Oedenburger Zeitung, 1880. Februar (Jahrgang 13, nr. 14-26)

1880-02-25 / nr. 24

Läg-Hoch. 25.Februar 1580. XIII. Jahrgang. Nr. 24, Dedenburger Zeitung, (vormals „Dedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bedrückten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gafse.“ Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preife: Sürkeco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Peasine von Inseraten, Bräm­merations- und Sntersions­­gebühren sind an die Medaction portofrei einzusenden.­­­­­­ Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. I. Neugasse N. 18, im 1. Stock. Redaktion: Einzelne Nummern Forten Er, Kreuzer, Be­rn ee —­Huttetc vermittelt die Herren Hafensteiner ogley Wall­­fisgasse 10,Wien,Budapest.A.Oppelik,1.,Stubenpaftei2 Wien.Heinrich Schalek,1.Singerstrasse 8,Wien. 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Siebenundzwanzig Millionen fünfmal hunderttau­­send Gulden, weist der vom Finanzausschuß rektifizirte Staatsvoranschlag für das Jahr 1880 an Defizit nach. Eine horrende Summe! &o horrend, daß die Negierung nicht den Muth hatte, sie offen einzugestehen, und zu ihrer fiktiven Herabminderung in das Ein­­nahme- Präliminare das Erträgniß weiter, und wie der Deferent des Finanz-Ausschusses behauptet, annehmbarer Projekte einstellen ließ, die aber noch gar nicht der Bes­tattung, mithin auch nicht der Sanktionirung der Legislative unterzogen wurden. Zu sold’ einem trauri­­gen und mehr als naiven Auskunftsm­ittel k­uste ge­griffen werden, um den voraussichtlich entmuthigenden Einbruch des Staatsvoranschlages abzuschwächen; na­­türlich mußte der FinanzeAusflug diese Fiktion richtig­­stellen, und so ents­tand eine Differenz von 9,391 423 Gulden zwischen dem von der Negierung im Voran­­schlage ausgewiesenen, und vom FinanzeAustichusle zer­tifizirten Defizit. Zur theilweisen Deckung des eingangs benannten riesigen Abganges schlägt der Finanz Ausihug die Ge­­nehmigung einer „mäßigen“ Erhöhung der Transport­­steuer, und die Emittirung von, Amortisationszwecken dienenden Papieren vor, von welcher Operation ein Erträgniß von 8.408.704 Gulden erhofft wird. Ferner sind noch 15 Millionen Gulden Goldrente, und die Eisenbahninvestitions-Obligationen zur Tilgung des diesjährigen Defizits disponibel. Troß all’ dem bleibt noch immer ein Abgang von zehn Millionen anbe­­det, und wenn auch die oberwähnten Proteste, die aus dem Einnahme-Präliminare der Regierung elimi­­nirt wurden, dur die Legislative theilweise sanktionirt werden sollten, so wird das damit gewonnene Erträg­­niß doch nicht Hinweichen, um diese zehn Millionen voll­­ständig zu deden. Wir sehen mithin die ganze volle Nichtigkeit un­­serer eingangs erwähnten Behauptung, daß nämlich die Regierung am Ende ihrer­ Weisheit angelangt sei, die­ses Resulat ist aber jedenfalls tief betrübend, denn es geht im trostlosester Nachheit die traurige Wahrheit daraus hervor, daß der Stand des ungarischen Staats»­haushaltes und finanzieller Banferott so ziemlich fyno­­nyme Begriffe seien, oder es wenigstens bald zu wer­­den drohen. Das „N. B. ““ erklärt, indem es ebenfalls die jedem Patrioten tief­schmerzliche finanzielle Lage Ungarns — wie sie aus den legten Budget-Verhand­­lungen im Reichstage hervorging — beklagt, daß die Grundelemente zur Dekonstruktion des Staatshaus­­haltes nur einzig und allein auf dem Gebiete der Wirtsbfhhaftspolitik zu ruhen und zu finden seien. Das ist jener feste, bisher fast gänzlich vernach­­lässigte Unterbau, auf welchem der moderne Kulturstaat mit seinen ungeheuren, materiellen Ansprüchen und sei­­ner nach allen Richtungen ausgreifenden Aktion stehen muß. Ohne eine zielbewußte und ihre Ziele mit rück­­sichtsloser Energie anstrebende Wirthschaftspolitik ver­­finden wie mit allen unseren freiheitligen und kultu­­rellen Bestrebungen,mit allen unseren sogenannten fortschrittlichen Staatseinrichtungen in’S Bodenlose und unsere hohen,nationalen Aspirationen und politischen Ideale bleiben für immer fromme Wünsche oderarten in lächerliche Karrikaturen aus.Wohl bildet eine gute Administration jenes starke Balkengerüste,welcheö die einzelnen Theile des Staatsbaues zusammenhält,der ganzen Aktion des politischen Gemeinwesens Einheit und Harmonie verleiht,aber auch diese ist auf jenen Unterbau,als auf ihre unentbehrliche Grundlage ange­­wiesen.Finanzpolitik,Wirtschaftspolitik, Verwaltungspolitik—das ist jene Trias, aus welcher jedes lebensfähige Regierungsprogramm unter unseren konkreten Verhältnissen bestehen muß,in dieser Trias ist es aber die Wirthschaftspolitik,auf welche das Meiste ankommt. Ein Artom ist es, eine unumfrögliche Wahrheit, daß so wie bisher nicht fortgewirtsch­aftet werden darf. It die gegenwärtige Regierung wirklich ganz und gar am Ende ihrer Weisheit, so muß eben eine andere findigere an ihre Stelle treten, sonst verschlingt das Defizit nicht nur die Regierung, sondern zulett auch das ganze Land. E.M. Kommunal-Zeitung. *) Aus der General-Versammlung des Löbt.­hier­­städt Munizipal-Ausschusses vom 18. Februar 1880. Die Verhandlung über die ersten beiden Punkte des diesmaligen Programmes — auf die wir sofort zu sprechen kommen werden — nahm fast die ganze, den allwegentlichen Stadt-Repräsentanten-Generalversamm­­*) Wegen Raummangel verspätet. in nenne deuillelon. Nach Negen folgt Sonnenschein. Novelle aus dem Ungarischen von 0. %­­(Bortjegung.)­ch werde Sorge tragen, daß du aus der Finsters niß heraustaumelst. Hast du zwei Körbe erhalten, wirst du es auch ein drittesmal versuchen und... — Nein — dies werde ich nie thun. Ich habe bie jet genug gelitten und weiß wohl, daß ich nos leiden werde ; doch willkürlich werde ich meine Wunde nicht vergrößern. Nicht ? — wir werden es sehen. Ich werde dir be­weisen, daß mein Blut noch nicht zu Wasser geworden, und daß ich dir, bdereinst unter meinem Herzen ge­­tragene Hyäne, noch befehlen kan — und sie wird ges­torben — führie die erzürnte Mutter und stürzte bei der Thüre hinaus. Louis konnte sie nicht zurüchalten, denn die Worte, die er von seiner Mutter vernahm, liegen das Blut in seinen Adern gefrieren, und betäubt fiel er bei der Thüre zusammen. =. Rosa überstand die Krisis ; unter Helenens sorg­­fältiger Pflege hörte das Fieber auf, ihren engelhaften Körper zu peinigen , und ihre Gesundheit nahm zus­tehends zu ; die geschwächten Nerven gelangten nach und nach zu ihrer Glastizität, ein schwaches Noth umzog ihr feines Antlig und ihre Lippen öffneten sich aber­­mals zum Lächeln. Sie ergab sich ihrem Geschide, klagte nicht mehr, nur tiefe Seufzer entrannen unwillführlie ihren mattrobhen Lippen. Obgleich ihr Louis entrissen ward, war sie dennoch von seiner ewig dauernden Liebe überzeugt, und dieser Gedanke wirkte fon als himmlischer­ Balsam auf ihrem wunden Herzen. Ir Zimmerchen durfte sie noch nicht verlassen, obzwar sie es schon sehr wünschte ; gerne Hätte sie schon die Luft ihres Sartend eingeathmet, und mit dem liebevoll Lispelnden Abendlüftchen von den süßen Reminiszenzen ihres ver­­flossenen Glückes geplaudert. In Gedanken vertieft saß sie auf dem Sofa. Helene und ihr Vater waren nicht zu Hause, und so konnte sie, ganz allein ihren Gedanken freien Lauf bieten, welche ihr ganzes Sein beschäftigten. Ihr Haar, welches mit einem glänzenden roten Bande zus­ammengebunden war, lag frei auf ihren Schultern und verlieh ihrem sanft - ernsten Untrige einen engelhaften Zauber. Anstatt des modernen engen, ungarischen Gilet6, bedeckte ein weiter, weißer Nod ihren Körper, ihr Kleid fiel üppig am Boden zusammen, und verdeckte vor den profanen Augen ihre kleinen Füße; damit sie ihre Gedanken vertreibe, nahm sie ein Buch zur Hand, und fing an darin zu lesen. Kaum hatte sie aber 5 Minuten lang gelesen, als sie fon von einen von der Straße hertönenden, fort­­während zunehmenden Lärm unterbrochen wurde ; sie trat zum Fenster, um sich zu überzeugen, was geschehen ist ; sie erbliche Frau %. . . die si mit großen Lärm ihrem Hause näherte. M­ofa zog sich erschrecht vor deren drohenden Gestalt zurück­krau­f. . . stürzte bei dem offenen Thore, herein , brach sich Bahn zur Stube in welcher sich Rofa allein befand. Mofa stieß einen Schrei aus, als sie die halbwahnsinnige Frau erbliche, wollte entlaufen, da sie blieb mit ihrem langen Sleide Hän­­gen, und fiel aufs Bett. Frau ,. . . ihr nacheilend, verlor das Gleichgewicht, stürzte zu Boden, und gerieth in eine sehr unangenehme Lage. — — — Zum Glück waren nur zwei anmwefend, Mofa aber verspürte nicht die geringste Luft, sich um­ zu­schauen. Diese Katastrophe ergrimmte Frau S. .­­ no mehr, wüthend sprang sie auf, und bevor sich no Nora flüchten konnte, ergriff sie ihr Kleid. Rosa schrie um Hilfe, aber vergebens, denn Fran­z. . . erfaßte ihr Haar, und drühte sie zurück auf’s Bett. Hier Bestie ! erwürge ich di, wenn du au­f Seelen hast. Heiliger Gott! stehe mir bei was habe ich be­­gangen, Hilfe — sie erwürgt mich ! Kreisehe nur, ich habe deinen Hals in meinen Händen. Nora drängte verzweifelt den rechten Arm der Frau­­. . . zurück, der an ihrer Brust schwer lastete. Rosa ergriff ihren Arm, biß ihn so heftig, daß sie ihn, einen heftigen Schmerz verspürend, zurückzog. NRofa bes nürte diese Zwischenzeit und­ sprang auf. Frau. . . ließ aber ihr Opfer nicht [o8, faßte es von neuen an, und fest fielen alle Beide zu Boden. An diesem Momente erschien bei der Thüre eine männliche Gestalt. E83 war Louis. Von seiner kurzen Betäubung erwacht, verfolgte er seine Mutter, und kam noch rechtzeitig, um Nora Hilfe zu leisten. Rosa erbliche ihn sofort, und stieß einen Rubelschrei aus. Sie war fon beinahe entfrästet und konnte unter dem Drude ihrer Feindin kaum mehr athmen. Louis sprang Hin und entriß die Geliebte seiner Mutter. Rosa war gerettet. Frau­­. . . schlug mit den Händen und Füßen aus, vöhelte vor Zorn, und Louis mußte all’ seine Kraft anstrengen, um sie überwinden zu können. Ber­gebens bat und flehte sie, er war gezwungen ihre Hand mit einem QTusche zu binden, und sie mit Gewalt aufs Bett zu heben. (Schluß folgt.) E­x­k­re­te

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