Oedenburger Zeitung, 1880. Mai (Jahrgang 13, nr. 53-65)

1880-05-23 / nr. 62

EB , «.s«k,«« Das Blatt erscheint jedenUtttwoch Fieltag und zoun law Ytäm­merationssxtekfek Fü­r Loanankjährigg fLalbjähri 4 fl 50fr.­­«­­Vierteljährig 2 fl. 25 ki monatlich 1% ! Flr Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionss­gebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden. Motto: "x1lllIal-rM W. ngck (Bormakg,,E.­i-Cemjurger Nachrichtun«») Organ für Yokiiil­,Handel,Industrie und landwirt­tschaft dann für soziale Interessen überh­aupt „Dem Fortschritt zur Ehr? — Betrüchten zur Mehr! — Der Wahrheit eine Gasse.“ Redaktion: Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 12A.­Neugasse Nr. 18, im A, Stock. Einzelne Nummern Kosten MED Kreuzer. A vermitteln: die Herren an & Bogler, Wall­­f Basie 10, Wien, Budapest. A. Oppelis, I., Stubenpartei 2 ien. Heinrich Scales, I. Singerstrasse 8, Wien. 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Magyarisirung derselben und begründet das Verlangen vornehmlich­­ damit, das Ungarn zur Zivilliste nicht im Verhältnis von­ 30 zu 70, sondern zu gleichen Theilen mit Oesterreich beiträgt. Von anderer Seite nehmen die Loffuthischen Tendenzen und die antidynastische Strömung immer mehr zu. Vor drei Tagen hat die Preßjury das erste verurtheilende Verbift gegen die von den Blättern der Äußersten Linien entwicklte agi­­tatorische Thätigkeit ausgesprogen.. Im Verhovay’schen Blatte „Függetlenseg“ hatte ein vom Mitarbeiter ncredy verfagter und unterscriebener Artikel­siver die Italia­­ irredenta,­ direft, zur Auflehnung gegen das staatsrechtliche Verhältnis Ungarns zu, Oesterreich auf­gefordert. Dort hieß es: „Von Neuem wird Blut fließen, auf­­ der­ eitten Seite das von W Patrioten, die für eine große nationale Idee käm­pfen,­ für welche zu sterben ein. Kleines Opfer ist; auf der andern Seite das Blut von Söldnern des Kaisers, das Blut guter Magyarenruinigen, die auf Befehl vorwärts gehen und fallen... . Wir werden gegen die italienische Ein­­heit kämpfen, während doch neben dem großdeutschen Belleitäten nichts­ ein so gewaltiges Mittel zur Schaf­­fung des unabhängigen ungarischen Staates sein dürfte, wie eben der nationale Kampf Italiens gegen Oefter­­reich. Wenn die Bestrebungen der Irredenta Erfolg haben, so leidet dadurch nur Defterreich, jenes Deiter­­reich, welches nicht nur magyarenfeindlich, sondern au­faiserlich ist. Wir würden vielmehr im eigenen Autereffe handeln, wenn wir uns mit den Italienern verbänden, anstatt zwischen die, nach Bereinigung strebenden Mit­­glieder einer Nation, protestirend unsere Bajonnete zu stellen. Es gab eine Zeit, wo wir Magyaren mit Theilnahme auf den Kampf der Italiener blidten.. ., wo die Nation unbefangen das fluchwürdige Verhält­­niß zu beurtheilen verstand, welches sie an Oesterreich und an ihren gemeinsamen Monarchen knüpft. Yst es denn so lange, daß wir es vergessen Haben 2% Mit nur 7 gegen 5 Stimmen wurde der Anges­agte der Aufreizung zur thatsächlichen Auflösung des in der pragmatischen Sanktion festgestellten und in der Gemeinsamkeit der Dynastie zum Ausbruch kommenden Reichsverbandes schuldig befunden und zu 4 monatli­­cher Haft und einer Geldstrafe von 600 fl. verurtheilt. Das Organ der vereinigten Opposition, „Magyar­­orgäg” verwies während des Aufenthaltes des Königs­­paares, wie ih­m öfter, auf die indirekte Förderung der separatistischen Tendenzen der äu­ßersten Linken von Seiten der Tifga’schen Politik indem es schrieb: „Ums sonst versuchen die magyarischen Nihilisten den Thron zu untergraben, deren wir heute nicht gedenken würden, wenn nicht ein Regierungsorgan, dessen Redakteur Maurus Yelay, der Lieblingsschriftsteller der Königin ist, mit der lächelnden Pikanterie heimlichen Spot­­tes bemerken würde, daß die oppositionellen Blätter in ihren Loyalitätsäußerungen die regierungsfreundlichen Nournale noch übertreffen, dag man fi über die einzelne Ausnahme, welche in den allgemeinen­ Be­­grüßungsruf einen disharmonischen Ton schreit, nicht aufhalten solle, daß es nicht nöthig sei, dies übel zu nehmen oder zurück zu trumpfen. It ja doch auch zur Zeit der römischen Zäsaren, neben dem Triumphas­torwagen ein Widersprecher gegangen, der zwischen die Lobpreisungen Worte der Geringfrägung rief. An den brutalen und empörenden Unfeindlichkeiten, mit denen ein mihilistisches Organ das N­ierfein der küniglichen Familie registrirt, sich zu stoßen und diefelben zurüc­­kumweifen, ist die Pflicht eines jeden, der die Politik ernst nimmt, und die Autereffen des Thrones nicht doch die Brillen des Parteiinteresse ansieht. Man hielt den Grafen Stefan Szechenyi für verrückt, als er mit tragischem Eifer „die, Manier‘ angriff, in wel­­cher Kossuth schrieb und welche einem großen Theile der­ Nation so unschuldig unterhaltend schien, weil sie sich, so angenehm las. Es waren ja nur „Worte”, wie die Debatten des französischen­­ Konventes. Exit als Szechenyi wirklich wahnsinnig geworden war, begann man ihn allgemein für Klug und weise zu halten.“ Nun wird allerdings das Monument „des größten Ungars“ vor der ungar. Akademie der Wissenschaften am 23. d. M. mit großen­ Feierlichkeiten enthüllt werden. Sogar „Peiter Lloyd“ verübelt er dem Herrscher, daß er der Feier mit anwohnt, sondern sich durch Erzherzog Jofef vertreten läßt. Und es ist dies natürlich, da heute der Forsuthische Geist in Ungarn viel mächtiger: feine Flügel regt, als der Szechenyi’s. Als Erbe die­ser Tetteren im vieler Beziehung ist Baron Paul Sennyey zu betrachten, der trotz seiner Stellung außer­­halb der Parteien den Chef des M­inisteriums Tiga Ion fürchterlich zu werden beginnt,­ da er sich duch seine Weßerungen bei Uebernahme des Presburger Mandates aller Herzen im­ Lande, mit Ausnahme der äußersten­­ Linken, gewonnen. Politiker, welche das Gras waschen hören, schließen bereits­ aus der ganz auffallen­­den Kühle, mit welcher­ Tifa vom Monarchen während dessen. Hierseins behandelt worden ist, daß auch An­­draffy’s Einfluß die Recedenz Senuyey’s bei der Krone nicht werde hindern können. P.E Jeuilleton, Ueber das „Befamerone von: Burgtheater.“ Bon €. B.d. (Fontregung.) Doch der k­ühne Heldenjüngling, b­elchen die Mäd­­chenphantasie erfor, verlieh Weimar ohne die stillen Hoffnungen, die auf ihn gefegt wurden, zu erfüllen. — Unmerklich vollzieht fi bei einer Jungfrau der Ueber­­gang aus der Kindheit, im fünfzehnten Lebensjahre offenbart fi der­ feutschen Anwerk­efeit der charakteristi­­sche Wandlin­gsprozeß, das Gefühl der Sehnsucht wird stärker und Die’ geheimsten Wünsche drängen nach Bes friedigung; von der höchsten irdischen Macht erwartete das holde Wesen die Erfüllung­ ihres Herzenszieles, sie dachte vom Könige die Befreinung des geliebten Vaters zu erflehen, wenn es si gelegentlich einer Bewegung in naiver Bittstellerform, real­tiven Liege, zur öffentlichen Audienz fehlte ihr der Muth. Doch Themis bat nicht wie Amor dem’ Zufall im Gefolge, weder in Dresden noch in Pillnig, konnte die junge Dame ihr Trieendes Gesuch zu den Füßen der Majestät inmatrifulirem — Ad! die Novize Thalias Hatte nur das Glück die günstige Gelegenheit zu erfafsen, um zwisgen zweiter und dritter Koulisse ein beglühendes Gnadenzugeständ­­niß zu erhalten. Der Großherzog von Weimar besuchte das Atelier der­ geistigen Gebilde und bestrebte sich gleich Pygmalion den Göttinen Leben einzubauen ; dieser Praris jegien der erlauchte fähfiiche Kunst-Oberherr nicht zu folgen und­ auch darin erblaßte die Hoffnung auf Erlösung des gefangenen Vaters. — Nach weiteren vergebeiien Bemühungen auf Ne­­ben­wegen die Pforte des Ohres und des Herzens der Allmacht zu erschließen, wurde der gerade, richtige Weg bestritten, ein Gnadengefuch konzipirt und in aller unterthänigster Devotion dem gewaltigen Minister Beust zur Befürwortung unterbreitet. Dieser schien damals im Sinne des Baron Hoff­­mannd amüirt zu haben, denn er bewies sich der jungen Künstlerin Höchst gnädig und theilnahmsvoll, so daß Fräulein Nödel endlic. nach­ langem Singen mit dem bartherzigen Schiefale das volle Glück erreichte und den Bater frei bekam. Welche Freude nach 14jähriger Trennung das theuere Familienoberhaupt wiederzusehen ! Wer könnte hieß, schildern ? Die Mama erkannte in dem greifenhaften, von Kummer und Noth gebeugten Manne noch den blühenden Gatten von ehemals. Auf den ent­­zädten Aufschrei: „Kinder der Papa fommte, stürmten etliche die Treppe hinunter, einige frügten die halbohn­­mächtige Mama. Louisabeth Nödel war die erste, welche den heißersehnten Ankömmling in ihren kindlichen Ar­­men empfing, und der erste Ruf von Baterslippen, den die zuversichtlice, erwachsene Tochter im Mai ihres Lebens erhielt, er ist der Eostbarste Juwel in der Erin­­nerung des besten Kindes. — Dem geistigen Blicke des französischen Theaterdich­­ters schwebt stets das Motto vor; &8 gibt seine Phantasie, die die Wirflichkeit nicht er­­schaffen — Mit anderen Worten : Ueber alles, worüber die Menschen nachdenken, kann man Theaterstücke schreiben, weil sie derartige, wenn all wahnwigige Gebilde, in Wahrheit wirklich, zugetragen haben müssen. Das­ deutsche Theaterpublikum läßt sich aber die­­ser dramatische Offroy nicht immer gefallen und lehnt derartige angezweifelte Produkte, welche dem Rythmus des Ungereimten entsproßen, entschieden ab. — Das Schicsal aber, als Entrepreneur der großen Weltkomödie, kümmert sich weder um den Beifall, no um das Meißfallen, welche seine dramatischen Schöpfungen hervorrufen. Was­ aus den Zuschauern oft wäthselhaft und­ läcerlicher. Unsinn scheint, im großen Ganzen, so wie oft im Schluß oft, präsentirt sich,doch das natürliche, wirfliche Gebilde. — So wie die Stüde im Repertoire von der uns­­ichtbar waltenden, dirigirenden Beziehung in Szene gesett werden, eben­so wird das darstellende Personal für die Aufgabe vorbereitet und ausgebildet. — Wir Menschen meinen nur immer das zu thun, was wir selbst wollen, glücklich derjenige der si, noch nicht vom Gegentheile überzeugt hat. — Trig Kraftel, der jugendliche Held und Liebhaber, unserer ersten Residenzbühne machte die Erfahrung, daß er zu fohteben glaubte und selost geschoben wurde, gleich beim Beginne seiner künstlerischen, theatralischen Lauf­­bahn, welche er gemacht hat. Dazu bestimmt katholischer Theologe zu werden, mußte er die hebräische Sprache sich aneignen, und die todte Sprache hatte ihn später den praktischen Dienst ge­leistet, den lebendigen Magen des Thalia-Priesters zu ernähren. — Ein­­jüdischer Gelehrter hatte an dem jungen Kraftel Gefallen gefunden, weil er so gut Hebräisch ge­­kannt, und dieser Wissenschaft dankte er manche freudige Nachtmahl-Erinnerung. — (Fortlegung folgt) Kerr ET Suikieuor Fee er Pe E een RR BEA EN EEE, 3 6 at

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