Oedenburger Zeitung, 1880. Juni (Jahrgang 13, nr. 66-78)

1880-06-30 / nr. 78

Eu NE spiptyi- TEE BE­ER a­­­­­­­­it Bittwoch. 30. Juni 1880. in (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. —­­ Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Bedrücken zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe,, Redaktion, Administration, Derlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 14, Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. Einzelne Nummern Kosten EB Kreuzer. Ssgeräte vermitteln: die Herren Hafenstein , Bogler, Wall­­st­rasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelit, I., Stubenpartei 2­ien. Heinrich Schaler, I. Singerstrasse 8, Wien. Infersions- Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 Fr. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile er­­em­sive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. 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(Bulgarische Gräuel. — Was die Großmäc­hte fordern müssen. — y Der englische Apostel der Immoralität.) Während die Botschafter der Signatarmächte in Berlin berieb­en, wie ohne Blutvergießen alle abschwe­­benden Streitfragen zwischen Osmanen, Bulgaren, Griechen und Montenegriner zu lösen seien, brachte der Telegrafendraht höchst allarmirende Gerüchte über die Lage der Mohamedaner in Ost-Rumelien. Vier­undzwanzig Dörfer sind von den ostrumeli­­schen Milizen unter Führung eines Unmenschen, des ehemaligen russischen Kapitäns Naderom, mehr oder minder verwüstet worden. Fast allen Offi­­zieren, die unter seinem Kommando standen, ansceinend lauter Raffen, sind Mord, Mithandlung und Diebstahl nachgewiesen worden. Im Dorfe Kodiha Kichla wurden nach Angabe der Ortsbehörde 42 Frauen, da­­­­runter 34 verheirat­ete, entehrt und ein 17jähriger Zürfe vom Lieutenant Dobrew erschlagen. In Tede Ati wurden zwei 16jährige Greife, in Sh­alar zwei Greife von 80 und 75 Jahren, in Aledin ein Ehepaar, Mann und Frau, 90 Jahre alt, in Alender eine Frau von 70 Jahren ermordet. In Albunar wurde glei­­falls eine Y0jährige Frau durch Bajonnetstiche getödtet, eine 7djährige aufgehenkt. Lettere That will die Roms­mission allerdings von den Milizen auf die Bardi- Berufs-Banden abwälzen. Der eben geschilderte Rummel der Bulgaren ist — wie aus übereinstimmenden Meldungen hervorgeht — offenbar schon seit langer Zeit vorbereitet und der vom Sultan ernannte Statthalter, Aleko Pasha, be­­günstigte die hochverrätherischen Bestrebungen gegen seinen Herren auf jede nur ordentliche Weise. Er ließ in aller Ruhe die Vorbereitungen zur bevorstehenden Revolution treffen, wehrte sich nit an die Weisungen der Pforte und betrachtete sich als den Präfesten des Grafen in Ostrumelien. Wo ist die vielgepriesene Balkanlinie, welche der Berliner Kongreß angeblich der Türkei auf Befürwor­­tung des Grafen Andrafiy gelassen hat? Kaum sind zwei Jahre seit dem Berliner Kongresse vertroffen und schon hat es sich herausgestellt und ist es ersichtlich für Ledermann, daß die Balkanlinie eine reine Fiktion ohne jeden reellen Werth für das ottomanische Reich und daß die Schöpfung von Ostrumelien die unglück­­lichte Idee des erwähnten Kongresses ist. Wie werden sich die Signatarmäc­hte zu den un­­geheuerlichen Prätentionen der Bulgaren fielen ? Diese Frage ist für die europäische Diplomatie und zumal für die vitalsten nteressen Oesterreich-Ungarns von weit größerer Wichtigkeit, als der griechische oder mon­tenegrinische Grenzstreit. Die österreichisch - ungarische Monarchie Fan es unmöglich ruhig geschehen Lassen, daß die Bulgaren unter Verlegung der internationalen Verträge die öffentliche Ruhe hart an ihren Grenzen stören und­­ gewaltsam den Anflug an Ostrumelien erzwingen wollen, der den Sntereffen Ungarns gerade­­zu zuwiiderläuft. Nach den Stipulationen des Berliner Vertrages haben die Bulgaren nichts mehr zu fordern, m­it ihren Ansprüchen vollkommen Genüge geschehen und alle Bedingungen zu ihren Gunsten sind vollstän­­dig erfüllt. Nicht ebenso verhält es sich mit den­­ Ver­­pflichtungen, welche Bulgarien in Berlin auf sich ge­nommen und von deren Erfüllungen ihre Autonomie abhängig gemacht wurde. Demnach sollte das wahn­­wigige Gebahren der bulgarischen Exaltados die Sig­­natarmächte veranlassen, in Sophia die geeigneten und energischen Schritte zu thun behufs Durchführung des Berliner Vertrages. Die gerechten Forderungen der Großmächte wür­­den vielleicht dazu beitragen, die Bulgaren zur Be­­sinnung zurückzurufen und ihnen nahezulegen, daßs die Mächte nicht ungestraft die internationalen Verträge mit Füßen treten lassen werden von einem Volke, das Europa seine Existenz verdankt. Wir hoffen, Daß das Wiener auswärtige Amt die Initiative zu den angedeuteten Schritten ergreifen wird und sind auch überzeugt, daß die Majorität der übrigen Mächte sich diesen Demardes anschließen werde. Originel ist auch im seiner Art jener Konflikt, den im englischen Parlamente ein eben hinein ge­­wählter Querkopf, Namens Bradlaugh (der Name wird „Bredlof“ ausgesproc­hen) heraufbeschworen hat. Bradlaugh, welcher sich selber den Beinamen der „Cotteöleugner” zugelegt hat, ist jet im ganzen britischen Reich der Held des Tages ; die Einen fürchten sich vor ihm, denen ist er die „bete noire“, den anderen wieder scheint er der ruhmverklärte Schöpfer einer neuen Aera weitgehendster Freiheit und Gleichheit. Urprüglich ein Advokaten-Schreiber, gilt er jett als einer der ersten Kenner des so fräwierigen englischen Rechts. Er verfügt über ein staunenswerthes Wissen, namentlich rühmt man den Reichthum seiner volfswirth­­­­schaftlichen Kenntnisse. Dabei ist er ein ausgezeichneter Redner. Arbeiter-Versammlungen hat er wiederholt durch Br ‚senilleton.­ ­ Im Scloße Nottenstein. Novelle von Leopoldine John. (Fortlegung.) Nach wenigen Minuten öffnete der alte Graf wieder die Augen. „Du Vater, tönte es ihm entgegen, vergib mir ! Ohne Deine Liebe kann ich nicht weiter leben. V­ergib Deinem Sohne, dessen ferneres Glück an Deinen Lippen hängt. Stoß mich nicht von Dir zu­­zurück entferne mich nicht von Deinem Herzen, verzeih mir, mein Vater! — — Ich kann Dir nicht zürnen, mein Sohn, sagte dieser mit matter Stimme, ich kann nicht. Du bist genug bestraft ; Du, der einst so stolz, Süngling, fehrst nun mit zerrissenen Herzen zurüc in’s Vaterhaus, daß Du so hoffnungsvoll verlassen ! DO, Alice ist ein schlechtes Weib. — — Kalt und herzlos ist sie, Vater, ich war es meinem Namen schuldig, sie frei zu lassen. Es ist mir lieber, sie steigt, als sie fiele von Stufe zu Stufe! Bil­­leicht wird, die Fürstenfrone sie beruhigen über das, was sie uns Allen angetan... . Unten summten die Bienen, flatterten die Schmet­­terlinge von Blume zu Blume und hoch oben im blauen Aether, jubelten die Lerchen heil und froh, als wüssten sie, daß sich da unten zwei getrennte Herzen wieder­­vereinigten. Wir wollen jegt Doris folgen, die soeben ihr S­chlafzim­mer verlässt und dur den Korridor sich der großen Freitreppe nähert. Dort traf sie Wilhelm mit Freu Körner, der alten Haushälterin, im eifrigsten Ge­­spräche. — „Hm, hm, wie gesagt, es wird noch Alles gut werden, endigte Wilhelm in seiner gewohnten Weise das Gespräch. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lip­­pen Doris’. Sagte ihr da der Schluffag, wovon die Nede war. — Als Wilhelm und Frau Körner die Komtesse erblidten, wollten sie sich rasch entfernen. — — Nur nit so eilig, Frau Körner, sorgen sie gefälligst für unsern Saft. Ein kleiner Yimbiß dürfte angezeigt sein. Leicht grüßend schritt sie an der ver­­legenen Haushälterin vorbei in den Park hinab, sie wollte allein sein, um jeden Preis allein, war ihr Herz da zum Beispringen schwer. Die Sonne warf ihre Strahlen auf den goldschimmernden Scheitel de­s schönen Mädc­­hens,­­ das so selbstvergessen ihr Lieblingspläßchen aufsuchte. Heute — mehr denn je — zog sie die Stelle an, wo­ sie einst mit Ostar stand, wo er von ihrer und feiner Zukunft sprach, wie Alles noch so herrlich sie gestalten wird, wenn sie seine liebe Kleine Frau gewor­­den. ..... Hier träumten sie beide — und der alte Graf war hochbeglückt. Er sah ihre Liebe Feimen und sich entfalten. — — Er schien neu aufzuleben bei dem Gedanken an die Zukunft, er liebte ja seinen nunmehr einzigen Sohn zärtlich und seine größte Freude wäre es gewesen, das einzige Kind seiner unvergeßlichen Schwester, sein vielgeliebtes Dorden, an Oskar zu ver­­heirathen. — Dieser war zu jener Zeit Offizier, als er die dämonisch Schöne Baronin Wilmare kennen lernte — und — vorbei war er mit der Nähe und dem Frieden auf Schloß Rottenstein. — Trübe Tage folgten einander. Aus dem heiteren, ja muthwilligen Dorden wurde ein ernstes Mädchen. Noch schien e8 ihr unmög­­lich, daß Doslars Herz einer umdern gehörte; e8 war das Trennungswort wo nicht gesprochen. — Da über­­blaste ihr der Oheim hier an dieser Stelle ein Schrei­­ben m­it den tonlosen Worten: „Mein Kind, mein Dor­­chen, faffe Dich, wir haben ihn beide für immer ver­­loren !" — D­­iese Stunden, die dann folgten, wer sie ihr vergessen lehren könnte !? — Die Erinnerung ergriff sie mächtig, trauernd entfaltete sie ein Blatt und senkte den thränenschweren Brief darauf: — „Gut, dag ich Dich besige, mein Talisman ; an deinem Anblick wird mein Herz sich stählen, — felbst auf ein Wieder­­sehen, bebte er hauchend den bleichen Lippen. Und wien 118 sie, was sie unzählige Male schon gelesen : Beste Rousine! In der Vorausfegung, daß Du 08 weniger trau giih nimmst, als Papa, theile ich Dir mit, daß ich noch rechtzeitig meinen Irrthum erfannte. Das Gefühl, 868 Dir gegenüber mich beherrschte, und welches ich für Liebe hielt, — er ist verfunden, — gleich einem Sterne, der dem Sonnenlichte weihen muß. Sei mir nicht böse lied Dorhen ; ich weiß ja, Dein heiteres Wesen, wenn auch Anfangs getrübt, wird wiederfehren. Danidar erinnere ich mich allezeit der glück­chfrohen Stun­den, die ih­res Div erlebt. Bapa wird Dir näheres mit­­theilen. Wenn Du diese Zeilen erhältst, bin ich bereits meilenweit von Euch entfernt. Lebe wohl, gedente zuweilen Deines Jugendfreundes Ostar. Sie legte das Blatt vor sich auf den Tisch und stüßte den Kopf auf die Hand. Sie durfte ihn nicht annen lassen, welchen Seelenkampf er sie fottete, ih­n ruhig entgegenzutreten. Jedes Wort, das diese Zeilen enthielten, war ein Dolchstoß für ihr Herz, eine gren­­zenlose Demüthigung für ihren Stolz. Doch Muth Doris, nur Muth, Du mußt es vollbringen: Mühe muß ich mir geben, ihn in dem Wahne zu bestärken, . & « lt; .­.. ee RL ER N $ NE 3 .«­«.­­»He­ w­­d­­·· Hr I Iren EFRNER AER­­ a N EEE En = RER EN BEREEH “y ; VAGER

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