Oedenburger Zeitung, 1881. Januar (Jahrgang 14, nr. 1-13)

1881-01-14 / nr. 6

wir hier meinen,nicht gerade eine gesetzliche Ab­­gabe sein,die von der Behörde eingetrieben wird, sondern eine freiwillige Beisteuer jener,welche in musikdurchrauschten,lichtstrahlenden Salons lustig sind und sich freuen,für die,denen die dunkle Pforte des Kunm­ers und unfruchtbar­en Mühsals nichts eröffnet hat,als ein Leben voll harten Duldens,schmerzlichsten En­tbehren­s. Ihr aber,die ihr Konsortien zum Besten des öffentlichen Vergnügens gründet und Feste veranstaltet, die ihr daran geht,de­n Karnevale den kostbaren Zoll zu entrichten,der Toiletten und sonstige anxus von Euch heischt,bedenkt:die sogenannte glänzende»Saison« ist der erbittertste Feind des brodlosen Arbeiters;der Höhegang der Lustbarkeit,des Freudentaumels für Euch,ist der Abgrund für den Armen von dem­ er verschlungen wird, wenn ihm der Wohlhabende nicht die rettende Hand reicht. Hungrig, erwerbslos und erwerbsunfähig zu sein, ist allezeit eine mißliche Sache ; die Jahreszeit aber, in welcher der gestrenge Winter mit eisiger Hand das Szepter schwingt, bildet für den Armnen den Gipfelpunkt al­­ler Reichen, die ihn das ganze Leben hindurch verfolgen. Selbst der Wermste kann sich im Sommer so viel ver­­dienen, um vor dem Hunger gefrügt zu sein, und Obdah bietet im Nothfalle die bescheidene Stube, deren Thüre aus den Angeln gebrochen ist, und durch deren zertrümmerte Fensterscheiben Luftig der Fü­hlende Abend­­wind streicht, Wie ist dies im Winter anders! Selbst der bescheidenste Verdienst bleibt aus; die Lebensmittel schnellen in die Höhe, und werden den Armen unner­­schwinglich, der Mangel an wärmenden Kleidungsstücken macht ihnen den Aufenthalt auf der Straße zur Höl­­lenqual, und zu Hause, in der elenden, nie geheizten Wohnung lähmt die Kälte jede ihrer Bewegungen. Die Kinder aber können nicht einmal zur Schule gehen, denn die frosterstarrten Glieder entbehren der slingen­­den Hüllen. Dies Alles haltet Euch vor Augen, hr­­eichen ! und die Geigentöne im Ballsaale werden Euch wie das Gewimmer bittender Stimmen klingen, die Ihr so gas wie möglich zum Schweigen bringen müßt, indem ihr von Eurem Ueberflusse Denen mittheilt, die in der Noth sind, oder wenigstens dafür sorgt, daß Arbeit geschaffen werde, damit doch zum Mindesten Derjenige des Lebens Nothourst der harten Jahreszeit abringen könne, der da arbeiten und sich Etwas verdienen will. E.M die die allgemeine Achtung befigen, sehr wünschens­­werth gewesen wäre, beschriebene Wahlzettel abzugeben. Was die eben laut gewordene Auslegung betrifft, so will ich sie vorderhand bei Seite lasfen, denn es ist ja nicht über das Wesen dieser Institution verhandelt worden ; es handelte sich nur um Die Bewegung erledigter Stellen. Hätte man si prinzipiell ü­ber das Anstitut äußern wollen, dann hätte man ja hiezu jederzeit besonderen Anlaz nehmen können. „Hier handelt es sich darum, daß man eine Korporation, die sich im Interesse der städt. Angelegenheiten zu beschäftigen hat, nicht lahm­­legen kann, so lange ein Gebet besteht. Ich finde, daß nur darum unbeschriebene Stimmzettel abgegeben wur­­den, weil das Zutrauen in Die Personen der NMüc­­tretenden es überflüssig gemacht hat, ihren Namen auf­­zuschreiben. Wer nicht schreibt, stimmt den Anderen zu. E38 sollten also die leeren Stimmzettel die Gewählten nicht abhalten, die Wahl anzunehmen, sie sind­ ja jeden­­falls mit einer Marvorität gewählt." Diese, in der­ That etwas starr [objektive Ansicht des Herrn Obergespan stieg auf lebhaften Wider­­spruchh. Insbesondere erklärte ein Representant mit großem Nachdruce: „Ich glaube, die Gefege lassen jedem die Freis­heit; jeder fan seinen Stimmzettel bescreiben oder nicht betreiben und das Gefeg ist nicht so zu inter­pretiren, daß man Stimmzettel beschreiben muß. Ich glaube also, wenn die Repräsentanten leere Stimme zettel abgegeben haben, so haben sie ein Net geübt, das in allen konstitutionellen Staaten benügt wird. Die Deenge der unbeschriebenen Zettel muß natürlich auffallen. Er läßt sich aber an ihnen sein Terrorismus üben, seine Berufung auf das Geieg dagegen ei­mwens­chen. Auch wenn man bei einer solchen Wahl abdanft, hat man vollständig Net. Wenn ich gewählt worden wäre, würde ich dasselbe gethan haben. Man besigt sein Vertrauen bei jechs oder sieben Stimmen, wäh­­rend 70—80 „Nein“ sagen. Bei der nächsten Abstim­­mung kann man aber wieder thun, was man will; man fan Die Stimmzettel beschreiben oder nicht be­­schreiben ; das sieht man im der ganzen Welt und dieses Net wird man uns vielleicht an nicht nehmen.“ Lokales. Herr Bürgermeister gebenft in zirka 12­ Tagen­ wieder hier einzutreffen. Während seiner Ab­wesenheit führt die er des Bürgermeisteramtes Herr Magistratsrath ind. * Bon der Munizipalität der kön. Frei­­stadt Diedenburg wird folgende Kundmachung verlautbart: Mit Gegenwärtigem wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß bei Aufhebung der bisherigen Praxis den Bezugsberechtigten das adrepartirte Brenn­­holz an ohne vorhergegangener Bezahlung der Kommunalsteuer zu lösen gestattet wird. * Spende. Die Herren Zuderfabrik­befiger Hartig & Rothermann haben, so wie seit Sahren, an deuer wieder 200 fl. zur Vertheilung an hiesige Hausarme ohne Unterschied der Religion ge­spendet. Diese namhafte Summe wird der Stiftung gemäß, in den nächsten Tagen vom bierstädt. Magistrat ihrem wohlthätigen Zwecke zugeführt und verdienen die so menschenfreundlichen, humanen Industriellen hie für ungetheiltes Lob und öffentliche Anerkennung. * Ein reiches hoffnungs­volles Le­­ben dahin! Der litlose Engel, welcher alle Irdi­­­­­iden hinüber führt, von wo es seine Brüche zur Müd­­fehr gibt, entriß dem Dasein plöglich und unver­­muthet einen bobegabten, mit allen Vorzügen des Herzens und das Geistes glänzend ausgestatteten jun­­gen Dann, welcher der Stolz seines ehrwürdigen Baters, das Glück und die Stüge seiner eigenen Fa­­milie und eine B­ierde seines Baterlandes Un­­garn war, wo er unter den erleuchtetsten Männern der Wissensgaft und Kunst eine ausgezeichnete Stellung einnahmn. Wir meinen den von Allen, die ihn kannten und mithin ud Hohlhäkgten, tiefbetrauerten Architekten im Fkönigl­ ung. Ministerium für öffentliche Bauten, Herru Jan­ Kolbenberger. Geboren an 12. Februar 1841 in Eperies kam er in seinem 6. Lebensjahre nach Oedenburg Nach glänzender Absolvirung der hiesigen Vollschulen, des Untergymmnasiums in Oberfliügen, des Obergymnasiums allhier, studierte er 3 Jahre in Wien, am Polytechni­­kum und im Atelier Lörster, 3 Jahre in Berlin an der Königl. Bauakademie, allwo ihm als Anerkennung seines Fleißes und seiner hervorragenden Fähigkeiten von dem Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentlice Arbeiten, den Grafen von Jenßzig, die silberne Preismedaille der Akademie­­ verliehen wurde. Hierauf machte er zu seiner weiteren Ausbildung Reisen in Deutschland, Frankreich, England, Italien und hielt sich dan­nängere Zeit in der Schweiz auf, mit der Nestaur­rung des dem Banquier Riggendach aus Basel gehörigen alten Landvogtschlosfes Rehburg im Kanton Solothurn beauftragt. — Im Jahre 1868 kehrte er in seine Heimat zurück und ließ sich in Pet nieder, wo er zunächst im Bereine mit seinem Schwager Karl Bento mehrere Bauten ausführte Zum M­inisterial­­architekten ernannt, besuchte er im Auftrage der ung. Regierung zu wiederholten Malen Paris, London, Berlin, Dresden 2c., um die dortigen öffentlichen­­ Ge­­bäude zu studieren, und baute u. a. das Staatsgym­­nasium in Bel, das­­­abbiner-Seminar, die Landes­­zeichnenschule und besonders die 3 Kliniken (anatomisch, chirurgische­ und interne). Der legtbezeichnete Bau brachte ihm auch die legte Auszeichnung, als Se, Majestät vor einigen Wochen denselben in allen feinen Räumen besichtigte und mit dem Ausdruck seiner voll­sten Anerkennung wiederholt betonte, derartiges noch nie gesehen zu haben. Nun hat der unerbittliche Tod als seinem weis­tern Streben und seinen weitgehenden Plänen ein jähes Ende gemacht. Auf einer im Auftrage des Hd. Ministeriums unter­­nommenen Reise starb er am 11. d. in der Blüthe seiner Jahre, in der Fülle seiner Kraft nach 12-stündiger Krankheit an einem Gedärnleiden in Buzias bei Temesvár. Seine Leiche wird nach Pest überführt. Ihn beweinen — von andern wohl niemals ganz verharschen­­den Wunden, die sein früher Tod geflagen, nicht zu reden — eine trostlose Witwe und 2 unmündige Kindlein. . V Todes s all Frau Emma Schreiner, die Mutter des im hohen Ansehen und besten Rufe stehenden hiesigen Advokaten TU Carl Schreiten­, wurde ihrer Familie Dienstag,den 11.Jänner:.l.J. « Dieselbe starb in ihrenkx durch den Tod entrissen. 70.Lebensjahre,nach einer 47-jährigen glücklichen Ehe am genannten Tage,um 8 Uhr Abends,in unser­e­n Nachbarstädtchen Rußt.Am Sarge der Dahingeschiedenen trauern der unglückliche Gatte Herr Johann Gottfried Schreiner,vier Kinder und die ü­brigen Verwandten Die Leichenbestattung findet heute Nachmittag um 3 Uhr in Rußt statt. ««" Der Kassier des V Polizeinachricht hiesigen»De akkutivårmegye«,Ludwig Mesten­házy,welcher im verflossenen Monate in Gesellschaft einer Demimonde mit dem Betrage von 325 fl.durch­­gegangen ist,und welchen die hies.Polizeikarrentirte. wurde am 12.d.M.in Groß-Zinkendorf erntrt und durch einen Panduren derhies.Polizeieingeliefert. Nach gepflogenem Verhör wurde derselbe bereits gestern an den könig L Gerichtshof hier behnfs weiterer Ab­­handlung abgeliefert. ·" H«Zinskreuzer.Wir müssen mit Bedauern be­­richten,daß uns auf die in der vorletzten Nummer dieses Blattes an den Magistrat bezüglich der Zinskreuzer ge­­richtete Frage bis jetztteine Auskunft zu Theil geworden« ist.Uebrigens können wir die Hoffnung noch nicht völlig Eine Prinzipienfrage im Preßburger Muni­­zipal-Ausschusse. An der Preßburger Stadtrepräsentang trug fs in der Sigung vom 10. Jänner eine an in weiteren Kreisen bemerkenswerte Demonstration zu, welche ung ganz geeignet scheint, den Gegenstand der ihr zu Grunde lag, einer gründlichen Erörterung zu würdigen, um vielleicht so nah zu einer entscheidenden Lösung der auf­geworfenen Trage zu gelangen. Wir geben den Sachpverhalt einsah, wie er sich eben zutrug und von der „Preßb. Zt­g." mitgetheilt wird, ohne indes auch sämmtlichen Meflerionen des ge­­nannten Blattes über den beregten Vorfall Schritt für Säritt zu folgen. 8 sollte nämlich, wie alljährlich seit dem Aus­­lebentreten des famosen Verwaltungsaug­f­uß-Gefeges, die Neuwahl der Hälfte der ge­­wählten Mitglieder des städt. V­erwaltungs-Ausschusses in Preßburg, — sowie e8 auch hier in Oedenburg bereits geschehen ist — vorgenommen werden. E 8 ist für unsere geehrten Leser ganz gleichgültig wer in Preßburg auszutreten hatte, oder wer im den neuen Wahlausschuß gewählt werden sollte, nur das it für uns interessant, daß nachdem die Wahl (im Sinne des Gefeges) geheim dnd Stimm­zettelabgabe bewirkt und das Skrutiniums-Re­­sultat bekannt gegeben wurde; — si herausstellte, daß von den Dreiundneunzig abgegebenen Stimmzetteln, Dreiundsiebzig leer und nur zwanzig beschrieben waren. Auf denjenigen Reprä­­sentanten auf welchen fi die meisten Stimmen kon­­zentrirten, waren deren 17 entfallen. Zuerst trat über dieses verblüffende Wahlergeb­­niß tiefe Stille ein, dann ziemlich stürmischer Meinungs­­austausch der Raum vernehmen ließ, wie der mit der größten Stimmen-Majorität Ausgezeichnete (!) er= Härte: „Ich danke für das in mich gefegte Vertrauen, aber bei 17 Stimmen bin ich nit im Stande, es ale ein absolutes Vertrauen anzunehmen. Jch muß darum diese Stelle danfend zurüclegen." — Die an­deren gewählten Herren jchlogen sich dieser Erklärung an. Man wendete den Herren, welche die Wahl so­­artig ablehnten ein, daß es sich ja nur um ein Miiß­­trauen gegen die personen Handle, sondern es sei das Wahlergebniß nur der Ausspruch defsen, dbag die Mehrheit der Generalversamm­­lung das Institut der Verwaltungs Ausschüsse selbst nicht will, es als ein nicht entsprechendes bezeichne. Wieder trat eine Verlegenheitspause ein, nach welcher der Obergespan Graf Stefan Ester­­hazy das Wort ergriff. „Wir müssen ja doch — sagte er — die Sache überlegen. Es ist ja die Wahl dieser Funktionäre Fein Spiel. Yh muß aufrichtig be­­kennen, daß er im Interesse jener gewählten Herren, Yu der Sigung der nächstfolgenden Tagen wur­­den zwar allerdings von 51 Stimmzetteln wieder 28 Leer abgegeben, allein die Wahl trug dem nach Dial­­gabe der ausgefüllten 23 vollzogen. Dieser Preßburger Vorfall — wie wir ihn eben in Kürze geschildert haben — beweist zur Genüge, daß das ganze Verwaltungs-Ausflug-In­­stitut von den Munizipien des Landes perhor­­reszirt wird; und in Wahrheit: Es h­at auch gar seinen Zweck, die Verwaltungs-Ausschüsse haben seinen Wirkungskreis, leisten gar nichts Ge­­meinnüßiges und es ist wirklich Shhade um die tostbare Zeit, die man dort zubringt und einem edleren BZwede widmen künnte. Das Ministerium möge das ganze Institut modifiziren oder­­ aufheben, denn der ganze Verwaltungs-Ausschuß besigt nur zu einigen ganz unmesentlichen Dingen ein Man­dat, respektive so ziemlich Alles, was ihm zustimmt, beschränkt er auf simple Zusammenstellung ihm vorliegen­­den Materiales zu statistischen Daten, wozu aber Persönlichkeiten von Wissen, Thatkraft und politischer Bedeutung, die Besseres leisten könnten, zwecklos ausgewügt werden. L. S. Bom Tage. V Die Fortsetzung des Artikels»Zur bevorstehenden Beamtenrestauration«von Dr.W.brin­­gen wir erst in unserer nächsten Nummer· * Herr Bürgermeister Clozer trat heute Morgens eine Reise nach Warschau an, um daselbst seine dort engagirte Tochter die t­ rufsische Opernsängerin Frl. Adele Glozer, zu besuchen. Der Die neue Adjustirung der A­rmee Wie die "Bohemia" meldet, hat die neue Adjustirung der Armee bereits die allerh. Sanktion erhalten. Die Infanterie bekommt am Waffenrode zwei Reihen Knöpfe. Bei den Dragonern behalten Offiziere den bisherigen lichtblauen Waffenrod, jedoch mit zwei Reihen Knöpfen und Epauletten ; als Ueberrod erhalten sie einen Pelz wie die Husaren mit blauem Plüschkragen. Die Mann­­schaft erhält einen Spenser statt den Bloufen und da­­rüber einen ebensolgen Pelz und einen Waffenrad mit frapprothen Brustlag. Die rothen Hosen werden abge­­haft und dafür graue mit rothen Yampas eingeführt. Die Offiziers-Kartouchen werden auf das Doppelte er­weitert. Alle Dragoner-Regimenter erhalten frapprothe Aufschläge mit der Regimentsnummer auf den Knöpfen. Die Bloufen der Offiziere werden — wie wir bereits in einer früheren Nummer angedeutet haben — gänzl­ich abgeschafft und werden die Herrn Offiziere mit sogenannten „Spensern“ adjustirt, die nach Art der Bloufen unserer Honved-Offiziere passepoilirt und mit Metallknöpfen versehen sein sollen.­­ Marktverlegung. Der Gemeinde Ka­­pupar (im Oedenburger Komitat) wurde seitend des Mi­­nisteriums bewilligt, den für den 29. August genehmigten Jahrmarkt in Hinkunft am 15. Oktober abhalten zu dürfen. HITS «

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