die und hart vor dm Schluße des Blattes zugelommen ist, dab nämlich Herr Oberstlieutenant El in Hidenmüthiger Erfüllung seis­ner Pflicht auf dem Felde der Ehre, in dem Gefechte biDstrocace gefallen sei, als eine Sofalange­legenheit, denn so wie Herr Oberstlieutenant v. El, von dem ihm unterstehenden Offizierscorps, Trinen Hirten Kameraden und bei der Mannschaft verehrt und gelicht wurde, ebenso irägte ihn die hiesige Bürgers­chaft body, ald einen Mann voll Nitterlichkeit und edler Sesinnungstüchtigkeit. Als Soldat tapfe, bis zum Herois­­mus, als Vorgefegter wohlwollend und bei strenger Auf­rechthaltung der Disziplin, doc stets gütig und liebes­voll, war er zugleich der liebenswürdigste, zuvor kommende­ste und treuherzigste Kavalier, den man sie nur denken kann. Sein Thatendurft, seine Bravour hatte ihn in der Schwarmlinie zu weit vorgerissen und so starb er den Heldentod für Kaiser und Vaterland. Nicht nur eine trostlose Gattin, ganz Dedenburg betrauert den Berlust dieses musterhaften Stabsoffiziers, dessen Aus­gedenken ein nie verwerfender Lorbeerfranz umwindet. Das Gefecht von Ostrocac bei welchem die Brigade des Heren GM. Nevnländer engagirt war, ist übri­­g und ein siegreicher gewesen und sind die sonst wo zu befragenden Berluste nur geringfügig. *Postalisched. In der Gemeinde Guläcs, Zalaer Lomitard, wurde mit 1. d. M. ein neues Postamt eröffnet und cs gehören zu dessen Zuftell lungd-Rayon die Gemeinden: Badachon-Tomaj, Guläcs, Syulakeht, Käptalan-Töti, Kis-Apäti, Salföld, Sziglie­get und Tördemicz, sowie die Weinberge: Badacsony und Kiß-Börs. Berner in den Gemeinden Balla, Alfo»FIN: micz und Pomogy (Pomaggen,) Wirtelburger Kom­mitated, werden ebenfals mit 1. Oktober I. 3. neue selbsttändige E. Postämter eröffnet und es gehören zu deren Zustellungs-Rayons, u. zw. zu jenem von Balla: die Gemeinden DBalla und Teteny (Tadten): zu jenem von Aljd»-Sumiez, die Gemeinden Alfor und 3cljd:Sumiez, dann Bänfalu (Apetlohn); endlich zu je­nem von Pomozy (Pomazgen), die Gemeinden Pomozy (Pomaggen) und Ujmetifo, *"verwundete des Dedenburger Re­gimentes: „Freiherr von Knebel? Nr. 76 sind vor» gestern vom Ossupations-Schauplan angenommen und im Militär Spital No. 1 zu Wien aufgenommen worden und zwar: ald­­[hmwer bleicb­t die Infanteri­­sten Palint Toth und Karl Binder; leicht: Infante­­rist Franz Z­ölß. * Die Entlassung von Ofsupation d« Truppen in ihre Heimath meint also doch zur erfreulichen Thatsadge zu werden. Zwei Drittel des jenigen Gesammtstandes sind mehr als genügend, um die gänzliche Entwaffnung und Pazifizirung des Landes durchzuführen, die Städte und festen Pläne, die Difflsen und Päsfe militärisch zu br­­iegen und für die Sicherung unserer Kommunikation und Zelegraphinlinien in ausgiebiger Weise Sorge zu tragen. Der Wert, wir denken, «… dürften beiläufig 40—50,000 Mann sein, wird also wohl vorläufig nach Hause entlassen werden, um, wenn nothwindig, im nächsten Frühjahr bei Wiederaufnahme der Operationen wieder zu den Bahnen gerufen zu werden, wenn man es nicht vorziehen dürfte, was unserer Meinung nach die Gerechtigkeit erheilcht, die bisher in Bosnien gestan­­denen Regimenter durch frische ablösen zu lassen. So viel ist gewiß, daß schon die Finanzen die Ent­­lassung des größten Theil der bosnischen Armee for­­dern. Nur dadurch kann man in den Wintermonaten­­ die Osfupationskosten um circa zwei Millionen Gul­­den verringern und gleichzeitig dem Lande die Segnung bereiten, dab Tausende und Abertausende unserer wach:= von Nejeroiften ihren sie so lange und schmerzlich ver­missinden Familien, wieder gegeben werden. * Diebstahl. Am 4 Oktober d. 3. Nachts 12 Uhr wurde ein gewisser Johann Weißenriöch, welcher am 28. September aus dem Orte des Bezirkes­amtes Pottenstein entwichen ist und bereits sed­smal vom Wiener Landesgericht und zwar das septe Mal mit 2­­­ jährigen Keffer wegen Diebstahl abgestraft worden ist, wel’ legtere Strafe er in Stein abgebüht hat, doch­ einen unserer Sicherheitswachmänner, wegen bedenklichen Befig von Kleidern verhaftet und dem birs figen, löblichen Stadthauptmannamte stellig gemacht. &3 stellte sich hierbei heraus, daß Weigenböd in das ebenerdige Zimmer des hiesigen „Hafen­ startend eingebrochen ist und daraus die Kleider entwendete. * Gin lieblicher Sonntag war der legte verfloffene. Er hat die Bewohner unserer guten Stadt, nach den legten fairen Herbsttagen mohlthuend über« raiht, wolfenloser Himmel, heller freundlicher Sonnen» Schein, ruhige Luft, mehr bedurfte es nicht, um unsere Damen und Herren auf die Füße zu bringen, und sie zu veranlassen, dem im herbstlich bunten Olanze pran­­genden Neuhofpark einen Besuch abzustatten, hof­­fentlich war c8 seine Bifile mit dem ominöm­: „p.p. c.“ Auch die „Karlshöher Todte einige ihrer Verehrer auf den herrlichen Aussichtspunkt und Wandorf war 2“ A

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