Oedenburger Zeitung, 1882. Februar (Jahrgang 15, nr. 27-49)

1882-02-25 / nr. 47

I XV. Zafrgang. Ordenb­urgerzeikung examstax zazeoruarissz (vormals „Redensburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bebrühten aur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” u Az. 47. Ist­ Midas Vlättik bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administeation, Verlag und Inseratenaufnahme; Buchdrucerei­­, Romsvalter & Sohn, Grabenrunde 121, KT Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. Inserate vermitteln: In Wien: Sofenfein , Bogler, Walls nicgafse 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1., Wollzeile 12, N. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dufes, 1, Nies­mergafse 12. In Budapest: Saulus Sy. Dorotheagafse 1, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. U. Goldberger, Servitenplag 3. 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Unter unseren Parlamentarieren sind gefährliche, ja gemeinschädliche Leute: solche, die dur ihre An­­träge und jeden Hunderten von Familien den Morgen- oder Staufenkaffee entziehen, weil sie ihn unmenschlich vertheuern; solche wieder, die der darbenden Nächherin, den ohnedieß spärlicen Vers­dienst verkürzen, weil sie den Leuchtstoff, dessen die arme Arbeiterin zum nächtlichen Ermwerbe braucht, derart im Preise erhöhen, daß sich die Nachtarbeit gar nicht mehr rentirt und die so hart Bedrängte zur­­ Prostitution greift. Andere Parlamentarier wieder eifern gegen die obligatorische Zivilehe und fördern einestheils dadurch das Konkubinat, anderseits erschweren sie die Eheschliegungen, be­­ziehungs­weise V­erfolgung der jungen ungarischen Bürgerinnen, die selbst dann nur immer einen Mann finden, wenn sie einige Mitgift besigen, ohne D­ieselbe aber nur in den alferseltensten Fällen. Auch gibt es solche Parlamentarier, die Allem und Jedem das Wort reden, was gegen das gute Einvernehmen zwischen den wirklichen magyarischen Landeskindern und den wohl anderssprachigen, aber ebenso gut patriotisch ges­­innten Bewohnern Ungarns, vorgebracht wird, damit nur ja die nationalen Hegereien im Lande stets neue Nahrung finden. Diese genannten Ab­­geordneten, das sind die [HäDlihen Zungen: dreicher ; allein wir haben auch eine ziemliche Portion versärobener Köpfe unter ihnen und Diese Querköpfe vertreten das Humoristische Ele­ment im Reichstage, freilt fehr zur Unzeit, denn der Scherz (felbst der parlamentarische) muß seine Grenzen, seinen rihligen Moment und vor Allem eine korrekte Grundlage haben. Daran dachte wohl das Dioskurenpaar Sa­­lay und Sztoczy mit, als sie beide vor wenigen Tagen in der Absicht, das Haus um jeden Preis laden zu machen, Anträge einbrachten, die ihnen selber den Stempel der Läcerlichkeit aufbrüchten und dabei der Meputation Ungarns abträglich sein konnten.­­ Die Zeit der beiden famosen Anträge, „fremd­­ländische Firmatafeln zu besteuern und die Gleis­berechtigung der Juden aufzuheben“, war schlecht gewählt. In einer Zeit, wie die gegenwärtige, wo auf allen Seiten Europas Berge von Zündstoffen auf­­gehäuft sind und freche Hände sich bereits dräuend regen, um dieselben und durch sie ganz Europa in Brand zu stehen, wo ein Gneral-Brandstifter nach dem andern die Bühne der Oeffentlichkeit besteigt, um Krieg und Mord gegen Deutschland und DOesterreiche-Ungarn zu predigen, wo und vom Aus­­bruch eines europäischen Krieges nichts anderes mehr trennt, als die Unschlüfsigkeit und Zaghaftig­­keit, oder sagen wir die Friedensliebe de Zaren und die sehr dünne Demarktationslinie zwischen Theorie und Praxis, in einer solchen, so schwere Ereignisse bergenden Zeit, sollte man wohl meinen, daß er die Aufgabe Ungarns dieses in die Mitte Europas eingeteilten und von lauter Feinden um­­gebenen Staates wäre, das Band, welches seine Bewohner verschiedener Konfessionen und Sprachen verbindet, zu festigen und mit skruipulösester Ge­­wissenhaftigkeit dafür zu sorgen, daß nicht der allergeringste Anlaß zur Loderung des freundschaft­­lichen Verhältnisses zwischen sämmtlichen Landes­­bürgern gegeben werde. Anstatt deffen, was sehen wir ? Dran sefe nur die Berichte aus dem Parla­­mente und immer wieder stößt man auf Mitthei­­lungen die ung beweisen, daß dasselbe in seiner Mitte Männer hat, die ebenso selbstvergessen als unpatriotisch mit solchen Anträgen an die Geiet­­gebung herantreten, die darauf abzielen, das gute Einvernehmen und den Frieden unter den Ber­wohnern Ungarns zu stören, die Nationalitäten und Konfessionen an­einander zu hegen und was das Allershlimmste ist, Ungarn dem Auslande ge­genüber zu kompromittiren. E83 ist nit genug, wenn solche dumme An­­träge, wie der dem Landtagsabgeordneten Szalay auf die Besteuerung der fremdsprachigen F­irmas­tafeln oder ded Abgeordneten von Ruma auf Auf­­hebung der Gleichberechtigung der Juden abgelehnt werden und die Majorität fammt den Meinistern wie ein Mann sich erheben, um den Antragstellern das Unzieimäßige ihrer Anträge zu beweisen. Solche Käuze müßten vom Neichstage alle Reiche­­feinde gebrandmarkst und ein für allemal unfäh­­lich gemacht werden. Der wären das etwa nicht Feinde Ungarns, die so vermessen sind, Uneinigkeit in den Weihen der Bürger stiften zu wollen in einer Zeit, in welcher die Einigkeit um jeden Preis erhalten wer­­den sol und muß! E3 unterfängt sich ein Abgeordneter Ungarns Rußland als Beispiel anzuführen, jenes perfide und rohe Rußland, welches Feine andere Absicht hat, als Ungarn zu zertreten. Und ein solcher Ab­­geordneter wird überhaupt noch angehört ! Die Bevölkerung Ungarns, namentli­cher aberbautreibende Theil derselben, kennt zwar Feine Religionsverfolgungen ; wenn Zipa erklärt, das in Ungarn folche skandalöse Hegen, wie sie in Ruß­­land und Deutschland zu Hause sind, unmöglich Bolf der Magyaren Fennt ; nichtsdestoweniger aber wäre es durchaus Fein Wunder, wenn folche aufs rührerische Neden, wie die des P­arlaments-Narren Siteczy sind, manche unliebsame Folgen hätten. Es gibt harmlose Narren und gefährliche Narren. Erstere läßt man ungestört dur die Gaffe gehen, ihre Narrheit fällt Niemanden zur find, beweist das am besten, daß er das tolerante­­­­ EMEEEEERSEEISEES­EEE SREEEEEESEREEEERESEEESEENEEEEREBBE BER geuilfelen. Der Kampf um’s Dasein ! Shidfale und Erlebnisse zweier Zeitgenossen. Nach Thatsachen erzählt von Harry Glofter. Alle Rechte für den Autor vorbehalten (Fortlegung.) Wiederum erfolgte eine längere Baufe, während welcher beide Männer im Nachdenken verm­nten, einander schweigend gegenüber jagen. „Hat Ihr Freund seinen Retter gesehen oder gesprochen “" begann endlich der General. „Gesprochen hat er ihm mit“, erwiderte der Hotelier, „wohl aber gesehen.“ „Wie geht’s Ihrem Freunde ?“ „Der Arzt meint, er werde den nächsten Morgen nit überleben.“ „Führen Sie mich zu Ihrem Freunde. — Doch vorher werde ich meinem Diener einen Auf­trag geben.“ „Bitte, ich werde ihn Holen." Der Kammerdiener des Grafen kam: „Du, Werner, gehe zu meiner Tochter hinauf und sage ihr, sie möge Toilette machen und mit Bibtor warten, bis ich Beide abholen werde; dann läßt Du Di in die Appartements des Grafen Koczinski führen und überreicht demselben diese Karte:" Der General schrieb auf eine Bili­karte einige Worte, gab erstere in ein Kouvert und hän­digte das Billet dem Diener ein. „Die Antwort bringst Du mir hieher. Bin ich bei Deiner Nachkunft noch nit da, so erwartest Du mich.“ Werner verbeugte sich und ging, den Auftrag seines Herrn auszuführen. „Und nun zu Ihrem Freunde“, sagte Graf D. Fig Walde oder vielmehr Graf Bogumil Sobieslawski lag mit halbgeschloffenen Augen und angegurtet an seinem Bette. Zu seinen Häupten kniete der alte treue Yaroslav, dem die helfen Thränen über die Baden rannen. Der Arzt fühlte den Puls und zählte mit besorgter Miene die Schläge desselben. „Syn zwei Stunden wird er erwachen“, sagte der Heilkünstler leise, gleichsam zu fi selbst. „Rettung ist feine mehr zu hoffen. Graf D. und der Hotelier waren geräuschlos in’8 Zimmer getreten und hatten die Worte des Arztes vernommen. „Glauben Sie, Herr Doktor, daß Ihr Pa­­tient no einmal zur vollen Besinnung kommen wird ?" fragte der General den sich vom Lager des Kranken entfernenden Arzt. „Ich hoffe es!" „Und ist gar seine Aussicht vorhanden, ihn am Leben zu erhalten ?“ „Nein, es ist Meningitis eingetreten. Das Nervensystem ist zerrüttet, die Gehirnhaut entzündet. Würde der Patient leben bleiben, so müßte er in eine Irrenanstalt gebracht werden. I­ch hoffe, daß er m wenigstens die legten Augenblicke seines irdi­­igen Daseins bei vollem Bewußtsein verbringen wird.“ „Dann habe ich Feine Zeit, zu verlieren", be­­merkte Graf D. „Wollen Sie vielleicht so freund­­li sein, dem Heren Doktor das Nöthige mitzus­theilen ?“ wandte sich der General an den Hotelier. „Ich werde mittlerweile den Retter ires Freundes aufsuchen und mit ihm und dem jungen Panne in zwei Stunden wieder hier erscheinen.” „Der Herr Doktor kennt bereits die ganze Geshh­te meines Freundes. Er hat denselben fon einmal behandelt.“ „So ist es", bestätigte der Arzt. „Dann gibt es also Hoffentlich kein Hinder­­niß, um Sohn und Retter des Patienten demselben vorzuführen ?* „Ich wüßte feines. Eine Aufregung kann dem Kranken weder mehr nügen, noch schaden." — Der General begab sich zum Grafen Koczingti, mit welchen er eine mehr als einstündige Unter­­redung hatte, und suchte dann von diesem begleitet, seine Zocter und den jungen Mann auf, welcher ihn bis nun „Papa“ genannt hatte, nämlich Dil­­tor Walded. (Sortfegung folgt.)

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