Oedenburger Zeitung, 1881. Februar (Jahrgang 14, nr. 14-25)

1881-02-23 / nr. 23

= Bi (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Beprückten zur Mehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Frännumerations-Preise: Kür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das DBlatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionds­gebühren sind an die Redaction portofrei einzusenden. Redaktion:­­ Adminisration, Derlog, Expedition: Grabenrunde Nr. AM] Neugasse Nr. 18, im A. Stock. Einzelne Nummern Fosten wn Kreuzer. Inserate vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, in Wien, a. Budapest sowie in den Hauptstädten Deutschland ud der Schweiz. A. Oppelit, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Schaler, I. Wollzeile 12 Wien. 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So hochgespannt auch das Steresse der maß­­gebenden Freise sich den in nicht mehr allzu ferner Zukunft bevorstehenden Neichstagswahlen zumendet, so — 8 ist nicht zu leugnen — gering verhältniß­­mäßig ist die Theilnahme des großen Wolfes für einen Akt, von dessen günstiger oder minder günstiger Ent­­scheidung doch das Wohl und Wehe des ganzen Landes abhängig ist. Die Nation denkt eben; der oder der andere legislatorische Körper, gleichviel welcher, aber jeder wird Dir das Geld, das Du Dir so fauer erwirbt, aus der Zwasche nehmen, auf Zwecke, deren Erspringlichkeit Dir nicht erklärt und erläutert wird, — jeder Neidstag wird, sobald er der Ehrgeiz der jenseitigen auswärtigen oder Srieggminister fordern sollte, defretiren, daß Dein Sohn sein Herzblut für ebenso unbefinirbare und unserem Vaterlande unnüße Operationen (Siehe Bosniens Okkupation) opfern müsse und Dein Deputirter wird dazu mit dem Kopfe nnden, oder, wenn er zu den Gewissenhaftesten gehört, dagegen protestiren, allein zahlen wirst Du deßhald doch und Deine Kinder werden doch auf die Schlacht­­bank geschleppt. Darum sieht der größte Theil der ungarischen Nation ziemlich gleichgiltig und apatisch der nächsten Wahlkampagne entgegen. Laut „Magyarorság“ kann die Auflösung des jenigen Reichstag­s s­ehr bald er­­folgen, etwa im Mai, denn genanntes oppositionelles Organ schreibt: ‚Die Osterferien des Abgeordneten­­hauses künnen bis Mitte April dauern und dann ist­­ möglich, daß nach einigen unwictigen Sigungen das königliche Neffript verlesen wird, welches den Reichs­­tag schließt und der Nation das Necht gibt, si ein neues Abgeordnetenhaus zu wählen. Stünde die Sache wirklich so, daß in jeder Beziehung die Nation wählen, und nicht die Regierung wählen lassen würde, so konnte über das Resultat der neuen Wahlen sein Zweifel bestehen. Die Welt hat no f einen sc Ihmählichen Sturz gesehen, wie ihn die Stimme der Nation dem Tikaministerium zu Theil werden ließe. Aber obwohl im Grogen und Ganzen die Nation nicht frei wählen kan und dem Einfluß der­­ Regie­rung doch amtliche Projition und das mo­­ralische Uebergewicht, welches in den Städten die so­­genannte „Intelligenz (!)“ sich zu verschaffen ver­­steht, ein weites Feld eröffnet, so ist der Triumph der Negierung da zweifelhaft. Die Opposition braucht ja­nv um 20—25 Mitglieder stärker zu werden, und die Negierungspartei wäre sofort in der Minorität. Seit­­dem es dem ZTia’schen Regime gelungen ist, den par­­lamentarischen Abssolutismus­ einzubürgern, tritt immer mehr die Tendenz in den Vordergrund, die unabhängigen Skarafiere, die eine hervorragende Vergangenheit und Befähigung befigenden Vollzifer aus dem Parlamente zu verdrängen, denn zur Sicherung des parlamentarischen Absolutismus ist nur ein Parlament geeignet, das zum größten Theile aus Nullen ohne Willen und Talent besteht, dessen Majorität ihr Mandat nicht der Nation, sondern der Regierung vers­cankt. Mit fold’ einem Parlamente fann die Regie­rung machen was sie will, und sie fann der Nation, wenn sie murrt, hohnlachend in’s Gesicht jagen, sie habe es ja so gewollt, sie habe ihr die Majorität ges­wählt. Gegen diese Tendenz der Regierung sallen nun jene Wahlbezirke, wo die Unabhängigk­eits- und insbesondere jene Partei, zu welcher wir uns be­­nennen, nämlich die Partei der Städtebürger, noch einiges Gewicht hat, auf das Entschiedenste Front machen. Wir betrau­en den eventuellen Sieg der 1848er Partei natürlich als keinen Segen für das Land, denn er könnte möglicherweise zum Bürgerkriege führen und Ungarn abermals allen Schreden der Res­­olution überliefern, aber fast noch gefährlicher dürft uns der Fortbestand der gegenwärtigen Verge­waltigung der Nation durch die Regierungs-Mameluten. Es ist eine Thatsache, daß der geistige Horizont uns­­ers heutigen P­arlamentes darum gefunden ist, weil in demselben die meisten jener Sterne fehlen, die allein erleuchtend wirken könnten, nämlich treue, uns eigennügige P­atrioten, freie Bürger, freier Städte, welche nit nach Stellen im Staate hafhen, sondern das Bürgerthum, aus dem sie hervorgingen stark, mächtig und einflußreich wissen, die Autonomie, ihrer respektiven Baterstadt nie und nimmer antasten lassen wollen. ? Senilfelon. BEline. Ein kleines Genrebild aus der vornehmen Gesellschaft. Don Josef Maninger. (Sıluf.) „Schon bald nach den ersten, so wonnigen Mo­­naten unserer unglückeligen Ehe, die mich den Meinen — welche Dich Scheusal besser sunnten, als ich — entfremdete, war ich Zeugin Deiner empörenden Aus­­schweifungen. Du spieltest, spieltest hoch, weit höher als Deine Verbhältnisse e8 gestatteten, ich duldete es; Du betranfft Di im Kreise toller Schwärmer, Deiner Genossen, ich trug e8 mit Ergebung und sowieg. ALS e8 aber so weit fam, daß Du trug Deiner Stellung, Deines alten Adelsbriefes und der Rückichten, die Du Dir selbst geschuldet hättest, Deine Dir angetraute Frau vor den Domestiquen des eigenen Hauses herab» feßtest, indem Du schamlos mit Courtisanen prapiest, da weinte ich stille Thränen, denn der Mann meiner Liebe, der Abgott meiner Träume, fant tiefer und im­­mer tiefer; und das nennt ihr Lebemänner Tavaliere­­ment das Dasein geniegen ! — Was geschah aber dann weiter? .... . Kannst Du Dich noch jenes Ball­­festes erinnern, auf dem Du mich zum Gespötte der Gesellschaft machtest? Wo Du jede Rücksicht frech ver­­höhnend, am Arme jener Abentheurerin erschienst, in deren Schlingen Du gerathen warst und als si die durch die bloge Anwesenheit eines foigen Geschöpfes fon­kompromittirte Gesellschaft­sheu von Dir zurück­­zog und ih Di heimlich bat, wenigstens des lieben Scheines halber, dem Skandale ein Ende zu machen und mich hinweg zu führen, jenes seinem Soldjale überlaffend, da lautest Du laut und riefft für Diele hörbar: „Es Madame, unterhalten Sie sich nach Ges fallen, stören Sie aber auch mein DV vergnügen nicht.‘ Nun denn, ich habe von da ab Deinen Wald getreulich befolgt. Hinein gestürzt bin ich gedankenlos und abges­­tumpft in den ‚Strudel wüster Freuden. Mit einer eisigen Kruste um mein armes, getäuschtes Herz, jag ich Bergesfenheit aus dem Strome des Genusses, betäubt habe ich mich in Liaisonen, deren flüchtiger Neiz als Bodentag den Edel und die Schande zurücklaffen. Ich habe gleich Dir geschweigt und mich erniedrigt glei Dir. Ich opferte den Sinnen, denn das Herz, das tieffühlende Herz, hatte seine lautern, reinen Triebe von roher Hand zerpflückt und zertreten fehen müssen und die Aluftonen meiner einst so gläubigen Seele wurden eine um die andere duch Dich vernichtet Und heute — heute stehe ich, ein verbuhltes, gefallenes Meib, sich selbst zur Last und den Kreisen, denen ich angehöre, zur Zielscheibe, gerechter Schmähungen dienend­­... Du jedoch gingst inzwischen den Weg, den Du Dir selbst eröffnet Haft. Dein Vermögen war bald ver­­schweigt, Wechselschulden halber wurdest Du Faffirt. Du fuhrest Dich, wie ich höre, dann als Hauslehrer zu fristen. Deine magere Börse aber, an Haushal­­tung nit gewöhnt, erschöpften immer und immer wie­der Deine lasterhaften Neigungen. Statt des Chams­pagnerd von ehedem, betäubte dann der Branntwein, statt der eleganten (!) Libertinage, die roheste Ausartung Deine Sinne und jegt, von allen Mitteln entblößt, ein Auswürfling verächtlichster Sorte, jetzt riefft Du mich zu Hilfe, mich, mit deren Glaf Du ein fre­les Spiel getrieben, deren Ehre Du bejudelt, deren Leben Du für alle Zeit vergiftet Hast ..... Hier nimm, nimm die Texten Messe meines Ver­­mögend und überlasfe mi hilflos dem Mangel und der Schande Deinen Namen tragen zu müssen. Nimm! aber hebe Dich hinweg von mir und sei ver­­flucht !* — Mit diesen Worten warf Seline eine volle Brieftasche zu den Füßen ihres Gatten. „Um Gottes Barmherzigkeit willen, halte ein, Selinel rette mi vor mir selbst, Du kannst es. Wir wollen ein neues eben beginnen und... . „Rimmermehr “ unterbrach ihn das in seinen tiefsten Gefühlen empörte Weib „lebe, lebe glüclich, wenn Du fannst, mich siehstt Du nie, nie wieder.“ Ist das Dein letes Wort : „Mein Letes !"­­ Der Fremdling wankte zur Thüre hinaus.Se­­line aber begrub ihr Antlitz in den Händen und schluchzte krampfhaft. Plötzlich wurde im Nebenzimmer ein Schuß acs gefeuert.Ihm folgte ein stark erschütternder Schrei und­­­ Seh­ne brach leblos zusammem Wirth und Kutsche reilten herbei.Im Nebeni­lokale fand man Baronv­ K..,unseren Fremd­­ling,entseelt.Die Kugel war ihm m­itten durch’s Herz gedrungen und der Tod augenblicklich eingetreten. In der Gaststube bemüht­ man sich vergebens seine Gattin in’s Leben­ zu rufen.Der Arzt konstatirte den Herzschlag. So hatten sie denn Beide,zwischen deren Hers­zen das Leben eine unüberwindliche Scheidewand ge­­stellt,im Tode Vereinigung gefunden und war an Seh­nen mit dem letzten Hauc jedoch die echte,sich niederläng­ende Weiblichkeit zum Durchbruche gekommen. Es hatte sich eben wieder ein Drama,eine jener Geschichten,wie dieselben täglich,vielleicht stündlich auf der großen Schaubühne der Gesellschaft,nur an vers­­chiedenen Orten in mehr oder wenigeredeanarias­tionen in Szene gesetzt werden,abgespielt,ein warnen­­des Beispiel für die jüngere Generation und eine Er­­innerung an das Wahlwort des Dichters: »D’rumprüfe,wer sich ewig bindet, Ob sich das Herz zum Sean findet, Der Wahn ist kurz, die Heu’ ist ang." — Besonderergieachtung empfehlen wiruufem heutigen zweiten Miitek die Bürgermeister-Frage betreffend. es er u­ni MEERE . Er

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